Mr.Crime68 schrieb:Was haltet ihr von der Theorie, dass es sich hier um einen mißglückten erweiterten Suizid handelt?
Halte ich persönlich für mehr als unwahrscheinlich.
Nicht nur weil sich selbst am Hals rumzuschneiden als Selbsttötungsmaßnahme eher unwahrscheinlich wirkt, vorallem wenn sie angeblich depressiv war. Da gibt es durchaus Mittel und Wege sich geeignete Medikamente zu besorgen.
Desweiteren hat sie selbst den Notruf getätigt und die Manipulation des Tatortes ging doch auch deutlich über "sich statt Suizid ne Geschichte ausdenken" hinaus.
Für mich schreit das nach Planung und das sie sich sehr sicher war mit dem Mord an ihren Söhnen davonzukommen.
Platte schrieb: Vielleicht gab es derartige Streitereien mit Schlägen des öfteren. Und schließlich ist ein Streit derart eskaliert, dass sie ihre Drohungen wahr gemacht hat. Dann wären beide gefühlt schuld,was das Verhalten und Zusammenhalten nach der Tat erklären könnte.
Ne... Sie lebt nicht in irgendeinem Land mit Frauenunterdrückung, sondern in einem Land in dem man die Polizei rufen und einen gewalttätigen Partner aus dem gemeinsamen Haus entfernen lassen kann und wenn man sich das nicht traut dann kann man seine Sachen packen und mit oder ohne Kinder ins Frauenhaus gehen.
Selbst wenn er sie misshandelt hätte, dann würd ich ja durchaus "selbst schuld" sagen, wenn sie ihm etwas getan hätte, aber im vorliegenden Fall ist auch "gefühlt" derjenige für mich schuld der ziemlich brutal zwei kleine Jungs abgestochen hat und niemand sonst.
Harmonmaus schrieb: Ich finde aber dass sich ein Mensch so selbst nur sehr schwierig verletzen kann.
Wo ist das Problem? Eigentlich ist bei der Schnittrichtung ihrer Halswunde und der Art wie geschnitten wurde sogar alles andere eher unwahrscheinlich.
Um eine Schnittwunde am Hals so aussehen zu lassen wie ihre muss derjenige der geschnitten wird absolut ruhig halten und das obwohl da sehr langsam geschnitten wurde und es sogar aussieht als sei zwischendurch abgesetzt wurden.
Ein Fremdtäter hätte auch gar keinen Grund gehabt sie überhaupt anders anzugreifen als ihre Söhne und auf die wurde eingestochen, nicht langsam geschnitten.
Außerdem kommt es mehr als selten vor, dass jemand ein derartiges Massaker verübt ohne sich selbst zu schneiden (bei den Kindern mag das gehen, aber nicht wenn man ein Opfer hat das kämpft) aber nirgendwo wurde Blut gefunden das nicht zu Darlie oder den getöteten Kindern gehörte.
Harmonmaus schrieb:Aber Polizei und Staatsanwaltschaft haben auch Fehler gemacht.
Und die wären? Der einzige Fehler meiner Ansicht nach war diese völlig unnötige Stimmungsmache mit dem silly string video.
Aber mich stört es grundsätzlich wenn als Grund für einen Verdacht angegeben wird "Der Verdächtige hat nicht so reagiert wie man es bei dem vorliegenden Trauerfall erwartet."
Dazu habe ich viel zu oft gesehen WIE unterschiedlich Menschen mit Trauer oder Traumata umgehen.
Die Indizenlage war von Anfang an solide genug um eine Jury zu überzeugen, da fand ich den Einsatz dieses Videos einfach nur daneben.
Aber ansonsten sind mir keine Fehler bekannt.
Eintagsfliegin schrieb:ihr scheint es wohl immernoch lieber zu sein, sich für unschuldig zu halten..
So unterschiedlich können Eindrücke sein. Ich hatte nie das Gefühl das sie sich selbst für unschuldig hält.
PommesAgnum schrieb:Diese Frau ist ein abgrundtief,bösartiger Mensch.
Das ist Ansichtssache. Ich persönlich glaube nicht an das "Böse" das ist mir irgendwie zu religiös angehaucht.
PommesAgnum schrieb:Warum dann noch der offensichtliche Zuschauer dieser Schlachtplatte,also der Götter-Gatte frei rumlaufen darf,entzieht sich mir vollends meiner Kenntnis.
Das kann ich Dir ganz einfach erklären, das der frei rumrennt hat einen ganz einfachen Grund:
Ihm konnte keine Straftat nachgewiesen werden.
Ich finde das das ein guter Grund ist. Das es nur mittelmäßig wahrscheinlich ist, dass der so gar nichts von ihren Planungen mitbekommen hat spielt einfach mal keine Rolle, denn wenn man jemanden einsperren will muss man ihm schon nachweisen was er verbrochen hat.
Mit einer Psychopathin verheiratet zu sein ist ja nicht strafbar und das ist das einzige was man ihm fraglos nachweisen konnte.
PommesAgnum schrieb:Warum er dieser"Frau"überhaupt erst eine Bühne bietet,lässt mich auch nur auf das fortschreitende Alter(doku2012,naja) mit einer aufkommenden Demenz erklären.(oder der"Kinski"hat Ihm was in's Ohr...egal)
OT, aber einfache Frage:
Warum kannst Du nicht einfach schreiben "Ich persönlich versteh nicht warum er ihr eine Bühne gibt." ? Warum ist es für Dich so wichtig eine Formulierung zu wählen die klarstellt, dass es Dir nicht reicht für Dich zu sprechen sondern das Du eigentlich der Ansicht bist mit Deiner allgemeingültigen Meinung für alle sprechen zu müssen und statt einfach anzunehmen, dass der Macher dieser Doku vielleicht einfach mal andere Ansichten hat als Du setzt Du lieber voraus, das er (wie in Deiner Welt wohl jeder der nicht Deiner Meinung ist, zumindest scheint es so) dumm oder krank sein muss.
Für mich z.B. ist die Antwort auf die Frage warum er diese Doku gemacht hat weder mysteriös noch verwerflich:
Das Interesse an dem Fall ist da, allein die Existenz dieses Threads weist darauf hin. Wenn ein Kriminalfall öffentliches Interesse weckt, dann wird gerne darüber berichtet, das ist irgendwie der Job von solchen Medien.
Und wenn man über einen Fall berichtet, dann gibt es im Wesentlichen zwei Wege der Berichterstattung:
1. Man sucht gezielt nur das Material raus das man für möglichst objektiv hält
oder
2. man versucht mit den Menschen zu sprechen die persönlich mit dem Fall zu tun haben.
Dokus die mehr oder weniger die objektiven Fakten auflisten gibt es bereits und deswegen hat er eben eine gemacht die sich mit der Aussage der Verurteilten beschäftigt.
Finde ich ne gute Sache, weil es all denen die sich intensiv mit dem Fall beschäftigen möchten nochmal andere Einblicke bringt.
Das ist halt auch grade im Hinblick auf deine andere "Frage" (sofern man eine Frage die nur eine einzige Antwort akzeptiert überhaupt so bezeichnen kann) durchaus nicht uninteressant:
PommesAgnum schrieb:Ist mir da was entgangen?Jedem,der hier nur etwas oder irgendwie zweifelt,dem spreche ich ganz offiziel seine geistigen Fähigkeiten ab bis 3 zählen zu können.
Zum Glück kann ich damit leben wenn mir jemand den ich gar nicht kenne die Fähigkeit zu denken abspricht
;) (Wie wird man eigentlich so unsicher, das man nicht nur unfähig wird andere Meinungen zu respektieren sondern durch derartige "Drohungen" versucht jeden mit einer anderen Meinung davon abzuhalten sie kund zu tun? passiert das wenn man nicht lernt wie man eine Diskussion führt oder ist das eine bewusste Entscheidung?)
Aber interessant ist doch tatsächlich, dass das Vorhandensein der Todesstrafe die Bereitschaft eines Schuldspruches "ohne jeden Zweifel" beeinflusst.
Wie bei den meisten Mordfällen gibt es hier nur sehr wenige Beweise. Niemand hat gesehen wie sie ihre Kinder erstochen hat usw. Alles was bleibt ist die Indizien zusammenzuzählen. Tut man das, dann kommt man (zumindest die meisten Menschen, mich eingeschlossen) zu dem Schluss, dass diese Frau ihre kleinen Söhne ermordet hat.
ABER "sich hinreichend sicher sein das es so war" und jemanden "beyond a reasonable doubt" schuldig zu sprechen in einem Verfahren das ein Todesurteil nach sich ziehen könnte.. DAS sind zwei paar Schuhe.
Beim deutschen Justizsystem bei dem sie "lebenslänglich" bekäme und nach etwa 20 Haftjahren einer möglichen Entlassung entgegensehen würde hätte ich absolut keine Probleme sie schuldig zu sprechen.
Da reichen mir die Indizien aus und ich wäre bereit das "Restrisiko", dass sie doch unschuldig ist einzugehen, einfach weil ich mir einen anderen Täter hier nur unter Umständen vorstellen kann unter denen sie eben diesen Täter bedingungslos zu decken bereit ist und mir das als "selbst schuld" ausreicht um lebenslang in den Knast zu wandern.
Aber hier steht die Todesstrafe im Raum.
Das echt endgültige und nicht reversierbare Ausknipsen eines Lebens.
Abgesehen davon dass ich die Todesstrafe sowieso ohne jede Ausnahme komplett ablehne würde es für mich, säße ich in einer Jury durchaus einen riesen Unterschied machen ob ich jemanden aufgrund der vorliegenden Indizien in den Knast schicke oder in den Tod.
Den 100% wasserdichten Mordfall gibt es doch absolut selten. Da reichen mir meistens nicht einmal Augenzeugen oder Geständnis.
Es gibt nur wenige Mordfälle bei denen ich 100% sicher bin, dass kein anderer Tathergang auch nur im Bereich des Möglichen liegt.
In den meisten Fällen schaue ich mir die Indizien und Beweise an und wenn das alles gut zusammenpasst und alle anderen Möglichkeiten so surreal und bescheuert sind dass ich sie für mehr als unwahrscheinlich halte komme ich zu dem ganz persönlichem Schluss einen fairen Schuldspruch vor mir zu haben.
Aber das gilt eben für Haftstrafen. Verurteilte denen man zwar ihre bisherige Haftzeit nicht wieder geben kann aber sie noch auf freien Fuß setzen sollte sich herausstellen, dass eine dieser Möglichkeiten die zu bescheuert klang um realistisch zu sein eben doch real war.
Und HIER ist er, dieser minimale, winzigkleine Restzweifel, der mich bei einer Verurteilung zu lebenslanger Haft bei der Indizienlage im Routierfall nicht stören würde, den es aber meiner Ansicht nach bei der Todesstrafe nicht geben sollte.
Wenn man es so sieht sollte bei Verfahren bei denen die Todesstrafe im Raum steht, das "Im Zweifel für den Angeklagten" SEHR groß geschrieben werden, was die Todesstrafe in meinen Augen dann wieder völlig unsinnig macht, weil das fast zwangsläufig bedeuten würde, dass man Menschen bei denen es wahrscheinlich ist, dass sie ein außerordentlich übles Verbrechen (sonst stünde die Todesstrafe nicht im Raum) begangen haben "aus Mangel an Beweisen" laufen lässt und zwar bei einer Indizienlage mit der man einen Drogendealer ohne zweimal nachzudenken für 15 Jahre in den Knast schicken würde.
DAS ist es was an dem Fall interessiert, dazu führt das Menschen Dokumentationen drehen und selbst die Menschen zum Zweifeln anhält die Darlie Routier eigentlich durchaus für schuldig halten.
Ohne diese Todeszelle wäre dieser Fall sehr viel weniger "spannend", da bin ich mir ziemlich sicher.
Einfach weil bei einer lebenslangen Haft wohl nur sehr wenige Menschen überhaupt Zweifel hätten.
Aber bei einem Todesurteil eine unrealistisch klare Beweislage zu fordern und Zweifel zu haben die sonst nicht existieren würden. Das, so behaupte ich mal, ist absolut menschlich.
Gymli schrieb:Was mich etwas nervt ist, dass er insistiert, wenn die Beteiligten den Tätern das Menschliche absprechen.
Viel Menschliches hat auch Darlie Routier nicht.
Ich denke das ist einfach eine Definitionsfrage.
Ich finde sie durch und durch menschlich. Aber für mich ist eben nicht nur alles Gute "menschlich" sondern auch Grausamkeit, Egoismus usw.
"Mensch sein" bedeutet für mich nicht "gut" oder "böse" zu sein, sondern zu WÄHLEN für was ich einstehe.
Wir sind nun einmal eine sehr facettenreiche Spezies und auch wenn ich verstehen kann, dass vielen Leuten unwohl dabei ist aber auch derartige Taten sind "menschlich".
Kommt ja auch aufs Motiv an. Geld z.B. wäre ein mehr als nur menschliches Motiv. In diesem Fall finde ich aber Geld als Motiv eher abwegig; sondern vermute, dass sie das Motiv für sich behalten wird. Vielleicht etwas ganz banales wie "Mein Leben ist nicht so wie ich es gerne hätte und ohne meine beiden älteren Söhne wäre es angenehmer." Wäre nicht schön aber leider durchaus auch "menschlich". Je nachdem was für eine Sorte Mensch man zu sein wählt.
Gymli schrieb:Die Frage nach der Todesstrafe stellt sich nicht. Ich bin strikt dagegen.
Die Frage nach der Schuld der Frau stellt sich aber auch nicht.
Wie ich oben schrieb denke ich, dass das für viele einfach schwer zu trennen ist.
Ich denke nicht, dass es viele Menschen gäbe die an ihrer Schuld zweifeln würden stünde nicht diese "unmenschliche" Strafe im Raum.
Sherlock_Fuchs schrieb:Habe die Doku von Werner Herzog auch gesehen; Sie wird im Gefängnis ja auch als hochgradig suizidal eingestuft.
Das ist richtig, aber das muss nicht heißen, dass sie das zuvor auch schon war.
Ich bin mir ausreichend sicher, dass sie weiß das das Spiel aus ist. Ihr wird bewusst sein, dass es durchaus passieren kann das ihr Todesurteil in "lebenslänglich ohne jede Chance auf Bewährung" umgewandelt wird, aber es einen Freispruch nicht mehr geben wird.
Ihr Plan mit dem Mord an ihren Söhnen davon zu kommen und ihr Leben zu gestalten wie immer sie es sich ohne diesen Ballast erträumt hat ist gescheitert.
Ich denke WENN sie wirklich suizidal ist, dann deswegen und nur deswegen.
Harmonmaus schrieb: Und nach den Kontakten zu Ihrer Familie kann ich sagen, dass dort alle noch immer an den Unbekannten glauben.
Das wundert mich auch gar nicht. Ihre Mutter (und ich glaub das andere war ihre Schwester) scheinen sie sehr zu lieben und nicht wahr haben zu wollen, dass jemand den man liebt und zu kennen glaubt zu so etwas fähig ist ist ebenso "menschlich".
Forneus schrieb:Frage: ist erwiesen, dass dieses Messer der Familie Routier gehörte?
Soweit ich mich recht erinnere war es Teil eines Messersets.
Also _könnte_ ein Eindringling durchaus das gleiche Messerset besessen haben und zufällig das einzige Messer des Sets mit an den Tatort bringen das zufällig bei Routiers Messerset fehlt (sonst wären da ja zwei davon gewesen).
Theoretisch nicht unmöglich, praktisch mehr als nur unwahrscheinlich. Wenn man sich ein Messer mitnimmt um irgendwo einzusteigen dürfte die Wahl auch statistisch betrachtet nicht sonderlich oft auf ein Brotmesser fallen.
Forneus schrieb:Frage: Konnte man anhand der Blutspuren nachweisen, dass auf Darlies Kleidung zuerst das Blut der Kinder war und erst danach ihres?
Sowas ist auf Textil fast unmöglich festzustellen. Aber was man feststellen kann ist ob ihre Kleidung nur passiv beblutet wurde oder auch beschleunigte Spritzer drauf sind für die man zumindest sehr nah an dem Tatgeschehen sein muss und soweit ich mich richtig erinnere gab es solche Blutspuren auf ihrer Kleidung.
Forneus schrieb:Frage: Kam er letztlich mit der Krankenschwester zurück?
Weiß ich nicht, würde aber auch nicht viel heißen wenn nicht, manchmal sind Menschen nicht zu Hause oder werden nicht wach wenns nachts klingelt.
Forneus schrieb: was mich an Darlies Schuld zweifeln lässt, sind ihre Verletzungen. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass man sich solche Verletzungen selbst zufügen kann.
Siehe oben dazu.
Die Art ihrer Verletzung macht eine Selbstbeibringung sehr wahrscheinlicher als eine Fremdeinwirkung.