@Arsonist Was das zeitliche Zusammentreffen ungeklärter Morde in der Gegend von Baumholder mit Dahmers dortigem Aufenthalt angeht, gebe ich dir recht, dass das - wenn es ein Zufall ist - ein ziemlich irrer Zufall ist. Andererseits war Dahmer von Jugend an ausschließlich auf Männer fixiert; er hatte meines Wissens zeitlebens keinerlei sexuelles Interesse an Frauen. Sämtliche bekannten Opfer Dahmers waren Männer. Warum sollte er nur und ausschließlich für die Zeit seiner Stationierung in D auf Frauen umgeschwenkt haben? Das spricht für mich entscheidend gegen einen Zusammenhang. Bei ungeklärten Männermorden sähe die Sache anders aus.
Berücksichtigen sollte man vielleicht auch, dass Dahmer nach seiner Ergreifung geständig und kooperativ war. Er gab auch Morde zu, die man ihm ohne sein Geständnis wahrscheinlich nie hätte nachweisen können. Für die Zeit seiner Stationierung in Deutschland hat er keine Morde gestanden. Vielleicht stimmt das einfach. Oder er hat es verdrängt, oder Filmriss, alkoholbedingt.
Brian Masters (The Shrine of Jeffrey Daher, dt.: Todeskult, Rowohlt 1995) handelt Dahmers Zeit in Baumholder relativ kurz ab, berichtet aber am Ende des dritten Kapitels (Seite 92 der deutschen Taschenbuchausgabe) immerhin eine "verdächtige" Episode:
"Zu Thanksgiving im November 1979 luden Carlos Cruz und seine Frau einige der jüngeren Soldaten für das traditionelle Festmahl zu sich nach Hause ein. (Cruz diente im selben Sanitätstrupp in der Krankenstation des Bataillons.) Unter den Gästen waren auch Dahmer und ein Soldat namens Preston Davis. Während des Essens begann es draußen heftig zu schneien, und Cruz meinte, dass es klüger wäre, wenn alle im Haus übernachteten. Aus irgendeinem Grund kam es zwischen Dahmer und Davis zum Streit, und Davis brüllte ihn an, er solle verflucht nochmal machen, dass er nach Baumholder zurückkäme. Jeff beschloss, genau dies zu tun, und er trat um 22 Uhr 30 still und leise hinaus in den Schnee. Baumholder lag acht Meilen entfernt, hinter einem Berg, und es war eisig kalt. Als Cruz bewusst wurde, was passiert war, suchte er eine Viertelstunde lang nach Dahmer, doch dann trieb ihn die Kälte zurück ins Haus, und er zog sich dickere Sachen an. Er ging wieder raus und suchte eine weitere halbe Stunde nach Dahmer, bis er schließlich aufgab, weil er annahm, dass Jeff wohl ein Taxi gefunden hätte, das ihn zurück nach Baumholder brachte. Vier Stunden später stand Jeff wieder vor der Tür. Davis rief "Hier ist das Waisenkind!" und sie alle hießen ihn wie einen Heimkehrer willkommen. Er wirkte verwirrt, benommen, geistesabwesend. Außerdem hatte er seine Brille verloren. Entgegen ihren Erwartungen fühlte sich seine Jacke nicht sonderlich kalt an, noch schien er so mitgenommen zu sein, wie man das bei jemandem annehmen würde, der vier Stunden bei Temperaturen unter Null im Freien zugebracht hatte. Cruz nahm ihn mit in die Küche, wo er sich ausgiebig die Hände wusch. Cruz vermeinte, Blutspuren auf seiner Kleidung zu entdecken. Schließlich setzte Jeff sich hin und starrte auf den Küchentisch. Er erzählte Cruz, dass er sich nicht erinnern könne, wo er gewesen sei oder was er getan habe, dass er jedoch vermute, dass es "etwas Schlimmes" gewesen sein musste."