hier ein spiegel-artikel aus dem jahr 1986, der sehr gut zeigt, welch eine stimmung damals herrschte.
ich kann nur empfehlen, ihn komplett zu lesen.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13521369.htmlErbarmungslos offengelegt wurden Szenen einer Ehe. Monika Weimar bekannte, "daß es die große Liebe mit dem Reinhard nicht war"; sie habe aus Furcht geheiratet, "daß ich keinen anderen finden würde". Ihr Mann habe sich "nie um die Kinder gekümmert", ständig wegen des Haushaltsgeldes gezetert und sich nur für "seine Hobbies" Tennis und Kegeln interessiert.
Reinhard Weimar munkelte von "komisch schmeckendem Mineralwasser" am häuslichen Mittagstisch und ließ durchblicken, seine Frau, gelernte Krankenpflegerin, habe ihn womöglich schonlange vor dem Tod der Töchter mit Tabletten vergiften wollen.
Gegen die Mutter, deren Freundschaft zu einem US-Soldaten im Dorf nicht verborgen geblieben war, kamen Ressentiments auf. "95 Prozent der Philippsthaler", weiß der Bürgermeister, "halten die Mutter für die Mörderin" - nicht wegen der Indizien, sondern wegen ihres Lebenswandels. Ihr Bad Hersfelder Anwalt Wolf-Rüdiger Schultze bekam Schmähbriefe, adressiert an die "läufige Hündin", die "Ami-Hure".
Dem Vater dagegen, im Bergbau beschäftigt wie die meisten, traut kaum jemand das Verbrechen zu. "Nie im Leben", schwört ein Kollege, könne "der Reinhard" Kindern etwas zuleide tun. Dem schwerfällig wirkenden Mann, dem Kumpel, der von seiner Frau betrogen wurde, gilt das Mitleid der Mehrheit.
was mir persönlich noch gut in erinnerung geblieben ist, war die aussage des freundes von monika weimar. er war hierzu eigens aus den staaten eingeflogen worden.
hatte ich bis zu diesem zeitpunkt für mich keine position bezüglich des täters getroffen, also auch durchaus in erwägung gezogen, sie hätte für ein leben mit ihm frei sein wollen, so habe ich danach dieses motiv für eher unwahrscheinlich gehalten. er hatte ganz deutlich ausgesagt, dass er sie zusammen mit den kindern in die staaten hatte mitnehmen wollen. wenn ich mich recht erinnere, wurde seine absicht nie angezweifelt.
eigentlich hatte ich erwartet, nach seiner aussage, die zuvor nie so deutlich in den zeitungen stand, würde sich für die angeklagte das blatt wenden. dem war aber nicht so.