@Comtesse Comtesse schrieb:Also, dass Männer nach einer Trennung ihre Partnerin und manchmal sogar die gemeinsamen Kinder töten, sowas hört man häufiger. Von einer Frau, die dies getan hat, habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört, was nicht heißt, dass es das nicht gibt, aber wenn dann doch wohl deutlich seltener. Das sieht man ja auch an den Threads hier sehr deutlich, wenn man sich anguckt, wieviele Frauen hier Opfer des Ex-Mannes oder Freundes wurden.
Die absolute Häufigkeitszahl spielt doch diesbezüglich keine Rolle.
Es wäre absurd zu sagen, Frauen begehen insgesamt weniger Morde, deswegen bekommt eine Frau im Einzelfall eine mildere Strafe.
Daneben liegen die Gründe in der Sozialisation. Frauen instrumentalisieren auch gerne mal mittels Intrigen ihre Liebhaber, um den unliebsam gewordenen Ehemann umzubringen. Einem Mann bleibt ein solcher Weg verschlossen, er "muss" es quasi selbst tun und kann nicht die "Drecksarbeit" auf die neue Freundin abwälzen.
Comtesse schrieb: Brutale Mörderinnen waren doch auch meist nur Co.-Partner.
Schönes Beispiel für Vorurteile.
Es ist immer so, schon im Kleinen. Geht Mann fremd, ist er ein triebgesteuertes Schwein, geht Frau fremd, ist sie von ihren Gefühlen überwältigt oder verführt worden. Oder vom Ehemann vernachlässigt worden.
Comtesse schrieb:Dann gibt es noch die "Todesengel" in Kliniken und Altenheimen, die Patienten vergiftet haben.
Da sind auch etliche Pfleger darunter.
Comtesse schrieb:Man wird es dann ja am Fall Horchheim sehen, wenn es zur Verurteilung kommt, ob es hier einen Frauen-Bonus geben wird. Wie gesagt, wenn man diesen gibt, weil die Umstände andere sind und keine Wiederholungsgefahr besteht, verstehe ich das - aber der Fall Horchheim ist einer, wo ich sagen würde, hier ist keine mildere Strafe gerechtfertigt, nur weil es eine Frau war, die Tat bleibt dieselbe, und die ist von solcher Brutalität und dazu wahrscheinlich aus reiner Habgier - das ist so kaltblütig, dass man nicht sicher sagen kann, wenn diese Person noch mal freikommt, würde sie sowas nicht wieder tun.
Wenns darum ginge, dann müssten wir Mörder per se deutlich milder bestrafen, als Einbrecher. Mörder sind extrem selten Wiederholungstäter, Einbrecher extrem häufig.
Comtesse schrieb:Ansonsten, auch wenn der zitierte Richter sowas sagt, fehlen mir doch direkte Vergleiche, wo Mann und Frau dieselbe Tat auf dieselbe Art aus den selben Gründen begangen haben und beide vom gleichen Gericht unterschiedlich bestraft wurden. Ich fürchte, so ein Fall wird sich auch kaum finden lassen, und da jeder Fall anders gelagert ist und jeder Richter anders zu urteilen pflegt, wird es schwer, diese These aufgrund der Einzelentscheidungen einzelner Richter aufrecht zu erhalten.
Es ist mehr als selten, das ein Richter diese -absolut unzulässige- Geschichte offen anspricht. Und das nur, weil er darin nichts Schlimmes sieht. Umso bedeutender ist die Aussage. Wäre die Aussage andersherum getätigt worden, wäre es ein Skandal, der durch alle Medien gegangen wäre und man hätte 3 Wochen lang Alice Schwarzers wütendes Gesicht in allen Talkshows gesehen.
So rum nimmt man das achselzuckend zur Kenntnis. Jaja...die Frauen habens halt schwerer. Wieso sagt einem keiner. Is halt so, muss man nicht begründen.
Man kann da gerne mal die Akten durchgehen und sich anschauen, welche Strafen verhängt werden. Das kann ich im Internet nicht alles bequem verlinken, da bedarf es schon mal eines Ganges zum Amts- oder Landgericht und dann guckt man sich in gleicher Sache mal ne Verhandlung gegen nen Mann und mal gegen ne Frau an. Klar -Einzelfall. Nur ganz viele Einzelfälle ergeben eine Regel. Diese Regel kann man dann statistisch nachweisen. Muss man halt nachlesen, so ganz kleine mundgerechte Häppchen wird man in solchen -politisch unerwünschten- Fragen nicht finden.
Man kann das Problem aber auch mal von der psychologischen Seite angehen - wo wäre man den selber eher geneigt, härter zu strafen. Beim 100kg Hakan mit Goldkette und Brusthaar oder bei der 50kg Susi mit dem netten Lächeln? Da gibts einfach Mechanismen, die da greifen.
Wie man am Horchheim-Thread und auch hier gut sehen kann, trauen alle (Männer und Frauen) einem Mann eher eine brutale und niederträchtige Tat zu. Männer mögen da auch aufgrund unterschiedlicher Faktoren eher zu neigen. Das führt aber in der Folge dazu, dass man bei Susi viel stärker nach entschuldigenden oder schuldmildernden Gründen sucht, als bei Hakan.
Das selbe Phänomen hast Du auch bei Jugendlichen. Man unterstellt per se, dass 16-jährige Mädels von der großen Liebe träumen, lieb und gut und nett sind. Und dann hat man eine Traci Lords, die schwindelt, damit sie im Pornogeschäft einsteigen kann. Dann greifen wieder dieselben Mechanismen und vor dem geistigen Auge breitet sich große wirtschaftliche Not aus, die die Mädels zu solchen Jobs führt. Erinnerst Du Dich noch an die Aufregung, als bekannt wurde, dass Michaela Schaffrath in Swingerclubs geht? Die Frau hat Pornos gedreht. Was war daran verwunderlich? Man kam einfach damit nicht klar, dass es Frauen gibt, die daran Spaß haben. Das war in der öffentlichen Wahrnehmung eine Männerdomäne. Am besten große, hässliche, haarige, grobe Bären, aber doch keine blonde, hübsche, zierliche Frau.
Und genauso ist es bei Gewaltverbrechen. Dass Hakan einen totschlägt, ja klar, hat man schon immer gewusst. Susi? Der hätte ich das nie zugetraut....irgendwas muss die dazu getrieben haben. Klar, ganz sicher; allerdings Hakan kam auch nicht als böser, grober Bär auf die Welt.
Zugegebenermaßen brechen diese Denkmuster langsam auf, aber noch ist es so, dass sie vorherrschen.