@aberdeen aberdeen schrieb:Das verstehe ich an diesem Fall AK/RS auch noch nicht so ganz. Zwar ist es für die hinterbliebenen oft extrem wichtig, dass das Verbrechen aufgeklärt wird, damit mit dem Geschehenen besser umgegangen werden kann, aber das ist in diesem Fall mit einem sogar geständigen Täter doch der Fall gewesen. Aus irgendeinem Grund haben sich wohl viele in den Kopf gesetzt, dass "mehr dahinter stecken" müsse. Warum eigentlich?
Das mit dem "geständigen Täter" ist so nicht ist so nicht ganz richtig. Guede gibt zwar zu in der Nacht in dem Haus gewesen zu sein mit dem Mord will er aber nichts zu tun haben.
Nach seiner Schilderung hatte er ein Date mit Kercher und war als der Mord geschah auf der Toilette. Er will von Kerchers Schrei aufgeschreckt worden sein (er hörte Musik auf seinem Ipod) und hat sich dann dem Angreifer in der Küche entgegengestellt und versucht den flüchtenden Messerstecher mit einem Stuhl abzuwehren (hier dreht er die Situation bei dem Einbruch bei Tramontano einfach um).
Danach will er versucht haben Kercher mit den Handtüchern aus dem kleinen Badezimmer zu retten, ist dann aber aus Angst davor, dass man ihm den Mord in die Schuhe schieben könnte geflohen. Als er das Haus verliess war Meredith Kercher angeblich noch bekleidet.
Dies ist das Grundgerüst seiner Geschichte, die er so einem Freund während eines von der Polizei abgehörten Telefonats via Skype erzählt hat. Der Freund fragt ihn explizit nach Amanda Knox. Nein Amanda war nicht da, aber der Mann könnte Sollecito gewesen sein.
Soweit so gut. In der zweiten Version in seinem Gefängnistagebuch in der Haft in Deutschland, kann der Mann immer noch Sollecito gewesen sein, jetzt will er aber auch noch die Silhouette einer Frau gesehen haben als er durch das nicht zerbrochene Fenster in Romanellis Zimmer auf die Auffahrt hinausgesehen hat.
In der dritten Version die dann nach einem ausführlichen Verhör in Capanne zustande kam, kommt dann auch noch dazu, dass sich Kercher bei ihm über Knox beschwert hat und dass sie Knox verdächtigt ihr Mietgeld gestohlen zu haben, woraufhin er in Knox Zimmer nach diesem Geld sucht. In diesem Zusammenhang soll Kercher Knox als "drugged up tart" bezeichnet haben.
Ausserdem will er jetzt während seiner Sitzung auf der Toilette die Türklingel und eine Diskussion zwischen Knox und Kercher über das verschwundene Geld gehört haben, bevor Kerchers Schrei ihn dazu bewogen hat nachzusehen.
Ich wage zu bezweifeln, dass hier jemand zunächst versucht seine Komplizen zu schützen und dann auf Druck der Ermittler mit (seiner Version) der Wahrheit herausrückt.
Guede hat allerdings neben seinen Anwälten mit Giuseppe Castellini dem Direttore des "Giornale dell'Umbria" (der Zeitung die Curatolo, Quintavalle und andere "Zeugen" aufgetrieben hat) und seinem Co-Autor Vincenzo Maria Mastronardi zwei weitere Befürworter seiner Version. Zusammen haben die beiden das Buch "Meredith, Luci e ombre a Perugia" geschrieben. Dieses Buch ist im Januar 2009 noch vor Prozessbeginn erschienen und enthält unter anderem eine Psychoanalyse von Guede, Sollecito und Knox anhand ihrer Handschriften, kein Witz.
http://www.leggo.it/SPETTACOLI/LIBRI/meredith_la_verit_agrave_di_guede_in_un_libro._mastronardi_quot_rudy_testimoni_in_appello_quot/notizie/271078.shtml (Archiv-Version vom 30.05.2013)Aber zurück zum Thema, Guede ist alles andere als geständig und es gibt tatsächlich Leute die seiner Version glauben. Das diese Leute dann auch noch die sind die am schärfsten gegen Knox und Sollecito schiessen, ist mMn äusserst verdächtig.
Was die Familie Kercher und ihre Motive sich an die Mehrtätertheorie zu klammern angeht, kann man nur spekulieren.