Amanda Knox

@euroneighbour


Danke für den Hinweis! Der Stoff war ursprünglich mal als Kinoadpation angekündigt, aber wegen Corona und dem Umfang des Falles hat man wohl umdisponiert.
Es verspricht einen spannenden Blick auf Giuliano Mignini, der vielleicht manche gefestigte Meinung ändern könnte......

stefanclimbr15 schrieb:Es verspricht einen spannenden Blick auf Giuliano Mignini, der vielleicht manche gefestigte Meinung ändern könnte......

Er hat in seinem Sprachrohr schon reagiert:
https://www.perugiatoday.it/cronaca/mostro-di-firenze-indagini-serie-tv-mignini-perugia.html

euroneighbour schrieb am 12.05.2021:Matt Damon befreit seine Tochter nicht aus Perugia, aber aus Marseille:

Diese Filmkritik hat sich herumgesprochen (übrigens mit Spoiler):
https://www.stern.de/kultur/film/amanda-knox-kritisiert-film--stillwater----und-spricht-groesseres-problem-an-30639670.html
https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2021/07/amanda-knox-stillwater-matt-damon/619628/?utm_medium=social&utm_content=edit-promo&utm_source=twitter&utm_term=2021-07-31T10%3A00%3A57&utm_campaign=the-atlantic

Amanda Knox Was Exonerated. That Doesn’t Mean She’s Free.
Herzlichen Glückwunsch an die neuen Eltern erst einmal :D

Der für mich aber interessanteste Teil dieses wirklich guten Artikels ist aber der hier:

Another idea, for a documentary project, would explore Ms. Knox’s relationship with her principal Italian prosecutor, Giuliano Mignini, a lifelong Perugian who during the trial portrayed Ms. Knox as a sex fiend looking to exact revenge on her roommate, and argued that she had to have been involved in the killing, because only a woman would cover a body with a bedsheet.

During her trip back to Italy, in 2019, she delivered a letter to him in Italian, asking if he might be willing to begin a dialogue. It took him a few months to respond, but they have been corresponding since then. She hopes to meet him in person one day, and perhaps film the encounter.

Mr. Mignini, who has since retired and is publishing a book on the case next year, is open to the idea. Reached in Perugia, he said he has gotten to know Ms. Knox’s character in part through the chaplain at her former prison, a man named Don Saulo, with whom she became close, who was also the priest at Mr. Mignini’s childhood parish.

“I am aware that finding herself far from home, at that age, she must certainly have suffered a lot,” Mr. Mignini said. While that perspective does not change his view on the case, he said, he acknowledged that she was portrayed “as a sort of Circe,” he said, referring to the vilified witch from classic mythology, infamous for turning men into pigs.

Gehe mal davon aus, dass sich die "üblichen Verdächtigen auf "

Mr. Mignini, [...] is publishing a book on the case next year

stürzen werden... ;) :P

Vielen Dank für das Einstellen dieses wirklich interessanten Artikels, @HansM!

Ich habe zu dem Fall immer noch meine bescheidene Meinung, muss aber mittlerweile sagen, dass ich glaube, Amanda Knox wurde bei ihrem Buch "Waiting to be heard" einfach sehr schlecht beraten. Wenn man in ihrem Buch - ähnlich wie in dem eingestellten Artikel - mehr auf ihre Persönlichkeit und weniger auf Relativierungen bedacht gewesen wäre, hätte man mehr Raum für die Komplexität ihrer Situation schaffen können. Letztlich ist das aber eh Schnee von gestern.


Mir war bisher nicht bekannt, dass sie das Gespräch mit Mignini sucht ... ich hoffe - für beide Seiten - dass sie es tatsächlich schaffen, die Geschehnisse in einem selbst gewählten Setting nochmal zu bearbeiten. Und wenn er wirklich plant, ein Buch über den Fall zu veröffentlichen, wäre es sehr sinnvoll, ein solches Gespräch vorab mit einzubeziehen.

Es ist definitiv wieder "diese Zeit des Jahres" was den Fall angeht ;)
Nachdem uns letzten Sonntag ein gewisser Machiavelli mit den englischen Untertiteln zu dem Video eines "Webinars" vom 8. Oktober letzten Jahres beglückt hat und am Freitag Amanda Knoxs erstes längeres TV Inteviev im italienischen Fernsehen ausgestrahlt wurde meldet sich am Samstag dann auch Dottore Mignini zu Wort:
«Non è un libro su Amanda. A lei dico: incontriamoci». Parla il pm che arrestò Sollecito e Knox
Google Übersetzung: “It's not a book about Amanda. To her I say: let's meet ». The prosecutor who arrested Sollecito and Knox speaks

@Schneewi77chen

Schneewi77chen schrieb am 23.10.2021:Mir war bisher nicht bekannt, dass sie das Gespräch mit Mignini sucht ... ich hoffe - für beide Seiten - dass sie es tatsächlich schaffen, die Geschehnisse in einem selbst gewählten Setting nochmal zu bearbeiten. Und wenn er wirklich plant, ein Buch über den Fall zu veröffentlichen, wäre es sehr sinnvoll, ein solches Gespräch vorab mit einzubeziehen.

Ich glaube nicht, dass ein solches Treffen tatsächlich etwas bringen würde. Das Video mit den Untertiteln und auch das Interview machen meiner Meinung nach ganz klar, wohin die Reise in Dr. Mignini's Buch gehen wird. (Stichwort: Schlechter Verlierer.)
Und wenn ich mir dieses Zitat aus dem Artikel ansehe:

La vuole incontrare?
In verità in passato lei avrebbe voluto incontrarmi, ma io ero ancora in servizio, ho preferito di no. Ora, sono in pensione, la incontrerei volentieri. Avrei molte domande da farle.

frage ich mich doch, was denn die "molte domande" sein sollen?

Der einzige Verurteilte im Fall Kercher wurde vor wenigen Tagen aus dem Gefängnis entlassen. Er hat seine Strafe abgesessen.
Quelle: https://www.corriere.it/cronache/21_novembre_23/rudy-guede-torna-libero-giudice-ha-accolto-l-istanza-suo-avvocato-c05ddace-4c58-11ec-93ad-d9e7f28c53fe.shtml

Jetzt auch auf deutsch:
https://www.welt.de/vermischtes/article235297422/Mordfall-Meredith-Kercher-Gericht-entlaesst-Rudy-Guede-den-einzigen-Verurteilten.html

https://www.bild.de/news/ausland/news-ausland/rudy-guede-ueber-amanda-knox-ich-kenne-die-wahrheit-und-sie-kennt-sie-auch-78378598.bild.html

Wenn ich manchmal US Dokus zu Mordfällen im TV anschaue, ertappe ich mich dabei, dass ich dem Mörder die Todesstrafe gönne.

Offiziell und bewusst lehne ich die Todesstrafe ab.

Der Mord an Kercher wurde doch nur so berühmt, weil Amanda Knox irgendwann als Tatverdächtige galt und weil Amanda Knox so hübsch ist.

Ich habe mich etwas mit dem Mord an Kercher befasst und recht schnell wurde mir klar: „Amanda Knox ist unschuldig.“

Ich finde es unangebracht, dass Guede frei gelassen wird. Es ist nicht gerecht, dass er in Freiheit sich verwirklichen darf und sein Opfer für immer tot ist.

Für mich ist der Fall Meredith Kercher und die Freilassung von Guede ein Beleg für „Leben ist ungerecht“. Ich wünsche Guede einen frühen Tod oder zumindest ein unglückliches Restleben.

Analyst schrieb:Ich habe mich etwas mit dem Mord an Kercher befasst und recht schnell wurde mir klar: „Amanda Knox ist unschuldig.“

Ich finde es unangebracht, dass Guede frei gelassen wird. Es ist nicht gerecht, dass er in Freiheit sich verwirklichen darf und sein Opfer für immer tot ist.

Da gehen die Meinungen bis heute auseinander. Sollte er nicht alleiniger Täter gewesen sein, für die tödlichen Verletzungen womöglich gar nicht verantwortlich, dann hat er als Einziger für diese Tat eine Strafe verbüßt. Warum es unangebracht ist, dass Guede nach Verbüßen dieser Strafe (mit dem in Italien üblichen Strafnachlass) entlassen wurde, erschließt sich mir nicht. Das ist der Gang der Dinge hier bei uns in Europa.
In den USA wäre das natürlich anders, Amanda Knox dürfte sicher froh sein, in Italien und niemals vor einem amerikanisches Gericht mit Jury gestanden zu haben.

Berlinergirl schrieb:In den USA wäre das natürlich anders, Amanda Knox dürfte sicher froh sein, in Italien und niemals vor einem amerikanisches Gericht mit Jury gestanden zu haben.

Kann man so nicht sagen. Ein anderer Staatsanwalt, andere Verhandlungsführung - das hätte auch einen Freispruch geben können.

Analyst schrieb:Ich finde es unangebracht, dass Guede frei gelassen wird. Es ist nicht gerecht, dass er in Freiheit sich verwirklichen darf und sein Opfer für immer tot ist.

Ich finde die Freilassung auch zum kotzen, besonders auch wenn man bedenkt, wie er jetzt schon wieder mit der Presse agiert. Das wird wohl auch nicht das letzte Mal gewesen sein, daß wir von RG hören, da bin ich mir sicher.

Berlinergirl schrieb:Da gehen die Meinungen bis heute auseinander.

Das ist schon das einzige, was diese "Magistratura" hervorragend zustande brachte: Soviel Verwirrung gestiftet zu haben, dass noch immer Leute die überflüssigen, frauenfeindlichen, strunzdummen und ungesetzlichen Anschuldigungen gegen Sollecito und Knox überhaupt für glaubhaft finden!

Ich wiederhole mich: Spätestens nach dem EGMR-Urteil muss jedem klar sein, dass bei Einhaltung verschiedener Menschenrechte niemand von Lumumba, Sollecito und Knox gehört hätte!

Auch bezüglich Guede wiederhole ich mich: Das "letztlich abgesessene" Strafausmaß von ca. 13 Jahren (praktisch ist er schon länger frei, ab jetzt ist seine Strafe auch formal beendet) schockiert mich noch nicht. Der Skandal liegt in seinem eigenen Verfahren als "rito abbreviato", wo all dieser Unsinn wie bloße Mittäterschaft oder "andere haben das Messer geführt" ausgekocht wurde, ohne detaillierter Beweisführung und ohne dass Sollecito und Knox irgendeine rechtliche Vertretung in diesem Verfahren hatten! Und dass die Reduktion von 30 auf 16 Jahren im Berufungsverfahren mit später widerlegten Argumenten wie Unbescholtenheit und wie die Verleumdung von Sollecito und Knox begründet oder "belohnt" wurden und weder vom Anwalt der Familie Kercher noch von der Staatsanwaltschaft vorm OG beeinsprucht wurde!

Siegfrieden schrieb:Jetzt auch auf deutsch:
https://www.welt.de/vermischtes/article235297422/Mordfall-Meredith-Kercher-Gericht-entlaesst-Rudy-Guede-den-einzigen-Verurteilten.html

Auch wenn der Artikel fehlerhaft ist, so steht er in Gegensatz zum Bildartikel, der stille Post dieses Originals ist:
https://www.thesun.co.uk/news/16871281/meredith-kerchers-killer-denies-murdering-her-amanda-knox/

Während seine Anwälte zuerst noch vom "Rückzug" Guedes sprechen, wird er ausgerechnet von Nick Pisa (!!!) abgefangen und provoziert seine verlogenen Wortspenden abzusondern. Dabei erwähnte er Knox nicht einmal beim Namen. Er braucht Knox nicht an die Urteilstexte zu erinnern, sie weist selber wiederholt auf die Fehlerhaftigkeit dieser Urteile hin.

euroneighbour schrieb:Der Skandal liegt in seinem eigenen Verfahren als "rito abbreviato", wo all dieser Unsinn wie bloße Mittäterschaft oder "andere haben das Messer geführt" ausgekocht wurde, ohne detaillierter Beweisführung und ohne dass Sollecito und Knox irgendeine rechtliche Vertretung in diesem Verfahren hatten! Und dass die Reduktion von 30 auf 16 Jahren im Berufungsverfahren mit später widerlegten Argumenten wie Unbescholtenheit und wie die Verleumdung von Sollecito und Knox begründet oder "belohnt" wurden und weder vom Anwalt der Familie Kercher noch von der Staatsanwaltschaft vorm OG beeinsprucht wurde!

Letztlich ist das Srafmaß in Italien mit dem mit Deutschland zu vergleichen. Wer hier bei uns 15 Jahre für Mord bekommt ist auch eher draußen. Kaum jemand bekommt in Italien je wirklich die 30 Jahre. Das geht immer durch 3 Instanzen und am Ende kommt einfach fast nie Ergastolo (wenn nicht rito abbreviato) oder 30 Jahre (bei rito abbreviato) raus. Das ist zumindest mein Eindruck. Als eine Ausnahme fällt mir gerade der Mord von Sarah Scazzi ein. Da gab es tatsächlich Ergastolo für Mutter und Tochter, obwohl das Ganze ja auch bis heute nicht zu 100% aufgeklärt ist. Beim Mord an Melania Rea hat der Ehemann am Ende 20 Jahre bekommen und ist wahrscheinlich bald wieder raus. Habe gerade nachgelesen: er darf schon wieder ab und an raus aus dem Gefängnis. Er studiert sogar an einer Uni. Die Hälfte seiner Strafe hat er bislang abgesessen.

Ein ähnlich aufsehenerregender Fall bzw Prozess wie der von Kercher, war der Fall Chiara Pioggi. Die ganzen Prozesse gegen ihren Freund Alberto Stasi zogen sich von 2009 bis sage und schreibe 2015. In den ersten beiden wurde er im rito abbreviato komplett freigesprochen, in der allerletzten Instanz (das waren sogar mehr als 3 in diesem Fall) wurde er dann zu 16 Jahren verurteilt. In Italien muss man wirklich immer alle Instanzen abwarten. Die 30 Jahre von Guide waren nie gesetzt oder definitiv, bevor nicht alle Instanzen durchlaufen waren. Das ist v.a. für Angehörige eine Achterbahnfahrt, aber eben Realität. Das rito abbreviato soll eigentlich für eine schnellere Justiz in Italien sorgen - klappt leider nicht immer.

HansM schrieb am 08.11.2021:Nachdem uns letzten Sonntag ein gewisser Machiavelli mit den englischen Untertiteln zu dem Video eines "Webinars" vom 8. Oktober letzten Jahres beglückt

Danke HansM fürs Reinstellen! Interessante "Ergänzungen" von/zu Mignini: Dass er für die "Caso chiuso"-Pressekonfernz nicht verantwortlich gemacht werden will, dass Costagliola nicht spurte, dass die Beeinspruchungen mehr oder weniger "sein" Werk waren oder dass er von Menschenrechten nichts versteht, da er den EGMR-Schuldspruch nicht nachvollziehen kann etc.. Zur Genetikerin sag' ich nichts, da kenn' ich mich zu wenig aus, außer dass sie Vieles der Conti/Vecchiotti-Kritik auslässt. Nach den Konsequenzen der EGMR-Logik müssten sich jetzt ganz andere auf "Kontamination" berufen, sollten jemals die "verdächtigen" Spuren auf den in Frage kommenden Gegenständen gewesen sein.

Aber vor allem Frau Prof. Sagnotti, Universitätsprofessorin für Logik im Rechtssystem(!), ist Beweis für das Vorliegen eines Hexenprozesses:
Neben frauenfeindlichen und irrationalen Anschuldigungen mit sexuellen Konnotationen finden wir unter menschenunwürdigen Umständen hervorgerufene Geständnisse und eine Lynchmobmentalität, und das wurde auch von Akademikern und Professoren abgesegnet.
Hier verkehrt die Professorin ihr ureigenstes Metier ins Gegenteil: Wenn Sollecito meinte, dass nichts gestohlen wurde, deute das auf einen fingierten Einbruch hin statt umgekehrt: Hätte er einen Einbruch nachgestellt, müsste er einen Diebstahl gemeldet haben. Oder bei der vertrackten Logik von Mignini, warum man Curatolo ernst nehme solle, widerspricht sie nicht. Sie unterstützt den Irrsinn der Entscheidung der "prima sezione", dass man bei einer festgestellte Kontamination von Spuren den genauen Vorgang der Kontamination beweisen müsste, ein Fall von Beweislastumkehr. Natürlich sind ihre Fakten falsch, wenn sie zum Beispiel behauptet Knox hätte Kerchers Telefon nur einmal angerufen. Besonders daneben ist aber die Unterstellung, die Richter hätten einen Anruf von Tatort und -zeit mit der Nummer 911 ignoriert, die amerikanische Notfallnummer, die daher nur von der Amerikanerin getätigt hätte werden können. Nur sind die Richter des Appellationsgerichts sehr wohl detailliert auf die diversen Rufnummerntätigkeiten eingegangen und besagter Anruf(sversuch) beginnt mit der Nummernkombination 901... und gehört einem englischen Anrufbeantworter!!
Während Aliced Schwarzer als Feminstin, Journalistin und in Rechtsangelegenheiten interessierte gegenüber Knox komplett und total versagte, dann hatte sie wenigstens noch eine Agenda wegen ihrer Streitereien mit Kachelmann. Anber welche Agenda hat Sagnotti, sich auf ganzer Linie ein Blöße zu geben?

@Berlinergirl
Danke für die Aufzählung der Parallel- und Referenzfälle, die mit erklären, warum ein Justizskandal wie der Amanda Knox-Fall möglich ist.
Warum Sabrina Misseri und Cosima Serrano lebenslänglich bekamen ist in der offensichtlichen Frauenfeindlichkeit begründet. Auch Knox wurde höher bestraft als Sollecito und die Strafe wurde im Florenzverfahren nochmals erhöht! Vonwegen es wird mit jeder Stufe weniger.

Den Avetranafall hatten wir hier schon erwähnt, ein weiterer absurder Hexenprozess, wo man ebenfalls an einen ohnehin geklärten Fall überflüssigerweise einen Justizirrtum anhängte. Auch dieses Verfahren ist von Skandalen begleitet:

Die Mutter von Sarah Scazzi erfährt während einer Teilnahme an einer Livesendung vom Auffinden ihrer Tochter.

Die Verhaftung von Cosima Serrano wurde als Medienunterhaltung von einem Journalistenmob öffentlich begleitet.

Die "Autocalunnia" von Michele Misseri als eigener Straftatbestand ist im Gesamtzusammenhang grotesk.

Die Zeugen, deren Aussagen den Ermittlungsbehörden missfielen, wurden alle wegen Falschaussage verklagt.

Für Urteilsbegründungen sind "ausnahmsweise" 90 Tage erlaubt, hier dauerten sie jeweils mehr als ein Jahr und umfassten jeweils mehr als tausend (!) Seiten.

Für Untersuchungshaft sind max. 6 Jahre(!!) erlaubt. Anstatt Sabrina Misseri freizulassen, weil die Gerichte so lange brauchten, wurde irgendeine Ausnahme extra für Sabrina Misseri ausgegraben.

Berlinergirl schrieb:Ein ähnlich aufsehenerregender Fall bzw Prozess wie der von Kercher, war der Fall Chiara Pioggi.

Dieser Fall ist seit fast zwei Monaten offiziell als mögliche Menschenrechtsverletzung unter "Alberto Stasi contre l'Italie, 2693/17" in Straßburg quasi gerichtsanhängig! Im Verfahren, das ihn schuldig sprach, wurde eine Entlastungszeugin nicht angehört!

In allen drei Fällen war es die "prima sezione" des Kassationsgerichts, die entweder für die Bestätigung eines Unrechtsurteils wie in Avetrana oder für die Zurückweisung von Freisprüchen wie in Perugia und Garlasco verantwortlich ist. Die Urteilsbegründung für die Aufhebung der Freisprüche von Knox und Sollecito von 2013 ist "lesenswert" in dem Sinn, dass deren Geist einer zeitgenössischen Rechtssprechung diametral zuwiderläuft.

euroneighbour schrieb:Warum Sabrina Misseri und Cosima Serrano lebenslänglich bekamen ist in der offensichtlichen Frauenfeindlichkeit begründet.

Ich bin an der Stelle raus .
Ich habe damals in Italien gelebt u. den ganzen Fall tatsächlich mitverfolgt. Das ganze hin und her lag vor allem an der Familiendynamik und -konstellation. Der Vater Michele hat ständig neue Sachen gesagt, Schuld auf sich genommen etc.
Von Frauenfeindlichkeit sehe ich da nichts. Die später verurteilte Cousine hat die Medien von Tag1 förmlich gesucht, ging in jede Sendung (damals noch nicht als Tatverdächtige, sondern einfach so) und ist dort zu Höchstformen aufgelaufen.
Justizskandal wäre es, wenn tatsächlich Michele der Täter wäre, wie er ja immer behauptet, aber die beiden Frauen verurteilt wurden. Daran glaubt außer Michele niemand. Ich kann deiner Argumentation leider null folgen. Aber es finden sich bestimmt genügend Anhänger der These.

euroneighbour schrieb:Dieser Fall ist seit fast zwei Monaten offiziell als mögliche Menschenrechtsverletzung unter "Alberto Stasi contre l'Italie, 2693/17" in Straßburg quasi gerichtsanhängig!

Jeder kann nach Straßburg gehen. Die Indizien werden dort standhalten. Sorry. Aber das ist jetzt wirklich überhaupt gar kein Argument, solange der Fall einfach nur dort liegt. Für mich und viele andere war der eigentliche Skandal, dass Stasi erst in der allerletzten Instanz verurteilt wurde. Das hätte schon im ersten Prozess passieren müssen.