@Jauchejochen Jauchejochen schrieb:Leider werden in den Medien und den verschiedenen Foren vielfach nur die Extrempositionen vertreten und äußerst kontrovers diskutiert.
Die Extrempositionen sind die eine Sache, die Berichterstattung in den Medien eine andere.
Mir will es scheinen, dass die Presse, wenn sie nicht gerade gezielt Propaganda auf der einen oder anderen Seite gemacht hat, oder die Autoren ein persönliches (auch monetäres) Interesse an dem Fall hatten (Vogt, Nadeau, Follain, Pisa, Mudede, Castellini), an einer wirklichen "Aufklärung" des Falles gar nicht interessiert waren und es auch immer noch nicht sind. Ganz im Gegenteil, ein aufgeklärter Fall verkauft keine Zeitungen und zum Glück für die sogenannten Journalisten erlaubt es ihnen die Urteilsbegründung des letzten Freispuchs auch weiterhin beide Schienen zu fahren und sich mit einem "Wir werden wohl nie erfahren..." zurückzulehnen.
Zumal sich die Story über die Studentin, die irgendwie mit einem Mord davongekommen ist, weitaus besser "vermarkten" lässt, als eine Story über einen Justizirrtum.
Ein Justizirrtum ist nicht sexy oder aufregend, ein Justizirrtum macht Angst. Angst, dass unter den vermeintlich Guten auch ein paar Böse sind, dass es jeden treffen kann, der wie Knox zur falschen Zeit am falschen Ort war, dass es - wie im Fall Debra Milke - womöglich Jahrzehnte dauert um diesen "Irrtum" zu berichtigen und dass die Verantwortlichen für diesen "Irrtum" wohl nie zur Rechenschaft gezogen werden.
Nee, dann doch lieber "Sex and Crime" als leichte Abendunterhaltung...
Jauchejochen schrieb:Mich stört jedoch allgemein, wenn auf Grundlage derart schrecklicher Verbrechen Bücher herausgegeben, Exklusivverträge mit TV und Zeitungen abgeschlossen oder Filmrechte verkauft werden, insbesondere, wenn Täter oder Beteiligte hiervon profitieren.
Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen.
Die Frage dürfte sein, warum es einen Markt für diese Stories gibt, warum der Sonntagskrimi nicht mehr für den Kick reicht, warum es mindestens "nach einem wahren Fall" sein muss um Emotionen zu wecken?
Irgendwas muss dieser Fall ja haben, dass es mittlerweile 34 - mehr oder weniger professionell gemachte - Bücher zu ihm gibt, wobei anzumerken ist, dass zwei italienische Bücher - die von Castellini/Mastronardi und Sarzanini - sogar noch vor Prozessbeginn Anfang 2009 erschienen sind und "Überraschung" Anti-Knox Bücher sind...
Jauchejochen schrieb:Sofern im Fall A. Knox die Herausgabe eines Buches zur Deckung der Anwaltskosten bzw. Zur Richtigstellung falscher Darstellungen genutzt wurde, mag dies noch in Ordnung sein. Wenn jedoch durch die Verpflichtung
von Spitzenanwälten alle medialen und rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um möglichst viel herauszuschlagen, geht dies für mich zu weit.
Hier habe ich ein kleines Problem.
Wenn Amanda Knox unschuldig ist, und das ist sie meiner Meinung nach, dann sollten ihre und auch Sollecitos Anwaltskosten ein Teil der Haftentschädigung sein. Für den wirklich erlittenen Schaden: die verlorenen Jahre, den Verlust der Anonymität, den Rufmord und die damit einhergehenden Todesdrohungen und so weiter, kann die beiden - vor allem Knox - kein Geld der Welt entschädigen...
Jauchejochen schrieb:Ich weis weder, wieviel Frau Knox an Spendengeldern, an Tantiemen, an Einnahmen aus Exklusivverträgen oder auch Werbeeinnahmen? bislang "verdient" hat, noch wofür das Geld verwendet wurde, dennoch dürfte dies deutlich über dem liegen, was Herr Sollecito bzw. die Opferfamilie ohne Spitzenanwälte und Medienkampagne "erwirtschaftet" haben.
Das weiß ich auch nicht, und ich will es auch nicht wissen. Allerdings hat Knox, zumindest soweit ich weiß, keinerlei Exklusivverträge abgeschlossen oder irgendwelche Werbeeinnahmen. Sie hat ein Buch geschrieben, das war alles.
Mit dem Wort "erwirtschaftet" habe ich auch so meine Probleme.
Gerade im Bezug auf Familie Kercher graust es mir bei der Vorstellung, sie könnten diese Tragödie tatsächlich als "wirtchaftliche Möglichkeit" sehen. Ich werde mich hierzu vorerst nicht weiter äussern.
Für Sollecito gelten die selben Grundsätze wie für Knox was die angebliche "Profitmacherei" angeht, er scheint nur - gezwungenermaßen - in den italienischen Medien präsenter zu sein als Knox in den Amerikanischen, womit er sich aber, wenn man sich die jüngsten Entwicklungen so ansieht, nicht wirklich einen Gefallen tut...
Jauchejochen schrieb:Man hätte auch auf Seiten von Frau Knox weniger offensiv vorgehen können, zumal sie sich mit der Falschbezichtigung auch strafbar gemacht hat.
Über die "Falschbezichtigung" können wir diskutieren bis der Arzt kommt und weit darüber hinaus, weil es eben davon wie besagte "Falschbezichtigung" zustande kam weder Video- oder Audiomitschitte (Plural), noch Mitschriften gibt, das Einzige, was wir haben sind die beiden "Aussagen", die Knox in der Nacht vom 5. auf den 6. November 2007 unterschrieben hat.
PS: Diesen Eintrag:
http://www.amandaknoxcase.com/calunnia-charge-f/ (Archiv-Version vom 14.03.2016) habe ich "verbrochen"
;)