ansonsten
@gonzo, wäre prima wenn du noch weiteres berichtest - die medienberichte sind doch etwas dünn....
hier aus dem stader tagblatt:
Rätselhafte Skizzen bringen Maskenmann zu Fall
26-jähriges Missbrauchsopfer Martin W. zeigt nach einem Geistesblitz den Fahndern den Weg zum mutmaßlichen Täter
Wilfried Stief STADE. Anfang des Jahres gab Martin W. den entscheidenden Hinweis. Er erinnerte sich daran, dass er einem Betreuer mit Namen Martin vor 16 Jahren Skizzen des elterlichen Hauses gemalt hatte. Das war der entscheidende Hinweis, der nach 20-jähriger Fahndung zur Festnahme des Maskenmannes führte. Das Unglaubliche: Vielleicht hat es diese Skizzen gar nicht gegeben.
Die Zeichnungen, die Martin W. 1995 während einer Jugendfreizeit angefertigt haben will, existieren in den Aktenbergen dieses Falles jedenfalls nicht. Am Montag schwor W. Stein und Bein, sie für seinen damaligen Betreuer gezeichnet zu haben - das Erdgeschoss und die Stockwerke, wo Mutter und Schwestern schliefen.
Die Zeichnungen seien ihm beim Computerspielen in diesem Frühjahr plötzlich wieder in den Sinn gekommen, berichtete Martin W. am Montag im Zeugenstand. Und da er sich daran erinnerte, für wen er gezeichnet hatte, schrieb er der Polizei eine Mail. Der Beamte, der ihn daraufhin vernommen hatte, habe mindestens zehn Mal gefragt, ob der Vorname des Betreuers auch wirklich Martin sei. Für die Ermittler war das nach Jahren der Fahndung der entscheidende Durchbruch. Im April fassten sie den Maskenmann, der daraufhin drei Morde an Jungen gestand.
Zurück zu W.s Aussage: W. glaubt, dass der Maskenmann sie drei Monate nach der Ferienfreizeit dazu benutzte, in das Haus einzudringen und ihn im Schlaf zu missbrauchen. Der Maskenmann hingegen hatte gegenüber der Polizei erklärt, solche Skizzen habe es nie gegeben.
Aber egal, ob sie tatsächlich existiert haben oder nur ein Fantasieprodukt des Opfers sind, der Geistesblitz um die Skizzen haben den Täter überführt.
Am nunmehr fünften Verhandlungstag, an dem mehrere Opfer aussagten, standen deren Schilderungen zur Tat und das Vorgehen des Maskenmanns im Mittelpunkt.
Wie aus der neuen Tagesordnung vom Montag hervorgeht, werden auch noch am nächsten Verhandlungstag die Opfer zu Wort kommen. Neue Details erwarten die Prozessbeobachter auch vom Chef-Ermittler der Soko Dennis. Am darauffolgenden Verhandlungstag ist nur noch ein Zeuge geladen; dazu der psychiatrische Sachverständige, der sein Gutachten über Martin N. erstatten wird.
Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. Unter Umständen könnte er schon Mitte Dezember zu Ende sein.
Die Opferrolle prägt das ganze Leben
Einmal Opfer – immer Opfer. Mit seiner Kritik an den Ermittlern und der Justiz hält Sebastian O. nicht zurück. Der 28-jährige Bremer, der vor vielen Jahren – „an einem Tag in meiner Kindheit“, sagt er – im Hausflur vom Maskenmann überfallen und befummelt wurde, äußert sich empört über den Umgang mit ihm und den Familienangehörigen. „Ich musste immer wieder aussagen“, sagt der Speditionskaufmann. Alle in der Familie hätten genug Last mit den Geschehnissen gehabt, aber er hatte nie das Gefühl, dass Rücksicht auf das Leid genommen worden sei. Durch die vielen Ermittlungen sei er nie zur Ruhe gekommen. Obwohl er nicht zu denen gehöre, die sich in Behandlung begeben mussten und heute noch an Depressionen litten.
Auch den vorsitzenden Richter der zweiten großen Strafkammer, Berend Appelkamp, bezog S. in seine Kritik ein. „Ich habe die Ladung zu diesem Termin erst vor zwei Tagen erhalten“, sagte der Zeuge.
Ein weiteres Opfer blieb der Verhandlung ganz fern. Der Sohn sei nach all den psychisch belastenden Jahren nicht in der Lage, zu erscheinen, schrieben die Eltern. Ein weiteres Opfer sagte gestern, auch heute noch Medikamente nehmen zu müssen.