Nightrider64 schrieb:Der Mann war höchstwahrscheinlich schwul, was er damals verschleiern musste, traf sich wahrscheinlich und aus gutem Grunde recht konspirativ mit seinem Geliebten am Bodensee.
Auf den ersten Blick schien mir das auch plausibel. Bei näherem Hinsehen fehlen allerdings die konkreten Hinweise darauf. Auffälligkeiten wie das flamboyantes Outfit, der Friseurberuf, die häufigeren Spontanreisen, die Affinität zum Kellnermillieu usw. scheinen das zwar nahezulegen, sind mir aber insgesamt zu schwach um das zu untermauern. Selbstverständlich war Homosexualität damals noch verboten und bei XY war man sehr darauf bedacht, so etwas nicht explizit zu erwähnen. Andererseits wollte man aber Verbrechen aufklären und eine mögliche Homosexualität kann gerade in einem solchen Fall eine wichtige Rolle spielen. Als Ausweg aus diesem Dilemma gab es bei XY zu jener Zeit die Konvention, auf eine mögliche Homosexualität des Opfers mit dezenten , aber dennoch unmissverständlichen Formulierungen hinzuweisen. In der Regel hieß es dann "das Opfer suchte die Nähe junger Männer" oder "das Opfer verkehrte häufig in Szenekneipen".
Da solche verklausulierten aber dennoch unmissverständlichen Hinweise in diesem FF komplett fehlen, gehe ich davon aus dass das Opfer entweder nicht (oder nicht nur) Homosexuell war, oder dass keinerlei Hinweise darauf vorlagen. Auch haben die Ermittlungen am Bodensee wohl keinerlei Hinweis darauf ergeben, dass das Opfer vor seinem Tod in einschlägigen Kreisen unterwegs war - und die dürften zumindest der Polizei damals bereits bekannt gewesen sein.
Dennoch könnte der Mord in irgendeiner Weise mit einer sexuellen Orientierung des Opfers und/oder des Täters zu tun haben, weil ja insbesondere die Genitalien schwer verstümmelt wurden. Da dies aber zu Lebzeiten des Opfer geschehen sein muss, gehe ich von einer weitaus selteneren sexuellen Orientierung aus und vermute entweder Sado-Masochismus oder Kannibalismus. insbesondere Kannibalismus könnte hier gut passen. In den 60ern war es wesentlich schwieriger, für eine derartig extreme sexuelle Spielart einen geeigneten Partner zu finden. Das könnte erklären, warum das Opfer mehrere geheimnisvolle Reisen unternehmen musste, weil die Anbahnung eben sehr aufwändig war. Außerdem könnte es die Genitalverstümmelungen erklären, die dem Opfer wohl in einer Badewanne zugefügt worden sind. Es könnte hier darum gegangen sein die Verletzung zu kühlen, um die Schmerzen zu dämpfen und gleichzeitig den sexuellen Moment genießen zu können. Klingt abartig, aber genau das haben der berühmte Armin Meiwes und sein Partner getan, bevor sie das Glied des Schlachtopfers gekocht und gemeinsam gegessen haben.
Was sicher nicht so gut passt ist, dass das Opfer hier einigermaßen unversehrt, wenn auch tot aufgefunden wurde. Allerdings ist ja auch nicht gesagt dass so ein Kannibalismustreffen genau so ausgeht, wie man sich das vorstellt. Es könnte ja auch sein, dass das Opfer die Schmerzen nicht mehr ausgehalten hat und dass man sich dann dazu entschieden hat, das Ganze zu beenden. Oder aber der Täter hat die Lust verloren, weil er es sich anders vorgestellt hatte.