Der Fall Kampusch
28.02.2013 um 17:03
Soweit ich das in den Aufzeichnungen der Staatsanwalltschaft gelesen habe, wurden die direkten Nachbarn von Priklopil befragt und sagten beide aus, sie hätten NK erst so ca. 2-3 Monate VOR ihrer Flucht das erste Mal im Garten gesehen. Das klingt nicht nach besonders viel / regelmäßigem Freiraum. Ich glaube auch nicht, dass er sie die ganze Zeit im Keller gefangen hielt, denn sie war ja sein "Spielzeug" und das hat er sich sicher bei jeder Gelegenheit ins Haus geholt, denn sonst hätte er ja SELBST da unten seinen Tag verbringen müssen. Aber ich denke, dass er sie da unten einsperrte, wenn jemand zu Besuch kam (seine Mutter), wenn er allein das Haus verließ und die ersten Jahre wahrscheinlich auch nachts. Dass er sie nachts per Kabelbinder fesselte, glaube ich schon, denn er hätte ja sonst befürchten müssen, dass sie seinen Schlaf nutzt um ihn zu überwältigen und abzuhauen. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass das JEDE Nacht so war...
WIE es war, kann ich mir allerdings NICHT vorstellen und möchte es auch nicht. In jedem Fall ist es nichts, was ich meinem ärgsten Feind wünschen würde, nicht mal für eine Nacht, was sie erlebt hat. Auch wenn es nicht 3096 schreckliche Tage in Dunkelheit und Qual waren, waren es sicher 3096 Tage, die sie bei freiem Willen woanders hätte erleben wollen mit anderen Menschen... und auch wenn ein Tag zuende ging und nicht schlimm verlaufen war im Nachhinein, glaube ich schon, dass sie mit der ANGST schon täglich leben musste, denn Priklopil war krank im Kopf und damit auch immer ein stückweit unberechenbar. Da hieß es eigene Wünsche und Bedürfnisse immer runterfahren und machen, was er will, damit er nicht böse wird und es entsprechende Konsequenzen hagelt.
Dass sie ein Buch schrieb, finde ich OK, denn es gab genug Interessenten dafür und sie sagte ja mal selbst, sie möchte die Geschichte nicht immer jedem wieder neu erzählen müssen, sie scheibt einmal alles auf, wer es wissen will, kann es dann lesen und gut. Völlig nachvollziehbar. Dass sie sich entschieden hat, warum auch immer, gewisse Fragen offenzulassen, mag in den Augen ihrer Kritiker ein Fehler gewesen sein, ob es wirklich einer war, kann ich nicht beurteilen, da ich nicht weiß, WAS das war, was "die Wahrheit" ist, die fehlt. Sicher wird sie ihre Gründe gehabt haben, diese nicht offenzulegen, was man respektieren sollte. Welche Vorwürfe man in dem Fall auch macht, sie demjenigen zu machen, der ein Kind war, als alles begann, finde ich nicht richtig.
Dass ihre Eltern jeder ein Buch schrieben, finde ich eine völlig andere Kiste, das ist für mich nur Geldmacherei - auf Kosten der Tochter. Das Verhalten der Mutter nach der Befreiung war schon sowas von disqualifizierend, als Mensch und als Mutter, da hätte mich nicht ein Pups mehr interessiert, was diese Frau abzusondern hat. Und das, was man vom Buch des Vaters hört, haut für mich auch in die falsche Kerbe, der springt m.E. nur auf den Zug auf, dass die Stimmung im Lande gegen NK so umgekippt ist, und versucht bei denen Profit zu machen, die NK ablehnen. Kranke Familie, ja, da gebe ich Euch recht, aber bei sowas kann man nicht dem KIND die Schuld dran geben (und mehr Einfluss als ein Kind hatte sie auf diese Beziehung nicht, denn ab 10 war sie ja weg).
Bei dem Verdacht bez. geplante Entführung sollte man mal den Eltern Druck machen! Aber man hat nichts gegen sie in der Hand und das hat NK auch nicht, da ist es nur konsequent, dass sie solche Verdächtigungen nicht ÖFFENTLICH äußert. (Was sie WIRKLICH denkt, weiß ja keiner.)