Danke für beide Links. Das PDF lese ich mir später erst genauer durch.
Eine der interessantesten Fragen der Mordkommission, aus dem verlinkten Artikel, ist für mich diese hier:
* Hat ein Nachbar oder Bekannter in der Zeit seine Lebensgewohnheiten, seinen Tagesablauf geändert
Das nimmt ja Bezug zu dem, was ich geschrieben hatte. Wenn ein Einzeltäter seinem Tagesablauf NICHT verändert hat und dadurch auch nicht auffällig wurde, was für ein Mensch ist das dann?
Jemand, der sich in dem betreffenden Zeitraum Urlaub genommen hat (womöglich sogar sehr spontan) oder sich krankschreiben ließ, wäre vermutlich schnell aufgefallen. Ein Mitarbeiter, Vorgesetzter, der Hausarzt... jemand hätte da mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Parallelen entdeckt. Zumindest hätte es für erhöhten Verdacht gesorgt.
Ein Arbeitsloser käme in Frage. Aber all diese Ideen wird die Mordkommission auch gehabt haben und es würden wohl auch entsprechende Ermittlungen durchgeführt.
Wenn man sich der Frage deduktiv annimmt, stellt sich für mich letztlich folgende Frage:
Welcher Typ Täter muss seinen Tagesablauf nicht ändern und wird dadurch nicht auffällig?
- ein Angestellter wird es schwer haben
- ein Arbeitsloser wäre möglich aber hätte dieser die finanziellen Mittel? Würde dieser in einem abgelegenen Haus leben, hätte ein Fahrzeug zur Verfügung?
- irgendein Einsiedler, der fern ab aller Menschen lebt? Wir leben in einem dicht besiedelten Land, auch solche Menschen bekommen Post, müssen einkaufen, usw. Gerade in ländlichen Gegenden ist der Tratsch im Dorf enorm wichtig, wie soll so jemand völlig untertauchen?
Man sagt, dass manchmal das Offensichtlichste das ist, was man nicht erkennt.
Ein Täter in fortgeschrittenem Alter, vielleicht nicht zwingend ein Rentner aber jemand, der nicht mehr arbeiten muss, hätte keine Notwendigkeit, sich beim Arbeitgeber oder bei Kunden abzumelden. Jemand, der ein ganz normales Leben lebt, 1 Mal die Woche seine Kinder / Familie besucht, einkaufen geht, inmitten von Nachbarn lebt allerdings doch mit genügend Abstand, so dass er nicht auffällt. Jemand, der evtl. auch etwas finanzielle Mittel hat, der zumindest ein Anwesen hat, auf dem ein schalldichter Keller, eine Art Kerker, versteckt sein könnte.
Zudem hätte ein älterer Mann den Vorteil, sich besser beherrschen zu können. Ein junger Täter (18-25, wie von den Profilern beschrieben) hätte definitiv nicht die Ruhe und wäre nicht so besonnen wie ein älterer Mann mit Lebenserfahrung. Zudem, junge Männer sind viel stärker Trieb gesteuert. Ich halte die Wahrscheinlichkeit, dass ein junger Täter eine solche Tat wiederholt, für deutlich höher als dass ein älterer, beherrschter Täter dies tut.
Zudem war der Täter nicht ganz blöd. Vielleicht nicht zwingend intelligent aber doch in gewissem Maße schlau. Schlau genug, um einen Woche lang, unbemerkt, mit seinem Opfer um Paderborn herum zu fahren und sein Opfer telefonieren zu lassen.
Ein Täter mit geringer Intelligenz wäre eher an der Umsetzung gescheitert als ein halbwegs intelligenter oder schlauer Täter. Jemand, der also halbwegs intelligent ist und zudem über etwas finanzielle Mittel verfügt, wird zuvor (falls doch Rentner) nicht in einem Beruf gearbeitet haben, bei dem man wenig verdient und bei dem man sein Potential nicht ausschöpfen konnte.
Ohne dabei einen Beruf diskreditieren zu wollen aber ich denke eher, dass der Täter ein Mediziner, Lehrer, Ingenieur oder ähnliches war und "eher" unwahrscheinlich Bäcker, Dachdecker oder Kellner.
Drehen wir das ganze doch mal um. Wie bewerkstelligt ein 18-25 jähriger Täter so ein Vorhaben? Welche Mittel hat ein Mensch in dem Alter? Junge Menschen sind doch zumeist mit einem größeren Freundeskreis vernetzt, in dem Anomalien im Verhalten viel schneller wahrgenommen würden.
Ein Mensch in dem Alter ist doch zumeist Azubi, Student... Da merken doch auch die eigenen Eltern zumeist, wenn das Kind plötzlich ein komisches Verhalten zeigt. Ein Täter in dem Alter ist unbeherrscht, unvorsichtiger, handelt eher im Affekt...
Mir fällt es schwer im Moment, mich mit dem Profil eines jungen Täters anzufreunden, auch wenn ich es natürlich nicht ausschließe.