Malinka schrieb:Die Leinwand hing am Eingang direkt links damals, also haben alle an Fraukes Tisch, samt ihr und Isabella, direkt auf die Leinwand geschaut.
Ich denke, am Ende ist das relativ irrelevant, wie genau die Sitzverhältnisse etc. an jenem Abend waren. Die Frage ist doch: Hat der Täter Frauke zufällig getroffen oder nicht?
Es ist möglich, dass der Täter irgendwie von Fraukes Plan für den Abend wusste und sich dementsprechend verhalten hat, also salopp gesagt, "auf die Lauer gelegt hat." Das wiederum könnte er im Pub oder erst ausserhalb, vor dem Pub, sogar vor ihrem Haus getan haben.
Impliziert würde dadurch, dass der Täter ein Zusammentreffen mit ihr im Pub oder danach - nicht notwendigerweise die Tat selbst - irgendwie geplant hat.
Beispiel: Er hatte schon lange einen "crush" auf Frauke, hat mitbekommen, dass sie an diesem Abend im Pub sein wird, hat sich darauf eingestellt, um sie irgendwie zu "treffen."
Oder aber handelt es sich hier wirklich um eine zufällige Begegnung. Die kann ebenfalls im Pub oder erst nach dem Pub Besuch erfolgt sein.
Auch hier das Beispiel: der Täter hatte einen "crush" auf sie, hatte aber keine Ahnung, dass sie im Pub sein würde. Er war im Pub und wollte dort das Spiel sehen, nimmt sie dann dort wahr, und denkt: das ist die Gelegenheit, ich will mich irgendwie "an sie ran machen."
Oder es hat gar nichts mit dem Pub zu tun, er trifft sie zufällig auf ihrem Heimweg. Auch das ist nicht unbedingt unwahrscheinlich, da wir nichts über den Täter wissen. Kannte er sie, weil er z.B. selbst einmal in der Nachbarschaft von Chris und Frauke gewohnt hat oder noch wohnte? Dann kann es z.B. sein, dass er sie ganz zufällig kurz vor ihrer Wohnung getroffen hat, als er selbst in deren Nähe war.
Was nun wahrscheinlicher ist, kann man aus der Situation im Pub nicht erschliessen.
Was man aber sagen kann ist, dass es relativ unwahrscheinlich ist, dass er im Pub in der Lage gewesen sein soll, Fraukes Gespräche etc. mitzuverfolgen. Auch das kann man mit keiner Sicherheit sagen, aber es ist auf grund des Gedränges, der Lautstärke etc. eher unwahrscheinlich.
Wir wissen ja leider auch nicht, ob Frauke ihn im Pub eventuell sogar wahrgenommen hat. Beispiel: Ein Arbeitskollege aus dem Krankenhaus, der einen "crush" auf Frauke hat, ist zufällig ebenfalls im Pub und erblickt sie dort. Dann ist es möglich, dass er versucht, sich in ihrer Nähe dort aufzuhalten. Er ist aber zu schüchtern oder vorsichtig, sich aufdringlich zu verhalten. Frauke sieht ihn und denkt sich "ach schau an, der ist auch hier."
Da sie aber ansonsten kein engeres Verhältnis zu ihm hat und es ja nicht ungewöhnlich ist, dass ein anderer Paderborner nun auch an diesem Abend im Pub ist, ist es für sie keine Erwähnung wert. Das bedeutet: ihre engen Freunde, mit denen sie im Pub war, wissen nicht, dass sie dort jemanden erkannt hat. Wissen nicht, dass dieser sich zwar in einigem Abstand von ihr hielt, aber sie im Auge behielt. Und ihr dann folgte, als Frauke den Pub verliess.
Das ist das Problem, da Frauke uns das nicht mehr sagen kann. Die Freunde kennen diesen Mann nicht und nehmen in der Menge dort nichts ungewöhnliches wahr.
Irgendwie müssen Frauke und der Täter zusammengekommen sein an jenem Abend. Da ich meine, hier einmal gelesen zu haben, dass der Pub-Besuch auch von Frauke erst an diesem Tag geplant wurde, halte ich es eher für wahrscheinlich, dass die Begegnung zufällig war.
Ich kann mir dieses Szenario durchaus vorstellen, dass sie zufällig beide im Pub gewesen sind und dass sie sich dabei nichts gedacht hat, er hingegen begann zu überlegen, wie er das Zusammentreffen ausnutzen kann. Und dass er sich dann dachte, hier im Pub will ich und kann ich sie nicht ansprechen, sie ist in guter Stimmung, sie ist hier mit Freunden, das traue ich mich nicht. Aber mal sehen, wann und mit wem sie nach Hause geht. Und zu seiner Freude stellt er fest, sie geht allein. Er hinterher, weil draussen und allein traut er sich, sie anzusprechen.
Mehr würde ich der Pub-Situation nicht an Bedeutung beimessen. Es wäre eine nicht fernliegende Erklärung, warum die beiden ausgerechnet an diesem Abend irgendwie zusammengetroffen sind.
Wovon ich allerdings ziemlich überzeugt bin, ist, dass er sie, und vermutlich auch sie ihn kannte. Wie gesagt, das kann sehr unsymmetrisch gewesen sein, z.B. sie kannte ihn nur oberflächlich, als Nachbarn, als Arbeitskollegen usw. Er aber war schon sehr an ihr interessiert.
Es hat sich dann eine Situation ergeben, dass er sie ansprechen konnte und irgendwie - wie wissen wir nicht - dazu bringen konnte, irgendwie mit ihm in Richtung Nieheim zu fahren. Darüber haben wir ja schon oft diskutiert, ohne uns da auf ein Szenario festlegen zu können.
Der Pub, das Fussballspiel, der Abend, dient dann im Prinzip nur als Katalysator, dass er sie angesprochen hat. Wenn sie sich dort nicht getroffen hätten, wäre das vielleicht an einem anderen Tag und Ort passiert. Oder vielleicht nie.