@Gogo84 Gogo84 schrieb:Einer der gründe weshalb ich mich nach langen hin und her gegen einen bekannten mit persönlichem motiv entschieden habe war diese routine während der gesamten tat
Das halte ich auch für einen sehr wichtigen Punkt. Der Täter hat mit sehr großer Kaltblütigkeit und Überlegung agiert.
Ich kann mir deshalb auch nicht vorstellen, dass alles einen ganz harmlosen Anfang nahm und dann "etwas aus dem Ruder lief". Oder ein persönliches Motiv im Vordergrund stand.
Mister-X schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass hier einfach nur Macht im Vordergrund stand.
Das sehe ich auch als das wahrscheinlichste Motiv an. Dem Täter ging es offenbar nur darum, FL in seiner Gewalt zu haben - also unbeschränkte Macht über sie - bzw. über eine junge Frau - zu besitzen. Dieses "Bedürfnis nach Macht" ist, soweit mir bekannt, bei Verbrechen, die dem Täter keinen "normalen" Nutzen bieten, ein sehr häufiges Motiv, besonders bei Sexualverbrechen.
Und z. B. bei Sexualverbrechern sind solche Taten nicht selten ein scheinbar plötzlicher Ausbruch aus einer "Normalität", die eine solche Tat für die Menschen in ihrerNähe unfassbar macht.
Zwei Beispiele:
Der Fall Mirco. Ein von allen als zuverlässiger und liebevoller Familienvater beschriebener Mann entführt eines Abends einen 10jährigen Jungen, missbraucht ihn sexuell, ermordet ihn und setzt dann ungerührt sein "normales" Leben fort.
Ein Fall, der in Großbritannien vor einigen Jahren Aufsehen erregte.
Ein Mann Anfang Dreißig, promovierter Ingenieur in guter Position, verlobt, besucht eines Abends unter einem Vorwand seine Nachbarin, erwürgt sie, bringt ihre Leiche an einen abgelegenen Ort und kauft auf dem Weg (um diese Fahrt begründen zu können) in einem Supermarkt ein. Bald darauf holt er seine Verlobte von einer Feier mit Kollegen ab und geht noch gutgelaunt mit ihr etwas essen.
Als er gefasst wird, sind alle felsenfest von einem Irrtum der Polizei überzeugt: seine Verlobte, für die er die "Liebe ihres Lebens" ist, seine Familie, seine Schiegereltern in spe, seine Kollegen und Bekannten. Sogar seine Ex-Kommilitonen wenden sich empört an die Öffentlichkeit.
Bei der Überprüfung seines PCs stoßen die Ermittler auf jede Menge brutaler Pornos, in denen junge Frauen aus sexueller Lust stranguliert werden. Der Täter hatte seine "Neigungen" vor allen verborgen und mit seiner Tat offenbar "nur" verwirklicht, was er schon oft in seiner Phantasie durchgespielt hatte.
Natürlich gibt es einen großen Unterschied zum Fall FL. Hier wurde das Opfer tagelang festgehalten - aber
muss das einen
essentiellen Unterschied bedeuten? Könnte dieser Unterschied nicht "nur" eine Frage der Gelegenheit und der "Phantasie" sein?
rayden schrieb: Ersttäter sind doch niemals so abgeklärt, dass sie so etwas so durchführen könnten
Mich frappiert jedenfalls die Kaltblütigkeit, mit der die beiden oben erwähnten Täter vorgingen, obwohl sie bis dahin keinerlei kriminelle Erfahrung besaßen.
Könnte es nicht sein, dass diese Mischung aus Obsession und "lustvoller" Vorwegnahme der Tat in Gedanken den Schritt in die Realität erleichtert?
(Ein Bankräuber wird die Vorstellung eines geplanten Banküberfalls nach meiner Vermutung nicht unbedingt als "lustvoll" erleben, sondern eher als stressig. Aber ihm geht es - im Unterschied zu Sexualstraftätern - nicht um die Tat an sich, sondern um deren Ergebnis: endlich viel Geld zu besitzen. Bei Sexualverbrechern fallen aber Tat und Ziel zusammen.)