Mord an Frauke Liebs

Was denkt ihr hierzu?

Frauke verlässt den Pub und denkt sich "Jetzt gebe ich Chris Bescheid, dass ich im Anmarsch bin, vielleicht klappt ja doch noch eine letzte SMS, bevor der Akku wieder schlappmacht".
[Frauke hatte sich ja im Pub selbst vorher noch einen Akku von einer Freundin geliehen und ihn ihr dann zurückgegeben. Weiß jemand Technik-Affines, ob es möglich ist, dass ein geringer Rest Strom noch irgendwo sonst im Handy verblieben ist, nachdem der geliehene Akku rausgenommen wurde?]

Das Handy lässt sich auch noch einmal kurz anschalten. Sie schreibt sodann eine SMS mit dem Inhalt "Komme JETZT Spiel war lustig...". Als sie die SMS versenden will, geht das Handy wegen des leeren Akkus aus. Der Text bleibt aber im Textfeld im Menüpunkt "SMS schreiben" erhalten, vielleicht sogar im Ausgang. Dann wird Frauke entführt (wie auch immer das im Detail abgelaufen ist). Frauke sagt dem Täter, dass ihr Mitbewohner auf sie wartet und sich bestimmt bald große Sorgen macht, in der Hoffnung, der Entführer ließe sie dann laufen. Der Täter wiederum hat bei sich daheim ein passendes Ladekabel, macht das Handy an und findet den Text im Ausgang oder im Textfeld. Er ändert "JETZT" in "SPÄTER", um sich Zeit zu verschaffen, verschickt die SMS ansonsten unverändert und macht das Handy wieder aus.

@Lärchen
Halte ich persönlich für unwahrscheinlich. Chris wusste ja, dass es sie nach dem Spiel kommt
(Zwischen 23-23:30). Und der Fußweg beträgt 15 Minuten. Warum sollte sie ihm denn unbedingt, und wie du es geschildert hast, um
"jeden Preis" mitteilen wollen, dass sie gleich da ist?

Weil wir mädels mitteilungsbedürftig sind 😉 und sie ja als gewissenhaft und fürsorglich beschrieben wird , würde doch passen! Ich gebe sogar freunden bescheid dass ich nach dem gemeinsamen treffen gut zuhause angekommen bin , häuptsächlich wenn wir abends in der mädelsgruppe untwegs waren und jeder seinen heimweg antritt.

@justice4u
Halte ich trotzdem für unwahrscheinlich wegen der Gegebenheiten. Wenn Sie sowieso auf dem (recht kurzen) Heimweg war und auch ihr Akku streikte, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie krampfhaft versucht hat mit dem letzten Rest im Akku eine SMS an Chris zu schreiben, dass sie in 5 Minuten zuhause ist. Glaub ich einfach nicht.

Ich denke, dass die Lösung in dem Fall, sofern er tatsächlich gelöst werden sollte, wesentlich einfacher ist, als wir glauben bzw. uns "zusammenreimen". Aber klar: Der Fall ist nach unserem Wissensstand sehr mysteriös und bietet daher sehr viel Interpretations- und Spekulationsspielraum.

Ich habe nirgendwo "um jeden Preis geschrieben".

Außerdem betrug der potenzielle Heimweg nicht 5, sondern 15-20 Minuten. Ich gebe beispielsweise meinem Partner auch Bescheid, wenn ich nach Hause aufbreche, auch wenn er sich das rein theoretisch ausrechnen könnte.

@Lärchen
Das mit dem "Preis" stammt natürlich von mir. Möchte einfach ausdrücken, dass es einem in dem Moment und unter den Voraussetzungen (sowieso bald zuhause, Akku leer) nicht so enorm wichtig sein kann eine SMS an den in Kenntnis besitzenden Mitbewohner eine SMS zu schreiben. Darüber hinaus ist ja nicht mal klar, ob überhaupt noch Restakku vorhanden war.

@Marina1112
@Bartagame83

Ich denke, ihr macht es Euch ZU einfach! Dass die 1. SMS sehr wahrscheinlich weder vom Täter geschrieben noch per Zwang durch Frauke geschrieben wurde, habe ich vor Kurzem nochmal versucht argumentativ herzuleiten:

Beitrag von marct (Seite 2.978)

Bisher habe ich noch keine Gegenargumentation dazu gelesen.

Ich möchte Euch auf folgende unglaubliche Geschichte hinweisen, die gerade vor dem Landgericht Flensburg verhandelt wird:

Sie ging auf eine Party und kehrte erst nach drei Wochen zurück. So lange hat eine Mutter ihren vierjährigen Sohn alleine zu Hause gelassen. [...]

Sie habe ihr Kind im Jahr 2012 alleine gelassen, um zu einer Party zu gehen, und wollte eigentlich in der Nacht oder am nächsten Morgen zurückkommen. Auf dem Heimweg lernte sie in einer Kneipe einen Mann kennen und ging mit ihm in seine Wohnung. Während der Feier und auch in den Wochen danach konsumierte sie Rauschgift und trank Alkohol.

http://www.mopo.de/umland/weil-sie-einen-mann-kennengelernt-hat--mutter-laesst-kind--4--drei-wochen-lang-alleine-24028224 (Archiv-Version vom 11.05.2016)

Natürlich hat diese Geschichte einige Unterschiede zur Ausgangslage dieses Falls.

Aber wer wäre auf diese Erklärung gekommen, wäre die Mutter nach Verlassen der Wohnung oder auch nach Verlassen der Party plötzlich verschwunden und nie wieder oder als Leiche aufgetaucht?

Ein Mutter, die ihr eigenes 4jähriges Kind ohne Entführung wochenlang alleine lässt. Da hätte doch jeder gesagt, das ist unvorstellbar.

Dagegen ist ein Ex, der gerade eine neue Freundin hat und "allein" gelassen wird, schon fast unspektakulär.

Nichts ist leider unmöglich, wie es scheint.

Möglich, wenn auch ziemlich unwahrscheinlich: Frauke hatte sich doch vor Verlassen des Pubs von der Freundin nochmal den Akku geliehen. Sie tippt die SMS an Chris mit dem Text "Komme jetzt...". Dann denkt sie sich vor dem Absenden "Ach eigentlich unnötig, bin ja gleich zu Hause", weil sie vielleicht nicht mehr viel Guthaben auf der Karte hat oder Geld sparen möchte (damals waren Flatrates für SMS ja noch nicht so verbreitet). Trotzdem speichert sie die Nachricht versehentlich oder absichtlich ab.
Später findet der Entführer die Nachricht und sendet sie verändert ab.

Wie gesagt unwahrscheinlich, aber eine Möglichkeit.

Welchen Aspekt ich auch noch interessant finde:

Wenn Frauke kein Zufallsopfer war. Was von vielen und auch Herrn Östermann so gesehen wird/wurde:

Die Personen, die die Abendplanung von FL kannten waren: Fraukes Mutter, Chris, Niels und ihre Freundin im Pub. Sie waren die einzigen Personen, die wussten, dass Frauke im Pub ist und Kenntnis davon hatten, dass Frauke den Pub planmäßig nach Ende des Spiels Richtung nach Hause verlassen wollte.

Aber alle genannten Personen sind so gut wie auszuschließen bzw. haben Alibis.

Also war es doch eine Zufallstat? Stichwort Höxter beispielsweise.

marct schrieb:Aber wer wäre auf diese Erklärung gekommen

Es ist Gott sei Dank nicht Normalität, einerseits, anderseits hab ich durchaus paar Fälle im Hinterkopf, dass Säuglinge/Kleinkinder zu Tode gekommen sind, weil sich die alleinerziehende Mutter oder die Eltern in einem gewissen Zeitraum nicht um das Kind gekümmert haben und außer Haus waren. So ein Zeitraum wie in deinem Bsp ist mir allerdings nicht bekannt.

Zu der Akkusache: Kann bzw. konnte man nachvollziehen, wann Fraukes Handy eingeschaltet war und sich ins Netz eingeloggt hat? Wenn es vom Zeitpunkt der letzten Sms an Niels bis um 0:49 Uhr ausgeschaltet war, kann sie die Sms nicht dazwischen, also kurz nach Verlassen des Pubs, auf ihrem Handy geschrieben haben, oder? Die Polizei müsste doch wissen, ob das so war?

@Blanche
Da nichts gegenteiliges bekannt ist und auch die Polizei davon spricht, dass Fraukes Handy um 00:49 in Nieheim eingeloggt war gehe ich davon aus, dass es vorher bzw. nach dem Pub nicht mehr ins Netz eingeloggt war. Das ist sicherlich nachweisbar gewesen.

Nachtrag zu dem Fall aus Flensburg:
- "Sie habe zwar an ihren Sohn gedacht, sei aber nicht fähig gewesen, klare Gedanken zu fassen."
Und noch etwas am Rande. Ausgerechnet in NRW lebt sie jetzt:
- "Gegen die Angeklagte, die mittlerweile in Nordrhein-Westfalen lebt, wurde Haftbefehl erlassen."

Außerdem würde mich interessieren, ob die Frau nie ihre Klamotten gewechselt hat in der Zeit und was mit ihrem übrigen Umfeld war.

http://www.abendblatt.de/region/schleswig-holstein/article207545779/Mutter-gesteht-Vierjaehriger-Sohn-war-drei-Wochen-allein.html

@snaky2k9
Das denke ich mir nämlich auch. Dann wäre es auch egal, ob eine Sms nach Ausgehen des Handys/vergeblichem Verschicken noch gespeichert war für einen Täter oder nicht oder ob Restakku zum Einschalten vorhanden war oder nicht, denn wenn der Polizei vorliegt, dass Fraukes Handy in der Zwischenzeit immer aus war, kann die Sms eben nicht in der Zwischenzeit geschrieben worden sein.

minnione schrieb:Es gibt viele Verbindungen zu HöxterFall, aber es sind auch grundsätzlich Trennnende da. Denn von der Opfermentalität passt es nicht zu dem Muster der Taten von Höxter, die in grobem Zuordnen eben häusliche Gewalt sind. Und nicht ein Entführen sich bemächtigen eines Opfers, von offener Strasse weg.

Frauke Liebs verschwand 2006. Sie war jung und "kommunikativ". Es war klar, dass ihre Familie und Freunde sie suchen werden. Die Presse wird sicherlich ausführlich in den Tagen in der Umgebung berichtet haben. Deswegen auch die regelmäßigen Anrufe. "Ich komme heute Heim". Alles klar denkt man sich, dann wird es keine Entführung sein, alles wird gut. Polizei sieht keine Handlung. Es könnte schon eine Taktik gewesen sein.

Vielleicht war das die 1. Entführung des Höxter-Paares. Das Paar lenkte bei den anderen Frauen um. Sie suchten gezielt Frauen über Kontaktanzeigen, weil meist sich Personen melden, die sich vielleicht einsam und allein fühlen. Die nicht unbedingt regelmäßigen Kontakt zur Familie haben und auch nicht so schnell gesucht werden.

Vielleicht ist Frauke wirklich zu einer "Frau" ins Auto gestiegen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie zu einem unbekannten Mann eingestiegen ist.

Angelika B. war vielleicht in dieser Nacht auf "Frauenfang". Sie wusste, wenn sich keine Frauen finden, wird sie von Wilfried W. misshandelt und geschlagen.

Es ist alles möglich und das Höxter-Pärchen würde ich nicht unbedingt ausschließen.

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass Frauke evtl. nur einen halbleeren Akku hatte. Sie sagte im Pub zu ihrer Freundin "oh mein Akku ist leer, kann ich mit deinem schreiben". Als sie Aufbrach wurde der Akku getauscht und sie besaß noch ihren halbvollen Akku. Die Müdigkeit hat sie vorgetäuscht, weil sie vielleicht wirklich noch jemanden kurz treffen wollte.

Die SMS schrieb sie vor dem Pub, sie ging aber nicht raus.... warum auch immer.

Ich kann mir eine Entführung auf offener Straße jetzt auch nicht vorstellen. Sie muss die Person gekannt haben. Eine Frau oder auch Mann "bist du nicht die Tochter/Schwester/Exfreundin von...".

@marct

Um auf deine Argumentation einzugehen, dass die SMS von Frauke freiwillig geschrieben wurde:

In meinem um 13:08 Uhr formulierten Szenario hat wurde der Text der SMS ebenfalls größtenteils freiwillig verfasst.

Ich sehe es wie du, dass der Passus "nicht gegen England" zu 99 Prozent beweist, dass Frauke die SMS ursprünglich freiwillig verfasst hat. Auf so etwas kommt kein Entführer mal eben so. Der Passus war ja, wie Chris in der Crime äußerte, ein Insider, mit dem er sofort etwas anfangen konnte. So etwas fügt man garantiert nicht ein, wenn einem zum Beispiel ein Messer an die Kehle gehalten wird.

Was jedoch gegen das freiwillige Versenden der SMS spricht, ist meines Erachtens ganz klar der Zeitpunkt um 0:49 Uhr. Der Text passt einfach nicht mehr zu der Tatsache, dass das Spiel zu dem Zeitpunkt schon seit 2 Stunden um war und Chris daheim auf sie wartete.

Deshalb hatte ich ein Szenario entworfen, um diesen Widerspruch unter einen Hut zu bringen.

Kann mir bitte jemand sagen in welche Ausgabe der Crime der Beitrag über Frauke zu finden ist? Irgendwie scheint es so als hätte diese verpasst. 😕

@Minopulos

Nr. 3 im Jahr 2015 ab S. 68