yasumi schrieb:Nicht jede Öffentlichkeitsarbeit ist hilfreich - so sehr ich betroffene Angehörige auch verstehe. Möglicherweise hat die Polizei dieser Form der Öffentlichkeitsarbeit zugestimmt, weil sie eben nicht an eine Entführung geglaubt haben, und eben nur an eine Erwachsene, die siche eine "Auszeit" nimmt.
Ja richtig, ich denke dass das in diesem Fall auch ein Problem war. Denn es ist schon komisch, dass der Entführer sie zunächst (fast) jeden Tag zu Hause anrufen ließ und plötzlich nach einer Woche nicht mehr. Irgendwo meine ich auch gehört zu haben, dass der Todeszeitpunkt von Frauke wohl vermutlich kurz nach dem letzten Anruf liegt. Wenn man davon ausgeht, hat er sie also nicht erst noch monatelang bei sich behalten und bloß von der Außenwelt abgeschirmt, sondern sich irgendwie die Sache nach dem letzten Telefonat anders überlegt. Vielleicht war auch der Inhalt des Gesprächs mit ausschlaggebend, wo sie auf die Frage, ob sie festgehalten werde, zunächst mit "Ja" geantwortet hatte. Aber ich denke, dass das nicht der Hauptpunkt war. Der Druck wurde vermutlich zu groß, da die Angehörigen ja (selbstverständlich natürlich) keine Ruhe gegeben haben und mit Hochdruck selbst nach Frauke gesucht haben. Immer mehr Menschen wussten dann Bescheid, dass sie gesucht wird.
Wenn man davon ausgeht, dass das Paar aus Höxter die Täter waren, kann man vielleicht daraus ableiten, dass sie deswegen künftig vor allem Opfer gesucht haben, die eben nicht sozial derart eingebunden waren. Bei dem einen Opfer, das sie zugegeben haben, wusste die Mutter ja zwei Jahre lang nichts von dem Tod ihres Kindes und hat sich mit SMSen die ganzen Jahre über beruhigen lassen. Das ist ja absolut nicht normal, die meisten Eltern würden ihre Kinder in dieser Zeit definitiv mal sehen oder wenigstens telefonieren wollen. Da war der Kontakt offenbar ja vorher schon nicht so eng, dass man sich regelmäßig gesehen hat, so dass die Mutter aufgrund der regelmäßigen SMSen überhaupt nicht davon ausgegangen ist, dass ihrer Tochter etwas zugestoßen sein könnte.
Es kann also sein, dass Frauke das erste Opfer des Paares war und sie daraus gelernt haben, künftig Opfer zu finden, die nicht derart vermisst und gesucht werden. Vor allem, wenn man offenbar ein relativ dünnes Fell hat und bereits nach einer Woche einknickt und das Opfer lieber schnell "wegschafft" bevor man entdeckt wird. Da wird man beim nächsten Mal natürlich auch schauen, dass man nicht mehr in eine solche nervenaufreibende Situation gerät.
frauZimt schrieb:Die Frage wird sein, wie man künftig solch abgesetzte Nachrichen einordnen wird.
Wenn Freunde und Familie an die Echtheit glauben, werden sie beruhigt auf die Rückkehr warten
...aber wenn sie sich an die Polizei wenden und sagen: Das ist nicht der Schreibstil der vermissten Person...ihr müsst sie suchen, da stimmt etwas nicht.
Wird man dieser Einschätzung glauben?
Ich fürchte, dass es Nachahmer geben wird.
Das ist natürlich ein Problem. Man kann da als Außenstehender wirklich schlecht beurteilen, ob das nun ernst zu nehmen ist oder es sich tatsächlich um Meldungen der vermissten Person handelt, die einfach nicht mehr nach Hause kommen möchte. Noch schwieriger wird es dann, wenn es sich eindeutig um den Schreibstil der Person handelt. Fraukes erste SMS schien ja keinerlei Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass sie diese selbst verfasst hat und alles in bester Ordnung ist, zumal da auch noch ein Insider verwendet wurde. Dazu könnte man natürlich auch gezwungen werden oder der Entführer kennt die Person und weiß, wie der Schreibstil ist. Oder eignet sich diesen anhand von alten SMSen im Handy an, solche Abkürzungen wie "HDGDL" sind ja schnell "gelernt", wenn man sieht, dass die Person das regelmäßig unter ihre SMSen packt.
Andererseits wäre es aber natürlich auch ein nicht zu leistender Mehraufwand, künftig jeder Vermisstenmeldung mit derartigem Nachdruck nachzugehen, wenn es sich dann zu 98% als falscher Alarm herausstellt. Zumal das nun mal auch einfach in die Persönlichkeitsrechte eingreift. Wenn ein Erwachsener heute entscheidet, seine Zelte abzubrechen und sich nicht mehr bei Familie und Freunden zu melden, dann ist das halt auch sein gutes Recht. Auch wenn es natürlich nicht die feine Art gegenüber den Anderen ist, diese dann in größter Sorge zu hinterlassen.