@alle,
auf besonderen Wunsch nun ein paar Infos zu der Deutschland Premiere von Tannöd !
Start gestern (25.9.) abend kurz nach 19.30 Uhr im Stadttheater von Fürth/Bayern.
--- Wollte paar Bilder machen, aber ohne Blitz, die wurden leider nichts besonders, aufgrund der schummerigen Belichtungsverhältnisse, Kronleuchtereffekte, zig Elektrokerzen usw. Und ständig mit der kleinen Kamera herumzufuchteln, stört mich, und die Leute auch. Habe daher diskret paar Videosequenzen abbgedreht .. na ja !
-- Nun bin ich kein Theaterkritiker, bin für einige Dinge und Entwicklungen im modernen Theater so nicht zu haben, da springt für mich wenig rüber, ist mir zu überdreht, zu laut, zu schrill ......... nicht so meine Art. Bin auch selten im Theater.
OK: Folgendes ist rein subjektiv, darf kein restriktiver Massstab für Andere sein.
Dies als Vorspann, zur Einschätzug meiner bescheidenen Kritikfähigkeit hierbei !
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-- TANNÖD -- Ein Kriminalfall von Andrea Maria Schenkel
Bühnenfassung von Maya Franke und Doris Happl
Inszenierung : Maya Franke
Bühne: Wolfgang Menardi
Kostüme: Renate Aurnhammer
Darsteller: Karin Oehme, Barbara Seifert, Babette Slezak, Katharina Weithaler,
Gerd Beyer, Thomas Heller, Roland Klein, Hartmut Volle
--- Zuschauerzahl: Sehr gut: fast volles Haus, nur wenige Sitze unbelegt
--- Maya Franke war anwesend, ein apartes zartes "Geschöpf", ganz in Schwarz
--- A. M. Schenkel habe ich nicht gesehen, aber auch nicht gesucht.
--- Bühnenbild: Modern, schlicht, karg, hell ! Am Anfang hängen 6 Hellerleuchtete
(Neonß) Kreuze vom "Himmel", die dann nach Beginn hochgezogen werden.
Hinten eine schmale Haus/Wandfront (hell) mit einer primitiven Türe, die meist die Stalltüre (stall/stadel) symbolisiert. An der Wand drumherum hängen diverse
Portrait Bildchen, die vermutlich die Vorfahren repräsentieren sollen.
Etliche grobe grau/braune Sitzbänke der alten Machart ( nicht diese "orangefarbenen" Biergartengarnituren, nein )
stehn herum, die ständig verwendet werden, als Objekt
diverser "Handlungen", auch zum draufsteigen, zum unten durchschlüpfen etc.
Als Hinderniss, um das Vorwärtsschreiten zu blockieren, usw.
Im Hintergrund, links neben der kleinen Haus/Stallwand, dann ein aufgehäuftes
Sammelsurium wieder dieser Bänke, und anderer Holzkonstruktionen, was die
Scheune und ihr Inneres symbolisiert, wo man auch mal draufsteigt, und sich
dann "oben auf dem Dachboden befindet". Dies innerhalb einer Szene, wo sich
ein halbseidener kleinkrimineller "Hamsterer" verbirgt, der dem alten Bauern
was abluchsen bzw. stehlen will, der sich eingeschlichen hatte, und nun unfrei-
willig und entsetzt da oben die Tat mitbekommt, durch die Ritzen der Bodenbretter.
An diesem undefinierbaren Haufen von Holzteilen inkl. Bänke nun hängen auch
"Sensen" dran. Inwieweit die "echt" und scharf weiss ich nicht, sie wirken aber
passabel echt. In gewissen Szenen mit Acker&Feldstimmung werden die von 4-5
Dsrstellung herausgeholt, man "wetzt" die Sensenblätter/klingen ....... das er-
gibt einen Effekt der "Arbeit auf dem Feld"
Diese etwa 2.5m hohe wirre Holzkonstruktion wird auch mal als "Hügelersatz"
hergenommen, wenn das junge Mädchen ( bei uns die Cilli) mit ihrer Freundin
herumtollt und Schlitten fährt. Dabei rutschen sie dann eine schräg-hochkant
gestellte Sitzbank herunter.
Die Bühne ist hell, übedeckt den Orchesterbereich, ist in den Zuschauerraum hineingebaut. Die Schauspieler agieren somit oft innerhalb grösseren Distanzen.
Um die Bühne herum sind schmale hohe Leuchtkörper, wie Leuchtschlitze, die
die Bühne recht hell ausleuchten. Nicht sehr romantisch.
--- Handlung: Ohne ZWEIFEL ein klares Derivat der Vorkomnisse auf Hinterkaifeck.
Da tauchen bsp. auch die zwei Schwestern auf ( bei uns die Maria B. und Franziska S.), die hin zum DAMMER-Bauern wollen, weil die "Marie" dort Arbeit sucht.
Es werden dabei Details praktiziert, als sich die Schwestern verirren, man ihnen
den Weg zu Hof zeigt, dann die wiederholte Abschiedsszene, als Marie nicht
von der Schwester lassen will.
Die eigentliche Hinterkaifeckhandlung wurde auf Anfang der Fünfziger verlegt,
und um paar WK-II/Nazireferenzen erweitert, was wenig auffällt. Da taucht
dann eben ein Zangsarbeiter auf , auch eine Arbeiterin, die "arbeiten muss wie
ein Ochse", dann auch sexuell bedrängt und genötigt wird, in Machomanier,
von den "Mächtigen" des Ortes, die sich letztlich in der Tenne aufhängt, dort
wo später die Anderen sterben. War dies ein blutiges Zeichen der Vergeltung ?
Ok, diese "Erweiterungen" wirken irgendwie marginal, ändern wenig an dem
eigentlichen bestimmenden Substrat der ORIGINAL-Geschichte auf Hinterkaifeck.
Zuvieles ist identisch, bis in diverse Details der Originalgeschichte, nur die Perso-
nen heissen anders, der Timeshift ist ca. 30 Jahre, das ist aber schon so ziemlich alles an scheinbarem Unterschied. Ansonsten fühlt sich der Zuschauer fast perma-
nent nach Hinterkaifeck 1922 versetzt. Auch der Todesabend ist ein Freitag,
es gibt sechs Opfer inkl. der Magd "Marie", die darf so heissen, wie im Original.
Die Viktoria mutiert zur Barbara, die übrigens wirklich eine recht "Hübsche" ist,
die im Designer-Dirndl agiert. Ach ja: der kleine JOSEF bleibt auch der Josef !
Die Handlungssequenzen sind gewisse Fragmente, auf die Opfer bezogen,
die nicht in chronologische Abfolge betrachtet werden, bzw. umkommen.
Erst später, wenn der "Hamsterer", der "von oben" die Szenerie beobachtet,
vor Angst und Schauer fast "vom Stadel" fällt, sprich vom improvisierten
Holzhaufen auf der Bühne, und als dann endlich die Opfer gefunden werden,
von drei Bauern und einem Sohn ( der mir viel zu laut und überzeichnet
da herumrennt und grell herumplärrt, dass einem die Ohren abfallen :-))) ,
ergibt sich ein gewisser Überblick zur eigentlichen Abfolge der Mordes.
Den Schluss bildet eine Betrachtung der bigotten Wertung, Beurteilung und
Verdrängens resp. Vergessens des Vorfalls durch die Leute und die örtliche
Prominenz ( bsp. Bürgermeister und Pfarrer), die das unglaubliche Geschehen
in Ihrer Mitte relativieren und verdrängen wollen, damit ja nicht noch was
Anderes noch wieder hochkommt, ans Tageslicht drängt, weitere schlimme Dinge
und menschliche Abgründe der Vergangenheit,
wie etwa das Vergehen an der Zwangsarbeiterin.
Die Abschlussszene zeigt den benachbarten Bauern und ehemaligen Liebhaber
und auch Tatverdächtigen, der in diesem Stück letztlich seine Tat eingesteht,
um Verständnis sucht, und bittet, der "die Orentierung verloren hat", am End
dasitzt mit einem imaginären Trommelrevolver,
den,den er dem Dammernbauern schon mal als Hilfe angeboten hatte, ..... und wohl überlegt, ob er sich umbringen soll.
Auf diesen Schuss wartet der Zuschauer zum Glück vergebens .......
--- Beifall: sehr herzlich und kräftig, einige Bravos, über etliche Minuten hinweg.
( mind. 10 Minuten ) diverse Auf/Abgänge der Darsteller, die ihrerseits
sehr erfreut schienen. Na klar, nach der Anstrenung auch redlich verdient !!
Benotung meinerseits --- BITTE nicht allzu ernst zu nehmen ( siehe oben ):
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Schauspieler: Note 2 ( im Schnitt) - körperliche Leistung/viel Aktion/viel Text
da wechselnde Mehrfachrollen der Darsteller
Inszenierung: Note 3
Bühnenbild: Note 4
****************** Noch gibts KARTEN ! **********************
Weitere Aufführungen in Fürth/Byern: 26. + 27.9.2008 / 16.-19.10. / 21.10.2008
immer um 19.30 Uhr (Spielbeginn !)
Eintritt : ca. 15 - ca 25 Euro ja nach Rang und Reihe ... wie immer eben
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Bernie