@lesmona:
Nicht von ALLEN, das sehe ich auch so. Aus den vorhandenen Informationen, meinetwegen auch aus den Gerüchten lässt sich ein Gesamtbild erkennen. Es gab Leute, die relativ "nah dran" waren, was ich nicht im räumlichen Sinne meine, sondern in dem Sinne, dass tiefere Einblicke in das Leben der HKer vorhanden waren.
Hier sehe ich den LTV in seiner offiziellen Funktion und als jemanden, der sich schon intensiv für der HK-Hof interessiert hat, ja sogar bereit war Viktoria Gabriel ( trotz der Inzest-Problematik ) zu heiraten, um an den Hof zu kommen.
Der sich von seinem 16-Jährigen Sohn schon wegen der HK-Geschichten hat "anmaulen" lassen müssen ( in der damaligen Zeit!!! ).
Und dann sehe ich den G.-Clan, wohlhabende Leute, die durch die Heirat von Karl G. schonmal fast die Hand auf dem Hof hatten. Sie hatten durch Karl höchstwahrscheinlich "Insider-Informationen", ob er nun schon vor seinem Tod im I. WK schon von dort geflüchtet war ( Quellenlage hierfür nicht gesichert ), oder nicht.
Dann kommt die sozusagen "zweite Reihe", Leute, die mal dieses oder jenes gehört haben, aber nichts genaues wissen. Sie werden den Geschichten mehr oder weniger geglaubt haben, je nach Veranlagung. Sigl wäre für mich so jemand aus dieser Gruppierung; er sagt ja Verschiedenes aus, was ihm der LTV selbst erzählt hat.
In der "dritten Reihe" sind Leute anzusiedeln, die nichts mitgekriegt haben, oder sich ganz einfach nur um ihren eigenen Kram kümmerten. Sie sind als neutral anzusehen.
Hier finden wir Mitsängerinnen aus dem Chor, Eltern von Schulkindern, die mit Cäzillia in der Klasse waren usw., ganz normale dörfliche Strukturen halt.
Hier kann ich mir auch diejenigen vorstellen, die in der Erntezeit schonmal mit anpackten und auch selbst geholfen kriegten. Fleiss und Hilfsbereitschaft wurden ja auch zu den Eigenschaften der HKer gezählt. Man kann natürlich spekulieren, inwieweit diese Aussagen/Gerüchte der Sitte geschuldet sind, Toten nichts Schlechtes nachzusagen. Aber lassen wir die Aussagen einfach mal stehen, es würde helfen zu erklären, wie die HKer überhaupt mit der vielen Arbeit fertig werden konnten.
Sonderstellungen nehmen der Pfarrer, der Lehrer, der Postschaffner, der Gastwirt und die ortsansässigen Geschäftsleute ein. Nicht zu vergessen den Hauserer/Hamsterer und den Monteur.
Der Pfarrer und der Lehrer haben m. E. ausser dem Eindruck, dass die HKer etwas seltsam waren und für sich lebten, nicht viel mitgekriegt.
Für mich passt es sonst nicht zusammen, dass die Viktoria eine herausragende Stellung im Kirchenchor hatte ( es sei denn, und jetzt kommt wieder eine ganz böse SPEKULATION, für die mich sicher die christkatholische Fraktion wieder steinigen wird, Viktoria hat dann und wann in aller Heimlichkeit dafür gesorgt, dass Herr Pfarrer auch mal ganz persönlich die "Englein hat singen" hören...; Achtung, das ist eine unwahrscheinliche aber nicht auszuschliessende MÖGLICHKEIT, ich denke nicht, dass es so war, in einem Kirchenchor waren sicher genug "Giftspritzen", die so etwas, hätte auch nur der Verdacht bestanden, mit Genuss breitgetreten hätten, es gibt hierfür keine Indizien, also gleich wieder vergessen ).
Für den Lehrer gilt eine ähnliche Einschätzung. Wir haben gesehen, dass Kreszenz Rieger ihr Kind wegen mangelhafter Pflege entzogen wurde, hätten Pfarrer und/oder Lehrer etwas derartiges "gewittert", hätte es sicher Konsequenzen gehabt.
Der Postschaffner ist jemand, der regelmässig von aussen bei den HKern reinschaut und auch schonmal ein Wort mit ihnen wechselt. Er steuert einige Beobachtungen bei, die hier schon diskutiert wurden. Er kann als neutral angesehen werden.
Eine Aussage will ich noch herausgreifen, die ich interessant finde:
Als er anlässlich der Suche nach einem vermissten Kind eines Abends bei den HKern anklopft, öffnet A. G. mit der Forke in der Hand und gibt auf Befragen an, nichts zu wissen.
1.) Ein dringlicher Vorgang, der schon einen Haufen Leute auf die Beine gebracht hat, hat sich nicht bis HK herumgesprochen, d. h. die Leute, die suchten, waren schneller als jedes Gerücht. Trotz der relativen Nähe zum Dorf also doch ein Einödhof.
2.) Gruber rechnet damit, sich seiner Haut wehren zu müssen und ist auch bereit dazu.
3.) Gruber schliesst sich den Suchenden nicht an, er hält sich auch aus so einer Sache raus.
4.) Der Postschaffner enthält sich einer Wertung.
Der Gastwirt hält sich weitgehend neutral aus den Gruppen raus, das muss er auch, sonst bleiben ihm Gäste aus. Immerhin bringt er Viktoria ein gewisses Wohlwollen entgegen, wenn man der Aussage glauben darf, er hätte sie zum Gericht begleitet. Da A. G. nicht nachgesagt wird, regelmässiger Wirtshausgänger zu sein, das Gegenteil wird behauptet, riskiert er immerhin keinen durstigen Dauergast.
Aber für diese Hilfestellung riskiert er des LTV´s Unmut, da er hilft ihn zu verklagen, wenn auch nur als Fahrer.
War er ein heimlicher Verehrer oder dauerte ihn Viktorias Lage oder wollte er den Ortssprecher etwas ärgern?
Egal wieso, er tut es, woraus ich schliesse, dass die Ablehnung der HKer nicht "flächendeckend" war, wenn das ganze Dorf geschlossen die Wirtschaft meidet, weil er "so einer" geholfen hat, sieht es für einen Gastwirt düster aus.
Der zitierte Hauserer/Hamsterer Scheppach steht in geschäftlicher Verbindung mit den HKern, da scheint alles glatt gelaufen zu sein, er enthält sich jeglicher Wertung.
Der Monteur steht ebenfalls in geschäftlicher Verbindung mit den HKern und hier scheint es nicht ganz so glatt gelaufen zu sein.
Er bescheinigt ihnen Geiz, weil er bei einer längeren Arbeit nichts zu essen bekam und bezeichnet sie insgesamt als schmutzig. Immerhin scheinen sie keine säumigen Zahler gewesen zu sein, denn er war öfters da, wie man aus diesen Aussagen schliessen kann.
Sein Verhalten am Auffindetag passt in das Bild: Er kommt, da er bestellt wurde, wartet eine Weile auf die seiner Meinung nach anderswo beschäftigten Hofbewohner, verschafft sich dann Zugang zu seinem Arbeitsplatz und erledigt seinen Job. Obwohl er anschliessend Veränderungen wahrnimmt ( Scheunentor, Hund ) geht er nicht hinein ( und entgeht so demjenigen, der sich da noch aufhielt ).
Anschliessend meldet er, dass er seine Arbeit gemacht hat ( braucht er diese Bestätigung, damit er später Zeugen hat, um keinen Stress wegen der Rechnung zu kriegen? ) und dass niemand dort gewesen wäre.
Also durchaus unterschiedliche Handlungsweisen gegenüber den HKern, bestimmt durch eine unterschiedliche Wahrnehmung ihrer Verhältnisse und Verhaltensweisen.
MfG
Dew