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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 14:24
@jaska

Deiner Einschätzung der von @Badesalz geposteten Aussagen stimme ich dahingehend
zu, dass diese nun, wenn man sie in ihrer Gesamtheit vorliegen hat, ein stimmigeres Bild
ergeben, als wenn man nur Einzelheiten daraus zitiert. Ich finde ebenfalls, dass die
Aussagen insgesamt ein stimmiges Bild ergeben und finde es auch absolut
nachvollziehbar, dass z.B. der LTV erst zu einem späteren Zeitpunkt, als seine Familie
zusammentraf, von den diversen Vorkommnissen bezüglich HK erfuhr und somit erst
dann veranlasst wurde, nachzusehen.
Ich finde, die Aussagen lassen keinen gesteigerten Verdacht gegen den LTV aufkommen.

Ob die Fensterläden in Vics Zimmer und der Mägdekammer geschlossen waren, können
wir aus den vorliegenden Informationen wohl nicht schlüssig klären.

Die Aussage des Gruber Bruders deutet wohl darauf hin, dass besagter Knecht
tatsächlich auf HK angefangen hatte, jedoch nicht lange blieb.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 14:42
@AngRa

Erstmal danke für deine interessanten Beiträge, insbesondere auch zur Aussage
bezüglich des letzten Knechts auf HK.

Frage: Du schreibst der L.S. hat die Klage wegen Inzest gegen Gruber eingereicht. Hab
ich da jetzt neulich was verpasst? Ich denke, wir wussten nicht, wer die Klage
eingereicht hatte?

Das "feindschaftliche" Verhältnis zw. Gruber und S., schliesst du das bloss aus eigenen
Überlegungen, weil es dir "logisch" erscheint, oder hast du dafür konkrete
Anhaltspunkte?

Mir sind durchaus kuriose "Fälle" aus ebenfalls ländlicher Region bekannt, wo solche
Dinge "pragmatisch" geregelt werden. Man hilft sich trotzdem, arbeitet sogar zusammen,
ohne viele Worte, obwohl die Ex-Ehefrau neulich die Seite gewechselt hat, etc. pp...


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Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 15:14
@Manatee

Wenige Tage nach der Geburt des kleinen Josef hat L.S. Andreas Gruber und Victoria Gabriel wegen Blutschande angezeigt. Das ist bekannt. Gruber hat dann 14 Tage in U-Haft verbracht. Nach der Vaterschaftsanerkennung durch L.S. wurde Gruber aus der Haft entlassen.L.S. hat die Anzeige quasi zurückgenommen.

Am 31.12.1919 hat die StA b. LG Neuburg/Donau trotzdem Anklage erhoben, denn bei Blutschande handelte es sich um ein Offizialdelikt, d.h. die Staatsanwaltschaft ist zur Verfolgung einer Straftat auch ohne Antrag oder Anzeige verpflichtet, wenn sie einen Tatverdacht bejaht. Im Jahre 1920 hat es aufgrund der Anklage dann ein Gerichtsverfahren vor dem LG Neuburg wegen Blutschande gegeben, das mit einem Freispruch für die Hker beendet wurde.

Das feindschaftliche Verhältnis zwischen Gruber und S. begründe ich mit dem sexuellen Verhältnis zw. L.S und Victoria auf der einen Seite und dem Inzest auf der anderen Seite, dem Sensenauftritt Grubers wegen des Unterhalts, mit der Anzeige wegen Blutschande und mit der Zahlung der 5.000 Mark, um die Rücknahme der Anzeige zu erreichen. Ich denke, dass es genügend Punkte sind, aus denen man Schlüsse auf das Verhältnis ziehen kann.

Alle von mir genannten Punkte sind auch belegt.

Für mich sind das Gründe für eine Feindschaft, aber vielleicht sehe ich die Dinge auch nicht großzügig genug.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 15:26
@AngRa

Danke für die Ausführungen. Dann ging es hier also um den zweiten Blutschandeprozess.
Ich denke, da waren gewisse "Machtspiele" nach dem Motto "gibst du mir nicht, tu ich
dir" im Gange.
Ich stimme dir absolut zu, dass genügend Gründe für eine Feindschaft vorgelegen haben,
keine Frage. Es gibt auch durchaus Anzeichen für eine solche Feindschaft, dann aber gibt
es auch wieder Anzeichen dafür, dass man "im Rahmen des noch möglichen" einen doch
einigermassen "normalen" Umgang miteinander gepflegt hat, damit meine ich nicht, dass
man zum Kaffekränzchen zusammen sass, aber man sich wohl gegrüsst wenn man sich
des Weges begegnete und paar Worte gewechselt und evtl. mal geholfen was auf den
Wagen zu laden oder so.
Aus den vorliegenden Infos fällt es mir schwer abzuleiten, wie tief eine solche
Feindschaft gewesen sein mag, oder andererseits wie "normal" das Verhältnis nach
Allem noch sein konnte.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 15:28
@AngRa

Zur nicht genehmigten Heirat von Victoria und L.S.:

Die Victoria war alt genug zu heiraten, wen sie will. Da bräuchte sie nicht ihren Vater fragen.

Aber sie hat ja von ihren Eltern den Hof überschrieben bekommen.
Und da sehe ich einen springenden Punkt.

Ihre Eltern waren somit im gewissen Sinne Austragsbauern. Und Austragsbauern steht eine Menge zu, nicht nurdas tägliche Essen sondern auch Geld und Wohnrecht.
Wenn nun der Gruber zur Victoria sagt, wenn Du den L.S. heiratest, ziehe ich aus, dann hätte das für die Victoria bedeuten können, daß sie für ihre Eltern bzw.ihren Vater eine neue Wohnung hätte suchen und diese dann auch bezahlen müssen.
Auch das war vielleicht ein Grund, daß die Victoria den L.S. nicht geheiratet hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 15:42
@elfeee

Deine Gedanken hinsichtlich der verhinderten Heirat sind schon interessant.

Ich gehe aber davon aus, dass Victoria ihrem Vater hörig war und deshalb L.S. nicht geheiratet hat. Aus Aussagen ist doch bekannt, dass sie sich von dem Vater hat in den Schrank sperren lassen, wenn Heiratskandidaten aufgekreuzt sind. Das zeigt doch dass beide ein ganz "symbiotisches" Verhältnis hatten. Geld hatte sie genug und hätte sie auch genug erwirtschaften können, aber sie konnte sich aus der Beziehung zum Vater nicht lösen und auf der anderen Seite war ihr sicher bewusst, dass es die Chance ist L.S. zu heiraten.Sie hat ja auch alles getan, damit ihr Vater aus der Haft entlassen wird, also war ihr doch alles daran gelegen, dass er wieder zu ihr zurückkommt.

Für mich stand sie zwischen beiden Männern und hat nicht mehr ein noch aus gewusst.

Aber ich sehe vieles emotional, das gebe ich ja zu, man kann alles auch anders sehen.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 22:38
@Badesalz: Danke für den umfangreichen Beitrag. Die Aussagen sind ja eigenartig, weil:


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Reihenfolge stimmt nicht überein:
* Pöll: "Schlittenbauer ging voraus u. ...... Ich folgte ihm unmittelbar "
* Siegl: "Schlittenbauer stieg über ein Brett zur Stalltür. Ich folgte unmittelbar nach"
* LS: "Dagegen rief der hinter mir gehende Pöll"

Pöll und LS stimmen überein, Sigl paßt nicht dazu

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Wer fand den Fuß?
* Pöll: "Schlittenbauer ging voraus u. zwar auf die Stalltüre zu. Ich sah in dabei etwas stolpern. Ich folgte ihm unmittelbar u. suchte mit meinen Füssen am Boden, weil es schon etwas finster war. Ich stoss dabei an etwas an u."
* Siegl: "Schlittenbauer stieg über ein Brett zur Stalltür. Ich folgte unmittelbar nach und stieß mit einem Fuße an etwas an. Ich glaubte, es war ein Fuß von einem am Boden liegenden Kalbe."
* LS: " Ich ... stolperte ..."

Wiederum passen Pöll und LS zusammen, Siegl passt nicht dazu.

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Mal fantasiert: Pölls Aussagen sind wahr, Siegls Aussagen nicht. Wenn Siegl hier nicht recht hat, dann woanders auch nicht?


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Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 22:52
In der Tat, ich dachte mir erst letztens, ob ich da permanent was verwechsele, und wies so ist, hab ich das Buch verliehen und konnt net nach sehen.
-------------------------

Hatte der Siegl mit dem LTV Nachbarschaftskonflikte und wollt ihm damit eine rein würgen? Deshalb die öffentl. Beschuldigungen??

Oder zuweit her geholt?


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Mordfall Hinterkaifeck

14.05.2008 um 23:03
Ortsführer?---------Ist das eine Art Bürgermeister?
Wenn man da Wahlen durchgeführt hat, kann man evtl. herraus finden wer sich sonst noch zur Wahl aufstellen ließ.


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14.05.2008 um 23:18
@tanja078

Ortsführer: Das wurde hier im Forum schon aufgearbeitet, musst mal im Archiv
nachsehen. Wenn ich das jetzt richtig wiedergebe, dann war das eine Funktion, die vor
allem unter den Landwirten im Ort eine ordnende Funktion hatte, wenn es um
Terminierungen oder so ging. Fragen zur landwirtschaftlichen Arbeit.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 00:19
@Münchner

Wenn Pöll und Sigl nebeneinander gingen: Wo ist da dann ein Widerspruch?


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15.05.2008 um 06:52
Grubers Gespräch in der Eisenhandlung

Die Angaben darüber, dass Andreas Gruber am Tag vor dem Mord in der Eisenhandlung Vogel über mysteriöse Vorgänge auf seinem Dachboden und seine Verteidigungsbereitschaft berichtet hat, beruhen allein auf der Aussage des Wenzeslaus Bley vom 8.8.1930.

Es heißt wörtlich:

"Bezüglich des Gespräches des alten Gruber in der Eisenhandlung in Schrobenhausen: In der Wirtschaft wurde erzählt, dass Gruber am Tag vor dem Mord in einer Eisenhandlung - es sind zwei dort- aber vermutlich bei Vogel war. Dort sagte er, er müsse schauen, dass er wieder heimkomme, denn er fürchte, dass in seinem Haus etwas nicht in Ordnung sei. Weiter sagte er: Während der vergangenen Nacht habe ich im Boden droben etwas gehört, wie wenn jemand herumgehe. Fürchten tu ich mich nicht. Ich habe mein Gewehr schon gerichtet."

Da Wenzeslaus Bley nur das wiedergibt, was er im Wirtshaus gehört hat und nicht einmal angeben kann, in welcher Eisenhandlung Gruber das Gespräch geführt hat, kann man mE diesem Komplex nicht viel Bedeutung beimessen. Vermutlich wurde der Eisenhändler schon deshalb nicht vernommen, weil gar nicht feststellbar war, wem gegenüber Gruber diese Angaben gemacht haben soll.

Für mich ist vielmehr denkbar, dass es sich bei dem Gespräch in der Eisenhandlung, um eine nachträgliche Legendenbildung handelt. Es sollte hiermit bekräftigt werden, dass die Hker schon vor der Tat "Gäste" auf dem Dachboden hatten, denn es musste plausibel erklärt werden, warum auswärtige Täter sich so gut auf dem Anwesen und mit den Gepflogenheiten der Hker auskannten. Dazu passt die Geschichte mit den Schritten in der dunklen Nacht.

Wenn ein Mann wie Andreas Gruber nachts Bewegungen und Schritte auf dem Dachboden gehört hätte, dann wäre er doch schon auf der Stelle mit seinem Gewehr nach oben gestiegen und hätte nach dem Rechten gesehen. Die Thaler-Buben hatte er Monate vorher auch sofort mit einem Gewehr vertrieben, als sie auf dem Anwesen einbrechen wollten.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 08:03
@Münchner

ich kann auch keinen Widerspruch in den Aussagen erkennen und würde mich @Badesalz anschließen: Pöll und Sigl gingen nebeneinander.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 08:35
@AngRa

Spuren im Schnee, die zum Hof führen, aber nicht mehr weg; Schritte auf dem Dachboden die deutlich zu hören sind. Ich kann mir - wie du - einfach nicht vorstellen, dass man das auf dem Land einfach auf sich beruhen läßt. Da schau ich doch nach! Da geb ich doch keine Ruhe bis ich geklärt habe, wer da in meinem Hof ist!
Aber A.G. geht zum Einkaufen, und läßt die Kinder und die Frauen allein mit einem vermuteten Spitzbuben. Das ist nicht realistisch. Wie Du schon richtig sagst:
nachträgliche Legendenbildung, um auf auswärtige Verbrecher hinzuweisen. Wahrheitsgehalt tendiert gegen 0.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 10:01
@AngRa
@snowstorm

Absolute Zustimmung meinerseits. Ich kann unter den genannten Voraussetzungen auch keine rationale Vorgehensweise des A.G. erkennen. Ich vermute auch, dass sämtliche Spuren u.U. erst nach der Tat entstanden sind.

Zur pragmatischen Vorgehensweise unter dem Gesichtspunkt der nachbarschaftlichen/dörflichen Verhältnisse:

Wäre es diesbezüglich nicht pragmatisch, eine Nachbarschaftshilfe anzubieten um mögliches "Gesindel" und "Einbrecher" dingfest zu machen? Schließlich könnten die "bösen Jungs" auch auf die anderen Höfe in der Nachbarschaft übergreifen! Somit wäre dies ein "gemeinschaftliches" Problem und nicht alleine das Problem der "ausgegrenzten" Hinterkaifecker? Würde nicht auch der ein oder andere Nachbar etwas daran setzen den A.G. zu überreden der Sache, unter seiner Mithilfe, nachzugehen?

Ich denke: Ja!

Sollte die dörfliche Gemeinschaft kein Interesse daran haben, allen voran der Ortsvorsteher, dann frage ich mich: Warum?

Ergo: Legendenbildung oder Kalkül?


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 11:06
@lesmona:
Nicht von ALLEN, das sehe ich auch so. Aus den vorhandenen Informationen, meinetwegen auch aus den Gerüchten lässt sich ein Gesamtbild erkennen. Es gab Leute, die relativ "nah dran" waren, was ich nicht im räumlichen Sinne meine, sondern in dem Sinne, dass tiefere Einblicke in das Leben der HKer vorhanden waren.

Hier sehe ich den LTV in seiner offiziellen Funktion und als jemanden, der sich schon intensiv für der HK-Hof interessiert hat, ja sogar bereit war Viktoria Gabriel ( trotz der Inzest-Problematik ) zu heiraten, um an den Hof zu kommen.
Der sich von seinem 16-Jährigen Sohn schon wegen der HK-Geschichten hat "anmaulen" lassen müssen ( in der damaligen Zeit!!! ).

Und dann sehe ich den G.-Clan, wohlhabende Leute, die durch die Heirat von Karl G. schonmal fast die Hand auf dem Hof hatten. Sie hatten durch Karl höchstwahrscheinlich "Insider-Informationen", ob er nun schon vor seinem Tod im I. WK schon von dort geflüchtet war ( Quellenlage hierfür nicht gesichert ), oder nicht.

Dann kommt die sozusagen "zweite Reihe", Leute, die mal dieses oder jenes gehört haben, aber nichts genaues wissen. Sie werden den Geschichten mehr oder weniger geglaubt haben, je nach Veranlagung. Sigl wäre für mich so jemand aus dieser Gruppierung; er sagt ja Verschiedenes aus, was ihm der LTV selbst erzählt hat.

In der "dritten Reihe" sind Leute anzusiedeln, die nichts mitgekriegt haben, oder sich ganz einfach nur um ihren eigenen Kram kümmerten. Sie sind als neutral anzusehen.
Hier finden wir Mitsängerinnen aus dem Chor, Eltern von Schulkindern, die mit Cäzillia in der Klasse waren usw., ganz normale dörfliche Strukturen halt.
Hier kann ich mir auch diejenigen vorstellen, die in der Erntezeit schonmal mit anpackten und auch selbst geholfen kriegten. Fleiss und Hilfsbereitschaft wurden ja auch zu den Eigenschaften der HKer gezählt. Man kann natürlich spekulieren, inwieweit diese Aussagen/Gerüchte der Sitte geschuldet sind, Toten nichts Schlechtes nachzusagen. Aber lassen wir die Aussagen einfach mal stehen, es würde helfen zu erklären, wie die HKer überhaupt mit der vielen Arbeit fertig werden konnten.

Sonderstellungen nehmen der Pfarrer, der Lehrer, der Postschaffner, der Gastwirt und die ortsansässigen Geschäftsleute ein. Nicht zu vergessen den Hauserer/Hamsterer und den Monteur.
Der Pfarrer und der Lehrer haben m. E. ausser dem Eindruck, dass die HKer etwas seltsam waren und für sich lebten, nicht viel mitgekriegt.
Für mich passt es sonst nicht zusammen, dass die Viktoria eine herausragende Stellung im Kirchenchor hatte ( es sei denn, und jetzt kommt wieder eine ganz böse SPEKULATION, für die mich sicher die christkatholische Fraktion wieder steinigen wird, Viktoria hat dann und wann in aller Heimlichkeit dafür gesorgt, dass Herr Pfarrer auch mal ganz persönlich die "Englein hat singen" hören...; Achtung, das ist eine unwahrscheinliche aber nicht auszuschliessende MÖGLICHKEIT, ich denke nicht, dass es so war, in einem Kirchenchor waren sicher genug "Giftspritzen", die so etwas, hätte auch nur der Verdacht bestanden, mit Genuss breitgetreten hätten, es gibt hierfür keine Indizien, also gleich wieder vergessen ).
Für den Lehrer gilt eine ähnliche Einschätzung. Wir haben gesehen, dass Kreszenz Rieger ihr Kind wegen mangelhafter Pflege entzogen wurde, hätten Pfarrer und/oder Lehrer etwas derartiges "gewittert", hätte es sicher Konsequenzen gehabt.

Der Postschaffner ist jemand, der regelmässig von aussen bei den HKern reinschaut und auch schonmal ein Wort mit ihnen wechselt. Er steuert einige Beobachtungen bei, die hier schon diskutiert wurden. Er kann als neutral angesehen werden.
Eine Aussage will ich noch herausgreifen, die ich interessant finde:
Als er anlässlich der Suche nach einem vermissten Kind eines Abends bei den HKern anklopft, öffnet A. G. mit der Forke in der Hand und gibt auf Befragen an, nichts zu wissen.
1.) Ein dringlicher Vorgang, der schon einen Haufen Leute auf die Beine gebracht hat, hat sich nicht bis HK herumgesprochen, d. h. die Leute, die suchten, waren schneller als jedes Gerücht. Trotz der relativen Nähe zum Dorf also doch ein Einödhof.

2.) Gruber rechnet damit, sich seiner Haut wehren zu müssen und ist auch bereit dazu.

3.) Gruber schliesst sich den Suchenden nicht an, er hält sich auch aus so einer Sache raus.

4.) Der Postschaffner enthält sich einer Wertung.

Der Gastwirt hält sich weitgehend neutral aus den Gruppen raus, das muss er auch, sonst bleiben ihm Gäste aus. Immerhin bringt er Viktoria ein gewisses Wohlwollen entgegen, wenn man der Aussage glauben darf, er hätte sie zum Gericht begleitet. Da A. G. nicht nachgesagt wird, regelmässiger Wirtshausgänger zu sein, das Gegenteil wird behauptet, riskiert er immerhin keinen durstigen Dauergast.
Aber für diese Hilfestellung riskiert er des LTV´s Unmut, da er hilft ihn zu verklagen, wenn auch nur als Fahrer.
War er ein heimlicher Verehrer oder dauerte ihn Viktorias Lage oder wollte er den Ortssprecher etwas ärgern?
Egal wieso, er tut es, woraus ich schliesse, dass die Ablehnung der HKer nicht "flächendeckend" war, wenn das ganze Dorf geschlossen die Wirtschaft meidet, weil er "so einer" geholfen hat, sieht es für einen Gastwirt düster aus.

Der zitierte Hauserer/Hamsterer Scheppach steht in geschäftlicher Verbindung mit den HKern, da scheint alles glatt gelaufen zu sein, er enthält sich jeglicher Wertung.

Der Monteur steht ebenfalls in geschäftlicher Verbindung mit den HKern und hier scheint es nicht ganz so glatt gelaufen zu sein.
Er bescheinigt ihnen Geiz, weil er bei einer längeren Arbeit nichts zu essen bekam und bezeichnet sie insgesamt als schmutzig. Immerhin scheinen sie keine säumigen Zahler gewesen zu sein, denn er war öfters da, wie man aus diesen Aussagen schliessen kann.
Sein Verhalten am Auffindetag passt in das Bild: Er kommt, da er bestellt wurde, wartet eine Weile auf die seiner Meinung nach anderswo beschäftigten Hofbewohner, verschafft sich dann Zugang zu seinem Arbeitsplatz und erledigt seinen Job. Obwohl er anschliessend Veränderungen wahrnimmt ( Scheunentor, Hund ) geht er nicht hinein ( und entgeht so demjenigen, der sich da noch aufhielt ).
Anschliessend meldet er, dass er seine Arbeit gemacht hat ( braucht er diese Bestätigung, damit er später Zeugen hat, um keinen Stress wegen der Rechnung zu kriegen? ) und dass niemand dort gewesen wäre.

Also durchaus unterschiedliche Handlungsweisen gegenüber den HKern, bestimmt durch eine unterschiedliche Wahrnehmung ihrer Verhältnisse und Verhaltensweisen.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 11:29
@alle:

Bezüglich der Problematik "Verlassen des Hofes, obwohl Spitzbuben vermutet werden" existiert hier in den "Weiten des threads" relativ weit am Anfang eine Aussage, dass A. G. den Heuboden sogar mit einer Heugabel untersucht hat und nichts fand. Bin mir da ziemlich sicher, finde die Stelle nur nicht.

Ich schliesse mich der Einschätzung vollkommen an, dass A. G. mit vermuteten Spitzbuben auf dem Hof diesen nicht verlassen hätte, was für mich für die "Heugabel-Geschichte" spricht.
Möglicherweise konnte er sich auch nicht vorstellen, dass am hellichten Tag irgendetwas passiert, "flintennotwendige Aktivitäten" waren ja bisher auch eher nachts aufgefallen.

Was den Wahrheitsgehalt der Bley-Aussagen angeht:
Immerhin erschien es ihm wichtig genug, deswegen zur Polizei zu gehen und das etwa acht Jahre danach. Ich tendiere daher dazu, diesen Aussagen doch etwas Bedeutung beizumessen, hat die Polizei damals immerhin auch getan, sonst wüssten wir garnichts davon.

Und für mich "passt" die Verhaltensweise eben zu A. G., sie stellt keinen auffälligen Gegensatz zu seinen sonstigen Gewohnheiten dar, soweit sie uns überliefert sind.

@Münchner:
Gut beobachtet!
Einen deutlichen sachlichen Widerspruch sehe ich hier aber auch nicht. Es sind zeitnahe Aussagen unter dem Eindruck des Geschehens, da kann man den Beteiligten schon etwas Aufregung zubilligen. Vielleicht ist mit unmittelbar auch eher der zeitliche Rahmen als die genaue "Marschreihenfolge" gemeint? Ausserdem suchte der Sigl doch eher die Decke nach Erhängten ab...

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 13:22
@alle:

Was mir vorhin beim Schreiben so durch den Kopf ging:

Die Aktivitäten rund um den Monteursbesuch auf HK könnten auch ein letzter Versuch gewesen sein, Normalität auf dem Hof vorzutäuschen. Durch die Lage des Motorenhäuschens hätten die Hofbewohner den Monteur nicht zwingend bemerken müssen und umgekehrt. Wenn nun ein paar Dinge verändert wurden, hätte der Monteur den Eindruck gewinnen können, man habe sich einfach verpasst und die Hofbewohner wären kurz dagewesen ( z. B. um etwas zu holen ) und jetzt wieder im Wald tätig. Hätte das so geklappt, hätte man wieder einen Tag bis zur Entdeckung der Tat rausgeschunden.

Ist natürlich genauso eine Spekulation, wie die Annahme, die Tat hätte gezielt von einem "Auswärtigen" entdeckt werden sollen.

Beiden Szenarien gemeinsam ist allerdings eine recht gute Kenntnis der Gepflogenheiten auf HK und eine ziemliche Kaltschnäuzigkeit.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 13:28
@alle:

Da sind mir doch die ortsansässigen Geschäftsleute eben "durchgerutscht" bei meiner Einteilung angenommener Meinungsgruppen.

Die waren neutral, das Geld, was ein Gruber reinbrachte, war genauso gut wie jedes andere Geld auch.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

15.05.2008 um 15:36
Aussage des Wenzeslaus Bley

ME hat Kriminalinspektor Riedmayr der Aussage des Wenzeslaus Bley nur in einem Punkt Bedeutung beigemessen und zwar hinsichtlich dessen Ausführungen zu den Beobachtungen des Lehrers Yblagger. (Begegnung mit L.S. in HK, als das Haus bereits abgerissen war)

In seinem Schreiben vom 5.2.1931 an den OStA Kestel bei d. LG Neuburg führt er dazu aus:

"Beim Studium der Akten kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verdächtigungen des S. nicht zuletzt deshalb nicht zur Ruhe kamen, weil Lehrer und Pfarrer gleichfalls zu der Annahme neigten, dass er der Täter ist, und insbesondere scheint der Lehrer Yblagger nicht selten dieser seiner Meinung nach Ausdruck verliehen zu haben.....Vielleicht würde es sich empfehlen, gerade mit Rücksicht darauf, dass Bley sich immer wieder auf Yblagger beruft, dessen richterliche Einvernahme zu veranlassen"

Die Quintessenz der Anzeige des Kammer und der Aussage des Bley war dann auch im Wesentlichen die Anordnung der richterlichen Vernehmung des Lehrers Yblagger durch OStA Kestel.

Da der Lehrer Yblagger unabhängig war, weil er kein Nachbar und kein Landwirt aus Gröbern war, hat er mE seine Meinung frei äußern können ohne Repressalien befürchten zu müssen. Bei den anderen Nachbarn ist eine offene Meinungsäußerung im Hinblick auf die Stellung des L.S. wohl unmöglich gewesen. Das ist meine persönliche Meinung, andere mögen es anders sehen.



@Dew

In den Akten sind keine Aussagen darüber enthalten, dass Gruber wegen der mysteriösen Vorgänge auf dem Dachboden mit der Mistgabel hinaufgegangen ist, um eine Inspektion vorzunehmen. Dieses Szenario stammt aus der Hecker-Geschichte aus den 1970iger Jahren. Den Wahrheitsgehalt zweifele ich deshalb an.


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