Mordfall Hinterkaifeck
24.01.2013 um 01:49ja die Theorie greift bei mir auch immer wieder...die fehlende Akte von Haas und die Arbeit der Polizei..Andere Gedankengänge stiess ich nach einer Zeit ab diese nie!!!
zilch schrieb: 2. Lies Dir dort die Originalakten durch. Und zwar je zeitnäher an 1922, desto besser.Das Ganze in aufbereiteter Form:
Heike75 schrieb:Keiner, weder die Staatsanwaltschaft noch die Ermittler sahen in LS den Täter. Ein wichtiger Punkt, denn 4 Staatsanwälte und 2 Kriminaloberinspektoren können ja nicht "durch die Bank weg" Schlafmützen gewesen sein...Das sehe ich ganz anders. Speziell in diesem Fall. Und auch sonst kenne ich Fälle, da könnte ich zu den "Schlafmützen" noch einen Haufen Richter draufpacken. Außerdem sei angemerkt: Nur weil man einen Täter letztlich nicht als solchen enttarnt, muss man nicht zwingend eine Schlafmütze sein.
DerGreif schrieb:Das sehe ich ganz anders.Was genau siehst Du ganz anders?
DerGreif schrieb:Nur weil man einen Täter letztlich nicht als solchen enttarnt, muss man nicht zwingend eine Schlafmütze sein.Da bin ich doch ganz bei Dir!
DerGreif schrieb:Außerdem sei angemerkt: Nur weil man einen Täter letztlich nicht als solchen enttarnt, muss man nicht zwingend eine Schlafmütze sein.oder... der Lieblingstatverdächtige ist/war einfach nicht der Täter.
DerGreif schrieb: Ich bin ja selbt ziemlich offen für verschiedene potentielle Tatabläufe, aber die Fememord-Theorie scheint mir doch zu den eher äußerst unwahrscheinlichen zu gehören.Ich möchte auch gern offen sein, offen für Alles... eine Art Fememord passt nicht nur zum Geschehen an sich und dem Vorgehen der Täter, sondern auch in die Zeit.
DerGreif schrieb: Der komplette Sonderakt Schlittenbauer fehlt.Was soll denn da so "weltbewegendes" drin stehen? Es hat damals nicht gereicht ihn zu überführen... meinst Du, es würde heute reichen? Wohl kaum.
Andreas und Zäzilie Gruber haben für diesen Fall im Erbvertrag erbrechtliche Bestimmungen nicht getroffen. Eine letztwillige Verfügung haben die Eheleute Gruber außer dem Erbvertrag unseres Wissens nicht errichtet. Die Viktoria Gabriel ist ohne Hinterlassung einer letztwilligen Verfügung gestorben.Das ist unzweifelhaft. Und es ist unzweifelhaft falsch. Eine obskure Mischung von irgendwelchen - an sich nicht passenden - erbvertraglichen Regelungen, die die Erblasserin selber gar nicht getroffen hat, mit der gesetzlichen Erbfolge ist im Rahmen des BGB nicht möglich.
Es. tritt infolgedessen gesetzliche Erbfolge ein.
DerGreif schrieb: Nach Deiner Logik sind dann die HKler von gar niemandem umgebracht worden - denn die Ermittler waren ja keine Schlafmützen, haben aber niemanden festgenommen.Ist denn der Täter je vernommen worden? Steht der Name des Täters in irgendeiner Akte oder hat er es geschafft, nie Teil der Ermittlungen zu werden?
DerGreif schrieb: - Renner war eine Vollpfeife (aka "Dummerchen") oder hatte vielleicht einfach keine Lust auf diese Ermittlungen.
- Pielmayer... und eine für die damalige Zeit typische völlig verfehlte Einstellung,
DerGreif schrieb: - Dass Dr. Popp einen Doktor hat, besagt nichts über seine Fähigkeiten als Ermittlungsbeamter.Sonderakt Schlittenbauer:
Mich interessiert einfach, was dort drin steht oder besser gesagt, drin gestanden hat.... Ich gehe davon aus, dass der Akt im Wesentlichen Aussagen über Schlittenbauer enthieltGenau das glaube ich auch. Ein Sammelsurium von Aussagen, die unter der Bevölkerung so rum gegangen sind und den Kriminalern, auf welchem Weg auch immer, "zu Ohren gekommen sind"...
DerGreif schrieb:Immerhin wird es gerade nicht dasselbe sein, was uns an wenigen Berichten (insgesamt 3, davon 2 mit jeweils einem Satz, Pielmayer hat sich immerhin zu einem Paragraphen durchgerungen) und Aussagen (2 Stück) erhalten geblieben ist.Vielleicht mag tatsächlich der ein oder andere Bericht von einem StA. dabei sein... glaubst Du denn, dass z.B. Renner offiziell schreibt, dass LS nicht als Täter in Frage kommt und in der SoA Schlittenbauer dann ein Bericht von ihm liegt, indem Renner das Gegenteil behauptet?
DerGreif schrieb: Sein Bericht hat eine ganz andere Qualität. Allerdings bauen seine Argumente, die LS entlasten sollen, auch im Wesentlichen auf zwei Punkten auf: Mangelndes Motiv (was ich für definitiv falsch halte, dazu werden von mir nochmal detaillierte Ausführungen folgen, ich arbeite gerade an einem umfassenden Rechtsgutachten zu der Thematik) und eine für die damalige Zeit typische völlig verfehlte Einstellung...Der Pielmayer war ein anderes Kaliber, aber... er durchschaut den Lenz nicht...´doch, genau das tut er. Und erklärt, warum es so einfach nicht ist/war.
DerGreif schrieb: - Zur Vorgehensweise des/der Täter/s passt vieles. Daran lässt sich ein konkretes Tatmotiv überhaupt nicht festmachen.Ein Verrat wäre kein Motiv. Leider können wir Maria Sandmayer nicht mehr befragen.
DerGreif schrieb: - Ich halte einen Nachbarn, der einen potentiell stark vermögens- und familienleben-beeinträchtigenden Zivilprozess verhindern möchte für wahrscheinlicher als einen Fememord.Ahhhh... Du findest zwar nichts in den Akten oder den Aussagen, was auf einen Fememord hinweist, aber Du findest Hinweise auf einen Zivilprozess?
DerGreif schrieb: Im Gegensatz dazu hat nie irgendjemand der Knechte und Leute auf dem Hof, geschweige denn die Auffinder und Ermittler, dort etwas beobachtet, was einen Fememord nahelegt.Wenn die Auffinder etwas von einem Fememord geschrieben hätten, hätten sie nicht mehr lange gelebt.
Ich nahm mit Gend. Wachtmeister Großmann die angeordnete Hausdurchsuchung vor.Wie @jaska schon zuvor erwähnte erinnert sich Heinrich Ney dazu wie folgt:
Gefunden wurden 70 M Goldgeld u. ein Fünfmarkschein in Papiergeld, außerdem 2 Taschenuhren, welche unter anderen Kleidungsstücken im Bette lagen. Die Schubladen von einer Waschkommode waren herausgezogen u. durchwühlt. Von dem Vorhandensein von 3000 M Goldgeld ist mir nie etwa bekannt geworden, auch ist es nicht richtig, dass Papiergeld herumgelegen u. Gegenstände umgestoßen waren.
...
Gefunden wurde noch eine Anzahl Pfandbriefe, aber außer dem bereits erwähnten Geld nichts. Es stand außer allem Zweifel, daß sämtliches vorhandene Geld geraubt wurde.
In einer neben der Magdkammer liegenden Kammer fanden wir in einem Schrank, der durch Getreidesäcke verstellt war in einer Blechbüchse Gold- und Silbermünzen im Werte von mehreren tausend Mark vor.Obwohl Johann Anneser mit seinem Kollegen WM Großmann mit der Durchsuchung der Räumlichkeiten betraut war, gelang es den Beiden nicht, das Goldgeld zu finden. Man kann also annehmen, dass -dieses!- Goldgeld bestens versteckt war. Und die Ableitung, es könne wegen noch vorhandenen Goldgeldes kein Raubmord gewesen sein, ist, dessen eingedenk, zu kurzsichtig.
DerGreif schrieb:Dass Riedmayer LS vor dem Verhör verdächtigt hat, bezweifel ich nicht im Geringsten. Die Frage ist doch, ob er das noch nach dem Verhör getan hat. @Heike75 geht davon aus, dass dem nicht so war und zumindest in soweit kann ich ihr zustimmen, als die Äußerungen, die Riedmayer nach dem Verhör veröffentlicht hat, nicht gerade für einen immer noch bestehenden Verdacht seinerseits sprechen.... "nicht gerade für einen immer noch bestehenden Verdacht seinerseits sprechen"...?
AngRa schrieb:Riedmayr war aus der Aussage des Johann Kammer vom August 1930 nämlich bekannt, dass LS fürchterliche Gewissensbisse bekommen soll und niedergedrückt auf der Straße gehe , wenn sich der Jahrestag der Mordtat nähert.Zum Glück braucht es in diesem Land etwas mehr, als einen am Jahrestag niedergedrückten Tatverdächtigen.
zilch schrieb: Es wäre also nur noch zu klären, ob es noch ein weiteres Motiv als das der Bereicherung gegeben haben könnte. Aber nach meinem Kenntnisstand hat der ganze Familienklüngel mit der Mordsache selbst nichts zu tun.Auf den Punkt.
DerGreif schrieb:PS: Ich arbeite gerade an einem umfangreichen Rechtsgutachten zur Unterhaltsfrage Josef Gruber. Tatsächlich ist es so, dass die rechtliche Situation für LS noch weitaus schlimmer war, als es sich aus einer einfachen Korrektur der Abfindungssumme wegen der Inflation ergeben hätte. Aber dazu später mehr. Ich werde dann auch noch ein paar allgemeinere Ausführungen zur Rechtssituation unehelicher Kinder und den Reformversuchen machen,um die Du gebeten hattest.Darauf bin ich sehr gespannt... das ist interessant... nur bringt es uns hier leider nicht weiter... den es gibt nichts, was auf ein solches Vorgehen hindeutet.
Heike75 schrieb:Für Schlittenbauer, der selbst als verdächtig bezeichnet wurde, im übrigen aber allgemein als etwas sonderbarer, aber harmloser, gutmütiger und stets hilfsbereiter Mensch geschildert wird und selbst vermögend ist, ist ein Motiv der Tat nicht erkennbar.a) LS hätte kein Motiv. Das ist mE falsch. Ich sehe durchaus ein Motiv für LS in der Problematik um seinen Sohn einschließlich etwaigen Unterhalts (Ausführungen hierzu folgen noch, das Projekt ist recht umfangreich).
Für den Verdacht gegen Schlittenbauer fehlt vor allem jeglicher Beweggrund zur Tat; auch spricht die Persönlichkeit des Schlittenbauer zwingend gegen den Verdacht. Wie aus der Vorgeschichte hervorgeht, stand Schlittenbauer zwar in intimen Beziehungen zu der Ermordeten Viktoria Gabriel; allein es war nicht an dem, dass er aus dem Geschlechtsverkehr unangenehme, namentlich ihn finanziell belastende Folgen für sich zu erwarten hatte. Er war damals noch ledig und hätte die Viktoria Gabriel geheiratet, wenn nicht deren Vater, der in blutschänderischem Verkehr mit ihr stand, dies verhindert hätte. Aus den Abmachungen über die Unterhaltsabfindung für das Kind Josef Gruber geht glatt hervor, dass Schlittenbauer ernstlich finanziell für das Kind gar nicht in Anspruch genommen werden wollte; vielmehr ist ihm sogar die Abfindungssumme von der Viktoria Gabriel und ihrem Vater selbst zur Verfügung gestellt worden, damit er über den Verdacht der Blutschande zwischen Andreas Gruber und der Viktoria Gabriel schwelge. Schlittenbauer hatte zudem damals bereits selbst ein Anwesen und hätte auf dieses damals schon heiraten können, wie er dies dann später im Mai 1921 getan hat. Auch wäre nicht auszudenken, wie er dazu hätte kommen sollen, auch das 2 1/2 jährige Kind im Wagen zu erschlagen. Schlittenbauer ist ein mittelmäßig situierter, gut beleumdeter Mann, dem eine solche schauderhafte Tat nicht im Entferntesten zuzutrauen ist.a) Auch Pielmayer sieht zunächst kein Motiv, obwohl er es sogar selbst benennt: "Aus den Abmachungen über die Unterhaltsabfindung für das Kind Josef Gruber geht glatt hervor, dass Schlittenbauer ernstlich finanziell für das Kind gar nicht in Anspruch genommen werden wollte;[...]" Pielmayer übersieht - wohl mangels hinreichender Kenntnisse im Zivilrecht -, dass die Abmachungen über die Unterhaltsabfindung nichtig waren und einer Überprüfung durch die Zivilgerichtsbarkeit nicht standgehalten hätten.
Anschließend an die Einvernahme wurde Schlittenbauer noch auf die an einzelnen Punkten zu Tage getretenen Unklarheiten seiner Aussagen hingewiesen. Er brachte jedoch seine Antworten in einer Weise vor, daß berechtigte Zweifel an seiner Täterschaft entstehen mußten. Wiederholt beteuerte er unter Tränen seine Unschuld, erklärte, daß er sehr wohl wisse, daß er in der dortigen Gegend als Täter angesehen werde und betonte, daß dies in erster Linie auf sein tatkräftiges Eingreifen als Ortsführer und auf seine Hilfsbereitschaft zurückzuführen sei. Er habe sich eben aus menschlichen Gründen um alles angenommen, habe sich aber nun nach den gemachten Erfahrungen zum Vorsatz gemacht, nie mehr in so selbstloser Weise einzugreifen.sowie
Nach dem Eindruck, den ich bei der gründlichen Einvernahme vom 30.3.1931 gewann, halte ich jedoch eine Täterschaft des Schlittenbauer für sehr unwahrscheinlich.a) Im Gegensatz zu Dir sehe ich darin keine völlige Aufgabe des Tatverdachts. Riedmayr hält es für unwahrscheinlich, dass LS der Täter ist (nicht unmöglich). Unmittelbar nach dem Verhör spricht Riedmayr von "berechtigten Zweifeln" an der Täterschaft.
Zum Fememord:Die Erklärung für die Erwähnung der Sandmayr im Leuschner-Buch ist meines Erachtens ganz einfach, wenn man das Buch gelesen hat, denn Leuschner sagt ja dazu, dass KOI Reingruber durch die Fememorde, unter anderem Dem an Frau Sandmayr, sehr eingespannt war!
Was Frau Sandmayr mit HK zu tun hat, erschließt sich mir auch nicht. Ein weiterer Grund, warum ich recht zufrieden damit sein kann, für den Leuschner kein Geld verschwendet zu haben.