Mordfall Hinterkaifeck
10.12.2010 um 15:32@ canales:
Zum anderen ist die Vorgeschichte insofern irrelevant, als Schl. ja die Vaterschaft anerkannt hat. Dieses Anerkenntnis hatte Rechtskraft erlangt, da kam er nicht mehr raus. Für die Behörden war er also juristisch zweifelsfrei der Kindsvater.
Man könnte sich beispielsweise denken, daß die vom Vorraum zum Stall oder vom Stall aus lauschende Gruberin der bedrängten Viktoria (Würgemale) zu Hilfe eilen wollte, dann niedergeschlagen wurde, durch die Schreie und den Kampflärm der Gruber alarmiert wurde usw.
Insgesamt könnte man die bekannten Ereignisse vor der Tat mit einer solchen Annahme schon in Einklang bringen. Ich will einmal eine denkbare Möglichkeit kurz anreißen:
Viktoria setzt dem Schlittenbauer unter Verweis auf das kürzlich in der Zeitung gemeldete Urteil des LG Neuburg schriftlich oder mündlich eine Frist, bis zum 31.3.1922 seine weitere Zahlungsbereitschaft zu erklären, andernfalls sie in der darauffolgenden Woche einen Rechtsanwalt mit der Einreichung einer Klage beauftragen werde.
Lt. Aussage des Landwirts Johann Schaupp aus Wangen vom 26.6.1931 war es am Dienstag oder Mittwoch abend vor der Tat im Stall des Schlittenbauerschen Anwesens zu einem lautstarken Streit gekommen. Dies könnte entweder ein Streit Schlittenbauer/Viktoria Gabriel gewesen sein (lt. Aussage Schlittenbauers vom 30.3.1931 war Viktoria zu den Verhandlungen im Jahre 1919 immer zu ihm auf den Hof gekommen) oder ein Streit zwischen Schlittenbauer und seinem Sohn (der ihm wegen der Vaterschaftssache lt. seiner o.e. Aussage heftige Vorwürfe gemacht habe). Eine erneute finanzielle Nachforderung von Viktoria könnte die Dinge da schon zugespitzt haben.
Ebenso kam es am Tag vor der Tat auf Hinterkaifeck zu einem heftigen Streit, in dessen Folge sich wahrscheinlich Viktoria in den Wald flüchtete, nachdem sie vom alten Gruber geschlagen worden war.
Wenn die Aussage der Rieger (auch im Verhör vom 30.3.1931 wurde dies Schl. von den Vernehmungsbeamten vorgehalten) stimmt, daß die beiden Frauen im Gegensatz zu Gruber mit Schl. nicht mehr gesprochen haben, könnte dies darauf hindeuten, daß Gruber nicht alle Einzelheiten des Streitfalles gekannt haben könnte. Wenn nun Viktoria am Abend vor der Tat mitgeteilt hätte, daß sie dem Schl. ein Ultimatum gestellt habe und bei erfolglosem Verstreichenlassen dieser Frist kommende Woche einen Rechtsanwalt mit der Klageerhebung beauftragen wolle, könnte dies den alten Gruber, der 1915 ein Jahr Zuchthaus abgesessen hatte und 1919 in Untersuchungshaft gesessen hatte, unerwünschte Weiterungen für seine Person befürchten lassen haben. Möglicherweise der Grund, weshalb Viktoria dann am Abend des 31.3.1922 ohne Wissen des Gruber heimlich im Stadel alleine mit Schl. verhandeln wollte. Dort müßte es dann in diesem Szenario zur Eskalation gekommen sein.
Irgendjemand (kann mich leider nicht mehr erinnern, wer es war) hat ja auch schon mal die Überlegung vorgebracht, daß möglicherweise der Sohn des Schl., der seinem Vater in der Vaterschaftssache heftige Vorwürfe gemacht hatte, die Dinge wutentbrannt in die Hand genommen haben könnte und sein Vater ihn anschließend gedeckt habe.
Ebenfalls wäre z.B. denkbar, daß Schl. nicht alleine nach HK gekommen war, sondern, nachdem der alte Gruber ihn schon mal auf dem Feld mit der Sense davongejagt hatte, seinen Sohn als Verstärkung gegen den alten Wüterich mitgebracht hatte. Möglicherweise ist dieser dann nach einem provozierenden Wortgefecht von seiten Viktorias ausgerastet und die Dinge haben ihren Lauf genommen.
canales schrieb:Ich meinte damit, dass geprüft werden sollte ob eine Klage auf Erhöhung der Alimente Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, dies hätte sich sicherlich auch L.S. gefragt und sich entsprechend beraten lassen. Bei der ganzen Vorgeschichte sehe ich durchaus Möglichkeiten eine Klage wegen Erhöhung der Alimente abzuwehrenNun, zum einen ist das bewußte Urteil ja vom für den Bezirk Schrobenhausen zuständigen Landgericht ergangen, d.h. die Amtsgerichte im Landgerichtsbezirk Neuburg mußten sich natürlich an dieses Urteil in gleichgelagerten Fällen gebunden fühlen.
Zum anderen ist die Vorgeschichte insofern irrelevant, als Schl. ja die Vaterschaft anerkannt hat. Dieses Anerkenntnis hatte Rechtskraft erlangt, da kam er nicht mehr raus. Für die Behörden war er also juristisch zweifelsfrei der Kindsvater.
canales schrieb:Wenn der Zeitpunkt als Indiz für die Ausführung der Tat durch L.S. in Betracht kommt, dann wird man allerdings nicht um eine Planung der Tat herumkommen. Da stellen sich wiederum die Fragen nach Tatwaffe etc.Ich gehe nicht davon aus, daß der Schlittenbauer mit dem festen Vorsatz, die Hkler (oder auch nur Viktoria und das Kind) zu töten sich auf den Weg nach Hinterkaifeck gemacht hat. Es wäre denkbar, daß er zu einer letzten Aussprache um Viktoria zu einem Verzicht auf die (in diesem Szenario angenommene) angedrohte Einschaltung eines Rechtsanwalts mitsamt Klageerhebung zu bewegen, auf den Hof gekommen ist. Viktoria könnte sich unnachgiebig gezeigt haben und ihn auch auf andere Weise provoziert oder gekränkt haben, so daß er ausgerastet ist. Dann kam eines zum anderen.
Man könnte sich beispielsweise denken, daß die vom Vorraum zum Stall oder vom Stall aus lauschende Gruberin der bedrängten Viktoria (Würgemale) zu Hilfe eilen wollte, dann niedergeschlagen wurde, durch die Schreie und den Kampflärm der Gruber alarmiert wurde usw.
Insgesamt könnte man die bekannten Ereignisse vor der Tat mit einer solchen Annahme schon in Einklang bringen. Ich will einmal eine denkbare Möglichkeit kurz anreißen:
Viktoria setzt dem Schlittenbauer unter Verweis auf das kürzlich in der Zeitung gemeldete Urteil des LG Neuburg schriftlich oder mündlich eine Frist, bis zum 31.3.1922 seine weitere Zahlungsbereitschaft zu erklären, andernfalls sie in der darauffolgenden Woche einen Rechtsanwalt mit der Einreichung einer Klage beauftragen werde.
Lt. Aussage des Landwirts Johann Schaupp aus Wangen vom 26.6.1931 war es am Dienstag oder Mittwoch abend vor der Tat im Stall des Schlittenbauerschen Anwesens zu einem lautstarken Streit gekommen. Dies könnte entweder ein Streit Schlittenbauer/Viktoria Gabriel gewesen sein (lt. Aussage Schlittenbauers vom 30.3.1931 war Viktoria zu den Verhandlungen im Jahre 1919 immer zu ihm auf den Hof gekommen) oder ein Streit zwischen Schlittenbauer und seinem Sohn (der ihm wegen der Vaterschaftssache lt. seiner o.e. Aussage heftige Vorwürfe gemacht habe). Eine erneute finanzielle Nachforderung von Viktoria könnte die Dinge da schon zugespitzt haben.
Ebenso kam es am Tag vor der Tat auf Hinterkaifeck zu einem heftigen Streit, in dessen Folge sich wahrscheinlich Viktoria in den Wald flüchtete, nachdem sie vom alten Gruber geschlagen worden war.
Wenn die Aussage der Rieger (auch im Verhör vom 30.3.1931 wurde dies Schl. von den Vernehmungsbeamten vorgehalten) stimmt, daß die beiden Frauen im Gegensatz zu Gruber mit Schl. nicht mehr gesprochen haben, könnte dies darauf hindeuten, daß Gruber nicht alle Einzelheiten des Streitfalles gekannt haben könnte. Wenn nun Viktoria am Abend vor der Tat mitgeteilt hätte, daß sie dem Schl. ein Ultimatum gestellt habe und bei erfolglosem Verstreichenlassen dieser Frist kommende Woche einen Rechtsanwalt mit der Klageerhebung beauftragen wolle, könnte dies den alten Gruber, der 1915 ein Jahr Zuchthaus abgesessen hatte und 1919 in Untersuchungshaft gesessen hatte, unerwünschte Weiterungen für seine Person befürchten lassen haben. Möglicherweise der Grund, weshalb Viktoria dann am Abend des 31.3.1922 ohne Wissen des Gruber heimlich im Stadel alleine mit Schl. verhandeln wollte. Dort müßte es dann in diesem Szenario zur Eskalation gekommen sein.
Irgendjemand (kann mich leider nicht mehr erinnern, wer es war) hat ja auch schon mal die Überlegung vorgebracht, daß möglicherweise der Sohn des Schl., der seinem Vater in der Vaterschaftssache heftige Vorwürfe gemacht hatte, die Dinge wutentbrannt in die Hand genommen haben könnte und sein Vater ihn anschließend gedeckt habe.
Ebenfalls wäre z.B. denkbar, daß Schl. nicht alleine nach HK gekommen war, sondern, nachdem der alte Gruber ihn schon mal auf dem Feld mit der Sense davongejagt hatte, seinen Sohn als Verstärkung gegen den alten Wüterich mitgebracht hatte. Möglicherweise ist dieser dann nach einem provozierenden Wortgefecht von seiten Viktorias ausgerastet und die Dinge haben ihren Lauf genommen.