Mord am Irmgard Wille 1974 (Nächtliches Haustürklingeln)
09.10.2024 um 12:34
Da hier offenbar ein Defizit in dem Sinne besteht, daß kaum jemand die XY-Sendung vom 12. September 1975 kennt, kann ich vielleicht aushelfen. Sie fällt in den Zeitraum, mit dem ich mich aus beruflichen Gründen beschäftige, so daß mir alle Folgen von der 1. bis zur 181. (mit Ausnahme der Folge 56 vom 11. Mai 1973, die beim ZDF als vermißt gilt) zur Verfügung stehen. Ich erlaube mir deshalb den ersten Fall der 79. XY-Sendung als (verkürztes) Filmprotokoll darzustellen:
00.00 - Beginn der Erkennungsmelodie
00.12 - Kurzfassung eines neuen Falles dieser Sendung
00.27 - Moderator Zimmermann gibt eine Einleitung zu einem der drei neuen Fälle
00.52 - Rückblick auf die geklärten Fälle aus vorangegangen Fällen
03.04 - Zimmermanns Vorwort zum ersten Fall, dem hier besprochenen Mordfall. "Bad Lauterberg (...) kleine(n) Stadt im Harz, in der Verbrechen dieser Bedeutung bisher noch nie bekannt geworden sind"
03.20 - Beginn der filmischen Rekonstruktion des Mordfalles. Einleitende Worte zu Bad Lauterberg mit Kameraschwenks in der Stadt. "50.000 Kurgäste im Jahr werden hier gewöhnlich gezählt"
04.17 - Irmgard Wille beim Bierzapfen in der Gaststätte. Der Keller "Felix", dieser in reduzierter Livrée, bedient einige der an Tischen sitzenden Gäste. Sprecher aus dem Off: "Das Opfer (...) hat vielleicht etwas geahnt, denn einige Gäste erinnern sich später daran, daß die Frau in letzter Zeit auffallend ängstlich und wohl auch etwas nervös gewesen ist." "Irmgard Wille betreibt die Gaststätte 'Zum Rauchfang' seit 6 Jahren, zunächst zusammen mit ihrem Mann. Vor wenigen Monaten hat sich das Ehepaar getrennt. Seitdem bewirtschaftet I. W. das Lokal allein, gelegentlich unterstützt von einem spanischen Aushilfskellner."
05.02 - I. W. setzt sich zu einem Paar an den Tisch. Off-Stimme: "Einigen Freunden erzählt die Frau von nächtlichen Störungen, denen sie in den vergangenen Wochen ständig ausgesetzt sei." I. W.: "Kann schon gar nicht mehr richtig schlafen. Kaum hab ich mich hingelegt, fängt diese Klingelei an der Haustür wieder an. (...) Vielleicht hört es von selbst wieder auf, wenn ich einfach nicht reagiere." Gast: "Es ist schon halb eins (...)" I. W. : "Ja, ich hab jetzt auch genug. Ich muß noch mit Felix abrechnen, und dann werd' ich auch dicht machen." Die letzte vier Gäste verlassen die Gaststätte, während die Wirtin und der Keller abrechnen. I. W. zu Felix: "Und morgen da fangen wir dann um elf Uhr an." Felix. "Wollen Sie morgen wirklich aufmachen, ist doch Mittwoch, Ruhetag?" I. W.: "Ist schon besser, sind noch 'ne Menge Kurgäste da, da sollten wir dann schon auf haben." Off-Stimme: "Es gehört zu den festen Gewohnheiten der Wirtin, nachts noch eine kleine Flasche Saft und eine Limonade mitzunehmen." I. W. knipst das Licht aus, verläßt die Gaststätte und schließt die Tür ab.
07.08 - Off-Stimme beschreibt was I. W. tut: "Ihre Wohnung liegt direkt über dem Geschäft. Die Frau muß jedoch auf die Straße hinaus, um ins Treppenhaus zu kommen. I. W. lebt im ersten Stock zusammen mit ihrem zwölfjährigen Sohn Ralf, der um diese Zeit bereits schläft." Knipst das Licht im Wohnzimmer (?) an, stellt die beiden Flaschen auf den Tisch, legt die Geldtasche dazu und verläßt das Zimmer.
08.04 - Es klingelt (an der Haustür). Off-Stimme: "Wieder wird die Frau wie häufig in der letzten Zeit von einem nächtlichen Störenfried belästigt." I: W. läuft ans Fenster des "Wohnzimmers" und sieht die Silhouette eines Mannes die Straße überqueren, um sich in der Dunkelheit des gegenüberliegenden Hauseingangs zu verbergen. Ralf, offenbar erwacht: "Wer ist denn das schon wieder?" I. W.: "Ich weiß es auch nicht, irgend so ein blöder Kerl." Es klingelt erneut. I. W. (undeutlich, während sie das Zimmer verläßt): "Dem werd' ich (jetzt aber Bescheid sagen?)" Off-Stimme: "Die Wirtin will dem Treiben nun mit Nachdruck ein Ende bereiten." Eilt die Treppe hinab zur Wohnungstür, Ralf steht auf dem Treppenabsatz, die Wohnungstür steht offen. Als sie die Haustür öffnet - Off-Stimme: "Dabei kommt es zu einem unangenehmen Zwischenfall." -, geht ein Luftzug durchs Treppenhaus, so daß die Wohnungstür knallend zuschlägt. I. W. zu Ralf: "Ich hole jemanden, der aufmacht."
09.11 Uhr - Off-Stimme: "Noch während ein Nachbar Frau Wille hilft, die Wohnungstür zu öffnen, wird unten erneut geklingelt." I. W.: "Nun hören Sie sich das an, so geht das schon seit Wochen, und jedesmal, wenn ich nachschaue ist niemand da. Ich hab' schon richtig Angst." Nachbar: "Nun beruhigen Sie sich mal Frau Wille, der wird schon wieder aufhören, wenn Sie nicht darauf eingehen." Beim Abschied: "(unverständlich) dann schau ich mal nach, ob da jemand ist" Nachbar verläßt das Haus. Off-Stimme: "Der Nachbar trifft vor dem Haus niemanden mehr an."
10.05 - I. W. legt in der Gaststätte eine Tischdecke auf, Aushilfskellner Felix kleidet sich im Hintergrund in seine Livrée. Off-Stimme: "Am nächsten Morgen, dem 1. Oktober. öffnet I. W. wie beabsichtigt die Gaststätte." Ralf betritt den Gastraum. Off-Stimme: "Ihr Sohn Ralf hat Herbstferien und ist bei einem Freund eingeladen, bei dem er auch übernachten darf. Bevor er wegfährt, bringt er der Mutter seinen Wohnungsschlüssel, da sie ihren Schlüsselbund verloren hat." Wischblende. An der Theke zwei Männer. Off-Stimme: "Der Mittwoch, an dem die Gaststätte 'Zum Rauchfang' eigentlich geschlossen bleiben sollte, ist dann doch noch ein sehr guter Tag geworden. Etwa um halb zwei Uhr nachts rechnet der Kellner Felix mit seiner Chefin ca. eintausend Mark ab." Gast an der Theke bitte die Wirtin, ihm ein Taxi zu bestellen. Off-Stimme: "Der Anruf beim Taxi-Unternehmen wird um 1.45 Uhr registriert." I. W. als sich Felix verabschiedet: "Ich glaub', ich bin dann hier auch gleich fertig." Off-Stimme: "Der Aufbruch der letzten Gäste zieht sich dann doch noch ein wenig hin."
12.26 - Älterer Mann mit Hund auf der Straße. Off-Stimme: "Als gegen drei Uhr morgens ein Mann, der in der Nähe eine andere Gaststätte betreibt, noch einmal seinen Hund ausführt, sieht er, daß bei I. W. noch Licht brennt." Drückt sich die Nase an einem großen Fenster platt. "An der Theke sitzt ein einzelner Gast: ein Mann mit roten Haaren und kariertem Sakko." I. W. raucht eine Zigarette, der Mann ist nur in Rückenansicht zu sehen. Mann mit Hund sieht auf seine Armbanduhr und sagt zum Hund: "Schon fast drei, und die hat immer noch auf." 13.02 - Off-Stimme: "Kurz nach dieser Beobachtung muß dann auch der letzte Gast das Lokal verlassen haben, denn wenig später ist I. W. auf dem Weg in ihre Wohnung." Der Zuschauer sieht die dunkle Gaststätte, die I. W. abschließt, mit der Geldtasche und zwei Flaschen in der linken Hand. Nachdem sie die Haustür aufgeschlossen hat, tritt der Fuß eines Mannes zwischen die sich schließende Tür. Off-Stimme, während hinter der Scheibe der Haustür die Silhouette des Mannes auf die Silhouette von I. W. einschlägt: "Aber die Frau erreicht ihre Wohnung an diesem Abend nicht mehr." Direkter Blick ins Treppenhaus, in dem I. W. vom Mörder gewürgt auf die Treppe sinkt. Off-Stimme: "Der Mann, der die Frau überfällt, hat es aber nicht nur auf die Tageskasse abgesehen. In der Wohnung sucht er nach weiterem Geld." Der Zuschauer sieht einen Mantel mit Händen, kurz auch eine schwarze Kapuze, der bzw. die sich in der Wohnung zu schaffen macht bzw. machen.
13.57 - Ralf trifft per Fahrrad vor dem 'Rauchfang' ein. Off-Stimme: "Am nächsten Vormittag gegen elf Uhr kommt Ralf wieder nach Hause. Er wundert sich, daß die Gaststätte noch geschlossen ist. Da er seine Schlüssel der Mutter geliehen hat, geht er durch den Hintereingang ins Haus." Schiebt sein Fahrrad durch einen Durchgang. "Im Treppenhaus steht er plötzlich vor der Leiche seiner Mutter." Läuft panisch zur Haustür hinaus, spricht den erstbesten Passanten an, der mit Ralf ins Treppenhaus läuft.
14.39 - Wischblende. Auf der Treppe sind die Konturen der Leiche in weißer Kreide (?) nachgezogen. Zwei Kripomänner, einer von ihnen zeigt dem anderen eine Zigarettenkippe, die er in einer Pinzette hält: "Vielleicht gibt die noch was her." Der zweite Kripomann hält einen silberfarbenen Stift in einer Plastiktüte: "Zusammen mit dem Vierfarbenstift könnte die vielleicht noch was bringen." Der erste schlägt sich vor die Stirn: "Mensch du, ich glaub', die hat den gekannt." "Wie kommst d' denn darauf?" "Nun guck' doch mal die Flaschen: die sind doch regulär abgestellt. Die muß mit dem doch geredet haben. Wenn der sie in der Tür gleich angefallen hätte (wie zuvor im Film dargestellt), dann wären doch die Flaschen runtergefallen und sicher auch zerbrochen." Zweiter: "Aber ich weiß nicht, ob wir uns da so festlegen sollen. Vielleicht gibt es einen ganz anderen Grund, warum sie die Flaschen vorher dort abgestellt hat." Erster: "Natürlich auch möglich, aber trotzdem sollten wir uns den Bekanntenkreis der Frau einmal g e n a u anschauen."
15.34 - Die beiden Kripomänner und Ralf im "Wohnzimmer". Kripomann: "Sag mal Ralf, diesen Vierfarbstift, hast du den schon mal bei irgend jemandem gesehen?" Ralf: "Nein, meine Mutter hat ja einen ähnlichen, aber das ist der nicht." "Bist du da ganz sicher?" "Ja! Mutters hatte dort eckige Farbknöpfe, keine runden." Ralf nach seinen der Mutter geliehenen Schlüsseln befragt (die der Mörder offenbar ebenfalls an sich genommen hat): "Ich kann Sie Ihnen ja aufzeichnen." Fängt an, sie in eine Mappe des Kripomannes zu zeichnen.
16.29 - XY-Studio. Ralfs fertige Zeichnung wird eingeblendet: vier Schlüssel mit ihren nebenstehenden Funktionen. Zimmermann: "Das ist die Zeichnung, die der 12-jährige Junge für die Polizei angefertigt hat."
Oberkommissar Matten von der Kripo Göttingen erläutert Details der gestohlenen Schlüssel. Außerdem wurde eine Geldtasche gestohlen, in der sich drei weitere Schlüssel befanden. Matten zum Vierfarbstift: "Das ist der Vierfarbstift, den wir am Tatort gefunden haben. Wie der Film gezeigt hat, stammt dieser Stift mit großer Wahrscheinlichkeit vom Täter. Das bedeutet also, daß ihm sein Vierfarbstift seit dem 2. Oktober 1974 fehlen müßte." Es folgt eine detaillierte Beschreibung des "Kugelschreibers mit runden Farbmarkierungen."
18.03 - Zimmermann, ein Photo der Toten im Hintergrund: "So sah I. W. aus. Sie war 36 Jahre alt und lebte, wie gesagt, seit 6 Jahren in Bad Lauterberg. Von dem Mann, der sie ermordet hat, sind leider nur wenige weitere Einzelheiten bekannt. Er raucht wahrscheinlich filterlose Zigaretten der Marke Roth Händle, von denen eine Kippe am Tatort gefunden ist (sic!). Er könnte auch mit dem letzen Gast identisch sein, der von einem Zeugen durchs Fenster gesehen worden ist. (Eingeblendet ein Standbild aus dem Film: Mann mit kariertem Sakko am Tresen.) Der Mann (...) hatte, wenn die Lichtverhältnisse nicht getäuscht haben, rote Haare."
18.47 - Ende der filmischen Rekonstruktion und der Nachbesprechung.
PS: Sollte dieser Beitrag wieder durch einen schlecht gelaunten "Moderator" unter Angabe von hanebüchenen Gründen gelöscht werden - daß gegen Personen, gegen die nicht ermittelt wird, hier keine Beschuldigungen vorgebracht werden dürfen, sollte sich von selbst verstehen -, bin ich raus, und die hier Schreibenden können sich bei diesen Herrschaften bedanken. Für deren pubertäre Spielchen bin ich zu alt. Ich muß hier nur mitlesen (s.o.), und dafür bin ich nicht auf die Gnade der hiesigen Allgewaltigen angewiesen.