Der Fall Martje B. - tot aufgefunden in einem Wald bei Niebüll

LackyLuke77 schrieb am 10.06.2024:In dem hier diskutierten Fall spricht aber bislang nichts für solch ein Szenario, die von der "Bild" ins Spiel gebrachte Spaziergängerin mit Hund wird in der offiziellen Polizeimeldung mit keiner Silbe erwähnt:

Nun scheint auch dieser Sachverhalt abschließend geklärt zu sein, die "Bild" berichtet anlässlich der Festnahme eines Tatverdächtigen nochmal detailliert über den Fund der Leiche:

In der Nacht auf Samstag dann die schockierende Nachricht: Beamte entdeckten einen leblosen Körper. Die Polizei alarmierte die Rettungskräfte, um 2.15 Uhr wurde die Feuerwehr zum Tatort gerufen. Ein Notarzt stellte schließlich den Tod fest.

Polizei fasst Martjes Killer! (Bild)

Das deckt sich mit den offiziellen Informationen aus den Polizeimeldungen; dass eine Spaziergängerin mit Hund am Fund der Leiche beteiligt war, ist somit endgültig vom Tisch.

Zum mutmaßlichen Täter gibt es folgende Info:

Nachbarn beschreiben den Tatverdächtigen als „komisch“, er habe viel „auf dem vergammelten Sofa auf seiner Terrasse“ gesessen. Gegrüßt habe der 35-Jährige nie. Ein Nachbar behauptet sogar im Gespräch mit RTL: „Ich habe ihn am Freitag zwischen 08.00 und 10.53 Uhr zum Tatort gehen sehen.“

Quelle: https://www.rtl.de/cms/getoetete-joggerin-aus-niebuell-polizei-fasst-verdaechtigen-35-5090072.html

Hier ist diese Terrasse zu sehen:

https://www.rtl.de/img/1659001/1718364075/c16_9/940/auf-dieser-terrasse-habe-sich-der-mutmaliche-tater-haufig-aufgehalten-erzahlen-nachbarn-rtl.webp


Bildquelle: aus dem Artikel

Das ist jetzt echt Bild-Niveau: "Und gegrüßt hat er auch nicht!"

Sorry, aber für mich ist das keine "Info zum mutmasslichen Täter" sondern nur typischer Nachbarschaftstratsch. Wenn Nachbarn nach so einer Frestahme vefragt werden, dann war derjenige entwederv"immer total nett und hilfsbereit und man kann sich das gar nicht vorstellen" oder aber " schon immer so ein komischer Typ, wer nie gegrüßt hat und zu niemanden Kontakt hatte".

Naja als objektives Faktum: Die Terrasse mit Sofa und Einkaufswagen sieht schon sehr speziell aus.

Was mich zu der Frage kommen lässt, ob das Tatort Fahrrad nicht vllt doch dem TV gehört hat.

cododerdritte schrieb:Das ist jetzt echt Bild-Niveau: "Und gegrüßt hat er auch nicht!"

Sorry, aber für mich ist das keine "Info zum mutmasslichen Täter" sondern nur typischer Nachbarschaftstratsch.

Ja, das trifft natürlich irgendwo zu. Auf der anderen Seite ist die "Bild" gewöhnlich gut informiert- wenn wir uns über Inhalte und Praktiken der Bildzeitung echauffieren, sollten wir natürlich immer auch unsere eigenen Motive kritisch hinterfragen, warum wir uns mit Kriminalfällen und deren Hintergründen beschäftigen.

Die "Bild" treibt sicher vieles aus eigenem Interesse voran, man kann aber auch nicht in Abrede stellen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Leserschaft sehr genau kennt.

Wenn jemand eine junge Frau brutal überfällt, sich an ihr vergeht und sie anschließend umbringt, so der Verdacht, rückt seine Person natürlich in das öffentliche Interesse. Ob es sich dabei um einen seltsamen Kauz oder um einen gut integrierten, anerkannten Menschen handelt, stillt unsere Neugier.

Es ist ein Baustein für das Verständnis der Welt um uns herum, das durch hässliche Verbrechen ins Ungleichgewicht kommt. Davon leben die Boulevardzeitungen.

Lanza schrieb am 11.06.2024:

Am Montagabend (10. Juni, 19:30 Uhr) wurde eine 23-Jährige auf einem Waldweg in Schermbeck schwer verletzt. Da die Staatsanwaltschaft Duisburg die Tat als versuchtes Tötungsdelikt wertet, wurde beim Polizeipräsidium Duisburg eine Mordkommission eingerichtet.

Quelle: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/65858/5798906

Außerdem diese aktuelle Meldung, über die ich gerade gestolpert bin und mich an die Tat erinnert.

Zwar aus Duisburg, aber wer weiß, wenn es ein Täter doch mit Auto war.

Das hat sich aufgeklärt, die Frau hat sich wohl selbst verletzt:
https://www.welt.de/vermischtes/kriminalitaet/article251980380/Schermbeck-23-jaehrige-Joggerin-stach-sich-selbst-in-den-Bauch.html

Aufgrund des Vorfalls hat die Stadtvertretung nun beschlossen, dass die Bürger ihre Anteilnahme kundtun können. Bis zum 5. Juli liegt ein Kondolenzbuch im Rathaus aus. „Jeder der möchte, kann seine Worte im Gedenken an Martje und für die Familie dort eintragen“, so Bürgermeister Thomas Uerschels. Das Verfahren ist mit den Angehörigen abgesprochen.

Quelle: https://www.shz.de/lokales/niebuell-leck/artikel/mord-an-martje-b-kondolenzbuch-liegt-im-rathaus-in-niebuell-47342600

3 Tage noch kann man sich in ein Kondolenzbuch eintragen.

Bisher gab es diese Trauerstätte am Fundort:

Auch die kleine Gedenkstätte im Wäldchen am Marschenpark wird frequentiert. Dort steht ein schlichtes Holzkreuz mit der Aufschrift „Aus dem Leben gerissen“. Dazu viele Kerzen, ein Trauerengel, Blumen, ein Stofftier und eine Fahne. Das Gebiet ist mit einem Flatterband abgesperrt.

Quelle: Wie oben

Morgen startet der Prozess. Es geht erstmal um die Frage, ob der TV schuldfähig ist. Wird dem stattgegeben fände das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt (etwa bei Min 2:20)

https://www.shz.de/lokales/niebuell-leck/artikel/21-jaehrige-in-niebuell-getoetet-ist-der-verdaechtige-schuldfaehig-48078793

Der ganze Artikel kann sich frei angehört werden (abspielbutton zwischen Überschrift und Bild).

Ergänzend zum obigen Beitrag:

Am Landgericht Flensburg (Schleswig-Holstein) hat der Prozess gegen einen heute 36 Jahre alten Mann begonnen, der eine 21-Jährige vergewaltigt und getötet haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in dem sogenannten Sicherungsverfahren Mord vor. Der deutsche Staatsangehörige soll die Frau am 7. Juni am Vormittag in Niebüll (Kreis Nordfriesland) beim Sporttreiben beobachtet haben und ihr gefolgt sein. In einem Waldstück soll er sie nach Ansicht der Staatsanwaltschaft in einen Trampelpfad gezogen, zu Boden gebracht und vergewaltigt haben. Um eine Entdeckung zu verhindern, habe er sie anschließend erwürgt und den Leichnam im Unterholz verborgen. 

(...)

In dem sogenannten Sicherungsverfahren geht es um die mögliche Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik. Der Mann kam nach seiner Festnahme am 12. Juni zunächst in Untersuchungshaft. Seit dem 25. Juni ist er vorläufig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.

21-Jährige in Niebüll vergewaltigt und getötet – Prozess gegen Mann begonnen (Sat1 Regional)

Nach 20 min und Verlesung der Anklageschrift war heute schon wieder Ende und wird am 20 Dez fortgesetzt.

Quelle: https://www.shz.de/lokales/niebuell-leck/artikel/mord-in-niebuell-martje-b-wurde-laut-staatsanwalt-erwuergt-48099077

(Artikel kann frei wieder vollständig angehört werden, Werbespann davor)

Reißerischer der BILD Artikel dazu:

https://m.bild.de/regional/schleswig-holstein/staatsanwalt-sicher-einzelgaenger-toetete-martje-an-der-nordsee-67573a3cdf5b1826d598f7fb?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F

@Lanza So reißerisch finde ich diesen Artikel der Bild gar nicht einmal. Wenn man einmal vom Gebrauch des Wortes "Killer" absieht, wird doch vergleichsweise sachlich über die Tat und den Tatverdächtigen und seinen Hintergrund berichtet.

Im Gegenteil, auch das Opfer wird hier einmal nicht auf seine Rolle als Vebrechensopfer reduziert, sondern respektvoll und voller Anerkennung für seine Wesensart und seine sportlichen Erfolge dargestellt.

Die Hintergründe des TV mögen schockierend sein, erklären aber dem Leser auch, dass wohl auch eine psychiatrische Erkrankung mitverantwortlich für die ihm vorgeworfene Tat sein könnte. Die Bildzeitung bedient insofern keine anderen Bedüfnisse, als wir sie auch hier im Forum, als Leser oder Schreiber von Beiträgen, äußern.

Mich interessiert das, was die Bildzeitung hier berichtet; aus dem gleichen Grund bin ich auch hier im Thread aktiv. Die traditionell mit solchen Themen befassten regionalen Zeitungen schreiben dagegen heute oft nur noch Agenturmeldungen ab oder zitieren den Polizeiticker.

sallomaeander schrieb:Die traditionell mit solchen Themen befassten regionalen Zeitungen schreiben dagegen heute oft nur noch Agenturmeldungen ab oder zitieren den Polizeiticker.

Im Bildartikel stehen allerdings nicht die relevanten Infos von heute, die ich aus dem Lokalartikel rausgehört habe, was heute war und wann es weitergeht wie ich oben geschrieben hatte.

Von daher macht mMn die shz hier schon gute Arbeit (sicherlich ist da jemand vor Ort) und vor allem ein faires Angebot, dass man sich die lokalen Infos frei anhören kann mit dem Werbespann im Vorlauf.

Aber ich bin auch bei Dir, dass die BILD weiß, was gelesen wird. Daher halte ich auch nichts davon die immer gleich zu verteufeln, sondern die Infos aus allen Medien sich anzugucken.

Sagen wir es so. Der Bildartikel ist emotionaler und der shz Bericht sachinformativer, aber sicher kein Abschreiben irgendwo.

Die Agenturmeldung ist z.b. der Sat1 Bericht weiter oben.

Lanza schrieb:Aber ich bin auch bei Dir, dass die BILD weiß, was gelesen wird. Daher halte ich auch nichts davon die immer gleich zu verteufeln, sondern die Infos aus allen Medien sich anzugucken.

Genau, und deshalb auch vielen Dank für die Links. Da wir hier nur aus frei zugänglichen Quellen zitieren dürfen, fällt natürlich SHZ.de häufig flach. Das stimmt, die haben auch Leute vor Ort und betreiben eigene Recherche.

sallomaeander schrieb:Wenn man einmal vom Gebrauch des Wortes "Killer" absieht,

Wenn ich mich nicht täusche, ist das Wort "Killer" ein Griff in die Bild'sche Trickkiste.
Aktuell kann der Angeklagte rechtlich gesehen maximal als "mutmaßlicher Mörder" oder wie sie es in der Bildunterschrift tut als "Mordverdächtigen" (nicht jedoch als Mörder) bezeichnet werden. Klingt natürlich nicht so prägnant wie "Killer".

Pesca schrieb:Wenn ich mich nicht täusche, ist das Wort "Killer" ein Griff in die Bild'sche Trickkiste.

Den Gedanken hatte ich beim Lesen auch. Als Schreiber hier im Forum würde ich persönlich mich allerdings hüten, jemanden, der nicht rechtskräftig wegen eines Tötungsdeliktes verurteilt ist, mit dem Attribut "Killer" zu belegen.

Aber der Springer-Verlag hat auch eigene Justiziare, im Gegensatz zu unsereinem.

Hier ein Bericht des Schleswig-Holstein Magazin vom 10.12.24:

https://www.ardmediathek.de/video/schleswig-holstein-magazin/prozessstart-21-jaehrige-in-niebuell-vergewaltigt-und-getoetet/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS8xZWFhMzA5My01ZjlhLTQ5ZGUtOTk1Zi1hN2I3NzlhODNjZTc

Der Tatverdächtige leidet gemäß einem ersten Gutachten an einer paranoiden Schizophrenie. Laut seinem Verteidiger ist zu klären, ob die Täterschaft seines Mandanten belegbar und er des Weiteren ggf. schuldunfähig und in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen ist.

Die Mutter ist dem Verfahren als Nebenklägerin beigetreten. Zum Prozessauftakt war sie aber nicht persönlich anwesend.

Der Angeklagte hat angekündigt, sich im Laufe des Prozesses noch äußern zu wollen.

Das Urteil soll Ende Januar des nächsten Jahres fallen.