Silberstreif schrieb:Der eine Mann der sie in der Disco fragte, ob sie zusammen mit dem Fahrrad heimfahren, wann sie denn losginge, kommt dann am Ende nicht mehr vor. Kann es sein, dass er vorausfuhr...?
Ich kann mich auch irren, aber war das nicht der gleiche Darsteller/Schauspieler, der sie dann auf dem Heimweg wegen einer gemeinsamen Rauchpause vom Fahrrad gequatscht hat? Ohnehin eine seltsame filmische Umsetzung, da sie bis dahin mEa nicht als Raucherin eingeführt worden war. Auch nicht unbedingt realistisch, dass sie mitten in der Nacht auf dem dunklen Heimweg (vmtl. zu ihrem Freund) mit einem Bekannten im Wald noch schnell eine rauchen wollte. Wo sie doch gerade aus der Disco kam, wo es viel bessere Gelegenheiten dafür gegeben hätte. Dagegen ist durchaus vorstellbar, dass jemand vorgefahren ist und auf sie gewartet hat. Evtl hatten sich die beiden tatsächlich noch für einen gemeinsamen Nachhauseweg verabredet? Und ist R. ihren Freunden vorausgefahren, da sie nicht mit der Person zusammen gesehen werden wollte? Immerhin hatte sie ja einen festen Freund und wollte vllt Klatsch und Tratsch vermeiden?
Eventuell wollten die Filmemacher damit auch noch mal gezielt auf die Zigarettenkippe hinweisen, die man am Tatort gefunden hat? Mir hat sich nicht erschlossen, warum man annimmt, dass sie direkt mit der Tat zu tun habe? Die Soldaten der Sowjetarmee haben Erzählungen zufolge in Wald und Flur überall ihre Abfälle hinterlassen, von Zigarettenkippen, Lebensmittel-Verpackungen, Glasflaschen, Konservendosen über Kanister, Autoreifen, Karosserien und vieles mehr. Daher stellt sich die Frage, weshalb diese für die DDR anscheinend doch recht ungewöhnliche Zigarettenmarke als fallrelevant eingestuft wird? Sie wird wahrscheinlich noch nicht lange dort gelegen haben, vermute ich. Wobei es aber wohl eben nicht ungewöhnlich war, dass sowas im Wald herumlag, zumal in der Nähe von Ortschaften und Militärstützpunkten. Das Kernkraftwerk Lubmin war um die Ecke, vllt im Juli 1986 verstärkt durch Militär gesichert, angesichts der Tschernobyl-Katastrophe am 26.04.1986 und auch der Kalte Krieg (Stichwort: Aufrüstung) lief auf Hochtouren. Wobei natürlich jeder diese Zigarettenmarke geraucht haben kann, der Zugang dazu hatte. Auch wenn man DNA an der Kippe sicherstellen konnte, muss diese mMn nicht zwingend vom Täter geraucht worden sein. Könnte z.B. jemand aus einem LKW oder Militärtruppentransportfahrzeug geschnippt haben.
In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, dass die Zigarettenmarke "popularne papierosy" (polnisch = "Beliebte Zigaretten") in der DDR offenbar nicht handelsüblich war. Ich habe mal nach Fotos mit DDR Zigarettenmarken gesucht, und dieser Name taucht in keiner Sammlung auf. Sie könnte in den "Magasin" (russisch = Geschäft) geführt worden sein, wo Angehörige der Sowjetarmee sowie auch Einheimische einkaufen konnten? Dazu finden sich bei oberflächlicher Suche aber keine Informationen. Wie dem auch sei, die Zigarettenmarke stammt nicht aus DDR Produktion und wurde auch nicht in üblichen DDR Geschäften verkauft.
Herauszufinden war immerhin, dass die Marke bis 1996 im nationalen Tabakindustriewerk in Krakau produziert wurde. "Diese Produkte verfügten lange Zeit über keinen Filter, doch Ende des 20. Jahrhunderts kamen auch beliebte Produkte mit Filter auf den Markt. Das Produkt war von geringer Qualität, der Nikotin- und Teergehalt war höher als bei derzeit hergestellten Zigaretten. (Quelle:
Wikipedia: Popularne)
Diese Zigaretten stellten in der polnischen Armee eine Tabakzulage für Wehrpflichtige dar.
Quelle:
http://web.archive.org/web/20100606045530/http://printo.republika.pl:80/warszawa/leksykon_papierosy.htmInteressanterweise findet sich hier ebenfalls ein Hinweis auf das Militär, wie oben bereits für die in der DDR stationierte Sowjetarmee beschrieben. Die Rotarmisten rauchten bevorzugt die filterlosen Papirossa.
Die Papirossa (russisch папироса – von polnisch papieros ‚Zigarette‘) ist eine Zigarettenart, die heutzutage überwiegend in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion hergestellt und konsumiert wird.
Quelle:
Wikipedia: PapirossaVon der Papirossi-Tabakkultur im 19. Jahrhundert sprechen russische und polnische Namen.
Quelle:
https://nat.museum-digital.de/object/1130287?navlang=deAus DDR Produktion gab es (soweit mir bekannt) nur eine filterlose Zigarettenmarke, die "Karo". Und die wurde den Erzählungen zufolge wohl überwiegend von den ganz Hartgesottenen geraucht. Auch hatte sie, anders als die russische Papirossa, kein Pappmundstück.