Kielius schrieb:Sind überhaupt "Präzedenzfälle" für einen solchen Ablauf (Mord nach einvernehmlichem Sex) bekannt?
Bei dem US-Serienmörder Ted Bundy war das übliche Vorgehen zumindest derart, dass er seine Opfer zunächst einfach kennenlernte, oft einfach spontan auf der Strasse, in Cafes etc, und sie sich freiwillig auf ihn einließen, weil er die nötigen Verhaltens- und auch äußeren Attribute dafür vorweisen konnte, sodass das überhaupt funktionierte. Ob der Switch zur Gewalt bei Ted Bundy "davor" oder "danach" kam, ist mir aber unbekannt. Der Vergleich ist vermutlich auch weit hergeholt.
Es gibt auch Fälle aus der neueren Zeit von Online-Dating wo die Opfer zumindest anfangs mit dem Täter freiwillig aufs Zimmer gingen.
Generell würd ich auch nicht annehmen, dass es sich um einvernehmlichen Verkehr gehandelt hat, im XY-Filmfall deutet der Pathologe zumindest auch "deutliche Spuren einer Penetration", was tendenziell für eine Vergewaltigung bzw. gewaltsamen Sex spricht, weil selbst Vergewaltigungen nicht immer nachweisbar sind.
Der Aspekt, dass SR vollständig angezogen war, ist auch einer, der interpretierenswürdig ist. Weil die Mehrheit ähnlicher Opfer, die vergewaltigt und ermordet und im Wald "entsorgt" wurden, werden ja so hinterlassen, wie die Vergewaltigung endete, also oftmals halb entkleidet und an der Stelle, wo "es" stattfand liegend.
Interpretationsansätze wären:
- Möglicherweise gab es erst nach dem Geschlechtsverkehr eine Eskalation ("ich zeig dich an").
- der Täter hat SR bewusst getäuscht und ihr zugesagt er liesse sie gehen, und liess sie sich daher anziehen.
- Das Sich-Anziehen könnte dem Täter wichtig gewesen sein, weil er SR kannte, ähnlich Zudecken des Opfers bei Tätern die vorher eine partiell-positive emotionale Verbindung zum Opfer hatten.
- Die erste Tat (Vergewaltigung) geschah an einem anderen Tatort.