Vermisstenfall Vanessa Huber (39) aus Unterhaching

Ilkay18 schrieb:Was mich immer wieder wundert ist, dass Leute eine zementierte Vorstellung davon haben , wie ein Suizid abzulaufen hat.

Ja, da gebe ich dir Recht. Aber für mich liegt ein Widerspruch (Bauchgefühl) schon am Anfang der Situation: Die zurückgelassenen Ringe!
Das ist für mich eine klare Aussage, falls sie von Vanessa kam. Entweder "Ich beende die Beziehung." oder auch "Die brauche ich nicht mehr." Dass sie dann kilometerweit durch dunkles, unwegsames Gelände läuft, wo man sie nicht finden kann, um sich - wie - das Leben zu nehmen, kann ich mir nicht vorstellen. Nicht nach einem Streit.

Kuno426 schrieb:Dass sie dann kilometerweit durch dunkles, unwegsames Gelände läuft, wo man sie nicht finden kann, um sich - wie - das Leben zu nehmen, kann ich mir nicht vorstellen. Nicht nach einem Streit.

Schwierig, weil man doch kaum voraussagen kann, wie Menschen in so einer Extremsituation (und einen Suizid würde ich mal so bezeichnen) reagieren. Der Fall Walter Sch. wurde ja schon mal erwähnt als Beispiel für einen bewusst an einer abgelegenen Stelle durchgeführten Suizid. Dort waren allerdings die Rahmenbedingungen anders, weil er längere Zeit vorher alleine in seinem Haus war - aber auch dort war der Entschluss anscheinend doch recht spontan gefasst, weil noch das Essen bereitgestellt wurde.

Solange die Leiche nicht gefunden wurde, ist ja theoretisch neben einem Mord durch den Ehemann und Suizid ja auch noch anderes zumindest denkbar. Was, z. B., wenn sie einen Suizid nur "andeuten" wollte um ihrem Mann Angst zu machen, dann aus dem Haus gegangen ist und, in ihrem emotionalen Ausnahmezustand, dann an den falschen geraten ist, der sie umgebracht hat? Das ist jetzt natürlich nicht gerade die wahrscheinliste Lösung, aber möglich ist es zumindest.

@Justsaying
Ich habe bereits nach der richtigen Quelle geschaut. Den Rest kannst Du durch zweimal googeln selbst herausfinden. Du hast es ja bereits richtig zitiert . Genau aus diesem Paragrafen, den Du eingefügt hast ,wird das Auskunftsrecht hergeleitet .

Wenn es Dich interessiert, kann ich Dir folgenden BGH Beschluss zur Lektüre empfehlen:
Az. XII ZB 253/20 vom 24.11.2021.

Daraus geht alles hervor. Allerdings habe ich diesen Sachverhalt mehr zur Untermauerung genannt. Ich glaube, dass die rechtliche Seite in diesem Fall nicht so relevant ist. Fakt ist doch : Der Ehemann FÜHLTE sich subjektiv hintergangen. Für ihn war es ein Vertrauensbruch, der auf emotionaler Ebene stattfand.

Inwieweit er juristisch informiert war, wissen wir nicht.

@Kuno426
Ja, genau das meinte ich doch und Du machst es schon wieder. Du schreibst, dass DU Dir das und das nicht vorstellen kannst und deswegen denkst Du, dass es so nicht abgelaufen sein kann.

Das ist für mich ein Denkfehler.

Ilkay18 schrieb:Denkfehler.

Ja, ich kann nun mal nur meine eigenen Gedanken darlegen. Und da sehe ich im Vergleich zu anderen Suiziden eine Art "Situationsfehler" - so, wie uns die Situation bekannt gemacht wurde. Dabei ist mir auch klar, dass ich nicht in Vanessas Kopf schauen kann und die meisten Informationen nur vom Hörensagen der Freundin bzw aus Befragungen des Ehemannes stammen.

I. Auskunftsansprüche während bestehender Ehe

Rz. 170
Während der bestehenden Ehe – also auch noch während der Trennungszeit bis zur rechtskräftigen Scheidung der Ehe – besteht unabhängig von der Art des Güterstandes eine Informationsverpflichtung aus § 1353 BGB mit dem Inhalt, jeweils dem anderen Ehegatten einen groben Überblick über wesentliche Vermögensbestandteile und ihren Wert zu geben. Dieser Informationsanspruch, der keine praktische Bedeutung hat, kann ggf. im Wege des Leistungsantrags vor dem FamG geltend gemacht werden.

Quelle:
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.haufe.de/recht/deutsches-anwalt-office-premium/20-auskunftsansprueche-f-auskunftsansprueche-zum-vermoegenzugewinn_idesk_PI17574_HI15190371.html&ved=2ahUKEwiC3uv9ocyHAxUu9bsIHbIHDK4QFnoECBwQAQ&usg=AOvVaw0kKds0AVAmMd5IMtPDNube

ok, grober Ueberblick ueber wesentliche Vermoegensbestandteile.
Aber daraus abzuleiten, dass VH verpflichtet gewesen waere, ueber das gemeinsame Sparkonto mit ihrer Mutter zu informieren - ich wuerde sagen, dass kommt sehr auf die Umstaende an.
Wenn VH zu dieser Zeit als Alleinverdienende fuer Haushaltsfuehrung inkl Wohnung aufkam und ihrem Ehemann noch ein kleines Taschengeld zukommen liess, hat sie m.E. ihre Pflichten erfuellt.

Ich habe eher den Eindruck, dass der Gatte sehr fordernd war. Wie gesagt, es ist nicht unueblich, dass Eltern nur ihrem Kind (und nicht dessen Ehegatten) eine Finanzspritze zukommen lassen moechten. Und als Gatte dann einen Anspruch auf dieses Geld zu erheben (warum sonst diese Vollmacht auf das Sparkonto), geht fuer mich zu weit.

Generel habe ich den Eindruck, dass in dieser Ehe heftig der Wurm drin war. Von beiden wuerde ich in diesem Stadium auch kein ausgepraegt rationales Verhalten mehr erwarten.
Sonst haette es hier eine regulaere Scheidung mit Rosenkrieg auf ueblichem Niveau gegeben.

Kuno426 schrieb:Aber für mich liegt ein Widerspruch (Bauchgefühl) schon am Anfang der Situation: Die zurückgelassenen Ringe!
Das ist für mich eine klare Aussage, falls sie von Vanessa kam. Entweder "Ich beende die Beziehung." oder auch "Die brauche ich nicht mehr."

Ich habe hier schon mehrere Interpretationen gelesen, warum sie ihre Ringe zurückgelassen haben könnte. Aber es ist ja gar nicht gesagt, dass sie die selber abgelegt hat. Vielleicht sollte hier nur etwas vorgetäuscht werden.

Justsaying schrieb:Generel habe ich den Eindruck, dass in dieser Ehe heftig der Wurm drin war. Von beiden wuerde ich in diesem Stadium auch kein ausgepraegt rationales Verhalten mehr erwarten.
Sonst haette es hier eine regulaere Scheidung mit Rosenkrieg auf ueblichem Niveau gegeben.

Das würde ich auch so sehen, selbst wenn man über die Sache mit dem Geld an sich geteilter Meinung sein kann - aber diese, sagen wir mal, extremen Ausschläge nach oben und unten (Rauswurf aus der Wohnung, Termin beim Anwalt und dann plötzlich doch wieder große Versöhnung) finde ich irgendwie sehr merkwürdig. Sicher, manche Leute sind halt temperamentvoll und emotional, aber das erscheint mir auf jeden Fall doch sehr extrem.

Daher bleibe ich bei meiner Vermutung, dass hier noch Dinge im Hintergrund liefen die bei der Berichterstattung ausgespart wurden.

Kuno426 schrieb:Das ist für mich eine klare Aussage, falls sie von Vanessa kam. Entweder "Ich beende die Beziehung." oder auch "Die brauche ich nicht mehr."

Ich beende die Beziehung:
Dann waere der naechste Schritt gewesen, zum Scheidungsanwalt zu eilen.
Oder sie hatte Angst von ihrem Ehemann und hat sich erfolgreich versteckt (eher unwahrscheinlich) - in diesem Fall waere sie nach seinem Tod wohl wieder aufgetaucht.

Die brauche ich nicht mehr:
also Suizid (so, dass die Leiche noch nicht gefunden wurde).

Wintertime schrieb:Vielleicht sollte hier nur etwas vorgetäuscht werden.

Ja. Eskalation der ohnehin angespannten Lage und anschliessende Vertuschung der Tat (dazu passt auch die Putzaktion samt Abspritzen der Matratzen mit dem Hochdruckreiniger).

Aber ohne Leiche bleiben mehrere Moeglichkeiten offen....

Mich wundert, dass in XY keine Angaben zum Auto des Ehepaares gemacht wurde.
Jemand haette sich daran erinnern koennen, ein solches Fahrzeug in einer auffaelligen Situation gesehen zu haben.

brigittsche schrieb:aber diese, sagen wir mal, extremen Ausschläge nach oben und unten (Rauswurf aus der Wohnung, Termin beim Anwalt und dann plötzlich doch wieder große Versöhnung) finde ich irgendwie sehr merkwürdig.

Ich finde es zum Beispiel eine merkwürdige Argumentation des Ehemannes, er hätte sie deshalb nicht sofort vermisst gemeldet, weil er gedacht hätte, sie käme zurück, sowie auch bei dem Streit vorher. Das ist eine sehr euphemistische Umschreibung dafür, dass sie bei dem vorangegangenen Streit nicht aus freien Stücken wegging sondern er sie rausgeworfen hat,

es sei denn er hätte bestritten seine Frau rausgeworfen zu haben und Urheber der SMS zu sein. In diesem letzteren Fall hätte jemand anders Zugang zu seinem Smartphone haben müssen.

Hat seine Mutter den Anruf bei ihr am Tag des Verschwindens bestätigt?

Von seiner Familie hört man so gar nichts.

WM schrieb:Das ist eine sehr euphemistische Umschreibung dafür, dass sie bei dem vorangegangenen Streit nicht aus freien Stücken wegging sondern er sie rausgeworfen hat,

Was aber nichts daran ändert, dass sie ja zurückgekommen ist. Und das eigentlich unter noch krasseren Umständen (immer von der Aussage des Ehemannes ausgehend): Sie wurde rausgeworfen und kam zurück - warum sollte er dann (immer vorausgesetzt das stimmt alles so) dann nicht glauben, dass sie auch nach einem freiwilligen Abhauen wieder zurückkommt, nachdem sie ja sogar nach einem Rauswurf durch ihn wieder zurückkam?

WM schrieb:Hat seine Mutter den Anruf bei ihr am Tag des Verschwindens bestätigt?

Das wurde im Film so dargestellt ...s. Zitat... sodass ich davon ausgehe, dass die Uhrzeit des Anrufs überprüft wurde.

rattich schrieb am 20.07.2024:Ermittler im XY-Film (Min. 16:42) zu Tobias: „Woher wissen Sie so genau, dass Ihre Frau um 17:50 Uhr die Wohnung verlassen haben muss?“
Tobias: „Ich hab mit meiner Muter telefoniert, kurz nachdem Vanessa aus dem Haus gegangen war. Die Uhrzeit des Anrufs ist im Handy gespeichert.“

Die Handydaten können aber nichts über die Verschwindezeit oder die Situation davor aussagen! Und ob er in der Wohnung mit dem Handy telefoniert hat oder sich zB nur in der Funkzelle befand, ist auch nicht bekannt.

Nochmal zu den Finanzen:

Die beiden hatten ja eine Eigentumswohnung gekauft vor ein paar Jahren, das war wahrscheinlich eine 3 Zimmer Wohnung, wenn ein Kinderwunsch da war. Unterhaching ist eigentlich eine ganz gute Gegend, ich würde mal davon ausgehen, dass die Wohnung um die 700.000 Euro (+- 150.000) gekostet hat.

Den Kredit dafür muss man auch erst mal bekommen, insbesondere, da beide beim Kauf der Wohnung schon ca Mitte 30 waren.
Entweder war damals schon viel Eigenkapital da. Dann ist die Frage, woher das Geld kam. Eventuell ja auch von ihm.
Oder/und die beiden hatten gut bezahlte Jobs, so dass sich das mit dem Kredit einigermaßen ausgegangen wäre.

Ich glaube, es ist gar nicht so selten, dass es in Beziehungen, die fuer Aussenstehende offensichtlich so richtig scheisse sind, solche Extreme (eben fast getrennt, dann wieder soooo gluecklich - und das in mehreren Runden) gibt.

Man hoert es ja oefter, dass es Gewalt in einer Beziehung gibt und es dennoch mehrerer Trennungen bedarf, bis man sich endgueltig voneinander geloest hat.

In dem Podcast 'der Fall' mit Lydia Benecke (Titel: Zwischen Love Bombing und Gewalt (das ist die aktuelle Folge, abrufbar in der ARD Mediathek) wird so eine Beziehung beschrieben.
Oder in dem Film 'Mon Roi' (deutsch: mein ein, mein alles)
von Maiwenn aus dem Jahr 2015.
(Uebrigens gab es weder im Podcast-Fall noch im Film einen Todesfall, nur viele schlimme Dinge, bis es zur endgueltigen Trennung kam)

Dieser Podcast-Fall bzw. der Film machen dieses ambivalente Verhalten der Eheleute fuer mich nachvollziehbar.
Schlechte Phasen gibt es immer, dann erinnert man sich daran, wie schoen es mal war, und irgendwie will man das Vertraute auch nicht aufgeben - und dann gibt es den naechsten Krach, noch ein bisschen schlimmer als das letzte Mal.

@Maifalter
Das kann richtig teuer werden vorzeitig aus so einem Wohnungskredit herauszugehen (Vorschusszinsen).
So eine Trennung kommt da sehr ungelegen.
Noch ein Grund, die Zaehne zusammenzubeissen und der Beziehung noch eine Chance zu geben....auch wenn Freunde zur Scheidung raten.

@Justsaying
Das mit dem Rat der Freunde ist ein sehr interessanter Punkt.

In so einer Situation ( und hier ja wohl auch)
läuft es ganz oft so , dass man mit Außenstehenden ( in dem Fall mit der Freundin ) spricht, die dann teils unaufgefordert ihren Senf dazu geben. So nach dem Motto : Geh‘ zum Anwalt und lass Dir dies und jenes bloß nicht gefallen.

Diese Personen sind aber im Gegensatz zu den Betroffenen natürlich nicht emotional involviert und sehen Alles von einer rein logischen Warte aus. Das kann helfen, aber Gefühle lassen sich nun mal nicht über Nacht abstellen. Ich gehe davon aus, dass Vanessa ihren Mann noch geliebt hat. Auf Druck der Freundin macht sie diesen Anwaltstermin, sagt ihn aber dann wieder ab. Sie kehrt zu ihm zurück, wieder fällt etwas vor.

Der Druck des Umfeldes: Habe ich Dir ja gleich gesagt… usw. lastet schwer auf ihr und ist ein weiterer Punkt, der sie dazu bewegt, sich der Situation zu entziehen. Entweder durch Verschwinden oder Suizid…

So wirkte für mich zumindest die Darstellung im Film.

Ilkay18 schrieb:Auf Druck der Freundin macht sie diesen Anwaltstermin, sagt ihn aber dann wieder ab. Sie kehrt zu ihm zurück, wieder fällt etwas vor.

Freitag nachmittag der Rauswurf. Emotional aufgeladen alles. Da ruft man nicht direkt den Anwalt an. Wochenende dann bei der Freundin, die zum Anwalt rät. Montag dann Terminabsprache beim Anwalt.
Und schon am nächsten Tag, die Versöhnung.

Was ist an diesem Montag in V vorgegangen?

War es der Anruf beim Anwalt, dass ihr klar wurde, dass auch eine Scheidung nochmal richtig teuer werden würde ?

Allein das anvisierte Gespräch für den kommenden Freitag hätte dann die happige Erstberatungsgebühr gekostet.

War es vllt sogar V, die den ersten Schritt zur Versöhnung unternahm a la "Lass uns treffen. Du kriegst diese doofe Vollmacht und dann lass uns vertragen" ?

All die Spekulationen ändern leider nichts daran, dass die Bevölkerung unmittelbar nach dem Verschwinden zu wenig über Details informiert wurde.
Welches Auto fuhr die Familie? Wie sah der Ehemann aus? etc.
Jetzt nach fast 2 Jahren bringt uns ein Bild des (mittlerweile verstorbenen) Ehemannes so gut wie gar nichts mehr. Wir als Bewohner der gleichen Gemeinde hätten damals sicher mehr helfen können.
Nun ist es dafür eigentlich zu spät und daher verstehe ich die Art der Berichterstattung nicht.

Ilkay18 schrieb:Diese Personen sind aber im Gegensatz zu den Betroffenen natürlich nicht emotional involviert und sehen Alles von einer rein logischen Warte aus. Das kann helfen, aber Gefühle lassen sich nun mal nicht über Nacht abstellen

Also ob Freunde und Freundinnen immer so rational und unabhängig sind, da hätte ich schon meine Zweifel.

Gerade der Rat, zum Anwalt zu gehen und sich auf eine Scheidung vorzubereiten könnte genausogut auch dadurch zu Stande kommen, dass eine Freundin, die man schon vor der Hochzeit kannte und die den Ehemann aber noch nie leiden konnte, nun ihren Triumph auskosten will, im Sinne von: "Ich habe es Dir ja immer schon gesagt dass der Typ nichts taugt!"

Damit will ich nicht behaupten, dass es in diesem Fall so war, aber man sollte schon vorsichtig sein und nicht annehmen, dass Familienangehörige oder Freunde alles rein rational und objektiv betrachten.

Sunglass schrieb:Welches Auto fuhr die Familie?

Ich verstehe auch nicht, dass bis heute dazu nichts gesagt wurde.
Gerade, weil das Auto ja Teil der Grossputz-Aktion war.