Interested schrieb:Wer redet denn davon, dass er in die Gefängnisse sollte? Es ging darum, die Umfrage dort einzureichen.
Wie gesagt, wie wird sich das denn vorgestellt - selbst wenn man sagt, man müsse keine Interviews durchführen, sondern „nur die Umfrage einreichen“?
Auch hierfür - für sowas wird eine Erlaubnis benötigt! Ich weiß nicht, ob du schon mal ein Gefängnis kontaktiert hast, aber ich habe es. Frage nach einem unbezahlten Praktikum in einer sozial therapeutischen Anstalt, Frage zu Daten und Statistiken… ich habe als Student nie eine Antwort erhalten. Kein einziges Mal. Und angenommen, es wird gelesen und bewilligt - wie groß wäre der Aufwand? Da darfst du doch immer noch nicht reinspazieren von Zelle zu Zelle und Stifte und einen Stapel Papier abgeben und am Ende wieder einsammeln. Und wenn nicht du das machst, wer dann? Wer wird von seiner normalen Arbeit dort abbestellt, um für irgendeinen Studenten diese Arbeit zu erledigen? In Idaho State Prison gibt es Platz für 1500 Insassen, wieviele inhaftiert sind, hab ich nicht weiter nachgeschaut - aber das sind einige. Und selbst wenn man das nur für 200-300 Teilnehmer macht (mindestens, man braucht einen ausreichend großen Datensatz und drop-outs gibt es immer viele) - WER wird dafür extra bereitgestellt?
Ich habe mir das Material dieser Studie jetzt nicht genau angeschaut, aber eine pen-and-paper Version daraus zu machen statt die Umfrage online zu machen, ist extrem aufwändig in der Nacharbeit und für die Auswertung. Die meisten wissen nicht, wie Daten bereitgestellt werden nach Eingabe und sich daraus ein direkt brauchbarer Datensatz ergibt zur digitalen Auswertung. Das ist keine Kinder-Umfrage, bei der du 3 Kreuzchen zusammenzählen und zuordnen musst. Irgendjemand führte das inhaltlich genauer aus und sagte, meist werden Zusammenhänge zu Persönlichkeitseigenschaften untersucht. Sucht mal nach validierten psychologischen Fragebögen zu Persönlichkeitseigenschaften. Ich habe schon einige ausgefüllt und auch genutzt in Studien - man benutzt nicht immer alle Items, aber manchmal doch, wenn nicht eine spezifische Persönlichkeitseigenschaft untersucht wird, und selbst dann sind es sehr viele Fragen, die beantwortet werden müssen. Man sitzt teilweise locker 30 Minuten alleine an dem Teil der Studie mit ebendiesen Fragebogenitems zur Persönlichkeit. Das alles (mit dem ganzen Rest der Studie/Umfrage, dazu gehören ja auch Datenschutzerklärungen, Einwilligungsformulare, die Erklärung und Zweck der Studie, die wir ja kennen) auf Papier abzudrucken, ergibt ein paar Seiten. Und wie gesagt - die dann dort zu verteilen und so einzusammeln, dass nichts durcheinandergebracht wird oder verloren geht, falls man es nicht selber machen darf (geht hierbei ja auch um Sicherheitsvorkehrungen seitens der Gefängnisse, wenn etwas ins Gefängnis gelangen soll!!), dafür muss das Gefängnis erstmal bereit sein.
Zumal schlecht einzuschätzen wäre, wer überhaupt teilnehmen würde. Denn eine Umfrage kann nur ausgewertet werden, wenn ausnahmslos jedes Item ausgefüllt wird, sprich man bis zum Ende teilgenommen hat. Ansonsten fliegt der Teilnehmer aus der Stichprobe. Aber wie gesagt, kein Gefängnis würde auf so eine Anfrage von irgendeinem Studenten reagieren. Ich kann über die Vorstellung eigentlich nur lachen. Mehr als unrealistisch.
Das sind alles Aspekte, die man beim Planen einer Studie genauestens bedenkt.
All diese Ausführungen nur mal, weil anscheinend nicht weitergedacht wird und die Umsetzbarkeit dieser Überlegungen überdacht wird. Es ist verständlich, dass sein akademischer Hintergrund zu solchen Überlegungen einlädt, und vielleicht hatte er sich mit dem Begehen eines Verbrechens bereits länger beschäftigt und sein Interesse an dieser Forschungsfrage speist sich daraus - aber das ganze als „Sozialexperiment“ zu bezeichnen, ist einfach abstrus. An seinem Vorgehen ist wie gesagt absolut nichts ungewöhnliches.