Edna schrieb:Ich bin in diesem speziellen Fall nicht involviert, war es aber in anderen, wo die Entscheidung ebenfalls durch die Prozesse unnötig verzögert wurde auf Kosten des Kindes.
Ich denke, dass wir trotz der vielen Probleme und sicher auch oft berechtigten Kritik eines der besten Justizsysteme der Welt haben. Es wird zumindest versucht, die Interessen und Rechte aller Beteiligten an einem solchen Verfahren zu wahren.
Natürlich sollte in so einem Fall immer das Wohl des Kindes möglichst im Fokus jeden Handelns von Ämtern, Polizei, Justiz stehen. Aber leider ist das ein sehr abstrakter Begriff und in der Regel hat jede der beteiligten Parteien eine andere Vorstellung davon, was "das Wohl des Kindes" ist und was getan oder eben nicht getan werden muss, damit es gewährleistet ist.
Und weil die Eingriffsmöglichkeiten des Staates gegenüber den Bürgern nunmal begrenzt sind (und das Gott sei Dank!) mahlen die oft zitierten Mühlen der Justiz nunmal langsam. Nur weil ein Nachbar anonym bei der Polizei anruft und berichtet, auf meinem Grundstück gehen komisch Dige vor sich, kann die Polizei nicht mein Haus stürmen und durchsuchen.
Die Großeltern sind erst mal nicht verpflichtet, gegenüber der Polizei Rechenschaft abzulegen, wo sich ihre Tochter und/oder der Enkel aufhalten. Wenn es nicht konkrete Hinweise gibt, dass sich das gesuchte Kind in dem Haus aufhält, kann die Polizei und/oder das Jugendamt da nicht mal eben reinmaschieren und nachschauen.
Wir sind nicht in China, wo der Staat jedem eine Kamera über die Haustür hängt, um kontrollieren zu können, ob die Corona-Quarantäne eingehalten wird.
Der Fall hier ist schrecklich und ja, es geht zu lasten des Kindes und es wäre besser gewesen, wenn die ganze Sache viel früher aufgefalllen wäre und jemand (ob Jugendamt, Polizei, Schulbehörde, Gesundheitsamt etc.) gehandelt hätte.
Aber bevor hier die Generalkeule gegen Jugendamt, Polizei und Justizsystem geschwungen wird, sollte man sich lieber mal fragen, ob nicht die meisten, die in diesen Bereichen arbeiten, sehr wohl ernsthaft und aufrichtig bemüht sind, das richtige zu tun. Egal wie gut ein System ist, wie viel Geld man dafür bereit stellt und wie ausgefeilt die Gesetze und Pflichten der Bürger und der Ämter darin sind, es wird immer Menschen geben, denen es gelingt, das System auszutricksen, zu hintergehen oder die einfach durchs Raster fallen, weil die es drauf anlegen oder Glück (oder je nach Standpunkt durchaus auch Pech!) haben.