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Achtjährige war jahrelang in Attendorn eingesperrt
05.11.2022 um 23:50https://www.sauerlandkurier.de/nordrhein-westfalen/attendorn-kind-eingesperrt-mutter-haus-staatsanwaltschaft-jugendamt-kreis-olpe-polizei-warum-nrw-91895030.html
Mit Unterstützung ihrer Eltern sperrt eine Mutter ihre Tochter, seit die eineinhalb Jahre alt ist, in ihr Zimmer.
Als nun das Mädchen mit acht Jahren rausgeholt wird, kennt es nichts außerhallb ihres Zimmers, keine Wiese, keinen Wald und ist nie in einem Auto mitgefahren, wie es in dem Artikel heißt.
Warum? Dafür gibt es bislang noch keine Erklärung. Weder die Mutter noch die Großeltern äußern sich hierzu.
Dem leiblichen Vater hatte man erzählt, Mutter und Tochter würden nun in Italien leben. Er nahm Kontakt zum Jugendamt auf, es gab anonyme Anzeigen, aber denen konnte man nicht nachgehen, die Großeltern ließen nie jemanden ins Haus. Doch dann waren Verwandte in Italien und erfuhren, Mutter und Kind lebten nie dort. Jetzt erst hatte man rechtliche Gründe für einen Durchsuchungsbeschluss und konnte das Mädchen befreien.https://www1.wdr.de/fernsehen/aktuelle-stunde/alle-videos/video-aktuelle-stunde---2770.html
Mit Unterstützung ihrer Eltern sperrt eine Mutter ihre Tochter, seit die eineinhalb Jahre alt ist, in ihr Zimmer.
Als nun das Mädchen mit acht Jahren rausgeholt wird, kennt es nichts außerhallb ihres Zimmers, keine Wiese, keinen Wald und ist nie in einem Auto mitgefahren, wie es in dem Artikel heißt.
Warum? Dafür gibt es bislang noch keine Erklärung. Weder die Mutter noch die Großeltern äußern sich hierzu.
Dem leiblichen Vater hatte man erzählt, Mutter und Tochter würden nun in Italien leben. Er nahm Kontakt zum Jugendamt auf, es gab anonyme Anzeigen, aber denen konnte man nicht nachgehen, die Großeltern ließen nie jemanden ins Haus. Doch dann waren Verwandte in Italien und erfuhren, Mutter und Kind lebten nie dort. Jetzt erst hatte man rechtliche Gründe für einen Durchsuchungsbeschluss und konnte das Mädchen befreien.
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Attendorn – Der 23. September war ein Tag, an dem sich die Welt für Maria (Name von der Redaktion geändert) vollständig verändert haben muss. Alles deutet darauf hin, dass das achtjährige Mädchen bis zu diesem Zeitpunkt fast sein ganzes Leben in einem Haus verbracht hat – von seiner Mutter eingesperrt und versteckt. Ohne, dass es über all die Jahre jemand nachweisen konnte. An jenem September-Tag haben das Jugendamt und die Polizei das Haus in Attendorn (NRW) durchsucht und Maria dort tatsächlich gefunden. Sie ist sofort in einer Notpflegefamilie untergebracht worden.
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Laut der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft durfte Maria das Haus nicht verlassen, seitdem sie mindestens anderthalb Jahre alt gewesen ist. „Viel von der Außenwelt kann das Kind daher bewusst nicht wahrgenommen haben“, sagt von Grotthuss.
Das deckt sich mit den Aussagen der heute achtjährigen Maria. Sie wurde nach ihrer Befreiung aus dem Haus in der Siegener Kinderklinik untersucht und habe dabei angegeben, dass sie noch nie einen Wald gesehen, noch nie auf einer Wiese gewesen oder in einem Auto gefahren sei. Alles sei so groß, es gebe so viel Platz. Bisher habe sie vor allem in einem Zimmer bei verschlossener Tür gelebt, heißt es in den Unterlagen zu diesem Fall, die unsere Redaktion Zeitung einsehen konnte.
Immerhin: Den Umständen entsprechend geht es Maria gut. Staatsanwalt von Grotthuss beschreibt die Achtjährige als neugierig. Es liegen bisher keine Erkenntnisse auf Misshandlungen oder einer Unterernährung vor, sagt er. Maria könne sich artikulieren und laufen, wenngleich sie „kaum in der Lage sei, allein Treppen zu steigen oder Unebenheiten im Boden zu überwinden“.
Ganz bewusst geben ihr die Ermittler jetzt Zeit, all die neuen Eindrücke zu verarbeiten, bevor sie mit den Befragungen konkreter werden. Denn es gibt jede Menge offene Fragen.
... Die Beschuldigte macht bisher keine Angaben zu den Vorwürfen. Auch ihre Eltern, in deren Haus in Attendorn Maria und die Mutter gelebt haben sollen, äußern sich bisher nicht. Deutlich mehr Antworten gibt es dagegen auf die Frage, wie es der Mutter gelungen ist, ihr Kind über mindestens siebeneinhalb Jahre zu verstecken.
Als Maria im Dezember 2013 zur Welt kommt, scheint alles noch in Ordnung zu sein. Der Vater ist nach eigenen Angaben bei der Geburt dabei, auch wenn er und die Mutter zu diesem Zeitpunkt schon getrennt leben. Vater, Mutter und Kind sehen sich in der Folge oft mehrmals die Woche. Doch nach etwa einem halben Jahr, so berichtet der Vater, habe er einen Zettel an der Windschutzscheibe seines Autos gefunden, auf dem die Mutter angab, dass sie und Maria nach Italien ziehen werden. Wenn sie, Maria, ihren Vater sehen wolle, werde das geschehen, soll die Mutter auf dem Zettel geschrieben haben.
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Der Vater gab gegenüber dem Jugendamt an, die Mutter im September 2015 mehrfach in Attendorn gesehen zu haben. Das Jugendamt befragte daraufhin die Großeltern mütterlicherseits. Doch die gaben an, dass Maria und ihre Mutter in Italien leben würden.
Im Lauf der Jahre schickte das Jugendamt Post an die italienische Adresse, die dort auch ankam. Der leibliche Vater hingegen gibt an, Geschenke und Briefe an seine Tochter nach Italien verschickt zu haben, die allesamt ungeöffnet zurück kamen. ...
Auch das für Attendorn zuständige Jugendamt des Kreises Olpe schöpfte offenbar keinen ausreichenden, begründeten Verdacht. Es habe einzelne anonyme Hinweise gegeben, dass sich zumindest die Mutter in Attendorn aufhalten könnte, doch nachweisbar war dies nicht. Das Jugendamt hat mehrfach Kontakt zu den Großeltern aufgenommen; die beteuerten jedes Mal, dass ihre Tochter und ihre Enkelin in Italien wohnhaft seien. Zudem verweigerten die Großeltern dem Jugendamt nach jetzigem Ermittlungsstand bei mehreren Besuchen den Zugang ins Haus.
Schließlich schaltete sich auch die Polizei in den Fall ein, doch auch hier kamen die Beamten nicht weiter. Einen Durchsuchungsbeschluss gab es nicht. Freiwillige Begehungen des Hauses mit der Polizei lehnten die Großeltern „mit Nachdruck“ ab, wie es in den ersten Gerichts-Unterlagen zu diesem Fall heißt.
Den entscheidenden Hinweis erhielt die Polizei schließlich von einem Verwandten der mütterlichen Familienseite. Er gab an, dass er und seine Ehefrau erst kürzlich bei der Verwandtschaft in Italien gewesen seien, bei der auch Maria und ihre Mutter wohnen sollten. Die dortigen Verwandten gaben jedoch an, dass beide dort nie gelebt haben. Obendrein habe man Marias Mutter telefonisch im Haus der Großeltern in Attendorn erreicht. Bei den Behörden schrillten alle Alarmglocken. Sie setzten nun alle Hebel in Bewegung, um das Haus der Großeltern in Attendorn betreten zu dürfen.
Am 23. September 2022 war es dann so weit. Polizei und Jugendamt konnten rechtlich gestützt endlich die Wohnräume durchsuchen und fanden tatsächlich Maria und ihre Mutter vor.
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Doch auch der Vater wird – ebenso wie Nachbarn des Hauses – gegenüber den Ermittlern noch viele Fragen beantworten müssen. Denn für die Staatsanwaltschaft gilt es, diesen Fall von Grund auf aufzuklären, um zu verstehen, warum über so viele Jahre niemandem etwas Konkretes aufgefallen sein kann.
Die Mutter und vielleicht auch die Großeltern von Maria werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Strafprozess zu den Vorwürfen verantworten müssen. Freiheitsberaubung und/oder Misshandlung von Schutzbefohlenen stehen im Raum. ... Es bleibt die Frage: Warum?