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Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

741 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vermisst, Bayern, 2017 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

30.06.2022 um 22:26
cododerdritte schrieb (Beitrag gelöscht):Insofern kommt es einem natürlich komisch vor, ich will das auf keinen Fall verharmlosen. Aber vielleicht wollte der Mann einfach nur jemanden zum Online-Spielen haben, wenn Till gut zocken konnte, war es ihm evtl. egal, wie alt der Mitspieler ist. Die Besuche können dann ja auch von Till ausgegangen sein, der es cool fand, so einen erwachsenen Freund zu haben, sich dort wegen seiner Spielfertigkeiten anerkannt und angenommen gefühlt hat und dem es in den Kram passte, von zuhause weg zu können.
Ich gehe mal davon aus, dass dieser Gastgeber SEHR genau auf Herz und Nieren geprüft wurde, und wenn in dem Film mehrfach betont wurde, dass er nicht verdächtigt wird, dann kann man schon davon ausgehen, dass es harmlos war.

Dein Gedanke, dass Till eher den Kontakt gesucht hat, erscheint mir auch plausibel. Ich könnte mir vorstellen, dass er diesen Gastgeber ja erst einmal über die Entfernung kennengelernt hat. Und dass er sich verstanden fühlte, über seine Probleme reden konnte usw. Anders vielleicht als bei den Eltern oder in der Schule. Und gerade wegen der Entfernung hat er diesen Mann dann "idealisiert" und sich gedacht: "Der versteht mich wenigstens! Wenn ich bei dem bleiben könnte, ginge es mir besser!" Und die Eltern erschienen ihm dann wie ein Gegenbild dazu: Meckern ständig, verstehen ihn nicht, haben kein Interesse an seinen Problemen usw. Und vor dem Hintergrund wurde der Gastgeber dann noch mehr zum Idealbild.

Und so war das dann sein Ziel, auch wenn es dem Gastgeber vielleicht gar nicht mal so recht war und er auch wusste, was das nach sich ziehen kann, wenn er den Jugendlichen bei sich aufnimmt.


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30.06.2022 um 23:31
raptor83 schrieb (Beitrag gelöscht):Ich denke, ich würde es nicht tun, da ich davon ausgehen würde, mir eher wieder Vorwürfe anhören zu dürfen.
Ich weiß nicht, aber bekommen die Eltern in so einem Fall Unterstützung von der Polizei? Ich meine damit die Hilfe eines Psychologen, damit ein solcher Appell möglichst wirkungsvoll ist.

Und wenn dem so wäre: Wurde der Brief dann vielleicht ganz bewusst so formuliert, weil man zu der Einschätzung gekommen ist, dass Till sich dann eher meldet als bei einem freundlichen Brief?

So nach dem Motto: "Ha, das ist ja mal wieder typisch von Euch, es geht wieder nur um Euch, an mich denkt keiner. Und deshalb sage ich Euch: Mir geht es gut, weil ich mir endlich nicht mehr Eure Sprüche anhören muss - und bildet Euch nicht ein, ich käme jemals zu Euch zurück....!"

Das klingt jetzt natürlich ziemlich strange, und ich weiß auch nicht, ob ich als Elternteil bereit wäre, absichtlich relativ distanziert zu schreiben, aber wenn man sich davon mehr Erfolg verspricht?

Und ganz banal könnte man natürlich auch sagen: Wenn die Eltern nun mal eher distanziert sind, würde er ihnen dann einen dieser pathetischen "Du bist unser Ein und Alles und es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an Dich denken und Deine kleine Schwester fragt jeden Tag nach Dir"-Briefe wie sie RTL 2 so liebt glauben? Und nicht vielmehr denken: "Ach Gott, die tragen ja ganz schön auf. Naja, wenn sie meinen, sie müssten sich so inszenieren, aber den Gefallen tue ich ihnen nicht, darauf zu reagieren..."


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30.06.2022 um 23:55
Übertreibt es bitte nicht mit den Spekulationen zum Verhalten der Eltern und Unterstellungen ihnen gegenüber sind ebenfalls zu unterlassen.


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01.07.2022 um 00:11
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ich gehe mal davon aus, dass dieser Gastgeber SEHR genau auf Herz und Nieren geprüft wurde, und wenn in dem Film mehrfach betont wurde, dass er nicht verdächtigt wird, dann kann man schon davon ausgehen, dass es harmlos war.
Das ist klar. Hätte aber auch schnell komisch aussehen können, wenn er Till nur vor die Tür setzt und er dann verschwindet. Als Mann und Internetbekanntschaft hätte ich da gar nicht gewartet bis das Judgendamt aufmacht sondern die Polizei informiert. Kann aber natürlich sein, dass durch den vorherigen Besuch alles lockerer war.

Das die Eltern distanziert sind finde ich gar nicht so merkwürdig. Sie gehen davon aus, dass er ihnen das mit Absicht zumutet. Vielleicht ist es auch ein Schutz, aber es ist ein Unterschied zu den anderen Eltern, die nicht wirklich hoffen können, dass ihre Kinder freiwillig abgehauen sind. Einerseits ein Segen, weil sie sich ausmalen können, dass es ihm gut geht, aber trotzdem die selbe Ungewissheit. Egal ist es ihnen nicht, sonst würden sie nicht in eine Fernsehsendung gehen.

Ich würde ein Verbrechen trotzdem nicht ausschließen. Gerade wenn er noch mehr ältere Bekannte haben könnte und die wissen, dass er als Ausreißer bekannt ist und somit kaum gesucht wird.


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01.07.2022 um 00:17
Zitat von Marie-MarlenMarie-Marlen schrieb:Ich würde ein Verbrechen trotzdem nicht ausschließen. Gerade wenn er noch mehr ältere Bekannte haben könnte und die wissen, dass er als Ausreißer bekannt ist und somit kaum gesucht wird.
Ich denke auch. Er ist mit 15 Jahren abgehauen, ohne Geld und konnte dann nur auf Internetbekanntschaften zurückgreifen, die er aufgrund von fehlender Lebensbekanntschaft halt als "enge Freunde" angesehen hat, ohne sie auch nur persönlich zu kennen. Irgendwie muss es sich ja Geld, Verpflegung und vor allem eine Unterkunft besorgen. Da gerät man sicher schnell in Kreise, die es nicht unbedingt gut mit einen hilflosen 15jährigen auf der Strasse meinen.


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01.07.2022 um 00:22
@cododerdritte
Das Szenario ist sicherlich nicht abwegig.

Sonderlich viel Geld hat er ja nicht dabei gehabt, jedenfalls nicht genug um damit jahrelang hinkommen zu können. Deshalb kann ich mir schon vorstellen, dass er da an den falschen geraten sein könnte.

Nur, wie hier bereits geschrieben worden ist: Für mich ist der Fall Till Ramming derjenige in der Sendung, bei dem ich mir am ehesten vorstellen kann, dass er noch am leben ist.


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01.07.2022 um 00:35
Ich glaube in diesem Fall auch, dass eine höhere Wahrscheinlichkeit als in vielen anderen Vermisstenfällen vorliegt, dass der Junge noch leben könnte. Aber ich muss sagen, dass ich es schon auch etwas sorgenvoll sehe, dass er sich nach gewisser Zeit bei wirklich niemandem mehr gemeldet hat. Sein Verhalten war ja zunächst so, dass er noch sehr losen Kontakt mit Kumpels per Handy geführt hat, das hätte er ja auch nicht tun müssen. Und plötzlich nichts mehr, vor allem hat er nie wieder seinen Namen, seine Krankenkassenkarte an offizieller Stelle benutzt, das finde ich schon komisch. Möglich ist natürlich, dass er auf der Straße lebt seitdem.
Wenn er sich ein neues Leben aufgebaut haben sollte auf legalem Wege, hätte er ja mit Personalien in Erscheinung treten müssen und auch können mit Vollendung seines 18. Lebensjahres.
Dass er freiwillig seinen Online-Freund besuchte und sogar bei diesem leben wollte, spricht für eine große Verzweiflung und dafür, dass er bereit war, sich wahrscheinlich auch auf andere Kontakte solcher Art einzulassen, wenn ihm denn nur jemand hilft.
Komischerweise hatte ich bei der ganzen Geschichte das Gefühl, dass er einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte :-/


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01.07.2022 um 01:40
Zitat von marienkaefermarienkaefer schrieb:Dass er freiwillig seinen Online-Freund besuchte und sogar bei diesem leben wollte, spricht für eine große Verzweiflung
Man muss dieses Szenario nur mal zu Ende denken um zu verstehen, wie naiv oder verzweifelt er war. Kein normal denkender Mensch würde einen fremden minderjährigen Jungen bei sich aufnehmen, schon allein aus Eigenschutz nicht. Kann durchaus sein, dass weniger wohlgesinnte Menschen diese Verzweifelung/Naivität später ausgenutzt haben. Irgendwie tut mir ja dieser Online-Freund auch etwas Leid, er scheint sich ja allem Anschein nach korrekt verhalten zu haben und trotzdem musste er (verständlicherweise) sich doch einigen Ermittlungen unterziehen. Ist ja auch nicht so schön, wenn die Nachbarn mitbekommen, dass man der Kindesentführung oder schlimmeres verdächtigt wird.


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01.07.2022 um 07:17
Vielleicht macht es Till ähnlich wie Petra P.? Musste gerade an diesen Fall denken. Wenn sich Till auch genau so wie sie jahrelang unter dem Radar bewegt, ohne Bankkarte, Versicherung, alles in bar bezahlt dann fällt er auch erst auf wenn etwas außergewöhnliches passiert. Wie hier die Befragungen der Polizei wegen einem Einbruch. Was mich an dem Fall Petra verwundert ist, dass sie so lange nicht aufgefallen ist. Bis 2015!
Petra P. hatte in den vergangenen 31 Jahren in verschiedenen deutschen Städten gelebt – immer ohne Papiere und unter falschem Namen. Sie hatte kein Bankkonto, keine Versicherung. Über Wasser hielt sie sich „mit Jobs, für die sie bar bezahlt wurde“, so Polizeisprecher Grande.
Quelle: https://www.welt.de/vermischtes/article146858353/Wie-sich-Petra-P-31-Jahre-lang-totstellen-konnte.html


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01.07.2022 um 08:18
Irgendwie muss er dennoch in den genannten Städten in Erscheinung getreten sein, sonst wüsste das die Polizei ja gar nicht. Da es Großstädte waren, würden mir Streetworker einfallen, die sich um die Kids bemühen. Vielleicht haben sich Leute später an sein Aussehen erinnert oder sogar an seinen Vornamen, wenn er keinen Falschen benutzt hat. Er kann auch in Suppenküchen von Wohlfahrtsverbänden aufgetaucht sein. Seine Krankenkassenkarte muss er nicht benutzt haben. Es gibt auch ambulante Ärztestationen, die Straßenviertel abfahren und wo man kostenlos behandelt wird. Nur das Nichteinloggen mit der Playstation ist für mich komisch, da es sein Heiligtum war. Für mich nur durch einen Verlust derselben erklärbar oder er wusste, dass man ihn so orten könnte.


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01.07.2022 um 09:09
Zitat von janedoe95janedoe95 schrieb:Vielleicht macht es Till ähnlich wie Petra P.?
Was dabei immer vergessen wird, Petra P war um einiges älter (Anfang 20 meines Wissens), Studentin, und bereits sehr viel besser (unauffälliger!) in der Lage ihr Leben völlig selbstständig zu organisieren als ein 15jähriger Teenager


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01.07.2022 um 09:22
Zitat von janedoe95janedoe95 schrieb:Vielleicht macht es Till ähnlich wie Petra P.?
Zitat von Nev82Nev82 schrieb:Was dabei immer vergessen wird, Petra P war um einiges älter (Anfang 20 meines Wissens), Studentin, und bereits sehr viel besser (unauffälliger!) in der Lage ihr Leben völlig selbstständig zu organisieren als ein 15jähriger Teenager
Das sehe ich allerdings genauso. Sie war beim Verschwinden 24 Jahre alt, hatte das Studium fast angeschjlossen und hatte schon monatelang vor dem Verschwinden Geld an die Seite gelegt, das dann ihr Startkapital war.
Zitat von xoxalbxoxalb schrieb:Er kann auch in Suppenküchen von Wohlfahrtsverbänden aufgetaucht sein. Seine Krankenkassenkarte muss er nicht benutzt haben. Es gibt auch ambulante Ärztestationen, die Straßenviertel abfahren und wo man kostenlos behandelt wird.
Die Frag ist nur, ob die nicht einen 15jährigen z.B. beim Jugendamt oder der Polizei melden würden. Er ist nun mal minderjährig und das hat ja gewisse Konsequenzen. Er hat z.B. eigentlich nicht das Recht, seinen Aufenthaltsort selbst zu bestimmen, sondern braucht das Einverständnis der Erziehungsberechtigten. Er unterliegt der Schulpflicht. Und bei seinem doch wohl eher kindlichen/jugendlichen Aussehen kann ich mir nicht vorstellen, dass er, wenn er z.B. nachts einer Polizeistreife an einem einschlägigen Obdachlosenübernachtungsplatz aufgefallen wäre, nicht auf seine Personalien kontrolliert worden wäre.
Zitat von xoxalbxoxalb schrieb:Nur das Nichteinloggen mit der Playstation ist für mich komisch, da es sein Heiligtum war.
Ich denke er hat entweder gewusste, dass er damit eine digitale Spur hinterlässt oder aber er musste sie ziemlich schnell versetzen, weil er Geld brauchte.


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01.07.2022 um 09:32
Es gibt allein in Berlin geschätzt 50.000 Personen mit illegalem Aufenthalt. Man sieht es den Leuten nicht an, außer es sind Obdachlose.

Tagesspiegel Berlin


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01.07.2022 um 09:33
Was mir dabei durch den Kopf geht: Till wollte ja eigentlich ein bequemes Leben haben, in der Schule kam er nicht klar, war vom Unterrichtsstoff überfordert und hate auch sozial keinen Anschluss bekommen. Er wollte am liebsten den ganzen Tag in seinem Zimmer sitzen und zocken, ohne dabei gestört und ermahnt zu werden. Er hat sich also komplett in die Spielewelt zurück gezogen.

In seiner Naivität dachte er, er könne die nächsten Jahre bei einem eigentlich fast fremden Mann leben, seine Vorstellung war wahrscheinlich, dass die beiden da 16 Stunden am Tag gemeinsam an der Playstation hocken. Aus seiner Sicht ein ideales Leben....

Muss er denn "auf der Straße" nicht sehr hart mit der Realität konfrontiert worden sein?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn wirklich jemand aufgenommen hat, für ein paar Tage ja, aber dauerhaft sicher nicht. Zumal er eine ziemlich niedrige Frustrationstoleranz gehabt zu haben scheint. Ich hätte erwartet, dass er auch dann recht schnell genervt reagiert hätte, wenn man ihn z.B. aufgefordert hätte, sein Zimmer aufzuräumen oder sich an der Haushaltsarbeit zu beteiligen.
Und wenn er auf der Straße gelandet ist, wäre der Alltag ja realistisch gesehen maximal unbequem, hart und anstrengend.
Ich hätte deshalb erwartet, dass er nach recht kurzer Zeit doch wieder auftaucht. Die Mitarbeiter vom Jugendamt in Lingen hatten ihm ja gesagt, dass er sich in seinem Heimatort beim Jugendamt melden soll und dann dort zunächst in einer Wohngruppe untergebracht wird, er also nicht zurück zu seinen Eltern muss.


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Ylvi ehemaliges Mitglied

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01.07.2022 um 09:36
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Ich denke er hat entweder gewusste, dass er damit eine digitale Spur hinterlässt oder aber er musste sie ziemlich schnell versetzen, weil er Geld brauchte.
Hallo Zusammen. Davon gehe ich auch aus. Spielkonsole versetzt und evtl. dadurch schneller Kontakt in gewisses Milieu.

Ich persönlich glaube nicht an ein Verbrechen, eher an die These, dass er "abgerutscht" ist und sich auch heute noch in entsprechenden Kreisen aufhält.


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Ylvi ehemaliges Mitglied

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01.07.2022 um 09:46
Nicht vergessen sollte man meiner Meinung auch, dass die offene Art, wie heute mit Emotionen umgegangen wird, für die ältere Generation nicht selbstverständlich ist.
Was ich damit sagen möchte:
Auch wenn die Eltern einen kühlen Eindruck hinterlassen, heißt das noch lange nicht, dass sie weniger um ihr Kind und dessen Verbleib trauern, als andere mit gleichem Schicksal.


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01.07.2022 um 10:24
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:In seiner Naivität dachte er, er könne die nächsten Jahre bei einem eigentlich fast fremden Mann leben, seine Vorstellung war wahrscheinlich, dass die beiden da 16 Stunden am Tag gemeinsam an der Playstation hocken. Aus seiner Sicht ein ideales Leben....
So ungefähr stelle ich mir das auch vor. Und dass er vermutlich schon recht...überrascht war, als ihm der Gastgeber eben nicht sagte: "Na klar, kannst gerne bleiben so lange Du willst. Ich verrate auch niemandem etwas!" sondern ihm vermutlich dann doch erklärt hat, dass das nicht so einfach geht und dass Till sich alles ein wenig einfacher vorstellt als es letztlich ist. Ich denke daher auch, dass der Weg zum Jugendamt statt zur Polizei auch gerade vor dem Hintergrund gewählt wurde, dass Till gejammert hat und auf keinen Fall zurück wollte - und da liegt es nahe, das Jugendamt zu kontaktieren, nach dem Motto: "Pass auf, Du kannst nicht einfach hierbleiben, aber ich helfe Dir, dass das Jugendamt sich um Dich kümmert. Die helfen Dir, deshalb gehen wir auch nicht zur Polizei."

Die Frage ist nun aber: Als Till dann, entgegen seine Hoffnung, in den Zug gesetzt und nach Hause geschickt wurde, was hat er dann gedacht? Ihm war nun klar, dass er sich nicht einfach bei einem Freund "einquartieren" kann, selbst wenn dieser grundsätzlich hilfsbereit ist, sondern dass es da eben auch gewisse rechtliche Grenzen gibt.

Was war die Alternative, die ihm in den Sinn kam? Es noch einmal bei einem anderen Freund versuchen, vielleicht einem der es mit Recht und Gesetz nicht so genau nimmt (damit meine ich nicht, dass dieser Freund kriminell war, sondern eher dass er auch mal fünf gerade sein lässt!) ? Oder sich alleine durchschlagen?


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01.07.2022 um 11:20
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Was war die Alternative, die ihm in den Sinn kam? Es noch einmal bei einem anderen Freund versuchen, vielleicht einem der es mit Recht und Gesetz nicht so genau nimmt (damit meine ich nicht, dass dieser Freund kriminell war, sondern eher dass er auch mal fünf gerade sein lässt!) ? Oder sich alleine durchschlagen?
Genau diese Fragen stelle ich mir eben auch.
Der "andere Freund" müsste auf jeden Fall ebenfalls deutlich älter gewesen sein als Till, zumindest müsste er über eine eigene Wohnung verfügt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Eltern eines 15jährigen zugestimmt hätte, wenn plötzlich eine Internetbekanntschaft ihres Sohnes vor der Tür gestanden hätte, um dauerhaft bei diesem zu wohnen. Über ein Wochenende vielleicht, aber da kommt sehr schnell die Frage auf, ob die Eltern bescheid wissen und was mit der Schule ist.
Und dann kann ich mir auch bei einem jungen Erwachsenen (z.B. in den 20ern) kaum vorstellen, dass der Brock drauf hat, einen 15-jährigen Dauerhaft bei sich aufzunehmen, den er nur vom Internetzocken kennt. Auch da kann es sicher für ein paar Tage Unterschlupf gefunden haben, aber sicher nicht dauerhaft.

Und sich allein auf der Straße durchzuschlagen traue ich ihm, so wie er im Film dargestellt war, ehrlich gesagt nicht zu. Er war ja nicht gerade ein Organisationstalent und Beispiel für Selbstdisziplin ("Ich brauch mich in der Schule nicht anstrengen, ich will eh Feuerwehrmann werden.") Für sein Alter kam er mir reichlich naiv vor. Er war sehr auf Anerkennung aus, die hat er beim Zocken gefunden und so deute ich auch ein bisschen die Kontaktaufnahme mit dem Kumpel von der Feuerwehr ("Hey schau mal, ich bin im großen coolen Berlin!"). Das gepaart mit der Naivität, dem jungen Alter und der Unerfahrenheit können ihm durchaus zum Verhängnis geworden sein, wenn er auf jemanden getroffen ist, der das auszunutzen wusste.


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01.07.2022 um 11:28
@cododerdritte
Dass er mit Berlin beeindrucken wollte, glaube ich auch. Ich bin nicht sicher, ob das mit Berlin überhaupt stimmt. Dass er seinen Aufenthaltsort Preis gibt kann ich mir gar nicht vorstellen. Auch wenn Berlin natürlich riesig ist.
Ich denke auch, er ist in irgendwelche Kreise geraten, die unter dem gesellschaftlichen Radar fliegen. Da wäre schon am wahrscheinlichsten, dass er in einer Großstadt verweilt, aber es muss nicht zwingend Berlin sein.


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01.07.2022 um 11:32
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Und dann kann ich mir auch bei einem jungen Erwachsenen (z.B. in den 20ern) kaum vorstellen, dass der Brock drauf hat, einen 15-jährigen Dauerhaft bei sich aufzunehmen, den er nur vom Internetzocken kennt. Auch da kann es sicher für ein paar Tage Unterschlupf gefunden haben, aber sicher nicht dauerhaft.
Ja, sehe ich ähnlich. Und auch so jemand hat doch irgendwie ein soziales Umfeld, das dann auch mal fragt: "Was iss'n das für ein Typ? Bist Du hier jetzt das Jugendheim oder was? Muss der nicht in die Schule?" oder so.

Und das gleiche gilt auch bei einem Älteren, ähnlich dem Gastgeber aus Lingen. Da würde das Umfeld doch auch fragen, was das soll- klar, gegenüber Nachbarn und flüchtigen Bekannten kann man dann schon mal sagen: "Ach, das ist mein Neffe, der wohnt hier für einige Zeit, weil er hier ein Praktikum macht..." oder ähnliche Geschichten. Aber gegenüber Freunden oder gar Verwandten wird das schon schwieriger.

Außer eben, man lebt in einem ganz prekären Milieu, wo selbst sowas nicht hinterfragt wird. Aber ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass Till dann gleich in solche Kreise geraten ist - obwohl es natürlich schon denkbar wäre, wenn er wirklich nicht wusste wohin.

Aber ehrlich gesagt: Ich glaube, da wäre es ihm dann doch zu "unbequem" geworden und er hätte es zähneknirschend akzeptiert, doch wieder in seine Heimatstadt und zum Jugendamt zu müssen.


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