HolzaugeSHK schrieb:Verstirbt also so ein Kind, egal ob Unfall, Krankheit, Vernachlässigung... wohin mit dem nicht existierenden Kind
Auch wenn die Reichsbürgerszene in Teilen wirklich so tickt, aber sie berufen sich auch (meist lautstark) auf christliche (oder erzkatholisch-beschränkte) Werte (merken Leute, wie ich, die homosexuell sind - meine Tante gehört leider der Szene an und ein Bekannter steht auch rechtlich unter dem Verdacht).
Aber…gerade in der Szene pflegt man dem Verstorbenen ein (großes) Begräbnis zukommen zu lassen. Einerseits gehört das zur Kirche, andererseits muss man anderen, mindestens Gleichgesinnten, zeigen/mitteilen, dass da eine Person verstorben ist, die zu ihnen gehört bzw. der Verstorbene wird instrumentalisiert, wie schon soviele. Ein verstorbenes Kind könnte für die Reichsbürgerszene gar nicht idealer sein; man kann sich bei seinem Tod auf alles berufen…dass die Regierung das Wasser verseucht, dass Hormone in den Nahrungsmitteln sind, dass Impfungen durch Nahrungsmittel gegeben werden (nein, das ist nicht erfunden) usw.
Sie würden den Tod des Kindes nicht verschweigen, zumindest nicht ihresgleichen und sie würden es auch irgendwo beerdigen. Nicht nur, weil sie ggf. einen Ort zum Trauern brauchen, immerhin werden sie ihr Kind auch lieben, sondern auch, damit das Kind niemand findet und ggf. durch eine Autopsie ihre zurechtgezimmerte Ansicht, was den Tod des Kindes verursacht hat, zerstört, bzw. sie der Meinung sein könnten, dass der Staat das Kind gegen sie instrumentalisiert. Reichsbürger definieren ihr Weltbild ja oft nur durch Glauben, nicht nach wissenschaftlichen Massstäben. Sie würden nie zulassen, dass ihr Kind in die Hände des Staates fällt (meinem Cousin hätte das beinahe das Leben gekostet).
Eher gehe ich wirklich davon aus, dass das Kind zwar, wie du schriebst, unter dem Radar lebte, aber nicht unter den RB, sondern bspw. als illegale Einwanderer oder auch als verheimlichtes Kind, siehe der Fall in Attendorn, wo es über Jahre gelungen ist, das Kind zu verstecken.
Auch das könnte hier, meines Erachtens vorliegen.
Fakt ist für mich jedoch: die Art der Verbringung spricht für mich, für eine eher wenig emotionale Bindung. Selbst mit seelischer Not, wohin mit dem geliebten verstorbenen Kind, würde man es doch eher nachts im Wald usw. bestatten, als so unwürdig über die Brüstung zu werfen, im Wissen, mein Kind könnte an Schiffsschrauben oder in Wehre geraten oder gar ins Schwarze Meer. Meines Erachtens würden das wirklich liebende Eltern oder ein liebendes Elternteil nicht tun.
Allerdings könnte das Kind auch von einer anderen Person, als den Eltern verbracht worden sein.
Es ist so traurig. Wenigstens einen Namen sollte man ihm geben. Selbst ein kleiner John Doe ist besser, als ein namenloses und daher für viele nicht vorstellbares Kind. Aber vielleicht bin ich zu sehr auf Namen fixiert; schreibe ja selbst viel.