Lacey Fletcher - Tod auf der Couch
15.05.2022 um 08:57Picassoratio schrieb:Sie haben eine Eigendiagnose gestellt.Ich habe keine Diagnose gestellt, ich habe eine Vermutung geäußert. Eine Diagnose, was genau Laceys Verhalten zu Grunde lag, wird auch ein Arzt nicht mehr stellen können.
@alle
Die Informationslage ist ja nun leider sehr schwierig und passt an einigen Stellen nicht zusammen. Einerseits soll sie bewegungsunfähig gewesen sein, so dass sie auch nicht mehr selbst ihre Position ändern konnte, andererseits soll sie die Couch unter sich gegessen haben. Sie hätte aber, so stellt sich ihr Zustand offensichtlich dar, eigentlich eher gefüttert werden müssen.
Ich sehe hier durchaus Parallelen zum Fall Jessica. Vor allem die Tatsache, dass nach dem Tod der Notarzt gerufen wurde, obwohl sowohl Lacey als auch Jessica bereits unsichtbar für die Gesellschaft waren und man die Leiche einfach hätte verschwinden lassen können. Die hätte ja schlicht niemand vermisst und entsprechend auch nicht gesucht. Und selbst wenn die Leiche gefunden worden wäre, wer hätte sie dieser Familie zuordnen sollen? Das spricht für mich weniger für eine planvolle Tötungsabsicht, wie man sie aus Mord- oder Totschlagsfällen klassischerweise kennt, sondern eher dafür, dass da gewaltig etwas aus dem Ruder gelaufen ist und auch die Eltern die familiäre Situation nicht mehr im Griff hatten.
Wenn die Eltern wirklich bewusst gedacht hätten „Die Lacey, die lassen wir jetzt einfach verhungern oder an einer Blutvergiftung sterben, und dann haben wir Ruhe“, dann hätte es meiner Ansicht nach auch einen Plan gegeben, wie man sie danach verschwinden lässt, ohne die Behörden auf den Plan zu rufen. Statt dessen steht man aber dem Tod so planlos gegenüber, dass man den Notarzt ruft und damit, dass hätte den Eltern ja klar sein müssen, die Justizmaschinerie ins Rollen bringt.
Anhand dessen ist für mich deutlich, dass auch die Eltern nicht die Herren der Lage waren.
Lacey lebte ja schon einige Jahre isoliert, als sie mit 17 das letzte Mal einem Arzt vorgestellt wurde. Bis dahin scheint dieses isolierte Leben ja einigermaßen funktioniert zu haben, der Arzt hat zumindest nicht Alarm geschlagen. Erst danach, laut Gerichtsmedizin spätestens 2010, begann ihr Leben, oder auch ihr Sterben auf der Couch. In einem Artikel las ich, dass die Eltern sie gezwungen hätten, ihr Leben auf der Couch zu verbringen. Das kann ich mir allerdings kaum vorstellen, zum einen, wie man das praktisch umsetzen kann, und zum anderen, warum dann die Couch? Ein separates Zimmer würde viel weniger Beeinträchtigungen für die Eltern bieten, auch wäre es viel einfacher umzusetzen, Fenster vergittern und verdunkeln, Tür abschließen und fertig. Oder kam Lacey bereits in einem Zustand auf die Couch, in dem es ihr nicht mehr möglich war, diese aus eigener Kraft zu verlassen?
Im Vergleich zum Fall Jessica war Lacey ja bereits in einem Alter, in dem sie sich selbst hätte zur Wehr setzen können, sich Hilfe holen oder weglaufen können. Und ein erheblicher Unterschied liegt hier darin, dass Laceys Leben ja bis zu einem nicht mehr genau bestimmbaren Punkt scheinbar normal verlief.
An diesem Punkt aber muss die gesamte Familienstruktur meiner Ansicht nach aus den Fugen geraten sein.