kittyka schrieb:Auf jeden Fall war sein Verstand komplett vernebelt. Vielleicht war aber für ihn aber auch normal, sich an ungewöhnlichen Orten zu ungewöhnlicher Zeiten zu treffen und dabei die Intension nicht zu hinterfragen.
Der Fall spielte sich vor fast dreißig Jahren ab. Um die Begleitumstände der Tat richtig einzuordnen, denke ich, dass man Arbeitsweise und Mentalität mancher Handwerker, zu mal solcher, wie Herr L. einer war, zu jener Zeit in seine Betrachtungen einbeziehen sollte.
In früheren Zeiten, als nicht jeder Handwerker EDV und eine ISO-zertifizierte Buchführung hatte, bekam man als Rechnung durchaus einen handschriftlich verfassten Schrieb auf Karopapier, auf dem z.B. in ungelenker Schrift stand:
1. an Zement DM 50,-
2. an Hohlblocksteinen 1 Palette DM 85,-
und so weiter. Die abgelieferte Arbeit war, dessen ungeachtet, einwandfrei. Der Handwerker sah den Sinn seiner Arbeit also im praktischen Tun - weniger darin, einen Geschäftsbetrieb mit Briefpapier, Außendienstmitarbeitern zur Auftragsakquise usw. zu betreiben, wie man das von heutigen (größeren) Handwerksbetrieben kennt.
Der Marktvorteil des Herrn L. wird in seiner "schlanken" Betriebsorganisation gelegen haben, in der eben vieles auch auf mündlicher Absprache und Handschlag fußte - auch abnehmerseitig wird man geschätzt haben, dass er schon arbeitete, wo andere vielleicht noch beim Aufmaß waren oder erst ein schriftliches Angebot verfassten.
Unter diesen Randbedingungen klingen doch die Verabredungen, zu denen Herr L. erschien, weit weniger unüblich und riskant. Es schienen für ihn jene Begegnungen zu sein, aus denen sich das eine oder andere Mal die für ihn wichtigen Aufträge ergaben, und manch ein Besitzer eines Mehrfamilienhauses war als Auftraggeber wohl auch mental das komplementäre Gegenstück zu Herrn Linzmaier.
Wie sich Herr L. verhielt, passte mMn in seine Welt und zu seinem Gewerk.