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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

1.389 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Aktenzeichen, Erschossen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

16.06.2022 um 22:50
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Aber wie ist es denn, wenn der Anrufer noch alte Technik hatte- ich kann mich erinnern, dass um 99 herum meine Telefonnummer bei meinen Eltern auf dem ISDN-Telefon nicht angezeigt wurde, weil ich noch einen alten, analogen Anschluss hatte. Wenn das normal war (und zumal noch ein paar Jahre früher), dann hätte der Täter u. U. sicher sein können, dass seine Nummer nicht gespeichert wird, selbst wenn AL schon ISDN hatte (was ja nicht gesagt ist- es hat sich ja eigentlich erst mit dem Internet so richtig durchgesetzt).
Das ist alles etwas schwierig auseinanderzuhalten. "Analog" und "digital" bedeutet leider nicht 1:1 "analoger Telefonanschluss" und "ISDN".
Auch der "analoge Telefonanschluss" war spätestens ab dem Ende des Jahres 1997 digitalisiert (im Telekom-Sprech: digitales T-Net), deswegen konnte man spätestens ab 1997 auch für den eigenen "analogen Telefonanschluss" die Übermittlung der Rufnummer über die Hotline einschalten lassen - bei ISDN war dies standardmäßig der Fall.
Quelle: https://www.post-und-telekommunikation.de/PuT/Tk_1994_2_Juli-Dez.php
Quelle: Wikipedia: T-Net

Einen analogen Telefonanschluss kann man ja heute noch bestellen, im Hintergrund stecken aber natürlich moderne (vereinfach gesagt) Computersysteme.
Was es nach 1994 und 1997 dann eben nicht mehr gab waren Vermittlungsanlagen, die mit mechanischen Bauteilen funktionieren - deren Zeit war abgelaufen.

1994, zum Zeitpunkt der Tat, kann der Täter also das "Glück" gehabt haben, dass der Anschluss noch nicht auf einer der damals neueren Technik (analoger Telefonanschluss im digitalen T-Net oder ISDN) basierte - oder aber eben die Recherche seitens der Behörden wurde versäumt.
Hier kommt einfach das Jahr 1994 unglücklich ins Spiel - so lässt sich nicht sagen, was genau Sache war. Heutzutage könnte man den Anrufer nachträglich identifizieren (und sei es nur eine Telefonzelle, ist immerhin eine Info) - das ist zwar eine super selten ausgeführte Maßnahme und nur nach Auftrag der Staatsanwaltschaft machbar, aber es ist möglich.
Eine unterdrückte Rufnummer ist vom Prinzip auch nicht so, dass die Daten überhaupt nicht vorlägen - die Systeme wissen schon ganz genau, wer da mit wem telefoniert, am Ende wollen ja auch zwei Gesprächspartner miteinander verbunden werden.

Um 1999 herum hättest du definitiv von der Hotline die Übermittlung der Rufnummer aktivieren lassen können (egal ob ISDN oder analoger Telefonanschluss), aber hier müssen wir aufpassen, dass wir nicht vom Thema abkommen.

In der Summe, ja, ich denke, die Rückverfolgung des Telefonats wäre ein wichtiger Punkt gewesen. Auch Fangschaltungen (wie man umgangssprachlich so sagt) waren nichts unbekanntes. Jedoch nur nützlich, wenn man sich immer und immer wieder von einem Anrufer belästigt fühlte. Das musste man dann beantragen, kostete auch extra.
Jetzt fühlte sich AL ja nicht belästigt/bedroht - im Gegenteil. Er wollte ja ein Geschäft machen, so suggeriert es der Filmfall.
Zum Rest (nachträgliches Nachverfolgen) gilt dann oben gesagtes, entweder er war noch auf mechanischer Technik geschaltet oder es wurde damals versäumt zu recherchieren.

Quelle: https://www.nakieken.de/telefon-faq/


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

16.06.2022 um 23:33
Vielen Dank für die technischen Hinweise!
Zitat von ulricht856ulricht856 schrieb:In der Summe, ja, ich denke, die Rückverfolgung des Telefonats wäre ein wichtiger Punkt gewesen. Auch Fangschaltungen (wie man umgangssprachlich so sagt) waren nichts unbekanntes. Jedoch nur nützlich, wenn man sich immer und immer wieder von einem Anrufer belästigt fühlte. Das musste man dann beantragen, kostete auch extra.
Jetzt fühlte sich AL ja nicht belästigt/bedroht - im Gegenteil. Er wollte ja ein Geschäft machen, so suggeriert es der Filmfall.
Zum Rest (nachträgliches Nachverfolgen) gilt dann oben gesagtes, entweder er war noch auf mechanischer Technik geschaltet oder es wurde damals versäumt zu recherchieren.
Ich glaube nicht, dass die Polizei so blöd gewesen ist und eine Rückverfolgung, wenn sie denn technisch möglich war, einfach vergessen hat.

Nur muss eine Rückverfolgung ja nicht zwangsläufig zu einem eindeutigen Ergebnis geführt haben, also z. B. zum Privatanschluss von Oma Erna, die dann treuherzig sagt: "Ja, Herr Kommissar, an dem Abend hat mein Enkel, der Andi, hier telefoniert, sein Telefon war nämlich kaputt. Was wollen sie denn von ihm, hat der was ausgefressen?".

Wenn sie aber beispielsweise ergeben hat, dass das Gespräch von einer Telefonzelle oder einem sonstwie öffentlich zugänglichen Telefon aus geführt wurde (z. B. in der Halle eines Hotels, in einer Bahnhofshalle- es gab damals ja auch häufig noch solche vorne offenen Telefonkabinen, die die Hintergrundgeräusche erklären würden), man aber keine Zeugen dafür hatte, wer denn da zur fraglichen Zeit seine 30 Pfennig eingeworfen und telefoniert hat, dann nützt diese Erkenntnis auch nicht viel.

Dann bleibt allerdings die Frage, ob man nicht zumindest diese Erkenntnis veröffentlicht hätte - oder ob man sie, aus welchen taktischen Gründen auch immer, zurückgehalten hat weil man sich aufgrund des öffentlichen Telefons keine großen Chancen auf Erfolg ausgerechnet hat.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

16.06.2022 um 23:45
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ich glaube nicht, dass die Polizei so blöd gewesen ist und eine Rückverfolgung, wenn sie denn technisch möglich war, einfach vergessen hat.
nee, das glaube ich auch nicht. Das müsste dann schon ein grober Fehler gewesen sein - allerdings, wo Menschen arbeiten ... man weiß es nicht, das wird wohl nur in den Akten stehen.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Dann bleibt allerdings die Frage, ob man nicht zumindest diese Erkenntnis veröffentlicht hätte - oder ob man sie, aus welchen taktischen Gründen auch immer, zurückgehalten hat weil man sich aufgrund des öffentlichen Telefons keine großen Chancen auf Erfolg ausgerechnet hat.
eine gute Frage finde ich. Wenn ich alles richtig verstanden habe, meinte jemand im Forum der erste Anruf auf dem AB klinge in Details/Nuancen anders als der zweite Anruf.
Wäre es denkbar, dass es sich um zwei verschiedene Anschlüsse handelte, deren Hörer/Sprechmuscheln einfach unterschiedlich verschlissen waren?
Vielleicht mal eine Zelle an der Straße, eine Zelle im Postamt, wie es sie früher noch gab.

Das Reinplappern im Hintergrund passt dann aber nicht so richtig dazu, außer ich habe einen Denkfehler.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 00:04
Interessant wäre auch zu wissen, ob nach dem Zwischenruf im ersten Anruf (panisch?) aufgelegt wurde oder ob in der Veröffentlichung einfach ein Teil fehlt und es in Wahrheit noch eine Grußformel zum Schluss des 1. Telefonats gab.

Gedanke: wenn der Zwischenruf von einem unbeteiligten Dritten erfolgte, z.B. gerade mitten im Postamt an einem öffentlichen Fernsprecher hätte es der "Frau Lomeier" ja völlig egal sein können und "sie" hätte entspannt zu Ende telefonieren können. Und vielleicht fand das auch tatsächlich so statt - nirgends steht leider ob nach diesem Zwischenruf und Geräusch (was teils als Wort "geil" hier im Forum verstanden wurde) Schluss war (panisch aufgelegt) oder noch weitertelefoniert wurde.
Beim zweiten Anruf hörte man ja ein "Tschüss", wurde auch in XY so untertitelt - da ist es klar.

Sollte "Frau Lomeier" irgendein technisches Gerät zur Stimmverzerrung genutzt haben, so gehe ich von keinem öffentlichen Fernsprecher aus - das wäre ja etwas auffällig, wenn jemand mit (auch wenn nur Diktiergerät großen Kästchen) öffentlich telefoniert oder gar nur ein Gerätchen an den Hörer hält.
Selbst wenn ich jemand öffentlich telefonieren sehen würde, der sich die Nase zuhält würde ich stutzig werden - also vielleicht doch eher ein Privatanschluss?


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 00:46
Zitat von ulricht856ulricht856 schrieb:Sollte "Frau Lomeier" irgendein technisches Gerät zur Stimmverzerrung genutzt haben, so gehe ich von keinem öffentlichen Fernsprecher aus - das wäre ja etwas auffällig, wenn jemand mit (auch wenn nur Diktiergerät großen Kästchen) öffentlich telefoniert oder gar nur ein Gerätchen an den Hörer hält.
Ja, das ist richtig. Aber das Problem ist halt wieder, dass wir uns im Kreis drehen: Einige Leute hier sagen, die Stimme wurde technisch verzerrt, andere wiederum glauben das nicht. Beides nur subjektive Einschätzungen von Laien. Offizielle Angaben dazu gibt es nicht, wobei ich tendenziell eher davon ausgehe, dass das nicht der Fall war, weil man es laut der Kommissarin von Fachleuten im BKA hat untersuchen lassen, die festgestellt haben, dass die Stimme "verstellt" sein könnte. Von einer technischen Verzerrung ist keine Rede.

Und wenn festgestellt worden wäre, dass die Stimme (auch) technisch verfremdet wurde, dann hätte es ja keinen Sinn gemacht, sie abzuspielen und nicht drauf hinzuweisen - damit wäre doch vorprogrammiert, dass die Zuschauer in die Irre geführt werden und die Hinweise auf Leute mit ähnlicher Stimme nichts wert sind.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 05:54
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und wenn festgestellt worden wäre, dass die Stimme (auch) technisch verfremdet wurde, dann hätte es ja keinen Sinn gemacht, sie abzuspielen und nicht drauf hinzuweisen - damit wäre doch vorprogrammiert, dass die Zuschauer in die Irre geführt werden und die Hinweise auf Leute mit ähnlicher Stimme nichts wert sind.
Da ist viel wahres dran.
Zumal dann auch vielleicht einem wieder eingefallen wär "Wie damals der 'Willi Knallkopp', der auch immer die Leut mit so einem Trickding beim anrufen genervt hat, dies ganz toll fand. Hat der damals net auch immer Streit mit dem Mann vom Bau kappt, der bei seinem Nachbar dem 'Wurschtsepp' die Mauer gebaut hat, weil dem sei Pole angeblich mit dem Auto Seine Rabatte in der Einfahrt kaputt fuhren. Des muss ich mal melde"...... (Namen und Handlung natürlich frei erfunden)


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 16:13
Zitat von OdinAndyOdinAndy schrieb:Da ist viel wahres dran.
Wohl wahr.

Ist eigentlich irgendwas über Ärger bei Aufträgen bekannt? Ich habe dazu nichts finden können.

Ansonsten hat mich der Fall an Werner Klostermann erinnert, einen Bauunternehmer, der auch in seinem Auto erschossen worden ist. Auch in dem Fall gab es Verbindungen ins Ausland (Frankreich). Allerdings gab es da wohl diverse Motive: von nicht bezahlten Rechnungen, über nicht erbrachte Leistungen usw.

Es gibt hier einen Thread zu: Mord an Werner Klostermann - noch immer ungeklärt

Allerdings deutet bei Linzmaier ja nichts auf Probleme dieser Art hin.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 18:02
Ich habe noch einmal wegen der vom Anrufer möglicherweise verwendeten Technik recherchiert. 1994 mag das Internet noch keine so große Rolle gespielt haben, es gab aber sehr viele CD-ROMs, auf dem die damals verfügbare Share- und Freeware aus den großen Mailboxen (BBS) weiten Kreisen zugänglich gemacht wurde, teils auch als Beilage von Computerzeitschriften. Ich habe einen ganzen Stapel von solchen CD-ROMS aus 1994 durchgearbeitet. Eine Sprachverfremdungssoftware, etwa für DOS oder Windows 3.1, habe ich nicht gefunden, obwohl PCs damals zunehmend über Soundkarten verfügten.

Über Google Books bin ich aber auf eine Anzeige in der amerikanischen Zeitschrift Popular Science von 1992 gestoßen. Es gab anscheinend Telefone mit eingebautem Sprachverzerrer ("voice changer"). Vielleicht wurde so etwas bei uns auch angeboten:

voicechanger

Wesentliche Funktion war, eine Stimme von männlich nach weiblich und umgekehrt zu verändern.

Ich habe einmal die AB-Aufnahme aus AzXY mit der Open-Source-Software Audacity um 20% "heruntergepitcht", d.h. um 20% in der Tonhöhe verändert. Dann hört sich die Stimme auf einmal wesentlich natürlicher und nach einem Mann an.

Dateianhang: minus20prozentpitch_kurz.mp3 (433 KB)

Ich könnte mir vorstellen, dass der Anrufer eine technische Höhenänderung der Stimme in Echtzeit vorgenommen hat, ob durch eine Software, ein Vorsatzgerät oder mit einem speziellen Telefon. Das würde möglicherweise auch seine schleppend langsame Sprache erklären, weil die Veränderung der Tonhöhe dadurch vielleicht weniger auffiel.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 19:06
Aus USA das ist unwahrscheinlich. Sie hatten MFV Wahlverfahren, das wurde hier erst in den 90ern nach und nach eingeführt. Order Toll free - derjenige muß Englisch können. Verkaufen die auch außerhalb USA?
Es gab aber Zeitschriften wie Elektor mit Elektrobastelprojekten, die hatten bestimmt auch einen Sprachverzerrer.

Für mich hört sich das aber nur wie eine verstellte Stimme an.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 19:45
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Sie hatten MFV Wahlverfahren, das wurde hier erst in den 90ern nach und nach eingeführt.
Das abgebildete Gerät hat "tone/pulse" -Wahlverfahren, also MFV und IWV umschaltbar, wie fast alle Telefonapparate dieser Jahre. Das heißt, man hätte es vermutlich, so es hier jemand an das Telefonnetz angeschlossen hätte, problemlos verwenden können.

Das Gerät ist ja auch nur ein Beispiel. In den Import-/Export-Läden in den Großstädten dieser Zeit wurden allerhand solcher Importgeräte verkauft. Und richtig, auch Bausätze gab es, vermutlich wesentlich billiger.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 19:59
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Aus USA das ist unwahrscheinlich. Sie hatten MFV Wahlverfahren, das wurde hier erst in den 90ern nach und nach eingeführt.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Das abgebildete Gerät hat "tone/pulse" -Wahlverfahren, also MFV und IWV umschaltbar, wie fast alle Telefonapparate dieser Jahre. Das heißt, man hätte es vermutlich, so es hier jemand an das Telefonnetz angeschlossen hätte, problemlos verwenden können.
Genau, oben in der Anzeige, die @sallomaeander hochgeladen hat, steht: "Tone/pulse", es ging also für beides. Also angenommen, der Anrufer hatte so ein Gerät, hätte er es technisch auch an einem Anschluss in Deutschland betreiben können. Er hätte es sich von einer USA-Reise mitbringen können. Sowas wurde gerne gemacht, da es technische Geräte und Gadgets oftmals in den USA günstiger - oder eben überhaupt nur dort zuerst gab.

Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings: Man muss von einer Verfremdung auch der "Umgebungsstimmen" ausgehen, deshalb bin ich mir nicht sicher, ob so etwas verwendet wurde.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Offizielle Angaben dazu gibt es nicht, wobei ich tendenziell eher davon ausgehe, dass das nicht der Fall war, weil man es laut der Kommissarin von Fachleuten im BKA hat untersuchen lassen, die festgestellt haben, dass die Stimme "verstellt" sein könnte.
Ich denke, dass man es erst mal nicht eingrenzen wollte. Verstellen kann man seine Stimme - technisch oder eben kraft "Talent". Und beides kann man eben auch "enttarnen", durch Erkennen der Stimme, bestimmte Muster, aber eben auch, was gesagt wird (Stichwort Grömitz), usw.). All dieses ist womöglich auch bei einer verfremdeten Stimme möglich.
Zitat von ulricht856ulricht856 schrieb:Wäre es denkbar, dass es sich um zwei verschiedene Anschlüsse handelte, deren Hörer/Sprechmuscheln einfach unterschiedlich verschlissen waren?
Ja, früher waren es Membrane, die sich in der Sprechmuschel befanden. Wenn da mal jemand laut hineinrief und das über einen längeren Zeitraum, dann konnte so eine Membran durchaus verschleissen. Dann "klirrt" die Stimme beim Angerufenen etwas, Stimmen von weiter weg bringen die Membran weniger zum Schwingen, so dass auch der "Klirr-Effekt" geringer (bzw. kaum mehr wahrnehmbar) ist. Dies halte ich hier für noch am Wahrscheinlichsten.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 20:25
Zitat von sören42sören42 schrieb:Ich denke, dass man es erst mal nicht eingrenzen wollte. Verstellen kann man seine Stimme - technisch oder eben kraft "Talent"
Das wird man bei einer Untersuchung aber sicher festgestellt haben. Es ist schon ein Unterschied, ob jemand seine Stimme verstellt oder ob sie technisch verändert wird, nochzumal mit der damaligen Technik. Das mag heute anders sein, wo es sicher möglich ist, eine Stimme so technisch zu verändern, dass sie klingt, als wäre sie natürlich so gesprochen worden.

Und wenn Du schon mit den Formulierungen argumentiert: Wenn ich ein Gerät dazu benutze, "verfremde" ich die Stimme, "verstellen" kann ich sie nur, wenn ich das selbst durch Sprechen mache.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 20:32
Zitat von ulricht856ulricht856 schrieb:Wäre es denkbar, dass es sich um zwei verschiedene Anschlüsse handelte, deren Hörer/Sprechmuscheln einfach unterschiedlich verschlissen waren?
In dem XY-Beitrag wird allerdings auch noch gesagt, dass die Kassetten aus dem Anrufbeantworter durch Alterung in einem ziemlich schlechten Zustand wären. Womöglich ist der Unterschied ja auch darauf zurückzuführen, dass das Band eben an manchen Stellen noch besser, an anderen aber schon stärker zersetzt war? Die Überspielung wurde ja erst jetzt, also von den bereits geschädigten Bändern, gemacht.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 21:18
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das wird man bei einer Untersuchung aber sicher festgestellt haben. Es ist schon ein Unterschied, ob jemand seine Stimme verstellt oder ob sie technisch verändert wird,
Ich würde die mögliche Bedeutung eines einzelnen Wortes in der Sendung nicht zu sehr einengen. Es wurde hier im Forum ja schon des öfteren erwähnt, daß einiges bei XY vereinfacht dargestellt wird und einem auch nicht alle Erkenntnisse mitgeteilt werden, auf deren Spur die Ermittler vielleicht schon sind.

Die Bemerkung, daß die Stimme "verstellt" sein könnte und es sich sogar um einen "jungen Mann handeln könnte", war für mich ein Denkanstoß, nicht ausschließlich von einer alten Frau auszugehen, nicht mehr und nicht weniger.

Wenn es wirklich ein jüngerer Mann gewesen sein sollte, halte ich es für nicht sehr wahrscheinlich, daß er sich stimmlich ohne jegliche Tricks so perfekt in eine alte Frau verwandelt haben könnte. Ich kenne nur wenige, die das so gut beherrschen, das sind z.B. Schauspieler, die sich im Kabarett darauf spezialisiert haben, fremde Stimmen zu imitieren.
Insofern finde ich es weiterhin interessant, mich mit den Aufnahmen zu beschäftigen und zwar in jede Richtung, solange man nicht mehr weiß. Alte Frau, alter Mann, junger Mann - ist für mich alles noch möglich. Wobei mir aber ein paar kleine technische Details aufgefallen sind, deren Herkunft mir noch nicht klar ist.
Zitat von sören42sören42 schrieb:Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings: Man muss von einer Verfremdung auch der "Umgebungsstimmen" ausgehen, deshalb bin ich mir nicht sicher, ob so etwas verwendet wurde.
Genau, das gibt mir auch weiter zu denken, ob es nicht noch andere Möglichkeiten gäbe.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 22:04
Zitat von saborsabor schrieb:sören42 schrieb:
Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings: Man muss von einer Verfremdung auch der "Umgebungsstimmen" ausgehen, deshalb bin ich mir nicht sicher, ob so etwas verwendet wurde.

Genau, das gibt mir auch weiter zu denken, ob es nicht noch andere Möglichkeiten gäbe.
Wenn man meine 20% tiefergelegte Version ein paar Beiträge vorher anhört, dann ist natürlich auch der Zwischenruf, der mglw. zum Abbruch des Gesprächs führte, mit verändert. Auch der Zwischenruf klingt dort tiefer.

Nur einmal angenommen, das Gespräch wurde in Echtzeit technisch verfremdet, dann kann der Zwischenruf ja auch von einer erwachsenen Person gestammt haben, und nicht von einem Kind, wie im Thread verschiedentlich gemutmaßt. Dann wurde der Zwischenruf eben gleichfalls in der Tonhöhe verändert.

Für mich ist das kein Widerspruch. Ich möchte mich aber nicht auf eine technische Veränderung der Sprache festlegen. Es gibt einfach Menschen, die im Stimmen verstellen, nachahmen usw. eine gewisse Begabung haben. Und es gibt Menschen, die geübt sind im Umgang mit solchen technischen Gadgets.

Mir scheint es sogar eine Kombination aus beidem zu sein, da die langsame Sprechweise die "gepitchte" Stimme natürlicher erscheinen lässt. Aber das ist nur eine Hypothese. Es kann auch alles ganz anders sein.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

17.06.2022 um 23:26
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Wenn man meine 20% tiefergelegte Version ein paar Beiträge vorher anhört, dann ist natürlich auch der Zwischenruf, der mglw. zum Abbruch des Gesprächs führte, mit verändert.
Alles ist möglich, das macht die Sache so geheimnisvoll. Bei heruntergesetzter Tonhöhe könnte dann auch die Stimme im Hintergrund sogar von einem Mann stammen. (Ich benutze momentan ebenfalls Audacity für meine Versuche).

Was auch immer hier gemacht wurde, zumindest im Film bei XY mußte Herr Linzmaier ja nach der Bemerkung des Buchhalters zugeben, daß die Stimme "ein bißchen komisch" klingt. Leider hat aber auch das (in Verbindung mit der späten Uhrzeit) nicht ausgereicht, ihn mißtrauisch werden zu lassen.


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18.06.2022 um 08:55
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Aus USA das ist unwahrscheinlich.
USA hat auch, ich will jetzt nicht nachschauen, andere Telefonstecker und andere Netzanschlüsse.
Zitat von saborsabor schrieb:Wenn es wirklich ein jüngerer Mann gewesen sein sollte, halte ich es für nicht sehr wahrscheinlich, daß er sich stimmlich ohne jegliche Tricks so perfekt in eine alte Frau verwandelt haben könnte. Ich kenne nur wenige, die das so gut beherrschen, das sind z.B. Schauspieler, die sich im Kabarett darauf spezialisiert haben, fremde Stimmen zu imitieren.
Jugendliche oder junge Erwachsene machen das gerne, sie äffen alle möglichen Schauspieler und Persönlichkeiten nach.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

18.06.2022 um 10:07
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Aus USA das ist unwahrscheinlich.
USA hat auch, ich will jetzt nicht nachschauen, andere Telefonstecker und andere Netzanschlüsse
Das ist glaube ich so richtig.

Dennoch weis ich mit Sicherheit, dass sich ca 1982/83 der Chef der Firma, in der ich lernte (Bürokaufmann), über irgend einen Elektrogeräteversand ein Endgerät aus USA besorgte. Dieses konnte er relativ problemlos irgendwie mit einem mitgelieferten Adapter oder Kabelstück anschließen und betreiben. Das alles, weil er so Klingeltöne wählen konnte, die in Deutschland damals unmöglich waren. Das Teil konnte noch mehr, das bekam ich mit, weis aber leider nicht was.

Kein halbes Jahr später kam auf dem gleichen Weg ein zweites Gerät an. Dabei handelte es sich um das erste kabellose Endteil, das ich sah. Auch dessen Basisstation konnte mit mitgelieferten Teilen problemlos angeschlossen werden. Es war eine Mischung aus einem alten klobigen Handfunkberät, welches man damals in alten Filmen immer mal wieder sah (aber bedeutend größer als die damals im Katastrophenschutz bereits üblichen FuG 10 b) und einem überdimensionalen Telefonhörer, der bald als "Dem Chef sein Hundeknochen" betitelt wurde. Kam ein Anruf klingelte das Teil, zum benutzen musste man aber erst eine Art Teleskobantenne ausziehen.

Dieses Gerät war wohl identisch mit einem in einer bekannten US Serie dieser Zeit (Magnum, Miami Vice, keine Ahnung) verwendeten Gerät. Auch dieses Teil hatte neben der Klingeltonwahl diverse andere technische Möglichkeiten.

Soweit ich es mitbekam, waren diese Endgeräte in Deutschland verboten, da von der Deutschen Post, damals ja Herrin über das Telefonnetz, nicht zugelassen. Daher wurde bei uns auch mehrfach getestet, wieviele Sekunden es im Notfall dauert, das neue Spielzeug gegen das alte herkömmliche Telefon auszutauschen und dieses in den tiefen des Schreibtisches verschwinden zu lassen.

Die beiden anderen männlichen Büromitarbeiter durften sich an den Tests und Anschlussarbeiten aktiv beteiligen, ich als Lehrling musste aber in dem Raum, der die Telefonzentrale beinhaltete, bleiben und mich um die zum Test benötigten Anrufe kümmern, Direktanrufe von Außen simulieren. So bekam ich diese Aktionen zwar hautnah, aber überwiegend nur akustisch mit.

Ich darf anmerken, dass mir naturgemäß für diese Aussagen leider keine schriftlichen verlinkbaren Quellen vorliegen.


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

18.06.2022 um 10:45
Es ist vermutlich gar nicht so relevant, dass nun seitenlang darüber diskutiert werden muss, aber es stimmt: ich hatte schon 1990 ein solches "illegales" Telephon aus den USA in Deutschland. Man brauchte nur einen simplen Adapter für die Telefonbuchse, das war alles.

Diese voice changer allerdings, die habe ich ebenfalls in dem Laden gesehen, in welchem ich das Telefon in New York kaufte, die hatten eine grottenschlechte Qualität. Das klang nicht echt.

So. Und nun? Back to the case?


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"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

18.06.2022 um 12:06
Ein Versuch die insgesamt gute Diskussion auf einen bestimmten Fokus zu richten :

Die XY Filme sind in der Regel gut gemacht, haben aber meist nur 1-2 Kernpunkte. Der Rest ist Beiwerk und teilweise erinnern die Dialoge an Rosamunde Pilcher. Im Fall AL wird ein herzensguter Mensch dargestellt, der sogar für die Kundinnen noch Kuchen backt. Diesen XY Film gibt es aber nur weil man im Jahr 2021 "neue Spuren" entdeckte. Die Erklärung von Rudi Cerne zur Wiederherstellung der Bandaufnahme ist schon fahrlässig gegenüber der Polizeiarbeit. Das damalige Telefon mit Beantworter war nicht in der Asservatenkammer. Ansonsten hätte man die Kassette dort einlegen können. Es entstehen schon Fragen wie : Wo war das Band die ganze Zeit ? Warum wurden damals keine Kopien von dem Band gemacht? Der simpelste Weg: PC und Mikrofon über Soundkarte und die Aufnahme wäre gar digitalisiert gewesen. Diese Technik gab es damals schon. Zurück zum Film.

1. Man sucht Zeugen die sich an den Mittwoch erinnern und eine Aussage zum Heidkrug machen können. Als Erinnerungshilfe dient die Fußballendspielübertragung im TV.

2. Die schlechte Bandaufnahme.

Es werden noch andere Themen erwähnt, aber da wird man auch kaum noch Zeugen finden. Wir reden hier von vor 28 Jahren !

Es ist interessant und spannend zu beobachten wie selbst hier in unserem kleinen Threadkosmos die Bandaufnahme interpretiert wird. Manche User hören das Wort "Geil" , andere wiederum nicht. Manche erkennen ein Lallen (wie ich auch), andere nicht. Spricht nun eine Frau, ein jüngerer oder älterer Mann? Spricht er wirklich Norddeutsch ? Nur was erwarten die Ermittler wenn selbst hier die Interpretationen so unterschiedlich sind. Der Auslöser für die Sendung ist nur die Bandaufnahme. Damals gab es keinen XY Film darüber, daher wohl auch keine Bandaufnahme. Diese wäre damals in wesentlich besserer Qualität gewesen und vermutlich ein 6er im Lotto.

Falls jemand aus dem Forum in der Gegend wohnt und Zugang zu einem Zeitungsarchiv hat, wäre der Originalzeitungsbericht eine Bereicherung für den Thread !


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