Mordfall Simone Langer (1983)

Es gehe darum, offene Fragen, die sich beim erneuten Durcharbeiten der Ermittlungsakten ergeben hätten, zu klären, so Lechner. Zwar habe die Polizei schon 1983 den Halter des Fahrzeugs ausfindig machen können, trotzdem gebe es jetzt den Aufruf. Es gehe dabei auch um die Frage, wer in der Tatnacht in dem Auto saß.

Quelle: https://www.br.de/nachrichten/bayern/nach-fahndungsaufruf-35-neue-hinweise-nach-mord-an-schuelerin,SyMbRXy

Ob es sich dabei um den VW-Bus aus Kronach handelt und die vier Männer damit auch als Täter infrage kommen, das wollte Kripo-Leiter Michael Lechner dem BR gegenüber "weder bestätigen noch dementieren". Man schließe nichts aus. Die vier Männer würden zunächst aber als Zeugen gesucht.

Quelle: ebenda

So bekommt alles mehr Sinn...

Aber warum wird dann jetzt wieder nach dem Halter gefragt ? Es geht ja hier wohl wirklich nur darum die 4 Insassen direkt anzusprechen. Und der Halter wollte oder konnte damals anscheinend nicht sagen wer den Bus benutzt hat.
GErade weil der Halter bekannt ist kann man doch auch nicht mehr wirklich davon ausgehen das die Insassen nichts von dem Vorfall mitbekommen haben, ich gehe schon davon aus das dieser von der Polizei befragt wurde.

Die psychologische Komponenete dahinter verstehe ich schon. Unbeteiligte Zeugen sind eher motiviert sich zu melden, wenn sie dabei helfen einen oder mehrere "Zeugen" zu finden als einen möglichen Täter zu melden. Zumal in einem eher ländlichen Raum, wo man sich ggf. gut kennt.

Wenn der Halter des Fahrzeugs schon im Jahr des Mordes ermittelt wurde, warum sucht man ihn jetzt erneut? Sind die entsprechenden Hinweise in den Akten nicht mehr vorhanden oder war der Halter nicht der Fahrer und man erhofft sich im Jahr 2022 von den TV-Zuschauern Hinweise auf den Fahrer/die Männergruppe, die der Halter im Jahr 1983 nicht geben konnte oder wollte?

Was mir in dem Filmfall aufgefallen ist. Der Bulli wird auf die Hebebühne gefahren und ist von hinten dann zu sehen. Als der Taxifahrer wiederkommt, ist der Bulli nicht mehr auf der Hebebühne und steht in Fahrtrichtung vom Hof weg und ist da von vorn zu sehen. Dies soll wahrscheinlich darstellen, das man mit dem Fahrzeug eine Probefahrt gemacht hat und kurz weg war.

@curt Und bei Minute 12 der Sendung wird SL auch im FF von einem Bulli überholt. Ich habe mir diese Stelle einer Aufzeichnung mehrere Male angeschaut - das fiel mir auf.

Ich Frage mich gerade, ob Simone überhaupt in dieser Nacht ermordet wurde. Schließlich wurde die Leiche erst Wochen später entdeckt.
Wurde dazu was gesagt?

sallomaeander schrieb:Und bei Minute 12 der Sendung wird SL auch im FF von einem Bulli überholt. Ich habe mir diese Stelle einer Aufzeichnung mehrere Male angeschaut - das fiel mir auf.

Interessantes Detail, aber sowas sieht man auch nur wenn man die Sendung sehr aufmerksam verfolgt oder mehrmals schaut, solche Sachen könnten eben auch am Budget liegen, der Wagen war zur Verfügung und wurde dann eben auch benutzt in dieser Szene.

Kathy70 schrieb:Ich Frage mich gerade, ob Simone überhaupt in dieser Nacht ermordet wurde. Schließlich wurde die Leiche erst Wochen später entdeckt.
Wurde dazu was gesagt?

Es wurde auch nichts zu den Todesumständen gesagt. Weder Vergewaltigung noch, erwürgt oder sonst was.

Das kann nicht alles Täterwissen sein, sonst wäre mehr bekannt gegeben worden

Die Geschichte ist jedenfalls dermaßen abenteuerlich, dass wichtige Komponenten nicht so richtig passen und insofern ist anzunehmen, dass da auch das ein oder andere nicht wirklich so war.

Wenn ich mit meinen Kumpels einen gemeinsamen Urlaub geplant hätte, das Fahrzeug vermutlich vollgepackt bis unters Dach mit Gepäck für 4 Leute und schon bei der Anfahrt macht der Kastenwagen Probleme, das ganze verzögert sich und man hat quasi den ultimativen 6er im Lotto:

1) Eine Werkstatt in der nachts (!) Licht brennt und
2) einen Werkstattbesitzer der das Ersatzteil da hat (!) und der
3) sie es dann auch noch selbst reparieren lässt (!) und
4) sie dabei und seine Werkstatt auch noch alleine lässt (!!!)

Und dann klappt alles so sensationell, wie es sich jeder mit Autopanne nur wünschen könnte und dann begeht man daraufhin einen Mord auf eine unbekannte Person, die sich mit dem Fahrrad durch den Regen kämpft, statt endlich in den Urlaub zu starten ?

Insofern würde ich auch nicht komplett ausschließen, dass die ganzen doch eher als Zeugen eine Rolle spielen. In diesem ganzen Szenario scheint doch ein Einzeltäter plausibler. 4 Leute, die bereit sind völlig abgezockt ein minderjähriges Mädchen umzbringen und darüber nie mit anderen zu sprechen ? In der Kriminalgeschichte wohl eher die absolute Ausnahme...

Meine persönlichen Gedanken Hypothesen zum Fall:

Das Opfer

(a) Das Mädchen sieht auf dem Photo viel älter aus, kann sein, dass die Silhouette auf dem Fahrrad das dann relativiert hat. Ich glaube
nicht, dass der Täter vor der Tat wusste, dass es so ein junges Opfer ist (die Tatzeit ließ den Schluss auch nicht zu). Eventuell war
der Täter vom Opfer selbst überrascht (oder es war ihm egal).


Der Tathergang

(b) Es muss eine spontane Tat mit ganz vielen unglücklichen Umständen und Verkettungen gewesen sein - wäre der Geburtstag ein
Tag später gewesen, würde das Opfer vermutlich noch leben. Auch, wenn sie den vermeintlich unsichereren Weg gewählt hätte.

(c) Sie war auf jeden Fall ein Zufallsopfer: Möglicher Tatablauf: Täter überholt sie im PKW auf der Bundesstraße, lauert ihr dann auf.


Der Täter

(d) Der Täter geht ein ziemlich großes Risiko ein - immerhin sind die Anwohner ja kurz wach geworden, als Simone um Hilfe gerufen
hat. Dass man in der Großstadt nicht mehr reagiert, okay, aber in einer Kleinstadt unter 20.000 Einwohner hätte der Täter durch-
aus befürchten müssen, dass da jemand nachschaut, bzw. die Polizei alarmiert, die eventuell gleich an der Stelle das Fahrrad
gefunden hätte. Daher gehe ich nicht davon aus, dass der Täter die Tat in Donauwörth begangen hat.

Er wusste ja auch nicht, wer in der Nacht noch unterwegs ist und wer auf ihn aufmerksam wird.

(e) Die Burschen im VW Bus mal ausgeklammert: Wer ist denn noch nachts um 1 unterwegs - der Täter wurde ja nicht vermisst.
Nach Mitternacht schließt Schichtarbeiter etc. aus. Überfall + Tat + Verbringung 80km müssen ja fast die gesamte Nacht in
Anspruch genommen haben (wenn man von einer durchgängigen Tat ohne Zwischenlagerung ausgeht). Das kann niemand
gewesen sein, der beruflich unterwegs war (es sei denn, er fuhr Richtung Nürnberg und "erledigte" den Ablauf auf dem Weg.
Ansonsten würde ich mindestens vier Stunden veranschlagen - das fällt auf.



Die Burschen im VW Bus

(f) Ich bin skeptisch, ob vier Männer in einem VW Bus wirklich nachts ein völlig unbekanntes Opfer, zu dem sie keine Beziehung haben
vom Fahrrad ziehen, vergewaltigen und dann töten. Da muss doch einer Skrupel haben bzw. nach der Zeit gestehen oder reden?
Zumal das Opfer noch so jung ist. Da müsste doch bei jemand Mitleid etc. einsetzen.

(g) Ich könnte mir vorstellen, dass damals tatsächlich so viele Hinweise eingingen, dass man diesen Hinweis nicht weiter verfolgt hat
und nun Jahre später überlegt, dass es -durch das KFZ- eine Verbindung geben könnte und daher ermittelt

(h) Wie teuer war denn ein Bully damals? Ich meine, heute kostet ein VW Bus eine richtige Stange Geld - kein typisches Auto (mehr?)
für vier Hippies. Andererseits müssen die Jungs ja schon ziemlich Erfahrung im Autoschrauben gehabt haben - die muss man
ja auch erst Mal bekommen (wenn ich mich richtig erinnere, war es aber in den 1980ern Gang und Gäbe, viel mehr selbst zu
reparieren als heute: Ölwechsel, Riemenwechsel, ....)

(i) Wenn die Burschen die Täter wären, dann wären sie extrem risikobereit gewesen, da sie ja wussten, dass der Taxiwerkstattbesitzer
ihre Autonummer (haben könnte) oder hat, sich im Detail an sie und an das Auto erinnern kann.


Der Mord

(j) War das eine Vertuschungstat? Da zieht ein Mann, der mindestens 18 ist (Führerschein), eine unbedarfte 15 Jährige vom Fahrrad.
Entweder leistete sie extreme Gegenwehr (sie rief ja auch um Hilfe) und er war dann mit dem Geschehen so überfordert, dass er
sie noch vor der Tat umbrachte (Vertuschung) oder es war als Vergewaltigung + Mord angelegt

Da er aber nicht wusste, dass sie in der Nacht vorbeikam, auch die Frage, ob er ausgerüstet war (Kabelbinder, andere Fesslungs-
werkzeuge) - ich stelle es mir extrem schwer vor, als Einzeltäter eine panische 15 Jährige unter Kontrolle zu behalten, die sich
zumindest für einen kurzen Moment sehr lautstark wehrte.

Eventuell wurde aus der grob geplanten Vergewaltigung ein völlig ungeplanter Mord und der Täter fuhr dann diese Bundesstraße
entlang, bis er wieder klar denken konnte (80km weiter), legte das Opfer ab (kannte er die Gegend da?) und fuhr wieder in sein
"normales Leben" zurück.

@pannettone

keeprunning schrieb:Behörden und Medien sprechen eindeutig von Mord. Von daher schien die Spurenlage damals klar gewesen zu sein. Die Leiche wurde ja auch nicht lange nach der Tat aufgefunden, so dass eine aussagekräftige forensische Untersuchung möglich gewesen sein müsste.

Zwischen dem Mord (27. Juli) und dem Tag, an dem die Leiche gefunden wurde (30. September) vergingen mehr als 9 Wochen, im Sommer. Da bleibt doch nicht viel von einer Leiche übrig, oder?

Ich erinnere mich noch an die Göhrde-Morde. Das erste Paar wurde im Mai 1989 erschossen und erst im Juli 1989 gefunden. Die Leichen waren damals schon stark verwest und nicht viel mehr als Knochen und Haar. Eine allfällige Vergewaltigung lässt sich dann nicht mehr feststellen, meine ich.

Biochemiker schrieb:Was für mich aber auch nicht passte...wie kommt man um diese Uhrzeit darauf, noch eine offene Werkstatt zu finden?

Das sehe ich nicht als das große Problem an. Donauwörth liegt als Verkehrsknotenpunkt an drei gut befahrenen Bundesstraßen. Früher hatten viele Tankstellen auch eine kleine Werkstatt mit dabei, dort könnte die Arbeit auch gemacht worden sein. XY ist bekannt dafür, dass die Orte aus Budgetgründen oft nicht genau dargestellt werden. Schade, dass der genau Ort der "Autowerkstatt" in der Karte nicht gezeigt wurde. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich sich nicht um eine Hinterhofwerkstatt handelte, wie im Film dargestellt.

Laniol84 schrieb:Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich sich nicht um eine Hinterhofwerkstatt handelte, wie im Film dargestellt.

Ich hatte das so verstanden, dass es ein kleines Taxiunternehmen war + Werkstatt. Das kann ich mir gut vorstellen - so konnte der Taxiunternehmer kleinere Schäden und Probleme selbst beheben und sonst seine Hebebühne an Schrauber vermieten. Daher hatte er auch noch offen.

Kann mir auch vorstellen, dass sie nicht zufällig vorbei kamen - Auto fing an zu zicken, sie fragten vielleicht an einer Tankstelle oder ähnlichem und wurden an ihn verwiesen ....

Mich hat der xy Beitrag auch etwas ratlos zurückgelassen und ist eigentlich nur erklärbar, wenn die 4 Burschen vielleicht auch mehr als nur als Zeugen gesucht werden.

Die Konstellation allerdings spricht wirklich nicht für ein spontanes Verbrechen, wie hier auch schon ausgearbeitet wurde. Allerdings sind die verschiedenen Ereignisse (ähnlicher Wagen an der Straße, Reparatur dauert eigentlich nicht so lange, Leiche auf Weg nach Kronach) irgendwie doch eine Menge Zufälle.

MissMary schrieb:dass der Täter vor der Tat wusste, dass es so ein junges Opfer ist

Frauen zwischen 16 und 24 lassen sich altersmäßig vom optischen Eindruck her selten eindeutig bestimmen, und das Tatopfer war fast 16 Jahre alt. Aber was spielt das überhaupt für eine Rolle? 'Nacht' und 'Frau auf dem Fahrrad', das war wohl für die Täterschaft das Entscheidende.

MissMary schrieb:Sie war auf jeden Fall ein Zufallsopfer: Möglicher Tatablauf: Täter überholt sie im PKW auf der Bundesstraße,

Zufallsopfer in dem Sinne, dass für die Täterschaft vermutlich jede andere Frau auch als Opfer in Frage gekommen wäre.

MissMary schrieb:Daher gehe ich nicht davon aus, dass der Täter die Tat in Donauwörth begangen hat.

Immerhin gab es Schreie, die auch gehört wurden. Und das zugehörige Fahrzeug stand eine Weile am Straßenrand und wurde auch gesehen. Falls sich die Tat einige Meter von der Straße weg ereignet hat, wäre das auch außerhalb des Lichtkegels eines vorbeifahrenden Autos gewesen.

MissMary schrieb:vom Fahrrad ziehen, vergewaltigen und dann töten. Da muss doch einer Skrupel haben bzw. nach der Zeit gestehen oder reden?

Ich verweise auf meine Ausführungen zum Thema 'Gruppenvergewaltigung'. Es geht um Täter, die einzeln zu einer solchen Tat nicht in der Lage wären, und die man ihnen deshalb (einzeln) auch nicht zutraut. Die besondere Situation lässt nicht etwa Skrupel aufkommen, sondern aninmiert die Gruppenmitglieder dazu, mitzutun. So schlimm sich das auch anhört.

MissMary schrieb:Wie teuer war denn ein Bully damals? Ich meine, heute kostet ein VW Bus eine richtige Stange Geld

Heute ist ein (neuer) VW-Bus ein Lifestyle-Fahrzeug für Besserverdiener. In den 80ern fuhr man in diesen Kreisen keine Busse und Geländewagen. Außer vielleicht als Camper von Westfalia. Aber teuer war ein neuer VW-Bus schon immer, allerdings nicht so unverschämt wie heute, wo andere Marken deutlich preiswerter zu haben sind.

Damals wie heute werden (alte) Busse aber auch von jungen Leuten gefahren, die das als eine Art Lebensphilosophie betrachten - und durchaus auch selbst dran schrauben.

MissMary schrieb:ich stelle es mir extrem schwer vor, als Einzeltäter eine panische 15 Jährige unter Kontrolle zu behalten

Was ja wiederum für eine Gruppe spricht, die ihre zahlenmäßige Überlegenheit perfide ausgenutzt hat.

Das erste Fahrzeug, das meine jungen Eltern in den 70er Jahren als Familie hatten, war ein VW Bus, in dem sie mein Bett bei Reisen transportieren konnten.. Aber waren diese Busse damals nicht eher in einem einfachen Weiß gehalten? Und färbige Busse waren dann schon teurere Modelle? Keine Ahnung.

Clodmilla schrieb:Aber waren diese Busse damals nicht eher in einem einfachen Weiß gehalten?

Ich hatte oben bereits einen Link auf die Farben des T2-Bullis eingestellt. Es war eher so, dass die einfachen Modelle (Transporter bzw. Kastenwagen) uni gehalten waren und der "Bus" in besserer Ausstattung zweifarbig, also Rumpf farbig und Dach in weiß bzw. Creme.

Auf Wikipedia sind die damaligen Werkspreise für die verschiedenen Typen des T2 aufgelistet:

Wikipedia: VW T2

Größenordnung: 8000-9000 DM. Insgesamt gab es rund 750.000 Erstzulassungen bis 1979. Das sind schon nicht ganz wenig Fahrzeuge. Alleine bei uns in der Straße (normale bayerische Innenstadt) gab es damals drei VW-Busse.

Der T2 wurde allerdings nur bis 1979 überhaupt produziert.

orakel09 schrieb:Größenordnung: 8000-9000 DM.

Das ist der Preis der Modelljahres 1969, also ab August 1968. Ein VW Käfer 1200 zum Vergleich kostete damals nur DM 4485,-, also nur rund die Hälfte, der besser ausgestatte VW 1300 DM 5150,- , wie man hier nachlesen kann.