Mordfall Simone Langer (1983)

1cast schrieb:Aber dann fragt man sich schon warum man diese Männer nie gefunden hat und auch niemand aus deren Umfeld sich je gemeldet hat.

Warum hätten sie das tun sollen, wenn sie unbeteiligt waren? Vielleicht haben sie von dem ganzen gar nichts mitbekommen. Immerhin ist ja auch dem Kennzeichen auch nicht nachgegangen worden, d. h. für mich, dass dieser Bulli irgendwie auf keiner Seite mit den Ereignissen in Verbindung gebracht wurde. Das kann dann natürlich auch für die jungen Männer gelten.

Es ist schon merkwürdig, alles. Stimmt schon. Aber ich krieg das trotzdem nicht zusammen. Ich frag mich auch die ganze Zeit, ob XY da irgendwie absichtlich solche Unstimmigkeiten eingebaut hat.

Dass die Männer jetzt ausdrücklich als Zeugen gesucht werden, wird sie im übrigen dennoch nicht dazu bewegen, sich zu melden, sollten sie mit der Tat in Verbindung stehen. So blöd ist doch keiner.

@kalimba

kalimba schrieb:Ich habe sofort gedacht, daß 4 jungen Reisende haben eine Testfahrt gemacht und dabei das junge Mädchen getötet. Es passt aber nicht, warum sollten sie wieder zurück fahren? Nur um dem Taxifahrer zu bezahlen?

Wenn die vier jungen Reisenden denn wirklich etwas mit Simones Tod zu tun haben sollten, dann sehe ich es genau anders, zumindest, wenn man ihnen ein bestimmtes Maß an Abgebrühtheit, Kaltblütigkeit und Intelligenz zubilligt.
Vorausgesetzt, sie seien in den Fall involviert, u.z. etwa im Rahmen einer Testfahrt, dann würde die erste natürliche Reaktion lauten: "Nix wie weg hier!" Ist aber auch nur einer der vier rational und klug genug, dann sagt er: "Verschwinden wir jetzt, ohne die Rechnung zu begleichen, so erzählt der Taxifahrer dies doch (z.B. in der Dorfkneipe) jedem, der es hören will oder auch nicht, was ihm in der letzten Nacht passiert ist. Dann kommt der nächste und bringt vor, dass ihm auch in der letzten Nacht ein VW Bulli aufgefallen sei (s. mehrere diesbezügliche Zeugenaussagen) und schließlich kommt einer mit der Aussage: "Ist nicht in der besagten Nacht die kleine Langer in der Nähe auf dem Weg nach Hause verschwunden?"
Und dann muss man nur eins und eins zusammen zählen!
Also kehrt man lieber zum Taxifahrer zurück, begleicht die Rechnung und hofft somit, möglichst nicht zum Gespräch zu werden.

Was die 4 Jungs angeht, wäre die Aussage des Taxifahrers interessant.
Wenn:
- die bei Ankunft schon den Bulli mit Gepäck bis unters Dach gefüllt hatten,
-der Motor bei seiner Abfahrt noch halb zerlegt war
- er nur ca. eine Stunde weg war und
- womöglich ein anderes Fahrzeug, das zu reparieren war und zu dem nur er die Schlüssel hatte, die Ausfahrt blockiert hat,

ist die Situation komplett anders, als wenn:
- die Jungs wenig Gepäck hatten,
- nur noch 2 Schrauben anzuziehen waren und der Taxifahrer 2 Stunden weg war.

Alles ist möglich.

Zu einer spontanen Gruppenvergewaltigung eines minderjährigen unbekannten Mädchens mit vier Beteiligten gehört schon einiges dazu.
Wie soll das ablaufen? Man hatte doch ein ganz anderes Ziel in dieser Nacht. 4 Beteiligte in einer kleinen Stadt, die auf einmal ihren Urlaub abbrechen und dann 40 Jahre dicht halten? Neee

Ich kann mich kaum an einen xy-Beitrag erinnern, der mich so ratlos zurück gelassen hat.

Geht man davon aus, dass der Hobbyhandwerker/Taxifahrer die Info schon bei den ursprünglichen Ermittlungen weiter gegeben hat, verstehe ich nicht, warum man mit Kennzeichen und Autotyp nicht schon damals die vier Jungen Männer hat ausfindig machen können (die im Übrigen ein eher seltenes Täterprofil für so eine Tat abgegeben hätten). Wurde ja auch nicht explizit gesagt, dass man das damals nicht getan hat.

Wäre die Info erst jetzt aufgetaucht, wäre die Geschichte für mich noch unnachvollziehbarer.

Wie hier schon erwähnt, liegt der Auffindeort (auch Ort der Tötung?) ziemlich genau auf der Strecke Kronach - Donauwörth - Bodensee (via A9, B16, A7, A96. Allerdings in gegengesetzter Richtung als der von den vier jungen Männern angegebenen. Zufall?

Dass andererseits an dem Ort und zu der Tatzeit gleich zwei "Kasten/Camping"wagen präsent waren, die beide letztendlich in ähnlichen Farbschattierungen beschrieben wurden, wäre auch ein großer Zufall.

Vermutlich kennen wir nur 10% der eigentlich vorhandenen Infos und es geht eigentlich um justitiabel verwertbare Informationen und nicht um die Suche eines oder mehrerer Verdächtiger.

Was für mich aber auch nicht passte...wie kommt man um diese Uhrzeit darauf, noch eine offene Werkstatt zu finden? Und wie merkt man, dass die Dichtung undicht ist? Eventuell stimmen die Zeitangaben auch nicht. Oder er hat das erfunden, um den Verdacht wegzulenken? Seine Rolle find ich auch nicht konsistent.

Also, eine Gruppenvergewaltigung hat idR einen Vorlauf: gemeinsamens Feiern, Besuch einer Disco/eines Volksfests, usw. Meist unter Drogen-/Alkoholeinfluss oder in einer aufgeheizten Situation. Dass die vier mit dem Plan, ein Mädel zu vergewaltigen von Kronach ca. 3 Stunden gegen Süden fahren in einen kleinen Ort, dort eine Panne haben und diese nützen, um eine zufällig vorbeikommende Schülerin zu vergewaltigen - nein, das passt doch nicht. Damit das in dem Moment funktioniert, müssten sie darüber vorher schon fantasiert haben und einer müsste das Sagen gehabt haben und die anderem ihm auch heute noch hörig sein. Klar, völlig ausgeschlossen ist es nicht, aber auch nicht sonderlich wahrscheinlich.

Und dass sie sich nie gemeldet haben: damals hing man noch nicht in Internetforen und Onlinezeitschriften ab. Ob man überhaupt etwas von dem Fall mitbekommen hat in Kronach?

orakel09 schrieb:Und dass sie sich nie gemeldet haben: damals hing man noch nicht in Internetforen und Onlinezeitschriften ab. Ob man überhaupt etwas von dem Fall mitbekommen hat in Kronach?

Damals haben aber viele die regionale Tageszeitung gelesen , hätte man in einer lokalen Zeitung nach dem Auto gesucht hätte man damit sicher sehr viele Leute erreicht. Wie über diesen Fall berichtet wurde können wir jetzt natürlich nicht mehr beurteilen.

Biochemiker schrieb:Zu einer spontanen Gruppenvergewaltigung eines minderjährigen unbekannten Mädchens mit vier Beteiligten gehört schon einiges dazu.
Wie soll das ablaufen? Man hatte doch ein ganz anderes Ziel in dieser Nacht. 4 Beteiligte in einer kleinen Stadt, die auf einmal ihren Urlaub abbrechen und dann 40 Jahre dicht halten? Neee

Bei der mutmaßlichen Probefahrt zwischen 0:00 und 1:00 Uhr müssen ja nicht alle vier Beteiligten dabei gewesen sein. Können auch nur z. B. zwei Typen gewesen sein und die anderen beiden haben bei der Werkstatt gewartet, falls der Taxifahrer, dem man noch Geld schuldet und dessen Garage offen steht, zwischendurch zurückkommt.

Alternativ könnte man noch einen Unfall und dessen Vertuschung annehmen. Was dagegen spricht, ist das Rad. Vielleicht hatte Simone das Rad auch geschoben bei einsetzendem Gewitter, sodass es nicht beschädigt wurde. Vielleicht wollten sie das Mädchen zum Schweigen bringen, da es mit Anzeige drohte und die Situation eskalierte?

Reineke schrieb:Bei der mutmaßlichen Probefahrt zwischen 0:00 und 1:00 Uhr müssen ja nicht alle vier Beteiligten dabei gewesen sein. Können auch nur z. B. zwei Typen gewesen und die anderen beiden haben bei der Werkstatt gewartet, falls der Taxifahrer, dem man noch Geld schuldet, zwischendurch zurückkommt.

Muss man nach dem Wechsel Probe fahren? Um zu sehen, ob es dicht ist?

Biochemiker schrieb:Und wie merkt man, dass die Dichtung undicht ist

Wie ich hier bereits schrieb. Das Öl, das normalerweise der Schmierung der Stößelstangen und der Kipphebelwelle dient, tritt aus und gelangt auf die darunter liegende heiße Abgasanlage. Das verbrannte Öl stinkt fürchterlich und der Geruch dringt u.U. durch die Warmluftheizung der luftgekühlten VW-Motoren in den Innenraum. Dass die Heizung sich nicht abschalten lässt (auch im Sommer nicht), ist bei diesen Motoren ein bekannter, häufiger Mangel bei schlechter Wartung (festgegangene Seilzüge, ausgehängte/verlorene Rückholfeder usw.).

Biochemiker schrieb:Zu einer spontanen Gruppenvergewaltigung eines minderjährigen unbekannten Mädchens mit vier Beteiligten gehört schon einiges dazu.

Ich möchte ja niemandem sein Sicherheitsgefühl rauben, aber bei entsprechender Konstellation der Gruppe und einer passenden Gelegenheit ist das nicht so selten. Leider.

orakel09 schrieb:Damit das in dem Moment funktioniert, müssten sie darüber vorher schon fantasiert haben und einer müsste das Sagen gehabt haben und die anderem ihm auch heute noch hörig sein. Klar, völlig ausgeschlossen ist es nicht, aber auch nicht sonderlich wahrscheinlich.

Wie gesagt, es kommt auf die Struktur der Gruppe und die Stimmung, Alkohlgenuss usw. an. Aus dem Blickwinkel einer real geschehenen Tat finde ich den Ansatz nicht so abwegig.

Bei der Augsburger Allgemeinen gibt es einen neuen Artikel:
https://www.augsburger-allgemeine.de/donauwoerth/donauwoerth-mord-an-simone-bei-aktenzeichen-xy-kripo-erhaelt-vielversprechende-hinweise-id61873141.html

Der Polizei ist das Kfz-Kennzeichen des Kleinbusses bekannt: KC-AW 17. Das Fabrikat und die Farbe seien nicht sicher, erklärt Lechner. Im ZDF-Studio diente ein VW Bulli als Vergleichsfahrzeug. Der Wagen der vier Urlauber könnte gelb, orangefarben, rot oder bräunlich lackiert gewesen sein.

Quelle: s.o.

Es scheint also tatsächlich so, dass das Kennzeichen eine ältere Notiz o.ä. war, wer kann sich sonst an das Kennzeichen, aber nicht zweifelsfrei an Fabrikat und Farbe erinnern?

Was die Beteiligung der 4 Touristen als Täter angeht, glaube ich bei dieser Aussage des ermittelnden Polizisten wenig:

Man wolle keine falschen Hoffnungen wecken. Ob der Mordfall Simone Langer jemals gelöst werden kann, bleibe abzuwarten. Zunächst gelte es, die nun öffentlich gemachten Ansätze zu verfolgen: "Es wäre schön, wenn zumindest diese Spur geklärt werden könnte."

Zuversicht liest sich anders, wahrscheinlich bleibt der Fall ein Cold Case.

Biochemiker schrieb:Muss man nach dem Wechsel Probe fahren? Um zu sehen, ob es dicht ist?

Die Jungs schienen ja zu wissen, was sie am Fahrzeug tun. Die Probefahrt zum Schluss dürfte da aus Sicht von erfahrenen Autoschraubern selbstverständlich sein, egal welche Art von Panne.
Bringt ja nichts, den Wagen nur von der Hebebühne zu lassen, sich beim Werkstattbesitzer zu verabschieden und nach 500 Metern ist das Problem wieder da.

Biochemiker schrieb:Alternativ könnte man noch einen Unfall und dessen Vertuschung annehmen.

Behörden und Medien sprechen eindeutig von Mord. Von daher schien die Spurenlage damals klar gewesen zu sein. Die Leiche wurde ja auch nicht lange nach der Tat aufgefunden, so dass eine aussagekräftige forensische Untersuchung möglich gewesen sein müsste.

Vielleicht findet die Augsburger Allgemeine noch mehr heraus. Z. B. über die damaligen Ermittlungen, Zeitungsberichte usw.. Meistens recherchiert die Augsburger Allgemeine sehr genau. Ich kenne sie von anderen Fällen.

Reineke schrieb:Die Jungs schienen ja zu wissen, was sie am Fahrzeug tun. Die Probefahrt zum Schluss dürfte da aus Sicht von erfahrenen Autoschraubern selbstverständlich sein, egal welche Art von Panne.
Bringt ja nichts, den Wagen nur von der Hebebühne zu lassen, sich beim Werkstattbesitzer zu verabschieden und nach 500 Metern ist das Problem wieder da.

Ein Motiv, zu suchen, kann es auch sein, zu recherchieren, ob das Gesuchte überhaupt existiert. Die angebliche Kenntnis des Kennzeichens in Kombination mit der angeblichen Unkenntnis der Fahrzeuginsassen macht auf den ersten Blick keinen Sinn.

keeprunning schrieb:Ein Motiv, zu suchen, kann es auch sein, zu recherchieren, ob das Gesuchte überhaupt existiert. Die angebliche Kenntnis des Kennzeichens in Kombination mit der angeblichen Unkenntnis der Fahrzeuginsassen macht auf den ersten Blick keinen Sinn.

Hmm, ich kenne Aktenzeichen XY so, dass wenn dort solche Fakten wie z. B. Kennzeichen herausgegeben werden, diese auch als gesichert gelten.
Der Kleinbus stand längere Zeit auf der Hebebühne, der Werkstattinhaber hatte also genug Gelegenheit, sich das Kennzeichen anzusehen und hat zudem einen der Vier auf das Kronacher Kennzeichen angesprochen.
Zudem dürfte er sich das Kennzeichen auch aus Eigeninteresse sicherheitshalber eingeprägt haben, für den Fall, dass das Quartett während seiner Abwesenheit einfach abhaut ohne zu bezahlen, Werkzeug mitgehen lässt etc.
Aber Du hast schon Recht, es ist und bleibt mysteriös, warum sich das damals nicht feststellen ließ. Der Landkreis Kronach ist ein kleiner Landkreis, ca. 65.000 Einwohner, viele kleine Dörfer. Da fällt doch auf, wenn einer einen T2-Bus in orange hat! Und wie viele junge Männer, auf die ein T2-Bus zugelassen ist, wird es damals dort schon gegeben haben? Ich behaupte, die Zahl ist überschaubar, da so ein Bus damals auch schon ein bisschen was kostete.
Kann aber natürlich auch sein, dass der Bus auf wen anders zugelassen war (Vater, Bruder, Opa...) aber auch dann wäre es längst nicht unmöglich, den Halter zu ermitteln.
Hatte überlegt, ob der Bus vielleicht die meiste Zeit des Jahres in irgendeiner Garage, Scheune etc. stand und deshalb nicht so bekannt war!?
Leider sind 39 Jahre wirklich eine verdammt lange Zeit. Man wird den berühmten Zufallstreffer brauchen, um da weiterzukommen. Leider.

@Reineke
Zulassung des Bullis auf Oma war auch mein Gedanke…aber ich denk echt, der Halter von damals lässt sich ermitteln. Da stehen jetzt bestimmt schon konkrete Namen im Raum.

Witzig, dass gestern in xy so vehement eine Tatbeteiligung der jungen Männer verneint wurde und es heute im Artikel der Augsburger Allgemeinen heißt: die jungen Männer müssen nicht unbedingt die Täter sein!

Das hört sich doch ein bisschen anders an…

Allgoria schrieb:Witzig, dass gestern in xy so vehement eine Tatbeteiligung der jungen Männer verneint wurde und es heute im Artikel der Augsburger Allgemeinen heißt: die jungen Männer müssen nicht unbedingt die Täter sein!

Ich denke es sollen so vor allem Leute aus dem Umfeld angesprochen werden die vielleicht wissen ob jemand zu dieser Zeit so ein Auto hatte, vielleicht melden sich dann eher Leute.