orakel09 schrieb: Dann ist natürlich der Ablageort etwas Naheliegender.
Ja, wobei die Frage ist, ob ich den Ablageort dann so nahe an meiner Strecke wähle - das wäre ja auffällig. Die Frage ist, wie taktisch sie gedacht haben. Ich kann den Zusammenhang nicht wirklich glauben, ich denke, das ist Zufall.
orakel09 schrieb:Da sind vier junge Männer auf dem Rückweg vom Urlaub, das Auto macht Spirenzchen, durch einen glücklichen Zufall findet sich eine offene Werkstatt und das passende Ersatzteil. Bis dahin alles harmlos und völlig normal. Die vier scheinen jetzt auch keinen stark alkoholisierten/bekifften/sonst was Eindruck gemacht zu haben, daran hätte sich ja der Werkstattbesitzer erinnert. Also beginnen sie die Reparatur. Von jetzt bis zur Tat ist es etwa 1 h.
Wie schon geschrieben, ich glaube, dass die Taxifahrer generell eine ziemliche gute Menschenkenntnis haben. Ich glaube auch nicht, dass man eine auffällige Gruppe alleine in einem Besitz lassen würde, da kann ja auch ein ziemlicher Schaden entstehen.
orakel09 schrieb:Was könnte in dieser Stunde eskaliert sein? Klar, die vier könnten in der Zwischenzeit ein wenig "gefeiert" haben, das beste aus der Situation gemacht haben, dann Probefahrt und Tat. Von jetzt auf gleich beschließt man, sich ein Mädel vom Fahrrad zu pflücken und alle machen mit? Keiner sagt in diesen Sekunden: "Hey, lasst mal den Scheiß"? Aber auch hier wieder: wäre das nicht sofort aufgefallen? Gruppenvergewaltigungen aus einer Gruppendynamik heraus enden meist nicht mit der Tötung, v.a. nicht, wenn es eine völlig unbekannte Person ist. Und v.a.: wenn man in so einem Zustand ist, bewahrt man dann einen kühlen Kopf, verstaut die Leiche im Auto, wartet in der Werkstatt, bleibt unauffällig, zahlt, fährt 80 km, schafft es dann, ein Versteck zu finden, in der Dunkelheit und einem unbekannten Waldstück?
Für mich macht die Geschichte keinen Sinn - ich würde so aus dem Bauch heraus behaupten, dass Gruppenvergewaltigungen in einem anderen Kontext entstehen: Party, Alkohol, flüchtige Bekanntschaft mit den späteren Opfer .... so von jetzt auf gleich jemanden von einem Fahrrad zu ziehen, während man unter dem Druck steht, wieder in die Werkstatt zurück zu müssen (plus: Wenn es eine Probefahrt war, besteht ja immer das Risiko, dass nachher doch noch was ist und das Auto + Leiche stehen bleibt) finde ich sehr unglaubwürdig.
orakel09 schrieb:Dann fährt man wie geplant heim, gibt das Auto zurück (der Halter wurde ja ermittelt, aber er konnte nichts über damals erzählen, war er nicht dabei?), geht heim und legt sich schlafen? Und 40 Jahre passiert nichts.
Bei vier Leuten erscheint mir das auch extrem unwahrscheinlich, dass keiner etwas sagt. Für mich wahrscheinlicher: Da war jemand auf dem Weg nach Hause, überholt Simone, beschließt den Übergriff, stellt währenddessen fest, dass er sie kennt oder sie wehrt sich auffallend stark und er erwürgt sie in der Panik. Bringt die Leiche weg und kehrt dann in sein ursprüngliches Leben zurück.
orakel09 schrieb:Um mal in eine andere Richtung zu denken: wenn zu dem Zeitpunkt, als Simone unterwegs war, ein Gewitter im Anrücken war, ist es da nicht auch möglich, dass es eine Art Anhaltermord war? Sie steht oder schiebt da ihr Rad, jemand aus dem Ort mit einem Kastenwagen kommt vorbei, bietet ihr die Mitfahrt an, sie nimmt an und weil sie ihn ja kennt/das Fahrzeug beschreiben könnte, muss er sie danach ermorden.
Prinzipiell eine gute Idee, aber ich glaube mich zu erinnern, dass in XY gesagt wurde, dass sie nur noch 1,5 Kilometer vom Elternhaus entfernt war - oder erinnere ich mich falsch? Sie war eine geübte Radfahrerin, d.h. das waren nur noch wenige Minuten. Daher denke ich, da Sicherheitsbedenken bei ihrer Wahl der Route (beleuchtet vs. unbeleuchtet) vermutlich ausschlaggebend waren, dass sie so ein Angebot aufgrund der Nähe ausgeschlagen hätte.
Papaya64 schrieb:Warum also so eine komische Story? Hat man einen Verdacht und hofft, dass ein Mitwisser nach so langer Zeit was erzählt, weil alle anderen Straftaten außer Mord inzwischen verjährt sind?
Denkbar sind wirklich zwei verschiedene Ansätze: Man glaubt inzwischen, dass die Männer im Bully (oder Teile von ihnen) doch etwas mit der Tat zu tun haben und baut so Druck auf sie auf. "Da könnte jetzt ein Zeuge kommen ..."
Oder man versucht, auf einen anderen Täter Druck auszuüben? Sinn macht das nicht viel. Ich glaube tatsächlich, dass sich die Männer 40 Jahre später noch an die Panne erinnern können - aber so eine Alltagsszene?
Ich wohne ja auch ländlich und fahre 1x die Woche eine Strecke, die an einem (von der Landstraße sichtbaren) Waldparkplatz vorbeiführt. Da parken manchmal gegen 23 Uhr noch Autos mit völlig fremden Kennzeichen, macht gar keinen Sinn, weil wirklich nichts da ist, wo man um die Zeit hin kann (tagsüber eine beliebte Gassirunde und Joggerrunde), sicher sind manche auch abgestellt, weil man immer einen Parkplatz findet und dann wo mitfahren kann ... aber ich wüsste heute nicht mehr, wer letzte Woche da geparkt war, obwohl ich immer rüberschaue.
Nach 40 Jahren weiß ich ja gar nicht mehr, was ich an den Tagen gemacht habe.
Andere Idee - aufbauend auf der Idee von
@Allgoria: in 40 Jahren verändern sich ja auch Beziehungsgeflechte, d.h. wenn ich vor 40 Jahren schwieg, weil ich jemanden nicht in Schwierigkeiten bringen wollte, weil eine Loyalität da war, die nun nicht mehr da ist, bin ich heute eventuell neutraler. Beispiel: Der ehemalige Freundeskreis eines der vier Männer wusste, dass er mitgefahren ist, meldete sich damals aber nicht, weil er sicher war, dass die Jungs nicht in die Tat verwickelt sind und man ihnen Ärger ersparen wollte: Heute hat man vielleicht schon dreißig Jahre keinen Kontakt und denkt stattdessen "Wer weiß, soll sich die Polizei doch mal anschauen ...".
Fridolin31 schrieb:Die Frage ist dann halt, warum der Täter das Rad dann nicht auch mitgenommen hat, anstatt es ein Stück ins Feld zu tragen, um dabei Spuren zu hinterlassen und auch den mutmaßlichen Tatort zu verraten. Zu diesem Zeitpunkt wusste er ja noch nicht, dass Anwohner gerade an dieser Stelle Schreie vernommen hatten.
Möglichkeit: Er "fischte" an der Stelle nur das Opfer vom Rad und hatte an der Stelle noch keinen Mord geplant, sondern, das Opfer in ein anderes Umfeld zu verbringen, zu vergewaltigen und dann dort (getrennt vom Rad) im Wald zurückzulassen. Wenn du mit dem Auto wegfahren kannst, eine gute Taktik: Das Opfer ist zu Fuß viel langsamer und bis sie Hilfe holen kann, bist du schon über alle Berge. Dazu wäre es natürlich wenig sinnvoll, das Rad einzupacken.
Fridolin31 schrieb:Es gibt nur zwei logische Erklärungen für dieses Verhalten: Entweder war der Täter aufgrund seiner eigenen Tat in Panik geraten und handelte unüberlegt oder das Fahrzeug war bereits dermaßen beladen (Anzahl der Mitfahrer, Urlaubsgepäck, Arbeitsmaterial), dass für das Fahrrad kein Platz mehr im Bulli war.
Siehe Theorie oben: Wenn der Fokus zum Abfahrzeitpunkt noch auf Vergewaltigung und nicht auf Mord liegt, kannst du das Rad auch liegen lassen. In dem Plan der Täter: Bis das Rad gefunden, die Fahndung eingereicht ist, ist das Opfer bereits zu Fuß auf dem Weg, Hilfe zu holen und du über alle Berge.
Fridolin31 schrieb:Wäre aber jemand aus dem Ort dann mit der Leiche von Simone 80 Kilometer weit gefahren, um sie abzulegen?
Das ist die Frage: Warum die Ablagestelle. Kannte der Täter sie? Fuhr er in einer Panik los, schaute von der Autobahn aus nach geeigneten Waldgebieten und fuhr ab, als er sich beruhigt hatte? Wollte er sie eventuell aus dem Ort haben, dass im Ort keine Verbindungen entstehen.
Beispiel: Ich wohne im Schwarzwald, hatte eine typische Wald-Feld-Wiesenkindheit und bin noch jetzt beim Nordic Walking in den näheren Wäldern unterwegs. Ich würde nun einige Verstecke kennen, die mich aber auch als Einheimische outen würde (beispielsweise weiß ich bei einer Waldschranke, wo der Schlüssel versteckt ist). Was ich aber nicht einschätzen kann: Wer ist nachts noch unterwegs und wie frequentiert sind diese Waldstücke generell (Pilz- und Beerensammler, Wanderer, die wild campen ....). Daher wäre meine Ortskenntnis eher ein Nachteil, denke ich, weil sie verraten würde "den Platz würde man zufällig im Dunklen nicht finden, ist jemand, der sich auskennt".
Vielleicht war es da auch so und man wollte eine falsche Spur legen.