So interessant ich die Diskussion über den zu erwartenden Ausgang des Strafverfahrens hinsichtlich des Strafmaßes finde, so sehr muss ich aber auch sagen, dass mich persönlich ganz etwas anderes an diesem Fall bewegt.
Es ist ja schon einiges über den Hauptangeklagten veröffentlich worden, aber mich würde eben auch interessieren, ob man im Nachgang erfährt, wie ein Mensch so tief sinken kann, dass er seinen moralischen Horizont komplett verliert und nicht nur regelmäßig Straftaten begeht, sondern im Moment, in dem er aufzufliegen droht, offenbar mit einem kaum nachvollziehbaren Tötungswillen zwei junge Menschen regelrecht hinrichtet.
Da hat ja jemand nicht nur das Leben anderer, sondern auch sein eigenes Leben und die Leben in seinem Umfeld zerstört - für die Jagdwilderei, hier im schweren Fall (nachts, gewerbsmäßig, zu mehreren), hatte er fünf Jahre Haft zu gewärtigen - das Risiko dürfte jedem, der so etwas tut, geläufig sein.
Er hätte womöglich noch versuchen können, für den Transport des erlegten Wildes eine Ausrede zu erfinden; immerhin handelte er offiziell mit Wild, und auch seine Frau jagte legal. Worauf ich hinaus will: Er konnte sich mit seiner Mordaktion nur schlechter stellen, und insofern halte ich die "Verdeckungsabsicht" auch für fragwürdig.
Ich vermute hier vielmehr niedere Beweggründe - einen Hass auf Polizisten, auf die Staatsgewalt, auf die Personen, deren Aufgabe, Recht und Pflicht es ist, ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Und da interessiert mich die Persönlichkeitsstruktur, die einen Menschen in dieser Situation zu einer solch menschenverachtenden Tat motiviert.
Auch in der Logik eines Straftäters war die Tat absolut sinnlos. Für gewöhnlich kennen gewohnheitsmäßige Kriminelle die rote Linie, die sie nicht überschreiten dürfen, um nicht für sehr lange Zeit hinter Gitter zu kommen. So nimmt etwa der professionelle Einbrecher in der Regel keine Waffen mit - das Risiko wäre zu groß.
Um was für einen Menschen handelt es sich also, der selbst nach kriminellen Maßstäben völlig überzogen handelte? Hat ihn sein Umfeld bestärkt, ihn sogar ermutigt, oder hat er Angst und Schrecken verbreitet, so dass niemand wagte, sich ihm in den Weg zu stellen? War es den Abnehmern des Wildbrets egal, woher es stammte, Hauptsache, der Preis war günstig?
Darüber erhoffe ich mir Erhellendes aus dem Prozess.
Was die "besondere Schwere der Schuld" anbelangt, kann die Tatsache, dass zwei Menschen getötet wurden, dafür lt. Wikipedia (
hier) schon eine Rolle spielen. Ich verstehe den Wikipedia-Artikel so, dass diese Feststellung heute auch an die Stelle des nicht mehr möglichen Urteils "zweimal lebenslänglich" tritt.