Zwei Polizeibeamte in Rheinland-Pfalz erschossen

Hier ist ein ausführlicher und minutiöser Bericht der Pressekonferenz von heute Nachmittag.

Pressenkonferenz von 14 bis 15.15 Uhr zum Nachlesen

https://www.focus.de/panorama/welt/in-rheinland-pfalz-toedliche-schuesse-auf-polizisten-andreas-s-durfte-keine-waffen-mehr-besitzen-sein-auto-hat-einschussloecher_id_46489996.html

Wie ich heute Nachmittag vor der PK schon geschrieben und vermutet habe, es werden wohl beide geschossen haben.

Und wenn beide schon bekannt waren für diverse Machenschaften, dann werde beide auch einen "Plan B" für den Fall besprochen haben , dass sie erwischt werden.
Das ist ihnen ja offensichtlich schon öfter passiert.
Man stelle sich vor, man ist schon öfter erwischt worden und macht aber munter weiter mit den kriminellen Machenschaften. Da kommt ja die Frage auf, was machen wir, wenn wir wieder erwischt werden...
Das würde erklären, warum beide sehr zügig gehandelt haben. Ohne sich groß absprechen zu müssen.
Dass Gegenwehr kam, war natürlich nicht der Plan.
Warum der Perso liegen geblieben ist, wird der Ausnahme Situation geschuldet gewesen sein. Er hat sich dann ja auch gestellt.

Sleepingtime schrieb:Vom Tatort bis zur Festnahme sind es mehr als 40km, Google Maps sagt 70km.
Ich komme aus der Gegend des Tatorts und lebe aktuell im Saarland, kenne mich in beiden Gegenden gut aus und weiß, dass man mit ca einer Stunde Fahrzeit rechnen kann bis zum Ort der Festnahme.

Biochemiker schrieb:Google Maps sagt auch mindestens eine Stunde, egal wo lang.

Man darf sich die Strecken da nicht als gut ausgebaute Landstraße vorstellen wie man sie aus dichter besiedelten Gebieten kennt, das sind teilweise bessere Feldwege ohne Mittelstreifen, kurvig, schlecht markiert, teilweise ohne Bankette mit abschüssigen Böschungen. Da fährt man keinen 100km/h-Schnitt, da können 50 km auch mal fast eine Stunde dauern.

bgeoweh schrieb:Man darf sich die Strecken da nicht als gut ausgebaute Landstraße vorstellen wie man sie aus dichter besiedelten Gebieten kennt, das sind teilweise bessere Feldwege ohne Mittelstreifen, kurvig, schlecht markiert, teilweise ohne Bankette mit abschüssigen Böschungen. Da fährt man keinen 100km/h-Schnitt, da können 50 km auch mal fast eine Stunde dauern.

Ja ich weiß das, wie gesagt, komme aus dieser Gegend.
Aber ich bin auch nicht von Neunkirchen ausgegengan sondern von dem Ort der Festanhme; und bis zu diesem Ort sind es nunmal 70km.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich dieser Fall seit gestern nicht mehr loslässt. Ich kenne die Gegend um Kusel/Kaiserslautern und normalerweise hat man seitens der Polizeiinspektion Kusel nicht solche derartigen Geschichten zu bewältigen. Zwar kommt es immer mal wieder zu kleineren Delikten, aber der Raum Kusel ist doch eigentlich recht ruhig. Dazu waren die Polizistin und der Polizist in einem Zivilfahrzeug unterwegs, wohl Richtung Ende ihrer Nachtschicht und hatten eigentlich nicht vor, überhaupt jemanden zu kontrollieren bzw. in eine Kontrollsituation zu geraten.

Ich kann mir gut vorstellen, dass sie die Täter mit dem Kastenwagen am Straßenrand haben stehen sehen und eben dann selbst angehalten hatten, um nach dem rechten zu sehen. Es hätte ja tatsächlich auch ein Wildunfall oder eine Panne sein können, denn wer steht schon am Straßenrand auf einer Kreisstraße nachts/frühmorgens um kurz nach 4 Uhr?

Wenn der Grund für die Tat die Wilderei gewesen sein sollte, frage ich mich, was so schlimm gewesen wäre, einfach für die Wilderei gerade zu stehen? Sicher haben die beiden Täter hiermit wohl (illegal) ihren Lebensunterhalt aufgebessert oder bestritten, aber für alles gibt es doch auch eine Lösung? Ich war auch schon in finanziellen Schwierigkeiten, aber selbst mit einer Insolvenz muss man in Deutschland nicht hungern und hat Geld zum leben. Anscheinend ist es für viele auch die ungerechtfertigte Angst, vor den Angehörigen und Freunden "versagt" zu haben, aber selbst hier gilt die Devise: Wer wegen solcher Probleme nicht zu einem hält, ist am Ende auch kein richtiger Freund. Mit dem Mord an der Polizistin und dem Polizisten haben sie nicht nur ihr eigenes Leben komplett versaut, sondern auch so viele Leben zerstört. Sowohl die Täter- als auch die Opferfamilie ist damit doch auch völlig zerstört worden.

Für die Wilderei hätte es eine Geld- oder Bewährungsstrafe gegeben. Damit kann man doch leben? Man glaubt gar nicht, wie viele Leute schon mal Bockmist gebaut hatten und in ihrem Leben trotzdem nochmal weiterkommen. Soll es auch geben.

Aber hier wurde eben nicht nachgedacht, hier wurde kaltblütig gehandelt. Das sieht man doch daran, dass die Täter nach den Morden seelenruhig nach Hause gefahren sind und einer davon sogar noch in Ruhe das getötete Wild zerlegt hatte. In der Pressekonferenz wurde auch erwähnt, dass die der Hauptverdächtige eben nicht über seine Anwältin die Polizei informiert hatte. Diese hätten ihn zu Hause überraschend festgenommen. Mir tut es sehr leid für alle betroffenen Familien und mir stinken die ganzen Beleidigungen und Spekulationen in den sozialen Medien. Die Täter werden die gerechte Strafe erhalten, aber viele vergessen eben, dass hinter den Tätern und Opfern eben noch viele Leute stehen - Familien/Freunde/Bekannte. Die haben alle genug zu knabbern und zu verarbeiten und die trifft alle keine Schuld! Schlimm genug, wenn sie noch solche Beleidigungen oder Vorwürfe lesen müssen, die am Ende nun auch nichts mehr an der Situation ändern werden. Hier kann die "normale" Gesellschaft, die nun empört über die Tat ist, auch über das Ziel hinausschießen und grausam sein.

Wenn in all dem schrecklichen ein Funken positives steckt, dann, dass die beiden endlich geschnappt wurden. Es hätte in der Zukunft auch sonst auf anderem Wege nochmal passieren können. Was, wenn mal ein früher Spaziergänger die beiden beim Wildern erwischt hätte? Es hätte auch noch andere treffen können? Man glaubt selbst gar nicht, was und wer sich nachts als mal in Wäldern herumtreibt.

Ich selbst hatte auch mal jemand erwischt, der nachts Müll illegal entsorgt hatte. Habe mich aber gut versteckt ruhig verhalten und mir das Kennzeichen gemerkt, da ich Angst hatte, dass man mir was antut, wenn ich mich bemerkbar mache...

JasminTea schrieb:Er hat sich dann ja auch gestellt.

Das ist laut PK wohl eine Falschinformation in den Medien. Er hat sich nicht gestellt, sondern wurde in einem Moment festgenommen, in dem er das Haus verlassen hat. Es gab wohl eine Anwältin, die eine Polizeistation kontaktiert hat, aber das soll wohl mit diesem Fall hier nichts zu tun gehabt haben.

Sawyer25 schrieb:Zwar kommt es immer mal wieder zu kleineren Delikten, aber der Raum Kusel ist doch eigentlich recht ruhig. Dazu waren die Polizistin und der Polizist in einem Zivilfahrzeug unterwegs, wohl Richtung Ende ihrer Nachtschicht und hatten eigentlich nicht vor, überhaupt jemanden zu kontrollieren bzw. in eine Kontrollsituation zu geraten.

Ich kann mir gut vorstellen, dass sie die Täter mit dem Kastenwagen am Straßenrand haben stehen sehen und eben dann selbst angehalten hatten, um nach dem rechten zu sehen. Es hätte ja tatsächlich auch ein Wildunfall oder eine Panne sein können, denn wer steht schon am Straßenrand auf einer Kreisstraße nachts/frühmorgens um kurz nach 4 Uhr?

Laut Aussage auf der PK ging es darum, gezielt nach einem oder mehreren Tätern Ausschau zu halten, die im Raum Kusel Zitat:

Regel- bzw. serienmäßig mit verschiedenen Eigentumsdelikten in Erscheinung getreten sind

in der Region im Großraum Kaiserslautern kommt es seit Jahren verstärkt zu Einbrüchen auf Baustellen oder auch in leerstehende Kasernen und dergleichen, wo Baumaterial, Baumaschinen oder einfach auch Schrott usw. geklaut wurden (sogenannte Metalldiebe ziehen selbst das Kupferkabel aus den Böden und Mauern, vereinzelt werden sogar nachts alte Eisenbahnschienen gestohlen oder der Kugelfang auf dem Schießplatz umgegraben und ausgesiebt).

Normale Keller- und Hauseinbrüche gibt's natürlich auch, auch da operieren Banden, teils spezialisiert auf Diebstahl von Elektrogeräten oder Fahrrädern.

Daher wird ein Transportfahrzeug wie ein Kastenwagen, besetzt mit zwei eher jungen Männern, zu nachtschlafender Zeit natürlich das Interesse geweckt haben.

... Hat er die öffentliche Fahndung nach seiner Person den nicht wahrgenommen? Oder einer der Angehörigen von ihm? Wie überrascht kann er denn gewesen sein, dass das SEK ihn besucht....

Sämtliche Waffen wurden gefunden, der Wagen mit Schusslöchern...wieso wurde der Versuch, die Tat zu vertuschen plötzlich abgebrochen?

Dass sie zur Tagesordnung übergegangen sind und dass das Wild zerlegt wurde, wirkt auf mich wie das Geigenspiel auf der untergehenden Titanic.

@JasminTea
Die Fahndung hat er wohl wahrgenommen, denn er hat sich über einen Anwalt selbst gemeldet und stand vor dem Haus , zur Abholung bereit.
Keine Fahndung mitzubekommen, bei dem Aufgebot an Polizei und den rasanten Meldungen der Medien. Das dürften die beiden recht früh bemerkt haben.
Wie man unter derartigem Stress und Druck dann noch im Arbeitskittel tatsächlich den üblichen Job da machen kann? Wenn jede Minute ein SEK anrücken könnte?
Das erschließt sich mir auch nicht. Verdrängung oder Schock?
Auf jeden Fall sehr unwirklich das ganze.

Der 32 jährige Verdächtige schiebt die Tat auf seinen Freund. Genau, wie ich es mir gedacht habe, eine typische Strategie.

Aaldieter schrieb:Welche Logik steckt zu Beispiel hinter jemandem der für 10 Euro auf einem Friedhof alte Leute mit einem Knüppel erschlägt?
Da gibt es keinen logischen Schluss ausser das dem Täter das Opfer scheissegal ist.

Man geht allermeist lieber von einer Ausnahmesituation des Angreifers/Täters aus, der den Tod seines Opfers nicht wollte oder sucht nach anderen "Erklärungen".
Manchmal drängt sich ein bestimmter Verdacht auf.. den man sich besser denkt als niederschreibt.

calligraphie schrieb:Die Fahndung hat er wohl wahrgenommen, denn er hat sich über einen Anwalt selbst gemeldet und stand vor dem Haus , zur Abholung bereit.

Das wurde heute auf der Pressekonferenz widerlegt, eine Quelle dazu finde ich gerade leider nicht.

Laut PK wurde der 38-jährige TV in einem günstigen Moment von Einsatzbeamten überwältigt und verhaftet.
Er hat sich nicht über einen Anwalt/Anwältin den Behörden gestellt.

JasminTea schrieb:Dass sie zur Tagesordnung übergegangen sind und dass das Wild zerlegt wurde, wirkt auf mich wie das Geigenspiel auf der untergehenden Titanic.

Ja, genau so was wird das sein, Übersprungshandlung. Oder Kopf in den Sand stecken. Man tut vor sich selbst so, als sei nichts gewesen. Irgendwie muss man den Tag ja rumbringen, was soll man sonst machen als das, was man normalerweise auch macht. Die einzige Alternative aus seiner Sicht wäre Flucht gewesen. Aber das fällt ja auch auf.

Dass Leute in einer ungewöhnlichen Situation scheinbare Normalität weiterleben (um sich daran festzuhalten oder was auch immer), ist wirklich nicht ungewöhnlich. Ich habe z.B. schon erlebt, dass ein Mann, dessen Frau gerade vor seinen Augen gestorben war, erst mal nach hause in den Garten gegangen ist und den Rasen gemäht hat.

bgeoweh schrieb:irgendsoein Heckenschütze der keine Nachweise hat und dementsprechend z.B. auch keine ausstellen kann dürfte es noch schwerer haben.

Gewerblich ist die Herkunft nachzuweisen und vor allem sind auch Hygienestandards einzuhalten. Gut, die Gesundheitsämter sind hierzulande überlastet und mit anderen Dingen beschäftigt. Da er aber ein Wildhandel hatte, gehe ich auch von halblegalen Umfängen aus und das eigentliche Geschäft lief ohne Rechnung.

Archer schrieb:Zudem dann deutschland- oder gar europaweit Wildhändler zu kontrollieren, um dann wieder auf einen Zufallsfund angewiesen zu sein wäre schon ne schwierige Nummer geworden.

Der Tatort hat von Anfang auf einheimische Täter hingedeutet. Nachts sind alle Katzen grau und an der Stelle auf einer Kreisstrasse im Nirgendwo fährt niemand hin, der nicht einen Grund hat.
Wer sich nicht auskennt, folgt Umleitungsschildern...

Homesi7566 schrieb:Dass nach dem Funkspruch in Not die Hölle los sein wird, war natürlich klar, daher hat man wahrscheinlich auch nicht mehr groß nach dem Perso gesucht.

Ich denke schon, das man das versucht hat. Die Scheinwerfer überstrahlen aber sehr viel und in dem Gegenlicht nach einer kleinen Plastikkarte zu suchen dürfte dauern. Wir wissen nicht, wo genau der Perso gefunden wurde.

Die Wahrheit kennen (leider) nur die Tatverdächtigen.

bgeoweh schrieb:Daher wird ein Transportfahrzeug wie ein Kastenwagen, besetzt mit zwei eher jungen Männern, zu nachtschlafender Zeit natürlich das Interesse geweckt haben.

Jedes Fahrzeug am Strassenrand, nachts im Nirgendwo, ist so unauffällig wie ein Elefant in einem leeren Raum.

Meines Wissens gibt es die Empfehlung, nachts bei unklaren Situationen nicht anzuhalten sondern die Rettungsdienste zu informieren und die genaue Situation und Ort zu schildern.

JasminTea schrieb:Sämtliche Waffen wurden gefunden

Wissen wir das? Eine Aussage zu den möglichen Art der Waffen ist aufgrund der Projektile am Tatort möglich. Die genaue Tatwaffe ist noch offen und natürlich eminent wichtig für die Überführung der Täter.

Mal eine Frage an alle, die sich mit der Jagd auskennen. Wenn man dem Funkspruch glauben schenkt "der ganze Kofferraum ist voll Wild":
1) Wie lange ist man denn als Jäger unterwegs um sagen wir mal 4-5 Tiere zu erlegen. Schon die ganze Nacht oder ist das auch schneller möglich? Ein Schuss verschreckt ja vermutlich die Tiere im näheren Umkreis, oder nicht?
2) Wie transportiert man die Tiere zum Auto? Zieht man die über den Boden und hinterlässt eine Blutspur oder kann man das schultern und ist dann blutverschmiert? Letzteres würde ja auch bei einer Kontrolle sehr verdächtig erscheinen.
3) So wie es aussieht hat die Polizei ja überhaupt keinen Überblick wer Revierjäger ist oder nicht. Hätten die im Moment der Kontrolle überhaupt rausgefunden, dass die beiden wildern?

SvenLE schrieb:Jedes Fahrzeug am Strassenrand, nachts im Nirgendwo, ist so unauffällig wie ein Elefant in einem leeren Raum.

Im neuesten Artikel der Zeitung mit den vier Buchstaben ist ein Bild vom Tatort. Das scheint ein Parkplatz / Haltebucht gewesen zu sein und nicht der Straßenrand.
https://bilder.bild.de/fotos-skaliert/toedliche-schuesse-bei-der-verkehrskontrolle-mord-an-zwei-polizisten---der-tatort---infografik-4038637577-79012018/2,w=1489,q=low,c=0.bild.gif

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parisha schrieb:Mal eine Frage an alle, die sich mit der Jagd auskennen. Wenn man dem Funkspruch glauben schenkt "der ganze Kofferraum ist voll Wild":

Ich versuche mal das zu beantworten.

1) es kommt darauf an welches Wild. Hasen/Kaninchen in einer Nacht 4-5 sehr gut möglich sogar allein. Wenn fallen gestellt wurden sind auch nochmehr möglich. Schwarzwild, Rehwild oder Hirsch mit Einzellader Waffen eher weniger es sei denn Fallen und Nachtsichttechnik kommt zum Einsatz.

2) in einer Wildwanne, ziehen oder tragen. Geht ohne sich schmutzig zu machen.

3) wenn die beiden keinen gültigen Jagdschein vorzeigen können, liegt Wilderei nahe. Die Polizei kennt nicht immer den Revierpächter und Jagdausübungsberechtigte noch seltener.

Vielen Dank für die Antwort. Noch eine Zusatzfrage: Bräuchte denn jeder, der an einer Jagd teilnimmt solch einen Jagdschein oder kann man einen Revierpächter auch begleiten ohne eine solche Erlaubnis?