fischersfritzi schrieb:Stand jetzt, gilt er aber offiziell noch nicht als Verdächtiger, mithin greift diese Regel nicht.
Oder sehe ich das falsch?
Äh ja, da es gar keine Regel gibt. Eltern haben einfach kein Aussageverweigerungsrecht wenn es um die Kinder geht. Egal ob die Kinder nun halboffiziell (dazu unten) tatverdächdigt oder ganz offiziell angeklagt sind. Sind die Eltern Zeugen, müssen sie aussagen.
Und helfen die Eltern tatkräftig ihrem Kind, sich der Strafverfolgung zu entziehen, machen sie sich strafbar.
Interested schrieb:Ist das wirklich so? Ich dachte bisher immer, dass person of interest bedeutet, dass diese Person irgenwie in eine Straftat involviert sein könnte und über die es noch mehr herauszufinden gilt, als dass suspect bedeutet, dass berechtigte Gründe bestehen, die ihn per Indiz oder Beweis dieser Straftat zuordnen und sie mit der Einteilung nun auch rechtlich mehr Möglichkeiten haben, an diese Person zu kommen.
Das ist mein Verständnis von diesen Begriffen. Und sie stellen für mich auch einen Unterschied dar.
Diesen Unterschied gibt es aber im amerikanischen Recht so nicht. Und daher ist auch die Verwendung dieser Begriffe nicht so klar und scharf abgegrenzt, wie das bei deutschen Juristen und den Begriffen Verdächtiger, Beschuldigter usw. der Fall wäre.
Früher wurde jeder Verdächtige einfach "suspect" genannt, das ist die wörtliche Übersetzung. Irgendwann kam jemand mal auf die Idee, den Begriff "person of interest" zu erfinden, anscheinend mit der Absicht, sozusagen einen Grad an Verdächtigkeit zu definieren, der irgendwie unter dem des "suspect" liegt. Aber dies steht auf keiner Rechtsgrundlage. Die Medien sprechen hier überwiegend nur noch von "person of interest" und nur selten noch von "suspect," ebenso halten es viele Pressesprecher der Polizei.
Wenn man dem folgen will, kann man "person of interest" mit dem deutschen "Tatverdächtiger" und "suspect" mit dem deutschen "Beschuldigten" vergleichen, es ist aber jeweils kein deckungsgleicher Begriff. Das liegt einfach am unterschiedlichen Strafprozessrecht. Der wichtigste Punkt bei der Verwendung solcher Begriffe liegt bei den Rechten einer so bezeichneten Person, vor allem, wann ihm erklärt werden muss, wann er schweigen darf. Dieser Punkt ist in Deutschland zu einem etwas anderen Zeitpunkt erreicht als in den USA und daher passt die gleichartige Verwendung der Begriffe hier nicht.
Zusammenfassend kann man sagen: Es besteht bisher kein Haftbefehl gegen Brian. Dennoch lassen FBI und Polizei nichts unversucht, ihn zu finden: er ist also klar das Objekt der polizeilichen Neugier. Und das war er offensichtlich von Anfang an, da gab es keinen bemerkbaren Unterschied, daher ist auch wurscht, ob er nun erst "person of interest" oder dann "suspect" genannt wurde. Interessant wird das alles erst wieder, wenn er lebend gefunden wird. Dann hat er freilich das Recht, die Aussage zu verweigern, wenn er sich belasten könnte. Und dann muss die Polizei entscheiden, ob sie ihn für so verdächtig hält, iihn verhaften zu wollen und ob sie genug Beweise hat, einen Richter dazu zu bringen, einen Haftbefehl auszustellen. Wie so einige Kollegen, die über diesen Fall sprechen, tendiere ich dazu, zu erwarten, dass genau das passiert, sobald er lebend gefunden wird.
BBBasic88 schrieb:Geht aus dem Obduktionsbericht eigentlich hervor, ob es sich um "Mord" und/oder "Selbstmord" handeln kann?
Ja, "homicide" kann man am besten durch "Tod durch Fremdeinwirkung" übersetzen, bei Selbstmord würde es "suicide" heissen.
LARA43 schrieb:Deine Meinung, warum er eine Unterkunft gestellt bekommen hat, würde mich interessieren. Dachte der Polizist, wenn er es gemütlicher hat als im Van, das er dann besser drauf ist? Oder das es der Beziehung gut tun würde, wenn der Mann ( damals das Opfer) es komfortabel hat?
Ich hatte das ganz am Anfang beschrieben: beide behaupteten, nicht genug Geld für ein Hotel zu haben. Der Polizeibeamte versuchte daher zu erreichen, dass einer als Opfer häuslicher Gewalt auf Staatskosten übernachten kann. Nach dem zu diesem Zeitpunkt den Polizeibeamten plausiblem Szenario war Brian das Opfer. Als Aggressor erlaubten die Regeln nicht, dass Gabby in der staatlichen Unterkunft oder auf Staatskosten übernachtete, und bei Brian war das Problem, dass die staatliche Unterkunft ("shelter") in Moab so klein ist, dass sie nur Frauen zur Verfügung steht, und man nicht erlaubt, dass Männer, selbst wenn sie Opfer sind, in dieser engen räumlichen Nähe untergebracht werden. In dem Fall, dass ein Mann Opfer ist, zahlt der Staat dann eben ein Motelzimmer.
Wenn Gabby im Hotel hätte übernachten wollen, hätte sie es selbst bezahlen müssen. Ich denke das wird jetzt klar.