MissMary schrieb:Es gibt ja beispielsweise diese Szene, wo sie im Zelt sitzt, es erst wahnsinnig regnet und dann die Sonne scheint: Das macht doch gar keinen Sinn, wenn sie einen Van dabei haben. Das ist doch eine gescriptete Szene - prinzipiell hätte man sich auch mit einem Buch in den Van legen können und den Regen vorbeiziehen lassen und hätte sich dann nicht mehr um das nasse Zelt kümmern müssen.
Das wäre richtig wenn der Van dafür groß genug gewesen wäre - aber der war ja so klein dass nicht mal die kleine Gabby darin ausgestreckt liegen konnte, Brian schon garnicht. Und beide zusammen? No Way.
Die beiden MUSSTEN im Zelt schlafen weil im Van nicht genug Platz war - auch schon ohne die Ausrüstung und ihr Gepäck.
Von daher war das schon authentisch - nur nicht unbedingt Blog-tauglich. Und zugeben dass schon der heißgeliebte Van völlig falsch gewählt war.
MissMary schrieb:Das ist doch nun eine typische, polarisierende Netflixdoku.
Also ich finde die ganze Story schon ohne Netflix polarisierend - das haben wir ja hier in dem Thread auch erlebt.
MissMary schrieb:Ich nehme an, als er kapiert hat, was wirklich passiert ist, hat er seinem Leben dann das Ende gesetzt.
Du meinst also er hätte das wochenlang garnicht realisiert dass er Gabby getötet hat?
Grillage schrieb:Er sieht in BL einen manipulativen Menschen, der extrem bemüht ist, die Situation zu kontrollieren. Kontrolle sei ein für BL sehr wichtiges, wenn nicht das wichtigste Thema in seinem Leben und damit natürlich auch in seiner Beziehung zu GP. Er meinte, dass z.B. diese Aussage, dass er ihrer Pläne (Webseite, Influencer-Tätigkeit) klein redet (sie sagt erzählt das ja dem einen Polizisten), sei eine Strategie, um ihre Autonomie zu sabbotieren. Die Idee, sie könne damit wirtschaftlich erfolgreich werden, wäre für ihn extrem bedrohlich, weil es eben auch bedeutet hätte, dass sie ihn nicht braucht. Deshalb habe er ihre Geschäftsidee dauernd klein geredet ("Das klappt doch eh nicht!") und ihr gespiegelt, dass sie das technisch nicht auf die Reihe kriegen wird.
Das ist der Eindruck der sich bei mir auch verfestigt hat...
Grillage schrieb:Es wurde hier ja öfter geschrieben, dass GP es als negativ empfunden hat, wenn er in Streitsituationen oder sogar allgemein mal Zeit für sich haben wollte. Das kann für beide extrem belastend sein: der eine fühlt sich bedrängt und eingesperrt, die andere deutet sein Bedürfnis nach Abstand (was einfach ganz normal ist), als Form der Distanzierung von ihr und der Beziehung.
Was das angeht scheinen die beiden völlig inkompatibel gewesen zu sein - daran hätte man arbeiten können.
Allerdings: Wie das bei Brian zusammenpassen sollte dass er einerseits die totale Kontrolle wollte und andererseits immer wieder Zeit für sich alleine - da wird er wohl auch mit sich selbst nicht ins Reine gekommen sein.
Grillage schrieb:Sehe ich auch so. Ich dachte, sie könne auf den Zug aufspringen, einfach weil er zu der Zeit gut lief; hat aber übersehen, dass da schon genug andere, längst etablierte Van-Lifer auf dem Zug saßen. Sicher hätte man eine Nische finden können, aber die hätte man aktiv suchen und ausprobieren müssen. Sie hat einfach kopiert, was sie bei anderen gesehen hat und dachte wohl, die Leute würden sich das gleiche dann noch mal zum 10. oder 20. Mal anschauen, weil die Videos der Leute, die das die ersten 5 x gemacht haben, auch riesige Abrufzahlen hatten.
Absolut!
Wir hatten ja hier schon diskutiert dass sie viel bessere Chancen gehabt hätte, wenn sie schon im Vorfeld mit ihren Plänen online gegangen wäre und mit ihrer (potentiellen) Followerschaft interagiert hätte.
Sie hätte die Technik ausprobieren können, einen Stil finden können, erfahren können was die Leute interessiert usw.
Schöne Bilder von einer tollen Landschaft - ja OK, aber die gibt es wirklich zuhauf. Und wer die sehen will braucht dafür keine gestellten Liebespaar-Szenen.
Sie hatte bisher nur Erfahrung mit Standbildern, nicht mit Videos - dass Letzteres sehr viel mehr Arbeit bedeutet und dass man Videos auch noch schneiden muß (und die Software dazu beherrschen sollte) hatte sie anscheinend garnicht auf dem Schirm.
Und dann sollte natürlich auch noch alles supertoll sein, keinen dreckigen Van-Boden, keinen genervten Blick von Brian usw. - da hat sie nicht verstanden dass man das einfach lockerer sehen muß wenn man so unterwegs ist.
Grillage schrieb:Diese Szene und die bei Regen im Zelt sollen so gewollt rüberbringen: schaut her, wie locker und relaxed wir die "Mühseligkeiten" des Vanlife hinnehmen, uns bringt nichts aus der Ruhe, weil wir einen minimalistischen Lebensstil führen und den ganzen Tag relaxed und happy sind!"
Wie wir mittlerweile wissen, was der Alltag der beiden wohl eher genau das Gegenteil. Da kann man über ein paar dreckige Füße im frisch geputzen Van schon mal so in Streit geraten, dass ein Passant den Notruf wählt...
Genau. Ich denke zumindest Gabby hat das total unterschätzt - den viel zu kleinen Van, dass es manchmal einfach nur nervt wenn man ständig aufeinanderhockt, dass Brian vielleicht nicht immer so will wie sie es gerne hätte, dass Videos geschnitten werden müssen und dass das viel Arbeit ist, dass es da nicht nur schöne Bilder wie auf Instagram geben kann usw..
Grillage schrieb:Ich glaube Zuschauer merken so etwas auf Dauer, weil es einfach offensichtlich unauthentisch ist.
Sie hatte ja eigentlich garkeine Zuschauer - die paar Hansele die das eine Filmchen geguckt haben sind NICHTS in der Welt der Influencer, Blogger usw., da fließt auch noch lange keine Kohle, schon garnicht so viel dass man davon leben könnte.
Und ich glaube auch dass ihr der Unterschied zwischen Instagram und Vlogging nicht klar war - für Instagram machste 100 Fotos und suchst Dir davon ein oder zwei raus und stellst sie online. Da weiß auch jeder dass das gestellt ist, das geposed wird usw. - und niemand findet das "unauthentisch" eben weil man von vornherein weiß dass da alles gestellt ist...
Vanlife taugt dafür NULL - denn es besteht (zumindest in meinen Augen und aus meiner Erfahrung mit Roadtrips im VW-Bussle) zu einem ziemlich großen Teil daraus diverse "Probleme" zu bewältigen bzw. zu lernen sie nicht als "Probleme" zu sehen.
Hätte sie im Vorfeld ihren Traum der "Vanlife"-Community vorgestellt und sich ausgetauscht wäre sicher vieles leichter gewesen - und sie hätte lernen und üben können wie man damit umgeht, z.B. dass man auch von Rückschlägen erzählen darf und sollte, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist, dass die "Vanlife"-Community durchaus auch gerne sieht und hört was alles schiefläuft und wie man mit den alltäglichen Problemen umgeht etc..
Sie hätte sich rechtzeitig vom Instagram-Hochglanz verabschieden können und müssen und ihren Perfektionismus ablegen sollen.
calligraphie schrieb:Den acht Seiten Notizen, ( bereitgestellt vom Anwalt der Laundries) kannst Du entnehmen, dass er sofort nach dem Mord beschlossen hat, er möchte ohne sie keinen Tag weiterleben.
Den weiteren Notizen kann man entnehmen, dass er nur nach Hause gefahren ist, um noch etwas Zeit mit seiner Familie verbringen zu können.
Er hatte sogar vor andere Personen ( James oder T,J. siehe Notizen) zu bitten, ihn zu töten. Siehe Auszüge aus den Notizen.
Er betonte an einer Stelle, er macht das alles nicht, um einer Bestrafung zu entgehen, sondern weil er nicht ohne sie weiter leben will.
Ich weiß nicht ob ich ihm das abnehme. Abgesehen davon dass wir nicht wissen wann er das geschrieben hat...
Selbstmord-Ankündigungen in privaten Notizbüchern/Tagebüchern gibt es millionenfach, ich kenne die Statistik nicht aber es dürfte wohl wirklich nur ein winziger Bruchteil sein der das dann auch wahrmacht.
Ich hätte dazu ja auch noch 'ne andere Theorie die aber auf reiner Spekulation beruht und hier sicher nicht erwünscht ist.
calligraphie schrieb:Mit den soggn Notizen wollte er einen Mord rechtfertigen und sich selbst Absolution erteilen.
Da wär's halt wieder interessant zu wissen wann er das geschrieben hat - vor oder nach der Auffindung von Gabbys Leiche? Vor oder nach der Obduktion die seine Notizen Lügen strafte? Seine Erklärungen passten ja erstaunlich gut zu den Verletzungen und der Todesursache...
Grillage schrieb:Weiß man denn, ob er die Eltern darum gebeten hat bzw. sie damit beauftragt hat? Oder war das vielleicht die Idee der Eltern, die beim Telefonat mitbekommen hatten, dass "mit GP etwas schlimmes passiert ist" und daraus geschlossen haben, dass ihr Sohn ganz dingend einen Anwalt braucht.
Also ich würde aus der Überweisung von 25.000$ Vorschuß an den Anwalt schließen dass es nicht nur um eine Trennung und die Aufteilung der gemeinsamen Habseligkeiten inkl. Van ging. Ob die Eltern entschieden haben dass er einen Anwalt braucht oder ihm das selbst klar war und er darum gebeten hat - spielt das am Ende noch eine Rolle? Klar ist, dass die Eltern es so gesehen haben.
Ob Brian ihnen sagte dass er sich umbringen will und die Eltern meinten "komm so schnell wie möglich her, wir engagieren einen Anwalt" - ändert das wirklich so viel?
calligraphie schrieb:Indirekt hat die Mutter zugegeben unter Eid, dass sie sehr wohl geahnt hat, was passiert ist.
Macht so eine Ahnung einen gleich zum Mittäter? Wir haben es ja alle geahnt...
Dass die Mutter ihre Ahnung für sich behalten hat, das vielleicht nicht wahrhaben wollte - ist das nicht irgendwo auch normal für Eltern?
Kaietan schrieb:Weniger entlastend als was? Wie wäre der Ausgang gewesen, wenn die Eltern - mal rein hypothetisch - gesagt hätten: "Er hat uns gleich im ersten Telefonat mitgeteilt, dass er Gabby getötet hat. Wir haben daraufhin mit unserem Anwalt telefoniert und ihm dann Geld überwiesen, damit er uns in dem Fall vertritt. Danach haben wir mehrfach mit Anwalt und Sohn telefoniert, um die nächsten Schritte abzuzstimmen." Meinst du ihre Aussage vor Gericht war weniger entlastend, als wenn sie eine derartige Aussage getätigt hätten, inklusive aller möglichen Konsequenzen für sich selbst? Kann ich mir nicht wirklich vorstellen!
Dass jemand eine Ahnung hat reicht in meinen Augen nicht für rechtliche Konsequenzen.
Grillage schrieb:Ich glaube nicht, dass es den Eltern ausschließlich darum ging, ob ihrem Sohn juristische Konsequenzen drohen. Es ging ihnen mit Sicherheit auch darum, das Ansehen und Andenken ihres Kindes irgendwie zu schützen. Ich stelle es mir schon extrem schlimm vor für Eltern, wenn der Sohn ein Mörder ist, sich dann selber das Leben nimmt und als "der Mörder von GP" weltweite Aufmerksamkeit hat. Ich glaube kaum, dass man in so einer Situation, wenn man sich denn entschlossen hat, bei einer Aussage zu lügen, sich bemüht, noch weitere Schuld auf den Sohn abzuladen. "Den kann ja schließlich keiner mehr belangen!"
Und deshalb glaube ich eben, dass das keine Lüge war. Wären sei bereit gewesen zu lügen, hätten sie andere Versionen erfinden können, in denen BL besser weggekommen wäre.
Da geh ich mit. Allerdings wissen wir nicht was Brian seinen Eltern erzählt hat - wirklich die Geschichte vom Sturz im Flußbett und die darauf folgende "Erlösung"? Und haben die Eltern das geglaubt? Aber die Rolle der Eltern bei dieser Geschichte wollen und sollen wir ja hier nicht diskutieren...