Wenn man den ersten Abschnitt seines "Geständnisses" liest, ist es schon extrem auffällig, wie ich-bezogen das alles ist. Wenn man die Hintergründe nicht wüsste, könnte man beim Lesen dieser ersten Zeilen vermuten, sie hätte ihn verlassen, nicht dass er sie ermordet hat.
Gabby, ich wünschte, ich wäre direkt an deiner Seite. Ich wünschte, ich könnte jetzt mit dir reden. Ich würde jede Erinnerung durchgehen, die wir gemacht haben, und mich noch mehr auf die Zukunft freuen. Aber [wir] haben unsere Zukunft verloren. Ich kann nicht ohne dich [leben]. Ich habe jeden Tag verloren, den wir zusammen verbringen [hätten] können, jeden Urlaub. Ich werde nie wieder mit [unleserlich] spielen können, niemals wieder mit TJ wandern gehen. Ich habe dich über alles geliebt. Ich kann es nicht ertragen, unsere Fotos anzusehen, mich an großartige Zeiten zu erinnern, weil ich deshalb nicht weitermachen kann. Wenn ich meine Augen schließe, werde ich daran denken, auf dem Dach des Lieferwagens zu lachen und beim Anblick von [unleserlich] am Kristallgeysir einzuschlafen. Ich werde dich immer lieben.
Klingt für mich wie jemand, der sich selbst sehr bemitleidet.
Aber von dem Moment an, als ich mich entschied, ihren Schmerz wegnahm, wusste ich, dass ich ohne sie nicht weitermachen konnte. Ich eilte nach Hause, um die verbleibende Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich wollte nach Norden fahren und mich von James oder TJ töten lassen, aber ich wollte nicht, dass sie wegen meines Fehlers Zeit im Gefängnis verbringen, obwohl ich sicher bin, dass sie es gerne getan hätten. Ich beende mein Leben nicht aus Angst vor Bestrafung, sondern weil ich es nicht ertragen kann, noch einen Tag ohne sie zu leben.
Diese Passage seines Texts ist schon sehr krass. Das Narrativ der Gnadentötung, dann eilt der Held heim, um seine letzten Tage mit der Familie zu verbingen, verwirft die Idee, reinen Tisch mit den Eltern des Mordopfers zu machen, weil er sie vor dem Knast bewahren möchte und stellt abschliessend noch klar, dass er sich umbrachte, weil er keinen Tag mehr ohne sie leben kann (etwas, das er laut dem ersten Satz dieser Passage schon etwa 2 Wochen zuvor am Tag des Mordes wusste) und nicht weil er sich einer Strafe entziehen will. Man mag sich nicht ausmalen, wie Gabbys Eltern diese Zeilen aufgenommen haben...
Man könnte sicher seitenlang drüber schreiben, was für eine egozentrische und z.T. realitätsferne Sichtweise das alles offenbart, aber da spielen wohl auch die Umstände mit rein. Was ich aber nicht verstehe ist die Einordnung seines Narrativs in die bekannten Abläufe Ende August:
29.8. 18 Uhr Nutzung einer Mitfahrgelegenheit zur Campsite nach Wanderung (er behauptete mehrtägig)
30.8. Später Abend spätestmögliche Abfahrt nach Florida (Fahrzeit 36 Stunde ohne jegliche Pause!)
1.9. vormittags Ankunft in Florida
Wo will er da noch die Wanderung mit Gabby untergebracht haben, in der sie Nachts im Dunklen auf dem Rückweg waren, er sie dannüber die Nacht bis zum Morgen am Lagerfeuer wärmte und dann gnadenhalber erwürgte? Am 29. kam er mit der Dunkelheit an, laut seiner Aussage nach mehrtägiger Wanderung. Wenn sie dann am Morgen des 30.8. gemeinsam aufgebrochen wären, hätte er keine Nacht mehr neben ihr verbringen können, denn schon am späten Abend muss er spätestens losgefahren sein, um überhaupt am Vormittag des 1.9. in Florida anzukommen.
In dieses Zeitschema würde die Wanderung mit Gabby, die er beschreibt, nur vor seiner Solowanderung passen, von der er per Mitfahrgelegenheit zurückfuhr. Da hat er der Fahrerin aber noch von seiner Freundin erzählt, zu der er zurückfährt. Gut, man könnte behaupten, das habe er auch gemacht, wenn sie schon tot war, und er habe die Tage in der Natur gebraucht, um den Kopf frei zu bekommen. Aber das wiederum passt nicht zu seiner Schilderung, dass er nach der Tat nach Hause eilte, um seine restlichen Tage mit der Familie zu verbringen. Denn in dem Fall wäre er ja vorher noch mehrere Tage in Wyoming gewandert bevor er zurück fuhr.
Brian Laundries "Geständnis" weist also entweder erhbeliche Lücken im Ablauf auf, oder es ist größtenteils erlogen, weil es nicht zu dem bekannten Zeitablauf passt.