Stradivari schrieb:Das mit dem fehlenden Geburtsdatum trifft auf frühere Generationen in Teilen Afrikas u von mir aus auch ländliche Gebiete z. B. Afghanistans
Nicht nur frühere, sondern auch heutige Generationen. Die Wege in solchen Ländern sind weit und teilweise schwer passierbar. Ein neugeborenes Kind anzumelden, wird nicht die erste Priorität der Eltern sein. Und Kirchenbücher oder ähnliches, wo der Dorf-Geistliche oder -Priester die Geburt (bzw. Taufe, aber das war ja sehr kurz nach der Geburt) schriftlich dokumentiert, wird es in den seltensten Fällen geben.
In Afrika und vermutlich auch Afghanstan wissen vermutlich viele Leute nicht einmal, dass die Geburt eines Kindes angemeldet werden sollte. Es wird viele Dörfer geben, in denen niemand registriert ist.
amsel_1402 schrieb:der Tag, an dem sich seine Familie auf den Weg zur entsprechenden Behörde gemacht hatte um seine Geburt zu melden
Das gab es bei uns früher auch. Ich kenne eine Familie, die ihre Kinder erst angemeldet, genauer: ins Stammbuch eintragen lassen hat, als der Vater starb und die Witwe eine Sterbeurkunde brauchte. Einfach wegen dem damals hohen Aufwand. Das war während des Ersten Weltkriegs. Da ging man nicht „ohne vernünftigen Grund“ den weiten Weg vom Dorf in die nächste Stadt.
Also, ich halte es für glaubwürdig, dass viele Flüchtlinge nicht wissen, wie alt sie sind, und auch keine Papiere haben. Das ist nicht wie in Deutschland mit seiner ausgedehnten Bürokratie.
amsel_1402 schrieb:wenn ich tatsächlich nicht weiß, wie alt ich bin, aber Vorteile davon habe, jünger zu sein: Na, dann mach ich mich halt jünger.
Eben. Das dürfte menschlich sein.
Wiedergast schrieb:wenn es darauf an kommt - können alle Papiere besorgt werden! ( Erfahrung über 30 Jahre Ausländerbehörde)
Stradivari schrieb:Auch er war dann, als er die Papiere aus Kabul holte
Wie hat man sich dieses Holen der Papiere denn vorzustellen? Liegen die in Kabul, also der Hauptstadt des Herkunftlandes, seit der Geburt bei irgendeinem Amt für den Fall, dass der Betreffende sie mal braucht? Vermutlich nicht.
Ich gehe davon aus, dass der Betreffende zum Amt geht und sagt, dass er für den und den Anlass Papiere braucht. Wenn er (ähnlich wie hier) registriert ist, was in großen Städten und bei reichen Leuten sicher vorkommt, läuft das dann wohl so wie hier. Wenn nicht, wird der Beamte nach Geburtsort und Alter fragen, und wenn der Betreffende dazu keine Angaben machen kann, das Alter schätzen. Im günstigsten Fall hat der Betreffende gehört, dass, als er geboren wurde, etwas Besonderes passiert war, was die Schätzung erleichtert. Wenn nicht, kommt es auf die Lebenserfahrung des Beamten an. Ob einer 18 oder 20 ist, wird er kaum genau erkennen können.
Nennt der Betreffende aber bewusst ein falsches Alter, weil ihm das als am nützlichsten vorkommt, wird der Beamte dieses in den Papieren eintragen. Nachprüfen kann er es sowieso nicht.
nilsm schrieb:Wenn man sich als Gesellschaft damit abfindet, dass von Jugendämtern das Alter grob geschätzt wird, wenn keine Dokumente vorliegen und den Angaben von Asylbewerbern in manchen Fällen einfach geglaubt wird, braucht man sich nicht darüber wundern, dass das System an allen Ecken ausgenutzt wird.
So ist es. Aber die Jugendämter werden selten authentische Papiere anfordern können. Weil es die vermutlich oft gar nicht gibt. Und ist der Betreffende tatsächlich ein politischer Flüchtling, werden die Behörden des Herkunftlandes auch nicht mit dem Jugendamt in Europa zusammenarbeiten. Aber vielleicht könnte zur Schätzung des Alters ein Arzt hinzugezogen werden. Es soll Untersuchungen geben, mit denen man das Alter einer jungen Person ziemlich genau feststellen kann. Zumindest bei Straftaten wäre das wünschenswert.
Stradivari schrieb:er hat so garnichts gemein mit Unterdrückung o Geringschätzung von Frauen , obwohl er mit den ganzen Klischees aufgewachsen ist .
Es kommt eben immer auch auf die individuelle Persönlichkeit an, wie der einzelne seine Mitmenschen behandelt.