PotomacRiver schrieb:Wenn man aber 2 Jahre später mit dem Fall ins Fernsehen geht, anklingen lässt, dass PS wahrscheinlich nicht mehr lebt (Ursache unbekannt), dann hat man doch hoffentlich den Ehemann als Täter vorher ausschließen können, sonst hätte meines Erachtens der FF auch anders geklungen bzw. klingen müssen.
Wie soll man das tun? Und wie soll man einen Täter ausschließen, wenn man keine Leiche hat und Todesursache und Todeszeitpunkt nicht mal im Ansatz mit einer Autopsie klären kann?
Ich sehe das genau anders herum: Die Kripo tritt die "Flucht nach vorn" an, weil sie am Ende ihrer Erkenntnisse ist und sich gerade nicht allein auf die Aussagen des Ehemanns mehr verlassen will. Sie kann und darf die Angaben des Ehemanns gleichzeitig aber nicht in Zweifel ziehen, denn niemand darf ohne handfeste Indizien an den Pranger gestellt werden. Zwischen den Zeilen gelesen tut sie es m.E. an der einen oder anderen Stellen doch wenn auch subtil: Die explizite Betonung, dass ein vergessenes Handy sehr ungewöhnlich ist, ist ein Fingerzeig, zumal die Beamtin nicht klar gesagt hat, dass dieses Statement von den Aussagen des Ehemanns allein herrührt. Ein Filmfall kann auch ein "Spiel über die Bande" sein, um die Aussagen des Ehemanns einem Härtetest zu unterziehen. Wenn jemand der Meinung ist, der Filmfall verzerre die Realität, wird die Person vielleicht aus der Reserve gelockt und das kann der Kripo einen Anlass geben, den Mann doch etwas härter in die Mangel zu nehmen.
Zum hier mehrfach angeführten Fall Ameis: Der Fall zeigt, dass eben trotz guter Suchmaßnahmen eine Leiche nicht zwangsläufig immer sofort gefunden wird. Siehe auch Tanja Gräff. Aber daraus herzuleiten, dass auch hier ein Mord vorliegen muss, geht mir als Schlussfolgerung definitiv zu weit. Ich sehe in dem Fall von den Voraussetzungen zwei wesentliche Unterschiede:
1) Der Fall spielt sich in einer dörflich-waldreichen Umgebung in und um einen Flughafen mitten in der Pampa ab. Unser Fall spielt mitten in einer Großstadt, auch wenn der Focus auf einer Art "grünen Lunge" liegen mag.
2) Die Fälle, in denen die letzte Sichtung nachweisliche Sichtung vom Partner kommt, sind strukturell immer eine andere Kategorie (egal welche Rolle der Partner hier am Ende spielt.
MissWexford schrieb:re möglich, mir fällt momentan kein Verunfallter oder Selbstmörder ein, die erst nach so langer Zeit gefunden wurden. Kann mich natürlich auch täuschen...
Naja, auch wenn es an der Todesursache noch gewisse Restzweifel geben mag aber Tanja Gräff ist doch ein ziemlich prominenter Fall hier. Es passiert immer wieder, dass Unfallopfer trotz Suchmaßnahmen erst Jahre später gefunden worden sind. Und selbst wenn sie ermordet worden sein sollte, so wäre die Auffindesituation kaum anders als bei einem Unfall oder Selbstmord durch Sprung gewesen. Kann also vorkommen.
In meiner osthessischen Heimat verschwand vor einigen Jahrzehnten eine Frau spurlos. Ca. 3 Jahre später wurde ihre sterblichen Überreste in einem Waldstück ca. 7 km von ihrem Heimatdorf gefunden. Sie hatte sich an einem Baum erhängt. Auch Selbstmörder werden nicht sofort gefunden.
Aber - und da kommen wir auch wieder zu den Unterschieden zum Fall Ameis - es gibt Unterschiede zwischen ländlichen Gebieten und einer Großstadt wie Essen....dort ist das m.E. nicht so einfach möglich.
quaerere1 schrieb:Aber wenn se ein Zufallsopfer war und das müsste sie ja sein , in meinen Augen weil ich nicht glaube , dass sie sich verabredet hat , werden die Opfer meist (Statistisch) nicht gut versteckt, das tut men meistens wenn man aus dem Umfeld des Opfers kommt oder DNA-spuren schon im System sind und wenn ne Tat geplant war, Das war es meiner Meinung nach aber nicht.
Glauben heißt nicht wissen. Wir wissen insgesamt sehr wenig über die Verschwundene. Wie schon mehrfach gesagt müssen wir aufhören, immer von sich bzw. Personen aus dem eigenen engeren Umfeld im Alter der Vermissten auf andere zu schließen. Nur weil man selbst sich nicht heimlich verabredet und auch glaubt, solche Personen nicht zu kennen, heißt das nicht, dass andere das nicht tun. Die Realität zeigt, dass es alle Arten von diskreten Treffen gibt, in allen möglichen Altersklassen. Es gibt reifere Damen, die junge Lover daten und dabei einschlägige Portale nutzen. Und sie werden das ihren Männern ganz sicher nicht auf die Nase binden und nach besten Kräften verheimlichen, insbesondere wenn sie digital fit sind. Und genau diese Diskretion mag von einigen, die es nicht so gut meinen, ausgenutzt werden. Man muss einfach alles in Betracht ziehen. Was für mich unwahrscheinlich erscheint ist, dass sie auf dem Weg Wohnung-Friedhof-Kanal Zufallsopfer eines Verbrechens geworden ist. Die Beseitigung einer Leiche am helllichten Tag in einer Stadt ist doch schwierig. Wenn sie in ein Auto gestiegen ist, dann war sie entweder verabredet oder sie hat die Person gekannt und Vertrauen gehabt (sozusagen eine "zufällige Beziehungstat"). Alles andere als eine Beziehungstat erscheint mir angesichts der Gesamtumstände als schwer darstellbar. Hieße, sie hätte die Wohnung nie verlassen oder sie ist zu jemanden ins Auto freiwillig gestiegen. Natürlich kann sie auch noch im Kanal liegen.