@FriedrichA.III @PotomacRiver Ich möchte gerne ein paar Gedanken zur Hundearbeit in diesem Fall aufschreiben. Grundsätzlich ist Spürhundearbeit - gleich ob Mantrailing, Leichenspürhundearbeit oder andere - nichts anderes als solides Handwerk. Spuren über Autobahnasphalt, welche über hunderte Kilometer zuverlässig erschnüffelt werden, womöglich noch mit einem verpackten Opfer im fahrenden Wagen, gehören nun wirklich der Phantasie an. Spürhunde haben ganz klare Grenzen, ebenso ist Spürhundearbeit immer nur ein Bruchstück in einem Ermittlungs-Mosaik.
Schaut man sich dieses Mosaik auf die Hunde bezogen in diesem Fall an, dann darf man davon ausgehen, dass die in den Medien erwähnte Hundespur sehr sicher dem Tag des Verschwindens des Opfers zugeordnet werden konnte, und nicht etwa von vorherigen Tagen stammt. Warum? Weil das das ERSTE ist, was in Bezug auf die Hundespur ermittlungstechnisch abgeklopft wird. Ist man sich von Ermittlerseite nicht recht sicher, wird das auch in den Medien so kommuniziert oder der Spürhundeeinsatz als ergebnislos verbucht.
Dass Mantrailerspuren am Wasser enden, liegt in der Natur der Dinge. Die Luftverwirbelungen an und über der Wasseroberfläche beenden die Spur der Mantrailerhunde. Leichenspürhunde, welche keinen Spuren verfolgen, sondern eigenständig Gebiete nach Verwesungsgasen abschnüffeln, kommen hier weiter. Aber auch die Witterungsverhältnisse können die Spur, obwohl sie in der Nähe oder direkt am Wasser weitergeführt hat, für die Hunde nicht weiter verfolgbar gemacht haben. Das Ende einer Spur bedeutet: hier endet für den Hund die Spur. Herauszufinden warum sie endet, das ist Aufgabe des Hundeführers in Kooperation mit den anderen Ermittlern.
@PotomacRiver, ein kurzes Statement zu deiner Story mit den Spürhunden, welche erst nach langer Zeit unisono eine bereits zuvor an gleicher Stelle gesuchte Leiche anzeigten, die recht einfach hätte zu finden sein dürfen: Viele nicht sehr erfahrene Spürhundeführer unterschätzen die unterschiedlichen Reaktionen des Hundes auf die verschiedenen Verwesungsstadien. Trainiert man mit Leichenspürhunden auf Bodyfarmen im Ausland, so sieht man im Prinzip immer das Szenario, dass Spürhunde bei einer intensiven Geruchsbelastung mit dem zu erschnüffelnden Stoff (hier also Verwesungsgeruch) nicht anzeigen, sondern im Gegenteil meidendes Verhalten zeigen. Hat man nun einen sehr gehorsamen Hund, oder einen sehr passionierten, gerät der Hund in einen Zwist. Er möchte als natürliches Verhalten gerne den zu intensiven Geruch meiden, aber er ist ausgebildet, sich dem Geruch zu nähern, die Quelle herauszufinden und anzuzeigen. Meiden. Quelle finden. Meiden. Quelle finden. Sind diese beiden Reize ziemlich im Gleichgewicht, tut der Hund: nichts. Erst ein absolut eingespieltes Team ist in der Lage, diese Patt-Situation zu meistern. Der Hundeführer lernt, das Meideverhalten schon im kleinsten Ansatz zu erkennen, der Hund lernt, auch auf große Distanz ohne Quellensuche anzuzeigen.
Auch gibt es noch dutzende andere Möglichkeiten. Bestimmte Pflanzen "neutralisieren" unter Umständen Leichengerüche usw. Es ist und bleibt eine Schwierigkeit, die Spürhundearbeit, aber eine interessante.