FriedrichA.III schrieb:Friedhof als Begründung für ein heimliches Treffen ist wenig sinnvoll. Denn sie musste ja davon ausgehen, dass ihr Mann in absehbarer Zeit ihre Rückkehr erwartet und alsbald unruhig wird. Und eine Verabredung sollte man heutzutage auch ermitteln können.
Warum ist das wenig sinnvoll? Ein besseres "Alibi" hätte sie sich doch gar nicht geben können.
Klar hat der Ehemann die Rückkehr nach einiger Zeit erwartet. Ich schätze mal so nach zwei Stunden. Erst dann wäre bzw. ist er überhaupt unruhig geworden. Die Situation war ihm vermutlich nicht unbekannt. Sie geht raus. Er bleibt zu Hause. Nach einiger Zeit ist sie wieder zurück. Das war schon immer so. Also keine Panik für den Ehemann.
Ich stelle mir da auch kein heimliches Treffen mit Sex im Sinne von "Fremdgehen" vor. Auf jeden Fall an dem Sonntag des Verschwindens nicht.
Vielleicht hatten sich die beiden vor einiger Zeit auf dem Friedhof oder am Kanal kennengelernt. Es entstand Nähe, eine Freundschaft. Was weiß ich. Die Spaziergänge zum Friedhof waren für sie vielleicht immer mit diesen Zusammentreffen verbunden, weil es im Laufe der Zeit klar war, dass "man" sich dort treffen konnte ohne dass Außenstehende darin etwas anderes vermuten. Ich könnte es mir so vorstellen.
Der Ehemann wurde also, weil er schlief, per Zettel informiert, dass sie zum Friedhof gegangen ist. Das war nichts Außergewöhnliches. Er war beruhigt. Alles ok. Sie kommt ja wieder. Nur eben an diesem Sonntag nicht.
Nun gibt es für mich zwei Szenarien:
1. Sie hat ihr Mobile wirklich nur "vergessen". Ein unglücklicher Umstand, denn ausgerechnet an diesem Tag nahm das tet a tet eine böse Wendung.
oder, wozu ich persönlich mehr tendiere, sie hat
2. dieses absichtlich zu Hause gelassen, weil sie wusste, dass der Ehemann ihr nach einiger Zeit nachtelefonieren wird, wo sie denn bliebe. ( Was ich für vollkommen normal empfinde. )
Genau das wollte sie vermeiden, denn sie hatte schon länger vor, mit ihrem Mr. X zusammen leben zu wollen. Ihr "Ausbruch" von zu Hause erfolgte also an diesem besagten Sonntag. Vielleicht von ihr spontan... vielleicht gab es irgendeinen Auslöser, der sie triggerte? Weil er sich schon wieder zum Schlafen hinlegte obwohl er grade erst aufgestanden war?
Sie wollte nur noch weg. Alles war vielleicht schon mehrfach mit dem Mr. X besprochen worden. Dass es ausgerechnet heute "passiert", würde er auch erst später erfahren.
Und ja: Auch mir stellen sich all die Fragen, die bereits mehrfach angesprochen worden sind.
Wo lebt sie?
Mit was finanziert sie ihr Leben? ( Bankabhebungen? Neues Konto? )
Was ist mit ihren Medikamenten?
Umsorgt ihr Mr. X sie in Form von Finanzierung des Lebens? ( Wohnung, Kleidung, Essen, Reisen )
Das reine Untertauchen stelle ich mir erstmal nicht so schwierig vor. Aber mit der Zeit bröckelt der Putz der schönen Fassaden. Und dann wird es interessant. Da muss die Liebe schon sehr groß sein, wenn das alles auf lange Zeit so weitergehen soll.
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Vielleicht kurz noch als Beispiel. Ich habe mal einen ( älteren ) Film gesehen. Ich glaube, es war so ein DDR Polizeiruf. Ich fand den Film sehr interessant und bedrückend. Da hatten Kollegin und Kollege ein Verhältnis. Es wurde sein Tod durch Ertrinken inszeniert. Während eines Bootsausfluges.
Er war aber nicht tot sondern schwamm ans Ufer. Seitdem war er bei der Geliebten in einer 1-Zimmer-Wohnung untergekrochen.
Sie arbeitete weiterhin in der Firma, wo auch er vorher war. Alle trauerten. Sie spielte mit aber wusste, dass er lebendig bei ihr zu Hause sitzt und das Essen vorbereitet. Auch kannte sie seine "Witwe". Es war nur widerlich, wie alle belogen wurden bzw. werden mussten.
Alles ging eine Zeitlang gut, bis man sich wegen div. Alltagssachen auf den Keks ging. Das waren neben der viel zu kleinen Wohnung vor allem Sachen wie:
- Sie konnte am Leben teilhaben, er nicht. Er wurde misstrauisch und neidisch.
- Sie musste alles finanzieren. Einkaufen gehen.
- Sie durfte nie ein Wort über ihren "Partner" erzählen. Vielleicht hätten die Kolleginnen ihn mal
sehen wollen?
- Sie konnte keine Besuche empfangen, weil er in der Wohnung war. In dem Film kam es zu einem
Spontanbesuch. Da musste er sich draußen auf dem Balkon stundenlang verstecken..... und und
und.
Der Zerfall der einst großen Liebe wurde szenarisch sehr gut umgesetzt. Es war bedrückend.
Sorry wegen OT.