SUV rast durch Trierer Innenstadt: Tote und Verletzte

Es ist einfach so unvorstellbar gruselig. Wenn ich bedenke wie oft ich in meinem Leben durch diese Straßen gegangen bin und mich niemals unsicher gefühlt habe. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit ist Trier wunderschön und ein Touristenmagnet. Man freut sich durch die Stadt zu bummeln und Weihnachtseinkäufe zu machen - genau so wie all die Opfer, Verletzten, Zeugen und Helfer gestern. Für diese Menschen wird alles nie mehr so sein wie es war und das macht einfach sprachlos und traurig. Und wenn ich dann noch an diese arme Frau denke, deren Mann und Baby ermordet wurden, da kommen mir wirklich dir Tränen. So sinnlos das alles.

Photographer73 schrieb:Mir tut jedes Todesopfer furchtbar leid, aber gerade bei dieser Familie ist das Grauen nochmals greifbarer. Vater tot, Baby tot, Mutter und kleiner Sohn im Krankenhaus, das ist kaum in Worte zu fassen.

Ich bin normalerweise sehr abgeklärt und mich schockt so schnell nichts, aber genau dieses Szenario macht mich grad fertig. Es ist einfach nur grausam. So wie das gesamte Geschehen. Einfach unfassbar. Und ich weiß, das klingt jetzt kitschig, aber es steht Weihnachten vor der Tür. Wie mag das nun für diese Menschen sein? Diese Menschen, die schwer verletzt sind, im Krankenhaus liegen, die das alles gesehen haben, die Angehörigen der Verletzten, der Toten? Da treibt es einem schon die Tränen in die Augen, auch wenn man "weit weg" ist.

Seidenraupe schrieb:In der beschaulichen Stadt Trier wurde damit jäh die Vorweihnachtszeit mit Grauen und Tod beendet.
Warum diese unfassbare Gewalt?

Wer weiß, vielleicht hat ihm die Krise zugesetzt und die shoppenden Menschen waren zuviel für ihn? Wütend und frustriert war er anscheinend schon länger.

Politische Hintergründe scheint es hiernach nicht gegeben zu haben:

Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass der Amokfahrer ohne organisierten Hintergrund handelte. Es gebe auch weiter keine Hinweise auf ein politisches Motiv. Der Mann hat der Polizei zufolge ausgesagt. Zu Inhalten könne man zunächst keine Angaben machen. Die Staatsanwaltschaft stuft die Tat als mehrfachen Mord, Mordversuch und gefährliche Körperverletzung ein. Es gebe keinen weiteren Tatort oder Hinweise auf Mittäter oder Komplizen des Festgenommenen.

https://www.stern.de/panorama/news-von-heute--haftbefehl-wegen-mordes-gegen-todesfahrer-von-trier-9515236.html

@Carietta

Ja, das kann ich sehr gut nachempfinden. Durch jahrelanges Interesse an Kriminalfällen härtet man sicherlich ein bisschen ab und grenzt sich auch vor dem Leid von Opfern irgendwie ab, aber diese Situation hier beschäftigt mich auch sehr. Jeder Mord ist unsinnig, aber wenn Menschen quasi bei einem Spaziergang, einem Einkaufsbummel mit der Familie, von einer Sekunde auf die andere aus dem Leben gerissen werden, durch einen Täter, der anscheinend nicht mit sich selbst und seinem Leben klar kam, dann ist es nochmals etwas anderes, finde ich. Es hinterläßt einfach nur Fassungslosigkeit.

Carietta schrieb:Und ich weiß, das klingt jetzt kitschig, aber es steht Weihnachten vor der Tür.

@Carietta
In dem Punkt sind Menschen verschieden.
Ich höre oft sagen: Ein Flugzeugabsturz- Zugunglück vor Weihnachten. Gerade jetzt, wie besonders schlimm.

Für mich ist das an jedem Tag des Jahres gleich furchtbar. Das liegt aber auch daran, dass ich Weihnachten, wie es hier geworden ist, nicht mehr viel abgewinnen kann.

Wenn ich dieses Attentat (das ist es für mich, ein Anschlag) in Zusammenhang mit Weihnachten denke, denke ich vielleicht werden jetzt verstärkt Dinge für die Opfer getan, weil die Menschen enger zusammenrücken, die an einem x-beliebigen anderen Tag nicht möglich gewesen wären.
Eine Userin sprach die Künstlerszene an. Gerade jetzt in der Adventszeit ist wahrscheinlich mehr an Geldspenden möglich.

Wobei: Ganz klar. Mit Geld wird niemand lebendig gemacht, aber wenn man es klug einsetzt, kann langfristig etwas abgemildert werden.

Ich verstehe aber auch diejenigen, denen Weihnachten spirituell viel bedeutet. Bei mir ist das nicht so.

@Photographer73
@Carietta
Es geht mir wie Euch und was mich wirklich aggressiv werden lässt ist, dass er die Familie bewusst gewählt haben muss. Wenn die Infos stimmen, war das genau dort, wo er um ein Hindernis musste und zu beiden Seiten Platz hatte. Dieser....... hat die eine Seite gewählt.

So wie schon mal zu lesen war, soll der Beschuldigte die letzten Tage im Auto verbracht, also auch genächtigt haben.
Da wäre vorstellbar, dass sich Aggressionen bei ihm angestaut haben.

frauZimt schrieb:Für mich ist das an jedem Tag des Jahres gleich furchtbar. Das liegt aber auch daran, dass ich Weihnachten, wie es hier geworden ist, nicht mehr viel abgewinnen kann.

Natürlich ist es das, keine Frage. Egal an welchem Tag.

frauZimt schrieb:Ich verstehe aber auch diejenigen, denen Weihnachten spirituell viel bedeutet. Bei mir ist das nicht so.

Eben deshalb erwähnte ich es, weil es eben für viele Menschen etwas bedeutet. Auch wenn es für mich nicht so eine große christliche Bedeutung hat, erzeugt es doch für viele Menschen, auch ohne christlichen Hintergrund, ein wohliges heimeliges Gefühl, welches nun jäh, zunichte gemacht wurde.

abberline schrieb:Wenn die Infos stimmen, war das genau dort, wo er um ein Hindernis musste und zu beiden Seiten Platz hatte.

Das könnte ich mir vorstellen. Denke er hat seine Wut besonders bei Familien austoben wollen.
Das wird vor Gericht wahrscheinlich besonders bewertet werden.
Wird dann die Frage sei, ob Kontrolle verloren- oder ob er gezielt bestimmte Opfer umgefahren hat,- mit dem Ziel sie zu töten.

emz schrieb:So wie schon mal zu lesen war, soll der Beschuldigte die letzten Tage im Auto verbracht, also auch genächtigt haben.
Da wäre vorstellbar, dass sich Aggressionen bei ihm angestaut haben.

Ja, ich vermute, in ihm hat sich viel Wut angestaut.
Und gerade Weihnachten. Da dachte er vielleicht: Die schlendern rum, sind glücklich, kaufen Geschenke, essen mit der Familie und ich armes Schwein schlafe im Auto.
Ich denke sein Motiv war Wut.
Vorher muss er noch nicht mal polizeilich aufgefallen sein. Eine tickende Zeitbombe, wie man sagt.

vollkommen Unschuldige getroffen,
Einfach draufhalten und rein rasen, das ist so schlimm.

abberline schrieb:Es geht mir wie Euch und was mich wirklich aggressiv werden lässt ist, dass er die Familie bewusst gewählt haben muss. Wenn die Infos stimmen, war das genau dort, wo er um ein Hindernis musste und zu beiden Seiten Platz hatte. Dieser....... hat die eine Seite gewählt.

Das ist es, was mich auch so erschüttert. Es heißt ja immer - jeder Mensch könnte zum Mörder werden, wenn die Umstände "passen". Aber wie muß man gestrickt sein, um auf einen Kinderwagen draufzuhalten ? Ein bisher nicht wirklich groß auffälliger Typ mittleren Alters, ein 08/15 Typ, kein eiskalter Serienmörder, kein ideologisch verblendeter Radikaler, sondern son Jedermann... und dann fährt er bewußt in einen Kinderwagen rein. Das ist für mich rational überhaupt nicht zu erfassen.

frauZimt schrieb:Wird dann die Frage sei, ob Kontrolle verloren- oder ob er gezielt bestimmte Opfer umgefahren hat,- mit dem Ziel sie zu töten.

Von verlorener Kontrolle kann da wohl keine Rede sein, es wurde ja schon berichtet, daß er bewußt Zickzack fuhr, um Menschen zu erfassen.

frauZimt schrieb:Ja, ich vermute, in ihm hat sich viel Wut angestaut.
Und gerade Weihnachten. Da dachte er vielleicht: Die schlendern rum, sind glücklich, kaufen Geschenke, essen mit der Familie und ich armes Schwein schlafe im Auto.
Ich denke sein Motiv war Wut.
Vorher muss er noch nicht mal polizeilich aufgefallen sein. Eine tickende Zeitbombe, wie man sagt.

Sehr gut möglich.

Photographer73 schrieb:Von verlorener Kontrolle kann da wohl keine Rede sein, es wurde ja schon berichtet, daß er bewußt Zickzack fuhr, um Menschen zu erfassen.

@Photographer73
Ich habe den Gedankengang nicht gut erklärt.

Ich war gedanklich bei der Gerichtsverhandlung.
Wenn er einen Schlenker auf die Familie zu gemacht hat, wird die Anklage lauten, dass er sie gezielt töten wollte.
Die Verteidigung wird argumentieren, er hat die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren.

Ich nehme jetzt mal an, es stimmt und er hat die Richtung geändert. Ich hab auch gelesen, dass er Schlangenlinien gefahren ist.

Um ehrlich zu sein, ist mir egal, ob jemand etwas von einem "Sinneswandel" bemerkte, oder nicht. Andauernd ist die böse Gesellschaft schuld oder die blöden Bekannten, die von alldem nix gemerkt haben. Man kann einem Menschen auch nur VOR den Kopf schauen.

Die Verantwortung für sein abscheuliches Handeln trägt einzig und allein der Täter und sonst niemand!

Kältezeit schrieb:Um ehrlich zu sein, ist mir egal, ob jemand etwas von einem "Sinneswandel" bemerkte, oder nicht. Andauernd ist die böse Gesellschaft schuld oder die blöden Bekannten, die von alldem nix gemerkt haben. Man kann einem Menschen auch nur VOR den Kopf schauen.

Die Verantwortung für sein abscheuliches Handeln trägt einzig und allein der Täter und sonst niemand!

Wenn die Gesellschaft so ignorant ist, braucht man sich nicht wundern, dass sich solche Taten häufen. In einer Gesellschaft, wo man füreinander sorgt, passiert so etwas seltener. Und natürlich muss der Täter die Verantwortung übernehmen. Wer sonst?

@inspektor
Da wir das Motiv nicht kennen, sind das nur Spekulationen. Auch in einer Gesellschaft, in der Menschlichkeit das höchste Gut ist, gäbe es Menschen mit Paranoia oder anderem Hauweg. Hilfe gibt es bei psychischen Problemen - man muss halt auch so verantwortungsbewusst sein und die in Anspruch nehmen.

Kältezeit schrieb:Die Verantwortung für sein abscheuliches Handeln trägt einzig und allein der Täter und sonst niemand!

inspektor schrieb:Und natürlich muss der Täter die Verantwortung übernehmen. Wer sonst?

@Kältezeit
Niemand denkt, schreibt hier, dass die Gesellschaft verantwortlich ist. Du hast da was gründlich missverstanden.

Im Augenblick sollte es um die Angehörigen der Opfer und um die Verletzten gehen und um nichts anderes.
Der Täter wurde gefasst, wird befragt und angeklagt werden. Darum muss man sich zur Zeit gar keine Gedanken machen.

Der TV hat Menschen schwer verletzt und welche Folgen diese Verletzungen haben können, kann man sich vorstellen.
Vielleicht sind seine Opfer ihr Leben lang körperlich gehandicapt.
Es sollte nicht wieder passieren, was Opfer immer beklagen: Alle machen sich Gedanken um den Täter und die Opfer werden vergessen.

Kältezeit schrieb:man muss halt auch so verantwortungsbewusst sein und die in Anspruch nehmen.

Liebe Kältezeit, so einfach ist das nicht.
Trotz bester medikamentöser Einstellung und größter Sorgfalt des Patienten können z.B. Psychosen ausbrechen.
Mit "zum Arzt gehen und sich behandeln lassen", ist es oft nicht getan.
Aber das ist hier auch nicht das Thema. Wir wissen noch nicht mal, ob er überhaupt gravierend psychisch beeinträchtigt war.

frauZimt schrieb:Niemand denkt, schreibt hier, dass die Gesellschaft verantwortlich ist. Du hast da was gründlich missverstanden

Ich denke, derjenige, der gemeint war, kann für sich selbst antworten und das tat er auch.

Und genau das ist, was mich an solchen Fällen immer stört. Der Fokus wird viel zu sehr auf den Täter gelegt.

Ein paar Eindrücke von eben. Ich möchte morgen eine Kerze für die Opfer dazustellen, gerne auch im Namen der Allmy User, wenn ihr wollt.
Original anzeigen (2,7 MB)
Der Kinderwagen lag links neben dem Brunnen, ein weiteres Opfer ca 20 m daneben.


Original anzeigen (0,6 MB)

Nach der Amokfahrt in Trier hat sich der Kriminalpsychologe Jens Hoffmann für ein Netzwerk aus Polizei sowie psychiatrischen und sozialen Einrichtungen zur Früherkennung möglicher Gefahren ausgesprochen. "Falls jemand auffällig ist, haben lokale Teams das größte Potenzial, um gegenzusteuern", ... Im Raum Nürnberg gebe es bereits ein solches Netzwerk.

"Man kann sicher nicht alle Taten verhindern. Aber es geht um ein Management, mit dem man Motivationen einschätzen und entschärfen kann" ... Auch bei psychisch kranken Tätern lasse sich das Risiko oft erkennen.

... Der Mann soll den Behörden zufolge in den Tagen vor der Tat in seinem Auto gelebt haben. "Allgemein kommt es im Vorfeld solcher Taten sehr häufig zu einer destabilisierten Phase", sagte Hoffmann. Die Struktur zeige Auflösungserscheinungen.

Den Medien riet der Kriminalpsychologe, den Täter und seine Tat nicht zu überhöhen, sondern möglichst nüchtern zu schildern - auch, um keinen Anreiz für Nachahmer zu schaffen. "Das kann auch Opfern helfen, dieses schwere Trauma zu verarbeiten", sagte Hoffmann.

Quelle: https://www.zeit.de/news/2020-12/02/kriminalpsychologe-netzwerk-zur-gefahr-erkennung-wie-trier

Ich denke auch, die Gesellschaft hat kaum Möglichkeiten, solche Taten abzufangen.

Lt einem Augenzeugen war der Typ so schnell, dass an Weglaufen gar nicht zu denken war. Man sah erst nichts, hörte nur Krach und dann war der schon da. Mehr als drei Schritte zur Seite sei unmöglich gewesen

Natürlich sind die Gedanken bei den Opfern. Aber wir sollten uns schon fragen, warum wir ständig solche Geschehnisse verarbeiten müssen. Ganz vermeiden lassen sie sich leider nicht. Und wenn der potentielle Täter rechtzeitig Hilfe suchen würde, wäre vieles vermeidbar. Da gebe ich @Kältezeit recht.