SUV rast durch Trierer Innenstadt: Tote und Verletzte

https://www.welt.de/vermischtes/article221561280/Trier-Er-spricht-mit-uns-Polizei-befragt-mutmasslichen-Taeter.html

https://taz.de/Nach-der-Amokfahrt-in-Trier/!5734741/
Der Täter sagt aus. Vermutlich kommt da nur Rumgejammer, wie schlecht die Welt sei, aber warten wir es ab.

@abberline

Eigentlich völlig egal, was er aussagt, wenn er zurechnungsfähig ist. Rechtfertigen lässt sich diese Tat in keiner Weise. Falls er Stimmen gehört hat und sich verfolgt fühlte, müssen Gutachter klären, ob es sich um eine psychische Erkrankung oder Schutzbehauptung handelt.

@Egi
Der Alkohol könnte genauso ein Schutzversuch sein. Immerhin war er in der Lage, gezielt Menschen anzusteuern, das dürfte nicht strafmildernd wirken

Egi schrieb:Falls er Stimmen gehört hat und sich verfolgt fühlte, müssen Gutachter klären, ob es sich um eine psychische Erkrankung oder Schutzbehauptung handelt.

Ja, das sollte sauber aufgearbeitet werden. Das sind wir den Opfern schuldig.

Laut Polizei war W. bisher nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Seine alten Facebook-Postings legen nahe, dass er ein gestörtes Verhältnis zu Polizei und Justiz hatte. Über die Kripo in Trier schrieb er: "Letzte Einrichtung Deutschlands Helfen nicht wenn nötig". Über das Trierer Amtsgericht schrieb er 2015 "Super Irren Haus. Lassen Dokumente und Grundbuch Briefe verschwinden." Er sei um 1,5 Millionen Euro beraubt worden. Damals wollte er auch von der Staatsanwaltschaft Trier per Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz "alle Schreiben zu meiner Person" haben.

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_89044752/todesfahrt-von-trier-was-ueber-den-mutmasslichen-taeter-bislang-bekannt-ist.html

FlamingO schrieb:In Zukunft werden die Menschen solcherlei grausige Gedanken wahrscheinlich vermehrt im Hinterkopf haben.

Ich hab den Eindruck, das diese Tat schneller vergessen sein wird als es bei vorhergegangen Ereignissen der Fall war. Evtl wollen sich die Leute auch einfach nicht mehr mit solchen Dingen auseinandersetzen.
Ich hab in meinem Umfeld heute zB noch keinen erlebt, der über Trier gesprochen hat. Fussball, Trash-TV und Weihnachtseinkäufe sind da aktuell wichtiger.

Die Frage ist immer, warum sich das gestern plötzlich entladen hat, nachdem er sich anscheinend 51 Jahre beherrschen konnte.

Vielleicht so etwas ausufernd querulatorisches wie beim Amokschützen aus Hanau, der mit der Justiz im Clinch lag und einen wirren Brief an den Generalbundesanwalt geschrieben hatte?

Ohne dass ich die Tat rechtfertigen möchte, hat unsere Gesellschaft einen blinden Fleck bei einsamen Menschen jenseits der 45. Sie fallen oft in ein Loch, nachdem ihre Eltern gestorben sind und die gesellschaftlichen Angebote sind begrenzt für sie. Als hilfsbedürftig werden in Deutschland viele andere Gruppen eingestuft.

Vielleicht hat er einen Hass auf Menschen, die sich in der Öffentlichkeit bewegen oder eben irgendwas anderes.

Was auch immer ihn getrieben hat, für mich unverzeihlich.

Mein Mitgefühl gilt den Betroffenen und ich trauere um die schwer Verletzten und getöteten Menschen. Ein neun Wochen altes Kind, sein Vater und drei Damen würden getötet. Allen Angehörigen wünsche ich Kraft und Mut.

Wer fängt den arbeitslos oder obdachlos gewordenen Menschen jenseits der 45 auf, wenn er kein stabiles Umfeld hat oder selbst nicht so resilient ist? Es ist leider meist der Alkohol. Ich habe das mal in unserer Kirchengemeinde thematisiert, weil auch dort die Zielgruppen der Fürsorge Alte, Kinder und Zugewanderte sind. Leider kam wenig Resonanz.

maltitol schrieb:Dann wird er 8 bis 10 Jahre bekommen und das war's....

Das ist wenig wahrscheinlich.

Ist er schuldunfähig, wird er in eine geschlossene Psychatrie eingewiesen und dort bleiben, bis ihm durch Gutachten die Gesundung bescheinigt wird oder sein Leben endet.

Ist er schuldfähig, wird er wegen 5-fachen Mordes und vielfachen Mordversuchs (Mordmerkmale: Heimtücke, niedere Beweggründe, gemeingefährliche Mittel) nach § 211 StGB zwingend zu Lebenslang verurteilt plus wahrscheinlich Schwere der Schuld.

Und ja, es sind theoretisch Zwischentöne denkbar. Der BGH hat aber jüngst klargestellt (19.08.2020 - 5 StR 219/20), dass bei einem Heimtückemord eine Milderung durch Strafrahmenverschiebung nur in ganz außergewöhnlichen Fällen denkbar ist - also "fast" ausgeschlossen.

Arbeitslosigkeit und auch Obdachlosigkeit in all ihren Schrecken lösen kein solches Verhalten aus.
Jemand hat sich entschieden, ein Auto als Mordwaffe zu nutzen und Menschen getötet, verletzt und traumatisiert. Gewaltvoll und machtdemonstrativ. Und er hat bekommen, was er sicher wollte: Aufmerksamkeit. In seinen Streitereien mit den Behörden bekam er sie nicht. Jetzt sprechen alle über ihn.
Wir sollten über die Betroffenen sprechen. Über das Baby. Seinen Vater. Über den 73jährigen. Was waren das für Menschen, deren Leben ausgelöscht wurde, brutal und sinnlos, nur weil jemand in dem Moment Macht und Möglichkeit dazu hatte? Und wie können wir den Trauernden helfen?

inspektor schrieb:versteckt
Wer fängt den arbeitslos oder obdachlos gewordenen Menschen jenseits der 45 auf, wenn er kein stabiles Umfeld hat oder selbst nicht so resilient ist? Es ist leider meist der Alkohol. Ich habe das mal in unserer Kirchengemeinde thematisiert, weil auch dort die Zielgruppen der Fürsorge Alte, Kinder und Zugewanderte sind. Leider kam wenig Resonanz.

lighthouse schrieb:Und er hat bekommen, was er sicher wollte:

das kannst du nicht wissen.
Da muss man schon die jeweilige Person nach ihren Motiven fragen ...

@Bishamon
Seine seltsamen Facebook Beiträge klangen schon sehr nach Frust.
Ich frag mich, ob er wirklich auch noch zum Hbf wollte, oder was sein Ziel war, nachdem er durch die Fussgängerzone durch war.
Er bog in Richtung Hbf ab, aber da hätte er über mehrere Ampeln gemusst. Theoretisch wäre das auch die Richtung gewesen, die zu ihm nach Hause bzw in den Ort führt, aber das wären locker bestimmt 15-20 km

https://www.sueddeutsche.de/panorama/trier-amokfahrt-polizei-1.5134567
Einige Verletzte schweben in Lebensgefahr. Ich hoffe, alle werden gesund.

abberline schrieb:Der Alkohol könnte genauso ein Schutzversuch sein. Immerhin war er in der Lage, gezielt Menschen anzusteuern, das dürfte nicht strafmildernd wirken

Wenn er sich genau aus dem Grunde betrunken hat, um im Zustand der Schuldunfähigkeit, § 20 StGB, die Tat zu begehen und straffrei davonzukommen, dann hat er die Rechnung ohne die a. l. i. c. gemacht.

Dr.Edelfrosch schrieb:Ich hab in meinem Umfeld heute zB noch keinen erlebt, der über Trier gesprochen hat. Fussball, Trash-TV und Weihnachtseinkäufe sind da aktuell wichtiger.

Also in meinem Umfeld war das heute durchaus Gesprächsthema, allerdings nicht nur Trier, sondern dieses mulmige Gefühl, dass wieder so etwas Schreckliches und wieder in der Adventszeit vorgefallen ist. Wieder eine Amoktat, bei der jemand sein Auto zur Waffe machte.

Während man heute bei schwierigen Lebensläufen früh interveniert, schaute man vor vierzig Jahren noch weg. Verlierer waren Verlierer und Gewinner waren Gewinner. Viele wurden schon alleine gelassen mit ihrer schwierigen Situation. Und auch heute noch wird es toleriert, wenn über 45-Jährige gemobbt, isoliert oder sonst etwas werden. Für sie hat die Gesellschaft ihr Mitgefühl noch nicht entdeckt, dabei gibt es auch in dieser Generation viele Verlierer.

Der zitierte Beitrag von Egi wurde gelöscht. Begründung: Spare dir solche Äußerungen.

Nein, der soll sich für den Rest seines Lebens immer und immer wieder mit dieser Tat auseinandersetzen müssen.

mUePEt353 schrieb:Laut Polizei war W. bisher nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Seine alten Facebook-Postings legen nahe, dass er ein gestörtes Verhältnis zu Polizei und Justiz hatte. Über die Kripo in Trier schrieb er: "Letzte Einrichtung Deutschlands Helfen nicht wenn nötig". Über das Trierer Amtsgericht schrieb er 2015 "Super Irren Haus. Lassen Dokumente und Grundbuch Briefe verschwinden." Er sei um 1,5 Millionen Euro beraubt worden. Damals wollte er auch von der Staatsanwaltschaft Trier per Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz "alle Schreiben zu meiner Person" haben.

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_89044752/todesfahrt-von-trier-was-ueber-den-mutmasslichen-taeter-bislang-bekannt-ist.html

Das, was der Beschuldigte da über Facebook geäußert hat, das ist unzweifelhaft der Ausdrucksweise der Reichsbürger zuzuordnen.
Es gab/gibt durchaus eine Reichsbürger-Szene in Kordel. Ob er damit zu tun hat, werden die Ermittlungen ergeben.
Kordel - Razzia bei mutmaßlichem Reichsbürger fortgesetzt - 15.03.2019
https://www.t-online.de/nachrichten/id_85413118/razzia-bei-mutmasslichem-reichsbuerger-fortgesetzt.html

inspektor schrieb:Während man heute bei schwierigen Lebensläufen früh interveniert, schaute man vor vierzig Jahren noch weg. Verlierer waren Verlierer und Gewinner waren Gewinner. Viele wurden schon alleine gelassen mit ihrer schwierigen Situation. Und auch heute noch wird es toleriert, wenn über 45-Jährige gemobbt, isoliert oder sonst etwas werden. Für sie hat die Gesellschaft ihr Mitgefühl noch nicht entdeckt, dabei gibt es auch in dieser Generation viele Verlierer.

Nachvollziehbar wäre es für mich gewesen, wenn der mutmaßliche Täter irgendwas in Richtung gezielt Behörden gestartet hätte, die ihn nach seinem Empfinden immer mal wieder im Stich gelassen und er sich von ihnen betrogen gefühlt hatte. Gezielter Angriff auf die Gesellschaft ist für mich nur mit Neid auf diese zu erklären. Neidisch, dass es andere Menschen geschafft haben, immer noch im Leben stehen und er nicht.

FlamingO schrieb:Wenn er sich genau aus dem Grunde betrunken hat, um im Zustand der Schuldunfähigkeit, § 20 StGB, die Tat zu begehen und straffrei davonzukommen, dann hat er die Rechnung ohne die a. l. i. c. gemacht.

Ich glaube nicht, dass er so weit gedacht hat bzw. das mit dem Trinken bezwecken wollte. Eher wahrscheinlich für mich, dass es sich angetrunken einfach leichter verletzen und töten lässt bzw. ließ. Er sich sozusagen noch extra Mut angetrunken hatte.

Ps.


Haftbefehl wurde jetzt übrigens erlassen.

Ich frage mich bei solchen Vorfällen immer, wie schnell ich die Situation erkannt und entsprechend reagiert hätte. Ich habe mir schon oft vorgenommen, ein bisschen wachsamer zu sein, aber leider bin ich ein Hans-guck-in-die-Luft, der zumeist seinen Gedanken nachhängt und von seinem Umfeld und potentiellen Bedrohungen darin erst etwas mitbekommt, wenn es längst zu spät ist.

Es ist jedoch möglich, sich Gefahrenbewusstsein anzutrainieren. Ein Freund von mir war beim BND und ist jetzt Privatdetektiv. Der liest die Straße wie ein Buch, erkennt Dinge, die ich zwar sehe, aber nicht einordnen kann: "Da links die beiden Frauen, das sind Taschendiebinnen. Und der Typ mit dem Pferdeschwanz ist ein Zivilbulle, der sie auf dem Kieker hat." So geht das ständig, wenn ich mit ihm unterwegs bin.