Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Stan_Marsh schrieb:Das ist doch heute alles kein Thema, da klickt man im Handy die Bus/Bahnverbindung zusammen und in booking.com bucht man sich in 5 Minuten ein Zimmer, wo halt noch eins frei ist.

Vor Corona mag das so einfach gewesen sein, momentan aufgrund der verringerten Zimmerkapazitäten eher nicht. Natürlich wäre ihr notfalls die Übernachtung im Zelt geblieben, aber ich schätze sie trotzdem nicht so ein, dass sie irgendwo spontan im Gelände übernachtet hätte. Auf den vorangegangenen Etappen hat sie sich ja auch eher am Ziel einer Etappe ein Quartier gesucht.

Commissaire schrieb:Wir wissen ja nicht was noch alles im Rucksack war, der Kauf im Edeka lässt nur sehr bedingt Rückschlüsse darauf zu was sie an dem Tag noch vorhatte.

Das ist richtig.
Davon ausgehend das die beiden Tage vorher im Hotel starteten, und da vielleicht ein Frühstück mit dabei war, schleppt man nicht mehr Lebensmittel als unbedingt nötig mit. Ich würde auf solchen Touren bedarfsgerecht einkaufen um das Gewicht im Rucksack möglichst gering zu halten.

MettMax schrieb:Davon ausgehend das die beiden Tage vorher im Hotel starteten, und da vielleicht ein Frühstück mit dabei war

... und sich am Frühstücksbuffet schon mal den Tagesproviant zusammengestellt und eingepackt hat.

@Fridolin31

Ja, stimmt natürlich, Corona macht das etwas komplizierter. Wenn ich jetzt in Wehr ein Hotel für heute Abend suche, dann bekomme ich einige Angebote. Das war am 10.9 aufgrund des Wetters wahrscheinlich weniger einfach. Zur Not halt in Bad Säckingen, das sind 11km, per Bus oder zur Not mit Taxi gut erreichbar. ODer auf der Strecke Richtung Auto in Stühlingen, in Waldshut-Tiengen, da kommt man von Wehr mit dem Zug in unter einer Stunde hin.

Was ich im Prinzip sagen will ist, dass ich keinen Grund sehe, warum sie die letzte Strecke nicht angegangen haben sollte, auch wenn sie erst um 10:15 am Edeka aufgebrochen ist, standen ihr genug Zeit und Optionen zur Verfügung, um nicht die Nacht im Zelt im Wald verbringen zu müssen (was imho aber auch noch ein denkbares Szenario ist)

Hat sich denn auf FB noch niemand die Mühe gemacht die ersten fünf Etappen via Google Zeitachse darzustellen? Das könnte mMn sehr hilfreich sein.

Commissaire schrieb:... und sich am Frühstücksbuffet schon mal den Tagesproviant zusammengestellt und eingepackt hat.

Denkbar. Aber da wäre doch bestimmt auch noch was Smoothie-mäßiges am Buffet zu holen gewesen.

kaenguru schrieb:Das einzige dessen ich mir 99% sicher bin im Falle eines Unglücks (wovon ich ausgehe): dort, wo das Handy jetzt ist, gibt es kein Netz.

Nicht unbedingt, das Handy könnte auch durch einen Sturz schlagartig ausgegangen oder in den Fluss gefallen sein. Dadurch hätte es sich auch nicht mehr abmelden können, trotzdem da wo es jetzt liegt theoretisch in einem Netzgebiet sein.
Manche Klippen gehen so steil, dass man danach wirklich komplett an einer anderen Stelle von seinem ursprünglichen Weg wäre.

Deshalb würde ich für einen möglichen Fundort nicht zwangsläufig Funklöcher ausschließen. Für den Weg den sie gegangen ist hingegen schon.

kaenguru schrieb:dort, wo das Handy jetzt ist, gibt es kein Netz.

Das mag sein, wäre aber wenn das Telefon betriebsbereit ist, trotzdem zu lokalisieren gewesen. Auch auf der anderen Talseite.
Das setzt aber noch Akkukapazität und keinen eingestellten Offline/Flugmodus voraus.

Siehe:

Selbst ein Hubschrauber mit einem Spezialgerät, das Handys in Funklöchern orten kann, brachte keinen Erfolg.

Quelle: https://www.badische-zeitung.de/es-spricht-einiges-dafuer-dass-die-junge-frau-den-weg-verlassen-hat--194816287.html

Stan_Marsh schrieb:Was ich im Prinzip sagen will ist, dass ich keinen Grund sehe, warum sie die letzte Strecke nicht angegangen haben sollte, auch wenn sie erst um 10:15 am Edeka aufgebrochen ist, standen ihr genug Zeit und Optionen zur Verfügung, um nicht die Nacht im Zelt im Wald verbringen zu müssen

Das mit der Zeit sehe ich genauso. Zur vorletzten, ähnlich langen Etappe von St.Blasien nach Todtmoos ist sie schließlich auch gegen 11 aufgebrochen und das passt auch zeitlich zur SMS an die Freundin. Das wird halt ihre regelmäßige Startzeit gewesen sein und auf den vorherigen Etappen scheint es ja auch immer gut mit der Zeiteinteilung geklappt zu haben.
Nachdem die vermeintlichen Unklarheiten mit dem Einloggen des Smartphones anscheinend erklärbar sind, spricht für mich leider viel dafür, dass auf der Etappe nach Wehr etwas passiert ist.

Manni_33 schrieb (Beitrag gelöscht):Ich bin mir sicher ich könnte mich selbst mit Warnkleidung 10 Meter von einem im Dickicht hinlegen und er würde mich mit einem Fernglas nicht bemerken.

Es ist in der Tat so. Der grüne Streifen am Rand der Forstwege ist sehr dicht mit Gestrüpp bewachsen so dass man nicht erkennen kann wo der feste Boden endet. Gleichzeit ist das Gestrüpp so hoch, dass man mindestens die ersten 20 - 30 Meter darunter wegen dem toten Winkel nicht einsehen kann. Aber hier kann eigentlich auch nichts passieren auf diesen breiten Forstwegen.
Die schmalen Pfade wiederum haben diesen Grünstreifen nicht und hier kann man ungehindert nach unten blicken. Aber auch da befindet sich dann unten an vielen Stellen ein undurchschaubares Dickicht und man müsste jedesmal absteigen um genau nachzusehen. Diese Situation hat man bestimmt auf mehr als zwei Kilometer Wegstrecke, insbesondere im Bannwald. Ein uferloses Unterfangen!

Commissaire schrieb:Wer will beim Wandern schon angerufen werden?

Gerade wenn ich alleine wandere, oft stundenlang, freue ich mich über einen Anruf. Das wird Scarlett genau so gegangen sein. Also, ich z.B. möchte gerne angerufen werden. Gerade in der Natur, im Wald und auf der Heide, freue ich mich, wenn meine Kinder etc. an mich denken. Unerwünschte Anrufe kann man ja wegdrücken.

Commissaire schrieb:Die schmalen Pfade wiederum haben diesen Grünstreifen nicht und hier kann man ungehindert nach unten blicken. Aber auch da befindet sich dann unten an vielen Stellen ein undurchschaubares Dickicht und man müsste jedesmal absteigen um genau nachzusehen. Diese Situation hat man bestimmt auf mehr als zwei Kilometer Wegstrecke, insbesondere im Bannwald. Ein uferloses Unterfangen!

Richtig. Sie wäre nicht die erste Person, die dort spurlos verschwindet.

Adrian Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht Schwarzwald und Bürgermeister in St. Blasien, erinnert sich an nur einen vergleichbaren Fall in den vergangenen Jahren. 2015 hatte sich ein 74-jähriger Mann aus Schallstadt zum Heidelbeeren pflücken in den Schwarzwald verabschiedet. Als er am Abend nicht zurück kam, suchte die Bergwacht zuerst mit zwei Fahrzeugen die Wege ab, zwei Stunden später wurden 100 Suchkräfte, Polizei und ein Hubschrauber angefordert. Eine Woche dauerte die Suche. Der Mann gelte bis heute als vermisst, sagt Adrian Probst.

Quelle: https://www.badische-zeitung.de/es-spricht-einiges-dafuer-dass-die-junge-frau-den-weg-verlassen-hat--194816287.html

Commissaire schrieb:und sich am Frühstücksbuffet schon mal den Tagesproviant zusammengestellt und eingepackt hat.

Ich weiß nicht, ob es mittlerweile wieder Frühstücksbuffets gibt. Wegen Corona wurde mir im Juni das Frühstück immer an den Tisch gebracht. Und wg. Corona hat man mir gesagt, dass ich alles nicht Gegessene auf meine Wanderung mitnehmen soll. Man hat mir sogar Papier und Tüte gleich dazu gelegt. Deshalb nehme ich stark an, dass sie sich etwas eingepackt hatte.

Commissaire schrieb:Aber auch da befindet sich dann unten an vielen Stellen ein undurchschaubares Dickicht und man müsste jedesmal absteigen um genau nachzusehen. Diese Situation hat man bestimmt auf mehr als zwei Kilometer Wegstrecke, insbesondere im Bannwald. Ein uferloses Unterfangen!

Sehe ich genauso.
Du hattest auch mal vorher geschrieben dass die Bergwacht mehrfach diese Bereiche intensiv abgesucht hat.
Ich denk mitunter auch unter Einsatz ihres eigenen Lebens, meinen allerhöchsten Respekt davor . Wie gesagt stelle ich mir den Bereich für eine Suche richtig schwierig vor, aber was ist wenn man dann doch mal 2 Quadratmeter übersehen hat und sie doch dort ist?
Sollte es sich am Ende einmal rauststellen, kann man allen die bei der Suche beteiligt waren hier keinen Vorwurf machen.

Ich schätze irgendwann, vielleicht wenn im Spätherbst die Blätter fallen und das Dickicht ausdürrt, wird jemand zufällig einen Teil von einem roten Rucksack entdecken....
So wie es sich auch schon so oft in ähnlichen Fällen zugertragen hat.

AnnCarola schrieb:Gerade wenn ich alleine wandere, oft stundenlang, freue ich mich über einen Anruf. Das wird Scarlett genau so gegangen sein. Also, ich z.B. möchte gerne angerufen werden. Gerade in der Natur, im Wald und auf der Heide, freue ich mich, wenn meine Kinder etc. an mich denken. Unerwünschte Anrufe kann man ja wegdrücken.

Da ist aber jeder Mensch anders. Ich schalte z.B. extra das Handy aus (leider auch gefährlich, richtig). Ich möchte ungestört die Natur genießen und eintauchen, weg von diesem Alltag.

Manni_33 schrieb:Ich schätze irgendwann, vielleicht wenn im Spätherbst die Blätter fallen und das Dickicht ausdürrt, wird jemand zufällig einen Teil von einem roten Rucksack entdecken....
So wie es sich auch schon so oft in ähnlichen Fällen zugertragen hat.

Für die Hinterbliebenen gibt es meiner Meinung nach nichts schlimmeres als Ungewissheit, deshalb sollte man bei evtl. besserer Sicht nochmal eine größere Suchaktion starten

kaenguru schrieb:Ein Handy ist nicht wirklich "eingeloggt". Ein Mobilfunknetz besteht aus Funkzellen, von denen jeweils mehrere zu "Location Areas" zusammengefasst werden. Ein Handy ist entweder aktiv (es tauscht gerade Daten/Sprache mit einer Funkzelle aus) oder inaktiv ("idle"). Das Netz loggt für alle aktiven Verbindungen die verwendete Funkzelle und führt separat davon ein "Visitor Location Register" (VLR), in dem steht, welche Handys gerade in welcher Location Area sind. Der Clou: wandert ein Handy von einer Location Area in die nächste, muss es selbständig das Netz um ein "Location Update" anfragen, damit das VLR aktualisiert wird. Das macht es nur, wenn es eine neue Funkzelle findet, die stärker sind als seine aktuelle. Ausnahme: wenn ein Handy zu lange "idle" ist, fragt das Netz irgendwann (~Stunden) nach, ob es noch da ist.

Da geh ich soweit mit.

kaenguru schrieb:Wenn es nicht antwortet, wird es aus dem VLR gelöscht, das Netz weiß dann also nicht mehr, wo das Handy ist.

Hast du dafür einen Beleg?

Commissaire schrieb:Ist denn bekannt ob sie auf den früheren Etappen gelegentlich vom vorgegebenen Weg abgewichen ist um etwas Besonderes in der Nähe zu sehen oder ggf. ein Restaurant aufgesucht hat und sich dabei von Google Maps hat führen lassen?

Mir ist nur bekannt, dass sie ab der Schattenmühle den Weg für ca. 2 km verlassen hat, um im sogenanten TrekkingCamp auf dem Gelände des Alten Schwimmbads bei Göschweiler zu übernachten. Dann habe ich irgendwo gelesen, dass sie am Schluchsee ihr Zelt aufgeschlagen hat, aber wo genau, ist mir nicht bekannt. Ja, sie hat wohl den offiziellen Weg zum Campen für eine kurze Entfernung verlassen. Aber ich glaube nicht, dass sie ganz andere Wege eingeschlagen hat, um zusätzliche Abenteuer zu erleben oder spektakuläre Fotos zu machen. Dazu wäre abseits des Weges immer wieder mal Gelegenheit gewesen, z.B. in der Gauchachschlucht, in der Lotenbachklamm usw.
Mir kam der Pfad durch die Wehraschlucht endlos vor. Natürlich hat er mir gefallen wie auch alle anderen Pfade durch die diversen Schluchten. Aber mir waren dann auch wieder die gut zu gehenden Fuhr- oder Forstwege willkommen, um mal wieder Durchzuschnaufen und "entspannter" zu wandern. Die Wegführung des Schluchtensteigs ist gut durchdacht, es gibt viel zu erleben. Da braucht man nicht noch extra einen großen Umweg zu machen, um vielleicht einen Wasserfall, der im Sommer kaum Wasser führt, aufzusuchen.