ThoFra schrieb:Kann mir nicht recht vorstellen, dass Iris zu Leuten Kontakt gehabt hat, die ihr z B falsche/neue Papiere beschaffen konnten.
In keinem der Artikel, die ich bisher zum Fall gelesen habe, deutete irgendetwas darauf hin, dass Iris derlei Kontakte gehabt haben könnte,
nun, in dem von mir oben aufgeführten Fall der Studentin aus Wolfsburg/Braunschweig hatte die auch keinerlei solche Kontakte und auch die galt als zuverlässig und "normal". Trotzdem ist sie jahrzehntelang erfolgreich abgetaucht.
ThoFra schrieb:Aber warum hätte sie dann auch ausgerechnet die Konzertkarte mit dem Portmonee zusammen dort 'platzieren' sollen?
weil gerade das den Verdacht, sie sei Opfer eines Verbrechens geworden, besonders bestärkte und damit einen Verdacht, sie sei weggelaufen, beiseite wischte.
In dem Fall der Studentin übrigens hinterliess diese das hundertseitige handschriftliche Manuskript ihrer fast fertigen Diplomarbeit. Das dürfte noch weit wertvoller und das Hinterlassen damit noch seltsamer als das Hinterlassen einer Konzertkarte gewesen sein.
ThoFra schrieb:Stelle es mir für eine Minderjährige allgemein schwierig vor, von heute auf morgen 'abzutauchen'.
zweifelsohne, für eine 17jährige wäre das natürlich deutlich schwerer als für eine 24jährige gewesen.
ThoFra schrieb:Wenn man mal annimmt, sie hatte dabei Hilfe von einem Erwachsenen - wer sollte das dann gewesen sein?
Von dieser Person soll niemand sonst aus Iris Umfeld etwas gewusst haben?
Okay, Iris lebte alleine in der Wohnung, der Vater war viel unterwegs/ nicht immer da, da mag es theoretisch schon möglich gewesen sein, dass sie Kontakte hatte, von denen sonst niemand aus ihrem Umfeld etwas mitbekam.
Kann mir diese Variante aber nicht wirklich vorstellen, so wie Iris in den Artikeln beschrieben wird.
wie Du schreibst, sie lebte faktisch alleine. Wir wissen nicht, wie offen sie war, wie groß ihr Freundeskreis war, wie vertraut sie mit ihren Freunden war.
Auch stille Menschen haben nicht zwingend ein ereignisloses Leben, man weiss nur oft einfach nicht so viel davon.
Wenn es so war, dann hat sie sich sicher auch schon länger darauf vorbereitet, das war dann kein spontaner Entschluss. Und entsprechend hätte sie dann auch dafür gesorgt, dass ihr Umfeld davon nichts vorzeitig mitbekommt.
Ich würde mir als "Fluchthelfer" wie oben gesagt einen schon etwas älteren Mann vorstellen, der schon gefestigt im Leben steht und der möglicherweise Familie hat und der daher auch ein Interesse hatte, dass niemand von der Beziehung erfuhr.
Denkbar aber auch ein Soldat der Allierten, die Siedlungen der Soldaten der britischen, amerikanischen und französischen Armeen in Deutschland waren oft recht abgetrennt von der einheimischen Bevölkerung und es hat einige Fälle gegeben (wenn auch eher in den 50er/60er Jahren), wo junge Mädchen, die von zuhause ausgerissen waren, sich längere Zeit dort bei Freunden aufgehalten, ohne dass dies entdeckt worden wäre.
Oder eine ganz andere Variante, jemand aus der Hausbesetzerszene. Wir haben ja mal in diesem Thread über die Hausbesetzerszene in Berlin Kreuzberg gesprochen
Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979 Ingrid Rogge ist nur ein Jahr vor Iris spurlos verschwunden und zum Zeitpunkt des Verschwindens war sie im gleichen Alter wie Iris. Die Umstände waren zwar anders, Ingrid ist im Wissen ihrer Familie nach Berlin gezogen, und ohne Pass wäre Iris zu diesem Zeitpunkt wohl auch nicht mehr nach Berlin gekommen, aber Hausbesetzerszene gab es zu dieser Zeit ja nicht nur in Kreuzberg, sondern auch zB in Hamburg.