Metzelder - Verdacht auf Besitz und Weitergabe von Kinderpornographie

TatsachenTreue schrieb:Bei Personen des öffentlichen Lebens, bei denen irgendwo (dauerhaft) veröffentlichte Dinge gravierender durchschlagen können als bei Durchschnittsbürgern gibt es m.E. zurecht strenge(re) Regularien zur Verdachtsberichterstattung.

@TatsachenTreue

Erstmal: Ich finde gut, dass du so sachlich schreibst.

An diesem Satz muss ich aber einhaken: Ein prominentes Leben ist nicht wertvoller, als ein "normales".
Ich hoffe, dass Personen des öffentlichen Lebens nicht privilegiert werden. Wie wäre das denn zu rechtfertigen?
Das wäre in höchstem Maß ungerecht.

Jeder Mensch leidet, wenn über ihn Unwahrheiten verbreitet werden. Das kann sich über auswirken:
findet keine Wohnung, bekommt keinen Kredit, findet keine Arbeit, Kinder werden gehänselt, Leute wechseln die Straßenseite etc.

(wohlhabende) Prominente können sich dagegen erfolgreicher wehren, weil das Geld kostet.

@frauZimt

Im Falle solcher Anschuldigungen ist glaube ich der Prominente erst mal das Gegenteil von privilegiert.

Wenn ein bekannter deutscher Wetterfrosch wegen Vergewaltigung verklagt wird, weiss das sofort ganz Deutschland und wird das medial extrem breitgetreten.

In dem Moment hat Erwin Knatterbeck aus Unterfurching erst mal mehr Privatsphäre. Das erfährt allenfalls sein Umfeld, ggf die Nachbarschaft.

Während ein nicht bestätigter Tatvorwurf gegen Erwin Knatterbeck dann niemanden mehr interessiert, bleibt das Verfahren des Wetterfroschs dauerhaft im kollektiven Gedächtnis.

Erwin Knatterbeck kann dann also sein normales Leben weiterführen, vielleicht wird er aber vom einen oder anderen Nachbarn nicht mehr eingeladen. Der Prominente kann nicht mal wegziehen, um der Erinnerung des Tatvorwurfs zu entkommen. Der müsste sich schon einem traditionell lebenden Stamm im Amazonas anschließen, um wieder ein Leben als unbescholtener Bürger zu führen.

Weiterhin wird man als Prominenter auch sicher leichter Opfer von Erpressern und Trittbrettfahrern gesellschaftlicher Aufmerksamkeit.
Kriminelle, die Geschichten erfinden, werden es auch eher auf einen Anteil von den Millionen eines Promis angesehen haben, als auf einen Anteil von Erwin Knatterbecks Bierdeckelsammlung.

frauZimt schrieb:Jeder Mensch leidet, wenn über ihn Unwahrheiten verbreitet werden. Das kann sich über auswirken:
findet keine Wohnung, bekommt keinen Kredit, findet keine Arbeit, Kinder werden gehänselt, Leute wechseln die Straßenseite etc.

(wohlhabende) Prominente können sich dagegen erfolgreicher wehren, weil das Geld kostet.

Ja das stimmt. Aber mit dem Unterschied, dass ein Herr M. aus W. nicht mit vollem Namen genannt wird, bei Herrn Metzelder wurde alles ausgeschlachtet vor allem seitens der Bild. In sofern, muss Müller, Meier, Schulze sich gar nicht erst vor solchen Schlagzeilen "freikaufen".
Selbst wenn Herr Metzelder schuldig wäre, hätte er das Recht auf einen fairen Prozess, der diese Schuld dann erst feststellt.
Und ich denke DAS ist in diesem Fall gar nicht mehr möglich, da sich bereits eine Meinung beBILDet hat. Das ist nicht richtig, Promi hin oder her.

Weiß nicht ob es jemand mitbekommen hat, die BILD hat damals auch den Sportler C. Harting ins Fadenkreuz genommen. Suff-Unfall, Ausraster, Festnahme. ABER: Falschmeldung. Gegendarstellung erst zwei Monate später, natürlich nicht auf der Titelseite.

sacredheart schrieb:Im Falle solcher Anschuldigungen ist glaube ich der Prominente erst mal das Gegenteil von privilegiert.

Sehe ich genauso. Auch Metzelder wird sein Leben lang davon was haben, völlig unabhängig von der Schuldfrage.

sacredheart schrieb:Im Falle solcher Anschuldigungen ist glaube ich der Prominente erst mal das Gegenteil von privilegiert

Stimmt, man könnte auch sagen, dass Prominente sowohl positiv als auch negativ stärker mit den Medien verbunden sind als Otto Normalbürger. Sie werden von den Medien "hochgeschrieben" und genauso auch wieder "fertig gemacht". Ein Beispiel ist da vielleicht Karl Theodor zu Guttenberg, der sich ja immer sehr im Glanze der Presse gesonnt hat, aber als es sich dann plötzlich gegen ihn gekehrt hat, war es auf einmal eine "Hatz". Oder vielleicht auch die Kinder von Prominenten, die immer sehr drunter gelitten haben, im Licht der Öffentlichkeit aufzuwachsen, die aber eben auch Vorteile davon haben. Der Sohn von Helmut Kohl hat sicher eine schwierige Kindheit gehabt, aber wenn er nur der Sohn von Busfahrer Müller von den Stadtwerken gewesen wäre, würde man ihn auch nicht in Talkshows einladen.

Ist eben ein zweischneidiges Schwert, so prominent zu sein, das öffentliche Bild schlägt halt sehr schnell in die eine oder andere Richtung aus.

harter Tobak, wie ich finde:

https://www.bild.de/news/inland/news-inland/metzelder-anwaelte-wollen-ermittlungsdetails-im-fall-geheim-halten-72402148.bild.html

fortylicks schrieb:harter Tobak, wie ich finde:

Bemerkenswert finde ich vor allem das hier:

Es wurde ihnen auf Antrag der Metzelder-Anwälte gerichtlich einstweilen untersagt, um die Persönlichkeitsrechte von Metzelder zu schützen und eine Vorverurteilung zu verhindern. Er sei als Person des öffentlichen Lebens „besonders schutzwürdig“.

Wenn man der Auffassung der Anwälte folgt, verdienen Prominente also mehr Schutz als andere Menschen. Das läuft im Prinzip auf eine Zwei-Klassen-Justiz hinaus.

Wenn an den Vorwürfen nichts dran wäre, hätte Metze das mit seinem hochkarätigen Team von Anwälten längst klären können. Dass sich seine Anwälte stattdessen hauptsächlich darauf fokussieren jegliche Berichterstattung zu dem Fall zu unterdrücken, könnte leicht zum Eigentor werden.

Aus dem Artikel geht allerdings nicht so ganz hervor, worum es in der Anhörung des Rechtsausschusses gehen soll. Haben Medienvertreter eine Petition wegen des verhängten Maulkorbes eingereicht? Wenn ja, wäre das ein raffinierter Schachzug, mit dem man das einseitig verhängte Informationsverbot leicht aushebeln könnte. Kein Wunder, dass die Anwälte jetzt ins Schwitzen kommen...

falstaff schrieb:Wenn man der Auffassung der Anwälte folgt, verdienen Prominente also mehr Schutz als andere Menschen. Das läuft im Prinzip auf eine Zwei-Klassen-Justiz hinaus.

Das behauptet BILD in seinem ziemlich wirren Artikel, dem man schwer entnehmen kann, was der Rechtsausschuss eigentlich mit dem Fall zu tun hat und wer aufgrund welcher Rechtsgrundlage er Einblick in die Ermittlungsunterlagen nehmen möchte. Das Parlament darf die Regierung kontrollieren, aber in Maßen. Egal ob frei gewählt oder nicht: Parlamente dürfen nicht ohne weiteres in Dokumente Einblick nehmen oder sie gar veröffentlichen. Sie dürfen informiert werden, aber dazu kann eine Erklärung des Justizministeriums ausreichen.

Zudem: Prominente können durchaus mehr Schutz als andere verdienen, weil die Folgen einer öffentlichen Berichterstattung für sie viel massivere Nachteile haben kann, als für Jedermann. Deshalb haben Gerichte BILD & Co. verboten, über diese Ermittlungsverfahren zu berichten. Es kann ja für die Öffentlichkeit ausreichend sein, darüber informiert zu sein, dass und weswegen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden ist.

Und derzeit läuft ein Ermittlungsverfahren noch immer. Diese Verfahren sind nicht öffentlich - im Gegensatz zu einer öffentlichen Anklage und einem öffentlichen Strafprozess. So lange die Anklage nicht erhoben ist, sind Details des Ermittlungsverfahrens eben nur der Ermittlungsbehörde bekannt. Und das ist auch gut so. Denn für Herrn Metzelder gilt die Unschuldsvermutung - wie für Jedermann auch.

falstaff schrieb:Wenn man der Auffassung der Anwälte folgt, verdienen Prominente also mehr Schutz als andere Menschen. Das läuft im Prinzip auf eine Zwei-Klassen-Justiz hinaus.

Naja, ich finde diese Sache auch fragwürdig, allerdings ist ein Argument nicht ganz von der Hand zu weisen: Bei einer prominenten Person ist eine (wie auch immer geartete, vielleicht auch harmlosere als in diesem Fall) Verfehlung ein gefundenes Fressen für die Medien, es wird aufgegriffen, rauf und runter berichtet und entwickelt nicht selten auch ein ungutes Eigenleben.

Bei Herrn Müller oder Meier der als kleiner Verwaltungsangestellter arbeitet, ist das Medieninteresse sehr gering, so dass die gleiche Sache eben nicht die große Runde macht, schlichtweg weil es niemanden interessiert und die Medien daher nicht darüber berichten.

Ich denke dass die Begründung der Anwälte von CM auch so ungefähr lauten wird. Ob man eine solche Unterscheidung moralisch gut findet oder ob es nicht einheitliche Regeln für alle Fälle geben sollte, die zu größtmöglicher Diskretion verpflichtet, ist wieder eine andere Frage.

monstra schrieb:Das behauptet BILD in seinem ziemlich wirren Artikel, dem man schwer entnehmen kann, was der Rechtsausschuss eigentlich mit dem Fall zu tun hat und wer aufgrund welcher Rechtsgrundlage er Einblick in die Ermittlungsunterlagen nehmen möchte.

Kann es sein, dass der Artikel deshalb etwas unverständlich wirkt, weil es der Zeitung aufgrund des Berichterstattungsverbots über das Thema nicht möglich ist, zu erklären was der Sinn und Zweck dieses Tagesordnungspunkts im Rechtsausschuss ist?
Anders gesagt, dass es nicht möglich ist den Hintergrund des Tagesordnungspunkts zu erklären ohne zu erwähnen was Christoph Metzelder vorgeworfen wird.

Kreuzbergerin schrieb:Kann es sein, dass der Artikel deshalb etwas unverständlich wirkt, weil es der Zeitung aufgrund des Berichterstattungsverbots über das Thema nicht möglich ist, zu erklären was der Sinn und Zweck dieses Tagesordnungspunkts im Rechtsausschuss ist?
Anders gesagt, dass es nicht möglich ist den Hintergrund des Tagesordnungspunkts zu erklären ohne zu erwähnen was Christoph Metzelder vorgeworfen wird.

Im Grunde bleiben nur drei Tagesordnungspunkte: 17., 18. und/oder 27.

https://www.landtag.nrw.de/home/parlament-wahlen/tagesordnungen/WP17/1300/E17-1384.html (Archiv-Version vom 18.08.2020)

falstaff schrieb:Wenn an den Vorwürfen nichts dran wäre, hätte Metze das mit seinem hochkarätigen Team von Anwälten längst klären können. Dass sich seine Anwälte stattdessen hauptsächlich darauf fokussieren jegliche Berichterstattung zu dem Fall zu unterdrücken, könnte leicht zum Eigentor werden.

Das zeichnet sich ja schon eine ganze Weile ab. Eine weiße Weste würde vermutlich niemand verstecken, sondern zur Schau tragen.

x-aequitas schrieb am 08.07.2020:Ich gehe davon aus, dass derzeit Heerscharen von Top-Anwälten versuchen das Unmögliche möglich zu machen.

x-aequitas schrieb:Im Grunde bleiben nur drei Tagesordnungspunkte: 17., 18. und/oder 27.

Danke für den Link - so stellt sich das natürlich noch einmal ganz anders dar.

17 und 18 wären die wahrscheinlichsten TOPs um die es hier gehen könnte und das wäre zugleich ziemlich brisant, weil es eine - wenn auch wahrscheinlich nur marginale - Verbindung mit den derzeit heißesten Kinderpornofällen Deutschlands bedeuten könnte.

Wie vermutet, verraten die Anwälte durch ihre Aktivitäten schon einiges von dem, was sie durch dieselben Aktivitäten eigentlich verdeckt halten wollen.

@falstaff
@x-aequitas

Laut BILD Artikel hieß der TOP aber:

Tagesordnungspunkt „Stand der Ermittlungen gegen den früheren Fußballnationalspieler Christoph Metzelder, Bericht der Landesregierung, Vorlage wird erwartet“

Quelle: https://www.bild.de/news/inland/news-inland/metzelder-anwaelte-wollen-ermittlungsdetails-im-fall-geheim-halten-72402148.bild.html


Kann es sein, dass der Tagesordnungspunkt schon entfernt wurde?

Kreuzbergerin schrieb:Laut BILD Artikel hieß der TOP aber:
Tagesordnungspunkt „Stand der Ermittlungen gegen den früheren Fußballnationalspieler Christoph Metzelder, Bericht der Landesregierung, Vorlage wird erwartet“
Quelle: https://www.bild.de/news/inland/news-inland/metzelder-anwaelte-wollen-ermittlungsdetails-im-fall-geheim-halten-72402148....


Kann es sein, dass der Tagesordnungspunkt schon entfernt wurde?

Hast Recht.

Was sucht ein derartig expliziter Punkt eigentlich überhaupt in einer Landtagssitzung? Mir ist klar , dass die Exekutive eine Kontrollfunktion gegenüber der Justiz ausübt und umgekehrt. Aber warum muss sich der Landtag mit einem verhältnismäßig einfachen Verfahren befassen, das die Justiz schon alleine hin bekommt? Da der TOP leider wohl schon entfernt wurde lässt sich auch nicht mehr nachvollziehen, welche Fraktion ihn eingebracht hat.

Eins ist klar: Wenn es den Anwälten nicht gelingt den Fall aus den Gerichtssäälen herauszuhalten, wird die Presse spätestens zum öffentlichen Verfahren einigen Nachholbedarf sehen. Wahrscheinlich liegt die Verzögerung nicht an Covid, sondern daran, dass die Anwälte alle Register ziehen um das zu verhindern.

x-aequitas schrieb:Im Grunde bleiben nur drei Tagesordnungspunkte: 17., 18. und/oder 27.

Keiner passt wirklich. Wenn der TOP aufgrund der Intervention der Anwälte entfernt wurde, halte ich das für ziemlich gut nachvollziehbar.

Ich stelle mir eher die Frage, warum es so einen TOP überhaupt gegeben hat.

Gemessen am Tatvorwurf - soweit öffentlich bekannt - gibt es wenig erkennbares parlamentarisches Interesse, sich über diesen Fall berichten zu lassen. Da zudem die Landesregierung bei öffentlichen Erklärungen über Ermittlungsverfahren privates und öffentliches Interesse miteinander abzuwägen hat, zudem das Kontrollinteresse des Parlaments in diesem Fall schwach ist, bleibt kaum Raum für eine Berichterstattung.

Kreuzbergerin schrieb:Kann es sein, dass der Tagesordnungspunkt schon entfernt wurde?

Gut möglich. Denn offenbar gestern, 14.08., wurde eine neue Fassung (3. Neudruck) veröffentlicht.

Kreuzbergerin schrieb:@falstaff
@x-aequitas

Laut BILD Artikel hieß der TOP aber:

Tagesordnungspunkt „Stand der Ermittlungen gegen den früheren Fußballnationalspieler Christoph Metzelder, Bericht der Landesregierung, Vorlage wird erwartet“

Quelle: https://www.bild.de/news/inland/news-inland/metzelder-anwaelte-wollen-ermittlungsdetails-im-fall-geheim-halten-72402148....


Kann es sein, dass der Tagesordnungspunkt schon entfernt wurde?

Google hat es noch...

x-aequitas schrieb:Google hat es noch...

Sehr gut!

Schade allerdings, dass sich auch der Landtag von dem Anwaltsteam einschüchtern hat lassen.

x-aequitas schrieb:Eine weiße Weste würde vermutlich niemand verstecken, sondern zur Schau tragen.

So sieht es aus. Wie stellt sich Herr M. bzw. seine Änwälte denn da eine spätere "Reinwaschung" vor, so dass er wieder anerkannt im Fußballsport tätig sein oder gar seine Stiftung weiterführen könnte? Das ist mir total unklar.

sooma schrieb:So sieht es aus. Wie stellt sich Herr M. bzw. seine Änwälte denn da eine spätere "Reinwaschung" vor, so dass er wieder anerkannt im Fußballsport tätig sein oder gar seine Stiftung weiterführen könnte? Das ist mir total unklar.

Wie es ausschaut setzt die juristische Privatarmee alles daran, eine öffentliche Verhandlung zu verhindern. Das ist hoch riskant, denn wenn das nicht gelingt, wird sich die Presse bitter rächen...

Kann es sein, dass hier auch auf Zeit gespielt wird? Was ist denn die Verjährungsfrist für Besitz und Austausch von Kinderpornographie?