@Ahmose In Anbetracht von Wahrnehmungs- und Bewertungsgewohnheiten von Menschen sind deine angeführten Beispiele wenig geeignet, Vergleiche mit dem hier diskutierten Fall zu ziehen. Im Fall Ribéry, so schlimm es sich auch anhören mag, dürfte der Begriff "minderjährig" hinter dem Begriff "Prostituierte" in der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sein. Denn eine Prostituierte bietet (so das Stereotyp) ihre Dienste ja freiwillig an und vielleicht wusste er ja gar nicht, dass sie noch nicht volljährig (auch so eine schöne Nivellierung) ist (statt zu sagen "eine Heranwachsende"). Sowohl Ribéry als auch Ronaldo sind in ihren Ländern Helden-gleiche, steinreiche Idole - dass eine Frau erst knapp 10 Jahre nach der von ihr berichteten Tat Anzeige erstattete, sich vor 10 Jahren mit Ronaldo jedoch bereits auf fast 400tsd. Dollar "einigte", dürfte im öffentlichen Meinungsbild nicht dafür gesorgt haben, dass Menschen hier ein "Opfer" wahrnehmen, auf dessen Seite man sich schlagen müsse, sondern eher um eine Frau, die an Profit interessiert sei. Für die tatsächlichen Hintergründe wird sich dabei niemand wirklich interessiert haben.
Gleiches in Bezug auf Polanski. Wer interessiert sich dafür, was sich in den 70er Jahren zugetragen hat? Erwachsene, gestandene Frauen, die sich 30 bis 40 Jahre später melden und an die Öffentlichkeit treten mit "Kindesmissbrauch" in Zusammenhang zu bringen, dürfte schwer sein. Auch sie dürften einerseits weder als "Opfer" noch als "schützenswertes Opfer" wahrgenommen werden, abgesehen von ebenfalls Betroffenen oder Frauenrechtlerinnen. In der öffentlichen Wahrnehmung bleibt hängen: "ewig her" und "er ist doch frei". Dass er nicht frei ist, weil er frei von Schuld sei, sondern "frei", weil er sich seiner Auslieferung erfolgreich entzieht, geht da nicht ins Gewicht.
Alle drei Fälle haben dennoch eins gemein: Medialen Rückhalt^^. Während die Konsequenzen, die du als "übertrieben" bezeichnet hast, nicht auf sie zutrafen, dürften sie jedoch für ihre mutmaßlichen Opfer eingetreten sein.
Im Fall CM liegen völlig andere Rahmenbedingungen vor. Mittlerweile in Echtzeit kann hier ein Ereignis verfolgt werden, das deutlich macht, wie Wahrnehmungsgewohnheiten Urteile fällen. Es beginnt ja schon beim Thread-Titel. Die StA ermittele, laut ihrer Pressemitteilung, wegen des Verdachts auf Verbreitung kinderpornografischer Schriften. Von der Ermittlung wegen des Verdachts auf Besitz ist da keine Rede. Aber wenn die Bild das an dem Tag der Durchsuchung so publiziert, dann wird es schon so sein. War die erste Frage womöglich noch, wie er an das Material gelangt sein könnte, wird diese dadurch sogleich abgelöst durch die Feststellung: Der muss das regelmäßig konsumiert haben. Nicht umsonst gab es hier im Thread sogleich den Ausflug in CMs sexuelle Gewohnheiten, bei denen man sich nicht einig werden konnte, ob diese nun als pädophil, pädokriminell oder gar medikamenteninduziert anderweitig gestört sei. Der Austritt des Katholiken aus seiner Stiftung hat dann noch den Link zu systematisiertem Kindesmissbrauch vervollständigt, was sich nicht zuletzt in den Anmerkungen zu CMs Stiftungen und deren inhaltlichen Ausrichtungen zeigt, die ja "ganz oft" als Deckmantel Pädokrimineller dienen. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt sind zwei Begriffe etabliert und in Verbindung gebracht: Metzelder - Kindesmissbrauch. Wie der Fall auszugehen hat, wird dann ebenfalls noch nachgeliefert, indem der Verweis auf die Unschuldsvermutung und Sachbelege einer "Bagatellisierung" und einem "Täterschutz" gleichgesetzt wird.
Und das, noch bevor in irgendeiner Weise eine offizielle Bewertung des Anfangsverdachts erfolgte.